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fich eigentlich all bie Mühe der Modellierung gezeigt den Typ des Beweglichen: Der Reiter blidt zur Seite, bie macht. Die Defonomie, die der Urgrund jeder Aesthetik ist, Rumpfachse steht zu der Kopfachse in einem offenen Winkel. Dazu möchte beinahe hoffen, daß der besagte Mann sich die Mühe glück- fommt, daß die Epidermis der beiden plastischen Körper nervös auflicherweise gar nicht gemacht habe. Er ließ es bei einer Ver- gelockert wurde; wir sehen das Baumzeug und die einzelnen Uniform gipfung der Natur bewenden, er verzauberte Fleisch in Marmor oder stücke als ornamentale Atzente benutzt. Von alledem ist der Hildebrandt Bronze. das Gegenstück. Er will die Ruhe: Der Reiter ficht streng geradeaus, man spürt diese die Wirkung bestimmende Achse, die noch deutlicher wird dadurch, daß der Kopf des Pferdes zur Seite gebogen wurde. Nun erst tommt die massige Senkrechte des Reiters zur vollen Wirkung, und fie wird noch weiterhin entfaltet. Sie steigert ihr Volumen dadurch, daß der Reiter beide Beine vom Pferdekörper abspreizt. Alles lastet, zieht abwärts; alles wölbt sich und vermittelt Raumgefühl. Solche Wirkungen, folche Probleme sind es, die an diesem Hildebrandt lebendig werden.haten
Wenn dem doch so wäre. Leider wiffen wir es besser. Wir wissen, daß all die Männerakte und die Weiberkörper, die hier auf einem oder auf zwei Beinen herumftelzen, die hier hocken oder sich bäuchlings refeln, ganz vorschriftsmäßig gefünftlert wurden. Man weiß nur nicht recht, wozu solche Mühe notwendig war. Wenn wir erstarrt nichts anderes zu sehen bekommen sollen, als was draußen frei umherläuft, so dünkt uns das ein Raub an der Natur. Die Nacktheit allein tut's auch nicht; dafür gibt es das Freibad.
Was wir in einer Kunstausstellung sehen wollen, das find: plastische Probleme, Organisation der Beweglichkeit zur Bewegung, der Vielfältigkeit zur Einheit, des vergänglichen Fleisches in die Es wäre ein allzu grauer Jammer, erschöpfte sich das plastische Ewigkeit von Stein oder Metall. Was wir sehen wollen, find Erträgnis der großen Kunstausstellung in einem halben Dugend an nicht Kadaver, die irgendwie mit einer Konservierung injiziert fehbarer Werke. Solchen Bankrott zu verhüten, ist die heitere Revue wurden. Wir wollen ein neues Leben, eine Schöpfung aus dem moderner Porzellane ein treffliches Mittel. Während der Willen des Künstlers, ein Gebild aus totem Material, aber dennoch letzten Jahre haben die deutschen Porzellanmanufakturen in der eine höchste Art des Lebens, wir wollen eine Form und nicht ge- Gefäßbildung und noch mehr in der Kleinplastik außerordentliche frorene Natur zu sehen bekommen. Weil dem so ist, können uns die Fortschritte gemacht. Und zwar sind an dieser erfreulichen Entmeisten der in Moabit aufgestellten Plastiken nicht intereffieren, wickelung die föniglichen Anstalten nicht weniger beteiligt, als die einerlei, ob sie nun Wasser schöpfen, sich Blumen ins Haar binden privaten; nur Meißen ist ein wenig zurückgeblieben. Wir finden es oder sonstwie romantische Bosen machen. Selbst, wenn solches hier nicht vertreten, dafür aber: Berlin , Nymphenburg und alles sozusagen elegant geschieht und mit virtuoser Technit eine ganze Reihe junger unternehmungsluftiger Fabriten. Da ist z. B. hergestellt wurde, selbst wenn der Marmor auf das raffinierteste die Offizin der Gebr. Megler u. Ortloff, Jimenau; fie Man kann eine Gans für Durchbohrt, unterwühlt, ausgehöhlt und spiegelnd poliert wurde, so macht billige, sehr amüsante Stüde . bleiben wir doch fühl bis ans Herz hinan. Aus unserer Lethargie 4,50 M. und ein entzückendes, schlankes Wiesel für 8,50 m. kaufen. würden wir erst erwachen, wenn uns ein Werk begegnete, vor dem Das ist natürlich immer noch Geld genug, und sehr viele werden unser Empfinden, unsere Leidenschaft und unsere Logif aufwallten: weder die Gans noch das Wiesel Heimtragen fönnen. Indessen, sehr Sehet, wie dieser Künstler das Detail dem Rhythmus zum Opfer biele, wenn sie den Schund, den sie im Laufe einiger Jahre an sobrachte, wie er hier die gespannte Nervosität seiner Persönlichkeit genannten Nippes und blöden Scherzartikeln sich zulegten, zu in den Marmor hämmerte, wie er dort das sterbliche Objekt in ein fammenzählen, so haben sie eine bedeutsamere Summe zum Fenster Sie hätten besser daran getan, wenn sie nun unsterbliches, typisches Gegeneinander von Tragendem und Lastendem binausgeschmissen. wandelte. Es geschieht immerhin einigemal, daß wir auf dem schon einen Zierrat haben wollten, die Groschen zu sammeln, um offiziellen Kunstmarkt auch der Kunst begegnen. fich nach einer Spanne des Wartens mit solch einem Wiesel oder Ernstes ein fleines Kunstwerk ins folch einer Gans allen Haus zu schaffen. Bon außerordentlichen Reizen sind die Plastiken, die 23 Waterle für Nymphenburg macht. In einem halbaft läßt er uns die sprühende Lebendigkeit des beweg lichen Materials fühlen. Man sieht die Schöpferkraft des Fingers brudes im Ton. Man erlebt die Figur als etwas Tönernes, als Hohlkörper. Auch die für das Porzellan spezifische Illusion des Berbrechlichen mußt Waderle mit lustiger Sicherheit. Er legt um den Rock einer Bäuerin eine geträufelte Rüsche, er besetzt die Taille mit amüsanten Snöpfchen, er läßt die Schürzenbänder flattern; das alles aber ohne das Maß des Plastischen zu gefährden. Dazu kommt die Farbe. Er fäme nicht aus mit der Unterglasurpalette; er braucht fräftige Töne, Schwarz, Gold, die Buntheit der Blumen. Er hat aber auch sein Vergnügen an müden, nur leise summenden Farben. Einige sehr interessante Stücke zeigen die Schwarzburger Wertstätten, darunter die Gartenplastif eines großen Papageis. Eine von ohngefähr aufgebaute und von obenhin modellierte Waffe, ein paar Spiegelungsmöglichkeiten und doch ein freischender Vogel. Bon Barlach sehen wir eine kauernde Frau, ein plastisches Gefäß. Die gebogenen Flächen sammeln das Licht und verklären das Bettelweib. Diese Wölbungen werden zu einer Art von Resonanztessel für das Monumentale. Weit harmloser sind die Tierfiguren aus der Fabrik der Gebrüder Heubach. Wir sehen einen ganzen Reigen lebendiger, in Farbe und Glanz sprühender Vögel, ausgezeichnet beobachtet und fed modelliert. Ein Star schlägt mit den Flügeln, eine Möwe träumt graublau, ein Rabe versinkt in Schwarz .
Das geschieht freilich nicht bei dem großen Michel, den Ernst Seger ( 2) im Park den Passanten in den Weg stellt. Der Kerl hat zwar genügend Bronze im Leibe, hat auch einen gewissen Schlenter; aber sein Pathos wirkt nur komisch. Dem Bildhauer ist die große Masse völlig entglitten. Die Abmessungen allein tun es nicht. Das mußte auch Manzel( 1931) erfahren. Er hat über einer Basis von diversen Metern einer Galerie von Einzelfiguren placiert. Darunter finden sich Greise, Jünglinge, Mädchen, solche, die die Augen zumachen, solche, die die Arme vorstrecken. Sie stelzen in zwei Abteilungen vor einer Wand und bewegen sich von links und rechts gegen eine im Mittelpunkt sigende Figur. Manzel wollte das„ Kommt her zu mir alle" des Jesus von Nazareth gestalten. Er hat dabei an Bartholomé und dessen Totenmonument auf dem Père Lachaise gedacht. Was aber schon dem Franzosen nur zu einem Teil gelang, ist dem braven Manzel völlig mißraten: die getragene Musik der Linien, das Miserere der Leiber. Viel besser als Manzels theatralisch verpuffender Aufwand ist ein Grabmal von Ludwig Dasio( 42), ein antites Thema umgedeutet in modernes Naturgefühl; lebendig und doch in geschlossenen, an die Schwere des Steins mahnenden Flächen modelliert. Auch Hosaeus ( 1867) zeigt ein beachtenswertes Grabdenkmal; es ist auf das Thema vom Schlafe gestimmt. Das Gefühl des Vergessens wird durch die aneinander Hintastenden Hände des in der Mittelachse der Architektur stehenden Mannes vermittelt. Ein ähnliches plastisches Motiv zeigt eine Figur von Franz Britel( 1152), die äußerlich zwar das Gegenteil zu deuten scheint, dieweil sie tanzt, die aber dennoch gleich dem trauernden Mann des Hosaeus ihr plastisches Leben aus dem Gefühl einer sich lösenden Balance empfängt.
Die bedeutsamste Leistung dieser Heiteretei aber zeigt ohne weifel die Berliner Manufattur: einen neuen Stil der Borzellanplastik, der gar nichts Spielerisches und nichts von dem Mondänen des modernen Kopenhagen hat. Dazu ein Wert, das in Die besten Plastiken der Ausstellung sind zwei Reiterstandbilder, feiner Großzügigkeit und in seinem Reichtum an die besten Tage der ein Bismard von Hildebrandt, ein Wilhelm II. von Tuaillon. europäischen Porzellanfunst erinnert. In der äußeren Form eines Wir sind uns gewiß darüber einig, daß die in Deutschland graffie- Tafelaufsages schuf Adolf Amberg ein lebendiges Tanagra. In rende Denkmalsseuche an sich eine sehr üble Erscheinung ist. Wir zwei Zügen gegeneinander nahen sich Braut und Bräutigam, bes könnten uns auch gut denken, daß es Leute gibt, die in der Auf- gleitet von je zehn Gespielen. Es ist nun außerordentlich schön, wie richtung von Denkmalen für Vertreter der dynastischen Macht einen durch diese Mädchen und Knaben, diese Frauen und Männer ein festUnt schwingt. die Braut tönt δας politischen Akt sehen. Das ist es auch zweifellos. Aber das inter - licher Rhythmus effiert uns jett nicht. Interessiert uns ebenso wenig wie etwa die Mandolinengeflimper einer Kleinen Japanerin zu dem Ge Frage, welche politischen Absichten mit dem Marc Aurel , mit raffel einer Tänzerin des Südens. Eine Chinesin tommt dem Gattamelata oder dem Colleoni erstrebt wurden. mit zierlichen Schritten, sie liebfost einen Papagei; ein Pfau und Uns interessiert die Benamung der Reiter durchaus nicht; eine Hündin schmiegen sich um zwei andere Mädchen. Am Schluß interessiert allein die Tatsache des Reitens, das heißt: des Buges schreitet eine Gruppe von zwei Frauen, die gestrafften Das Lasten zweier flexibler Körper aufeinander, die Auf- Leibes glatte hohe Krüge auf den Köpfen tragen. Diese Gruppe stellung einer machtvollen Masse auf vier, vielleicht auch nur wirft als Steigerung auf das Tempo der vor ihr tänzelnden auf drei Trägern. Uns intereffiert ferner: Das Spiel der Richtungs- Figuren; durch ihre größere Masse, durch eine flare, energische Be achsen, wie sie durch den Körper des Pferdes und den des Reiters wegung scheint sie das Puppenspiel an die Grenze des Monu gelegt werden können. Uns interessiert der optisch- psychische Kampf mentalen, zu drängen. Um den Bräutigam entwidelt sich der beiden übereinander gelagerten Massen: wie das geringere ein gleiches Geschehen; ein Neger bläst dröhnend sein wilden Gesellen. Volumen des Reiters über das Pferd herrscht, wie die schwerere Horn, dazu jauchzt der Dudelsack eines Und zuletzt tommen Masse des Pferdes sich damit begnügt, eine Erweiterung des Jagdtrophäen werden herangeschleppt. Sockels zu sein. Das sind die Probleme, mit denen wir uns wiederum Zivei, diesmal sind es Männer, die eine Rüstung beim Anschauen eines Reiterstandbildes auseinanderzusetzen haben. tragen; ihr harter Lauf stößt alles nach vorn. Dieses Hasten und Weil die in Moabit stehenden Reiterfiguren von Tuaillon und Hildes Drängen, das über der Ganzheit dieser beiden gegeneinander brandt gut und typisch sind, müssen wir sie anschauen. Tuaillon orientierten Züge sich entlädt, ist um so pathetischer, als die einzelnen
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