ist er auf dem Schloß und schüttelt dem Griechenkönig die Hand, denn im Ausland müssen Landsleute immer zusammen- halten.Na, er war übrigens sehr nett, aber er hatte schon Frühstück gegessen. Im übrigen ein verdammt schlechtes Land zur Wanderschaft, denn da gibt es keine Schuster. Nein, da lob ich mir Italien ! Da sind Schuster, aber keine Arbeit, da kann man es ruhig drauf ankommen lassen und sich von Ort zu Ort durchfechten. Sie konimen nicht, so wie diese emsigen Deutschen jedesmal, wenn man um ein Geschenk bittet und sagen: Vitt schön, Sie können Arbeit bekommen. Und es ist so warm da, daß man auf dem bloßen Erdboden schlafen kann. Wein fließt da in allen Rinnsteinen, aber das ist übrigens man Jur." Garibaldi hebt die leere Flasche hoch in die Höhe und guckt verwundert unter den Boden t der junge Meister blinzelt Pelle zu, und der saust im Galopp und holt einen halben Pott. In Pelles Ohren siedet das heiße Blut. Hinaus, hinaus, er muß hinaus und wandern so wie Garibaldi, sich in den Weingärten vor den Gendarmen verstecken und den Schinken aus dem Schornstein stehlen, während die Leute auf dem Felde sind. Es ist ein Geist in ihn und in die andern gefahren, Fachgeist t Werkzeug und Leder begegnen sich liebkosend mit den Fingern, wenn man danach greift, jedes Ding hat seine innerliche Farbe, die etwas erzählt. All das Staubige und Altbekannte ist wie weggestrichen von der Werkstatt, auf den Borsten stehen die Gegenstände und strahlen Interesse aus. die langweiligsten Dinge haben glitzerndes Leben erhalten. (Fortsetzung folgt.) lNachdruck verboien.) 51 Der Vater, Von C. V i e b i g. Die Luzia, die seit sieben Jahren beim Müller diente, war herzlich froh. Immer und immer bei fremden Leuten sein sie war eine Waise und kannte kein eigenes Heim fällt auf die Dauer doch schwer. Ihr sanftes Gesicht hatte sich ties gerötet, als der Toni sie angesprochen hatte vom Nachbargrund her. Die Wiese stand üppig, sie schnitt den Klee für die Geisen heraus. Er hatte sonst niemals mit ihr geredet, ihr nur stumm zugenickt, sie aber hatte allzeit höflich gesagt:Boschur, Hahr Kammererl" Doch er hatte ihre Arbeit beobachtet, und da gefiel sie ihm. Ein fleißiges Frauenzimmer! Vorm Bücken scheute die Luzia sich nicht, nie hatte er sie lässig gefunden; und still-freundlich war sie. Er hörte sich heimlich um: rechtschaffen auch das war wohl Eine, mit der e? glücken konnte!--- Der Toni stand hinten in der Kirche, hinter dem Vorsprung des Beichtstuhls versteckt, als die beiden getraut wurden. Der Kranz und der Schleier zierten die Luzia freilich nicht mehr, die hatte der Josef ihr schon verscherzt, aber sie war doch eine Braut, an der man sein Wohlgefallen haben konnte. Als der Priester sprach:Siehe, also wird gesegnet jedermann. der den Herrn fürchtet," nickte der hinterm Beichtstuhl Verborgene mehrmals hintereinander mit dem Kopfe ganz überzeugt. Und dann faltete er seine Hände fest in einer fröhlichen Zuversicht: nun würde es gut werden mit dem Josef I Besseres konnte man für den Josef gar nicht tun! *» » Der Toni Kämmerer schien auf seine alten Tage noch ein Weiberfreund geworden zu sein. Sie neckten ibn: hatte er auf die Luzia ein Auge geworfen? Man sah ihn öfters hinter das Dorf herausgehen, wo auf einem Stückchen Feld das winzige Häuschen stand, ein früheres Hirtcnhaus, das die Gemeinde dem Josef bei seiner Verheiratung eingeräumt hatte. Nur eine ge- ringe Miete sollte er zahlen ein paar Groschen> nur eine Miete dem Namen nach, damit er nicht wie ein Armenhäusler hauste. Das hätte die Luzia auch nicht getan. Arm war sie, aber sie hatte ihren Stolz; der Toni sah auch mit einer heimlichen Genugtuung, wie sie schaffte. Ins Haus hinein ging er nicht, aber er strich um dasselbe herum wie ein spähender- Verliebter, und hörte er drinnen eine Frauenstimme, die mit freundlichem KlangJosef" rief, und ant- wartete dann ein vergnügtes Pfeifen, so faltete sich sein Lcder- gesicht zu einer Art von Schmunzeln. Und mit«Schmunzeln sah er auch, wie die jungen Eheleute mit einander ihr Feld bestellten. Er stand von weitem und konnte nicht genau erkennen, wer den Hauptteil der Arbeit leistete, er oder sie, aber gleichviel, wenn er nur überhaupt etwas arbeitete. Die Lust würde ihm dann schon nach und nach kommen. Die Miete wurde bezahlt. Es war als ob unter der Frau Händen das Feld gut gediehe; sie hatten Kartoffeln genug, und was sie sonst brauchten, verdiente das Weib im Tagelohn. Luzia half ihrckm Müller aus, beim Heuen sah der Toni sie wieder drüben auf der Nachbarwiese, und er wunderte sich, daß sie mit der schweren Heugabel noch so hantierte. Sie war ganz allein beim Gespann, hoch mußte sie den Arm beim Aufstaken recken. Wie zieht et eweil,?" rief er sie an. Da kehrte sie ihm einen Augenblick ihr heißes Antlitz zu, au? dem die Anstrengung eine tiefe Falte über der Nasenwurzel ein- gegraben hatte�und Schweißtropfen über die Wangen rinnen ließ.Et muß eweil gud giehn." Und sie schaffte gleich weiter. Die Wangen waren schmäler geworden, der Mund in die Breite gezogen, die Augen matt es war nicht recht vom Josef, daß er sie jetzt noch so schwere Arbeit schaffen ließl Seine Heu- gabel aufsetzend wie einen Sprungbock, schwang sich der Toni übev den breiten Graben, der die beiden Wiesenstücke trennte. Mit der Kraft eines Jugendlichen kam er ihr zu Hilfe. Sie hatte ihm einen verwunderten Blick zugeworfen, erst abwehren wollen:, , ech kriehn et gut allein färdig," aber als er sich nicht daran kehrte, wie mit einer Art von Wut in das duftende Heu am Boden stach, es auf den Karren warf in hohem Schwung, litt sie es schweigend. Das schaffte doch anders, als wenn sie allein hier warl «Schon gab es nichts mehr aufzuladen. Mit der Rückseite der linken Hand sich die«Schweißperlen von der geröteten Stirn wischend, reichte Luzia dem Toni ihre Rechte:Merci, Ihr seid esu gud," zog sich dann das verrutschte Kopftuch wieder tiefer ins Gesicht, raffte einen Stecken auf und trieb ihre Ochsen an. Er sah ihr stirnrunzelnd nach, wie sie vor den Tieren herschritt. sie rechts und links leitend mit ihrem Stecken, ihrHott" und Harrüh" rnfend wie ein Mann.--- Es war abgeerntet, als der«Scheidweiler Josef einen Sohn bekam. Der Toni atmete auf, als er's zu hören kriegte: ein Glück! Söhne schlagen ja nach der Mutter! Aber gleich darauf seufzte er und sein Gesicht verfinsterte sich in einem tief-ver- drofsencn Erinnern: aber nicht immer ist die Mutter danach I Im Dorfe zeigte sich eine allgemeine Teilnahme für die junge rau, sie hatte es schwer gehabt mit der Geburt. Sie hatte nicht cit gehabt, vorher nach Clausen bitten zu gehen, sie war im Tage- lohn bis auf den letzten Tag. Ihr Jammern war zu hören ge- Wesen bis in die Dorfhäuser. Und recht schwach lag sie jetzt da, ein winziges Kindchen neben sich.< Der Josef lärmte im Wirtshaus. Der und jener hatte ihm etwas zugesteckt für die Frau, das vertrank er: die Luzia brauchte ja nichts, nach der sah die Frau vom Deines und andere Weiber. Am dritten Tag sollte Taufe sein, er besorgte schon vorher das Be- gießen.--- Mariengarn spann sich betaut über die Stoppelflur, die Sonne hatte schon etwas vom Scheiden im Blick, als der Toni der Hütte am Kartoffeläckerchcn zuschlich. Es ging auf den Abend, der Joses saß noch im Wirtshaus, da konnte er ungesehen bei der jungen Mutter eintreten. Die äußere Tür war nur angelehnt, er schlich hinein auf den Zehen. Die Hütte hatte nur wenig Gelaß, von außen kam man gleich in die Küche, und aus der fensterlosen Küdie führte ein Türchen in die Stube hinein. Still war's, nur Fliegen summten. und man hörte das zarte Atmen des Kindchens an der Mutter Brust. Die Luzia schlief nicht. Mit weiten Augen sah sie den Toni an. Sie erkannte ihn zuerst nicht im Dämmerschein, aber dann lächelte sie:Ihr seid et, Ihr?!" und streckte ihm erfreut die Hand entgegen. Er setzte sich auf den«Schemel , der an ihrem Bett stand, aber er wagte es nur, sich ganz auf ein Eckchen zu setzen er fühlte eine heilige«Scheu vor Mutter und Kind. Dat is äwer schien, da Ihr mech besuchen kommt!" Sie zog ihn schwach näher zu sich heran.Wißt, diesen Momang haon ech an Eich gedaachl" Er wußte nicht, was er sagen sollte, und er hätte ihr doch so gern gesagt, daß sie von ihm eine Beisteuer annehmen könne für den Jungen und daß der fchon erzogen werden sollte, wie sich's gehört. Dat Köndche is lieb, gäl?" Die Mutter nahm, immer noch lächelnd, das Kind von der Brust und hielt es dem Toni hin. Kucktelhei, kuckt I" Der Junggeselle wand sich verlegen, er traute sich nicht das Bündel anzufassen, und doch hätte er'S gern getan. Aber das fühlte er, die Mutter erwartete es, er mußte ihr etwas Freundliches sagen, und so stieß er denn verzweifelt heraus:<Sn groß Könd, en ärg grüß Könd," und lachte dumm vor lauter Be- klommenhcit. Sie lachte auch: nein, groß war das Kind nicht, da? verstand er nicht, aber es konnte ja noch groß werden! Liebevoll steckte sie den Zeigefinger ihrer breiten ArbeitShand in das winzige, zu einem ganz kleinen Fäustchen geballte Puppenhändchen. Wie soll et dann heißen?" Ach je," sie griff wieder nach deS Toni Hand und hielt sie fest,dat is et jao grab, waorum ech vorhin an Eich gedaach haonl Ihr seid alleweile so gut zu mir" ihre Stimme sing au ein klein wenig zu zittern,ech maanen, ech wären undankbar. wann ech den Jong net Eiren Naomen,!" Sie machte rasch eine beruhigende Handbewcgung, als er unwillkürlich zu- sammenzuckte.Ihr sollt net in der Kirch' Gevatter stiehn, Ihr sollt mer aach neist schenken für dat Jüngelchel Acwer wann Ihr net dawidder seid ihre Stimme wurde leise, ganz verschämt. Toni möchten ech hän esu gären rufen!"