Iffe KteSct sich feit Blicken fet Jnteressenlen zeigen ivirv. Und gerade auf Vollständigkeit kann auch die internationale Kunst- ausstellung hier in Rom entschiedensten Anspruch machen. Man hat es verstanden, aus den einzelnen Ländern wirklich nur die bedeutensten Künstler zu Worte kommen zu lassen, und man hat sich weise zu beschränken gewußt. Die Krone unter all den römischen Ausstellungen aber reiche ich unbedenklich der ethnologischen Ausstellung auf der Piazza d'Armi, auf die ich etwas näher eingehen muß. weil hier etwas in seiner Art völlig Neues versucht und bis zu einem gewissen Grade auch erreicht worden ist. Niemals hat eS wohl ein Land bisher der Riesenmühe für wert gehalten, ein nach Provinzen geordnetes komplettes, anschauliches Bild seines künstlerischen und industriellen Wirkens wenigstens in großen Zügen zu geben. Italien , dieses kleine, arme, von Unglück und Krankheit heimge- fuchte Land, das so oft die Opferwilligkeit fremder Nationen an- uchen mußte, hat nun einmal gezeigt, was eS durch eigene Opferwilligkeit zu leisten vermag. Man denke sich eine Riesenfläche, um- säumt von zypressenbekrönten grünen Hügeln, in malerischer Weise mit einer Reihe von palastartigen Häusern bebaut, die den Haupt- Baustil der einzelnen Provinzen Italiens in einer geradezu be- wundernswerten plastischen Deutlichkeit veranschaulichen. Wer Italien von Süd nach Nord und von West nach Ost bereist hat, der wird mit freudigem Staunen hier aus allen ihm liebgewordenen Hauptstädten der einzelnen Provinzen einen charakteristischen Palast täuschend getreu kopiert wiederfinden: Venedig , dieses Dorado jener Jtalienreisenden, die nur bis Oberitalien gelangen, wird durch die Fassade des Domes mit den berühmten Glocken läutenden Gestalten an schöne Tage des Kunstgenusses erinnert. Florenz , die „Blume, die sich stets erneut", wie stolz an der Fassade geschrieben steht, wird in einem zur Stunde erst der Vollendung entgegen- gehenden Palast von echter Renaissancekultur versinnbildlicht. Gleich daneben im Umbrien -Pavillon betreten wir den Rathaussaal von Perugia , den wir im Original erst unlängst besichtigt haben. Am allertäuschendsten vielleicht wird uns die Provinz Piemont ver- anschaulicht; da betreten wir sogleich einen, rings von wappenge- schmückten Giebeln umragten viereckigen Hofplatz, der zu den Ge- mächern führt, diesen Gemächern, die ehemals zu einem alten Kloster gehörten. Daneben steht das Haus der Abruzzen, mit den, an Limoges -Kunst erinnernden eingerahmten Majolikabildern und mit den kunstvollsten Stickereiarbeiten. Das Wort von dem„Augen- blick", den man„zum Verweilen einladen möchte", da er so schön sei, dieses Dichterwort fiel mir ein, da ich mich hier immer wieder mit Gewalt von den einzelnen Objekten losreißen mußte, um wenigstens noch Einiges von dem Vielen zu erraffen, das die anderen Pavillons bieten. Da war z. B. noch die so gut wie vollständige Trachtensammlung zu studieren, die einen lehrreichen Einblick in die Treue gestattete, mit der in den italienischen Provinzen allent- 5alben noch die alten Trachten und Bräuche beibehalten werden. )a wird uns eine Hochzeit aus einem Dorfe veranschaulicht, Castel- delfino heißt es und liegt in Piemont, dann wieder eine Taufe, wo- bei die Aelteste des Dorfes den Neugeborenen, der in einer Holz- wiege schlummert, hoch auf dem Kopfe trägt, während zwei Mädchen, wohl die Geschwister des Täuflings, in einem Körbchen zwei weiße Opfertauben tragen. Im gleichen Haus wird uns auch einmal Gelegenheit gegeben, die Geschichte der Fastnachtskomödie und die der„Commedia dell'Arte ", der Stammutter der modernen satirischen Komödie, die auch auf die ersten Opern entscheidenden Einfluß ge- habt hat, an Puppen gezeigt, die auch in der Physiognomik Künstler- Hände verraten. Nun habe ich wohl doch schon zu diel erzählt und habe doch wcch nicht einmal von dem gewaltigen neuenthüllten Viktor- Emanuel-Denkmal auf der Piazza Venezia gesprochen. Ist dieses Denkmal, von dem so viel Aufhebens gemacht worden ist, wirklich der monumentalen Größe und Vergangenheit der ewigen Stadt würdig? Doch wohl nur, soweit der monumentale Abschluß des Platzes als solcher und der perspektivisch glückliche Abschluß der Hauptstraße Roms , des Corso Vittorio Emanuele in Betracht kommt. Das Denkmal selbst ist jedoch mehr dekorativ üppig als innerlich gewaltig. Vielleicht, daß. wenn eS erst ganz vollendet ist, wenn erst das Sieger-Viergespann die Zinne bekrönt und wenn die Patina das heute gar zu gleißernisch neu wirkende vergoldete Reiterstand- bild Viktor Emanuels dunkel gefärbt hat und wenn auch das allzu reichliche Figuren- und SiegeSemblem-Beiwerk nachgedunkelt ist, dielleicht daß dann die Monumentalität des Denkmales kräftiger in die Erscheinung tritt. Heute wirkt das Ganze noch etwas zu fanfaren- Haft aufdringlich. An Festlichkeiten aller Art wird in dem jubilierenden Italien watürlich nicht gespart. Der ernsten Musik wird, in Gestalt eines manches Schöne bringenden OpernzykluS im Teatro Costanzi zu Rom ebenso gehuldigt, wie dem Sport— in Gestalt von Atlethen — und anderen Wettkämpfen. Man hat sogar in Rom eigens ein ein halbe? Hunderttausend Menschen fassendes„Stadium" zu diesem Zweck gebaut, in dem zu Beginn des Herbstes u. a. ein historisches Turnier im Stile des dafür maßgebenden 17. Jahrhunderts ver- anstaltet werden soll. Eigentliche Volksfeste aber sind bisher wenigstens noch nicht gefeiert worden, auch von VolkSver- aünstigungen habe ich, abgesehen von der allerdings große Fahrtermäßigungen gewährenden„Tessera" der Staatsbahnen noch «ichts vernommen. Doch fassen wir uns in Geduld! Erfahrungs- xemäß beginnen ja gerade in den südlichen Ländern die eigentlichen Volks-Familienfeste erst dann, wenn die Fremden in ihre heimische? oder in die schweizerischen Berge abgereist sind. Arthur«ejsser, i Hettefte und neueste Kultur im Often. ii. 7 Die Eroberung und Semitisierung BabhlonienS ging schnell und gründlich von statten. Ohne neuen Zuzug von außen ging der sumerische Volkstypus nach und nach unter wie seine Sprache« Nur im„Gottesdienst", im Verkehr mit den Geistern und Ge» spenstern, die Sumerier wie Semiten gleichmäßig fürchteten, erhielt sich die altsumerische Sprache, denn ihnen konnte man nicht zu« muten, eine neue zu lernen.(So versteht im katholischen Christen» tum der liebe Gott nur lateinisch; wer in einer andern Sprache etwas von ihm erbitten will, muß sich an einen beliebigen Heiligen als Dolmetscher wenden.) Diese alte Kirchensprache hat sich viel» leicht bis in die persisch-griechische Zeit erhalten, ist dann abe» mit der Herrschaft ganz unzivilisierter Völker in den dortigen Gegenden ebenso ausgestorben wie die Kenntnis der Schrift der alten Zeit. Das mußte alles erst wieder von der europäischen Wissenschaft neu entdeckt werden. Ende des dritten Jahrtausends herrschten die Semiten wohl schon allerorts. Aber auch sie lebten noch in kleinen, von einander unabhängigen Stadtstaaten, die sich oftmals bekriegten und ein» ander unterdrückten,— ein Zustand, der durchaus an die griechisch« Geschichte erinnert. Aber schon ca. 280(1(nach Ungnad 2000) könnt« der König Saigon von Akkad(Agade) ein größeres semitische? Reich mit einer neuen Hauptstadt Babel gründen.*) Diese? Reich scheint recht schnell wieder zerfallen zu sein, aber die Stadt Babel erhielt sich in Ansehen, durch ihre Kunst und mehr noch durch ihre Wissenschaft,— was man damals so Wissenschaft nannte: Astrologie und Kenntnis von Göttern, Geistern und Gespenstern, sowie den Verkehr mit ihnen. Da diese Geister nach damaliger Anschauung auch in den Gest'rnen wohnten, so gehören beide durch- aus zusammen. Doch scheinen damals die astronomischen Beobachtungen und Berechnungen schon recht scharf gewesen zu sein. Die Sterw- bilder hatte man schon eingeführt und den Himmel auch sonst«in- geteilt. Man rechnete das Jahr zwar noch zu 12 Monaten zu je 30 Tagen und schob auf königlichen Befehl, wenn die Sache nicht mehr ganz stimmen wollte, einen dreizehnten Monat ein, so daß man ein Schaltjahr von 390 Tagen erhielt, aber man hatte doch ausgefunden, daß ungefähr zu Sargons Zeit der FrAhlmgspuntt (der Termin der Frühlingstag- und nachtgleiche)«»S dm«- Kwll-. lingen, wo er vorher gestanden hatte, in das Zeichen tet»©tt«tt?, das damals aber jedenfalls anders hieß, übergetretttu war. Man teilte also damals das Jahr ganz neu ein, stellte den babylonischen Hauptgott Marduk, der im jungen Stiere verehrt wurde(da? „Kalb " der Bibel) an die Spitze und so blieb es 2700 Jahre lang bis in der letzten assyrischen Zeit der Frühlingspunkt in den Widder trat und unsere heutige Sternbilderfolge festgesetzt wurde (die nun auch bereits fast 400 Jahre überholt ist, denn so lange liegt der Frühlingspunkt schon in den Fischen). So herrschte Babel durch seine theologische„Wissenschaft", auch wenn es nicht den politischen Mittelpunkt, wie in der Assyrer- und Perserzeit bildete,— ein wahres Rom der Vorzeit, dessen Einfluß sich weit über Cyrus heraus erhielt und dessen Geist und Gedanken auch ins Christentum gekommen sind: teils auf dem Wege über da? Judentum, dessen Bibel und Religion durchaus babylonischen Geist atmet, teils auf dem Wege über Kleinasien , den die mehr rück- ständigen religiösen und mythologischen Ideen Babyloniens ein- schlugen und von da inS Griechen- und Römertum gelangten. Im dritten Jahrtausend waren die ersten semitischen Ein- dringlinge bereits so von der Kultur selbst geschwächt, daß eine neue semitische Einwanderung aus der Steppe zugleich sich in Babylonien , Phönizien und Aegypten (Hyksos) geltend machen konnte,— die sogenannte kanaanäische. Mit dieser hebt sich die babylonische Kultur auf ihre höchste Stufe. Als bedeutendsten Fürsten der damaligen Zeit— natürlich häuft die alte Geschichte alle Kulturtatsachen noch viel mehr auf die Fürsten , die nicht nur als von Gottes Gnaden, sondern selber als Götter galten, noch viel mehr wie die neuere— kennt man jetzt Hammurabt (zwischen 2200 und 1900 vor u. Z.), dessen Name sich an eine bedeutende Gesetzgebung knüpft, die für den alten Orient von der- selben Bedeutung war wie für den Westen das römische Recht und jedensallS viel länger in Geltung blieb als dieses. Noch dt« „mosaische" Gesetzgebung, zwischen 600 und 300 kodifiziert, erweist sich als von der HammurabiS beeinflußt: die damals„modernen, aus dem Exil zurückgekehrten Juden erweisen sich als echte Ba- bylonier. Insbesondere seit der Hammurabizeit bewegt sich di« babylonische Kultur stark nach dem Westen, ans Mittelmeer und zwar sowohl in ihren künstlerischen Fertigkeiten wie in ihren intellektuellen Ergebnissen. Kleinasien steckt voll künstlerischer Denkmäler, die den Uebergang der babylonischen Bau- und Bild, *) Andere verlegen die Gründung Babels in des König? Sumu-Abum Zeit, um 2230.