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Figuren von einer intimen, fich felber genießenden Grazie umkleidet Brustteil zu bewegen, während der Mann bei jedem Alemzug bie find; es ist um so fieghafter, als inmitten des Trubels, wie Jnfeln, ganze Bauchdecke in Bewegung seßt. Man betrachte nur eine wie Balancepunkte, in stolzer Zurückhaltung: Braut und Bräutigam Sängerien im Theater, wenn sie eine anstrengende Arie beendet gegeneinander reiten. In diesem Kontrast offenbart sich Ambergs hat. Der Busen hebt und sentt sich mit einer Heftigkeit, die era startes Gefühl für das Monumentale. Wir glauben einen Augen- fchredend und zugleich abstoßend auf die Zuschauer wirft. Auch blick an die Möglichkeit, daß auch Europa   es lernen fönnte, in dem das Herz ist mehr oder weniger zusammengeschnürt und erfährt Porzellan ein Wittel zur großen Form zu finden. Wie es die im Laufe der Zeit Veränderungen, die eine richtige Zirkulation Plfiaten schon vor Jahrhunderten gefunden haben. des Blutes verhindern. Am meisten leiden die Verdauungsorgane unter der Tyrannei des Korsettpanzers. Der Magen wird der zerrt und verschoben; die Leber senkt sich und mit ihr auch die rechte Niere, die zu wandern" beginnt. Die Unterleibsmuskeln, durch das Korsett festgelegt, weiten und spannen die Bauchwand aus.

Kleines feuilleton.

Psychologisches.

Tatsache ist, daß der Stahlpanzer des Korsetts schlimme Folgen für die Gesundheit seiner Trägerinnen nach sich zieht. Sie wissen es, glauben es und verteidigen ihn doch. Welches sind nun die be 8ur Psychologie des Gerüchtes. Ein dankbarer fürwortenden Argumente der Frauen? Sie sagen, es gibt gute Stoff für Humoristen, eine Freude für flatschfichtige Staffeefchwestern und schlechte Korsetts, und außerdem verschiedene Arfen, sie zu and eine Plage für jedermann, der nicht gerade zur legtgenannten fragen. Seit Jahrhunderten schon steden die Frauen in diesem Drdensverbrüdering gehört, wird das Gerücht allgemein für ein Stahl- oder Fischbeinfäfig und doch, so behaupten sie, hat man Produkt der menschlichen Bosheit gehalten. Und doch ist es noch keine Entortung der Raffe fonstatieren fönnen. In Wirklich­borzugsweise die menschliche Schwäche, die ihm Kraft und Leben feit ist für viele Frauen das Korsett nur ein Apparat, der die berleiht. Der bekannte Psychologe William Stern   war der erste, förperlichen Deformationen des Alters berbergen soll. Der weib der das Gerücht und feine Entstehungsursachen unter die fritische liche Körper ist nämlich bergänglicher als der des Mannes. Man Lupe der experimentellen Psychologie nahm. Er benutzte dabei muß deshalb zu einem Mittel greifen, dies zu verhindern oder zu folgendes Verfahren, das wir am besten mit seinen eigenen Worten berbergen; das Korfeft ist aber bisher dafür am geeignetsten ge­wiedergeben: Ja als Person A notierte mir eine fleine Kriminal- wesen. Es gibt aber heute Gürtel, Leibchen und Binden genug, geschichte, die ich langsam und deutlich der Person B vorlas. Dies die, ohne gesundheitsschädlich zu wirken, alle vermeintlichen Wor gefchab vormittags, B hatte die Aufgabe, am Nachmittage desselben züge des Korsetts bejizen.

Tages die Geschichte aus dem Gedächtnis niederzuschreiben. Diese Aber die Frauen haben noch andere Gründe, die sie in Niederfchrift von B las ich an einem anderen Vormittag der Treffen schiden. Sie erklären das Korsett für unentbehrlich zur Person C vor; C machte nachmittags eine Erinnerungsniederschrift Toilette. Das Korsett ist nun in der Tat notwendig für die des Gehörten, die dann der Person D vorgelesen wurde usw. Toilette, aber nur für die unserer Tage. Für die Toilette der Die Versuchspersonen waren sämtlich Studenten. Und mun beachte antifen Frauen in Griechenland   und Nom war es ebenso übers man, in welch außerordentlichem Maße die Geschichte zum Teil in flüssig wie für die Frauen des ersten Kaiserreichs, das Empire, ganz fundamentalen Punkten verändert worden ist, nachdem sie die doch gewiß weder der Grazie noch der Eleganz und Anmut nur bier Zwischenstationen passiert hat, wie eine nur als entbehrten. Und begünstigt die Mode nicht auch icht wieder das wahrscheinliche Bermutung aufgestellte Hypothese beim nächsten zur Empire- Kleid, das in seinem reinen flassischen Stil des Korsetts Wahrscheinlichkeit und wieder beim nächsten bereits zur selbstver- nicht bedarf? Die Vorliebe für die vielverspottete Wespentaille Ständlichen Tatsächlichkeit wird." ist nur eine im Laufe der Zeit fünstlich geschaffene Modetorheit, ähnlich wie die Vorliebe der Chinesen für die fleinen und ver trüppelten Füße ihrer Frauen. Das klassische Altertum hat nur flache Gürtel und Binden gekannt; bei den Türken, Arabern, bielen nordischen und slawischen Bölfern gilt die von keinem Storfett beengte natürliche Figur der Frauen auch heute noch als ein Vorzug, der das Wohlgefallen der Männer findet.

Der Sternsche Versuch hat in der psychologischen Forschung manche Nachflänge gefunden, die feine Ergebnisse durchaus bestätigen. Die letzte Arbeit dieser Art ist eine Versuchsreihe von Rosa Oppenheim, wovon sie selbst in der Zeitschrift für angewandte Psychologie"( Heft 3 und 4) eine ausführliche Mitteilung bringt. Charakteristisch an ihren Verfuchen ist der Umstand, daß sie, um Theorie und Praris in größere Uebereinstimmung zu bringen, den Verfuchspersonen nicht eine, fondern zwei fleine Episoden fur nacheinander dargeboten hat. Die Verfuchspersonen gehörten fämt lich dem gebildeten Stande an. Und das Ergebnis? Darüber äußert fich die Verfasserin:

In Wahrheit dürften die innersten Beweggründe der Frauen für die Beibehaltung des Korsetts in dem verbildeten Ge­ichmad der Männerwelt zu fuchen sein, womit diese ganze Frage eigentlich zu einer Sache der Männer wird. Die Frauen mären dann nur die Opfer dieser abendländischen Modetorheit, Die Berteilung der Fehler ist eine ziemlich gleichmäßige, jeder die in den Herren der Schöpfung ihre Hauptsächlichste Stübe findet. Unter dem folgende Bericht weicht von dem vorhergehenden in zwei bis drei Wie aber den Geschmack der Männerwelt ändern? Punkten ab. Das dürfte der Wirklichkeit entsprechen, wo auch jeder ersten Kaiserreich war die neuentdeckte Begeisterung für die alten ein paar fleine Aenderungen oder Zusäße macht. Die Art der Griechen und Römer so start, daß das Peplon" selbst forpulenten Fehler entspricht genau der theoretischen Annahme: es finden Ver- Frauen Neiz zu verleihen schien. Vielleicht würde die neue Ent­techfelungen, Berschiebungen, Wenderungen, besonders für Namen fachung einer solchen Begeisterung ein ähnliches Wunder voll und Bablen statt. Die Namen spielen bei allen Experimenten eine bringen. fast überraschende Nebenrolle. Fürs tägliche Leben liegt in solcher Werflüchtigung ins Nebellose natürlich eine besondere Gefahr, weil später gelegentlich ein falscher Name an dieselbe Stelle gefeßt werden tann.

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Medizinisches.

Der Aetherrausch. Der Aether ist seit langem ein be­liebtes Betäubungsmittel gewesen, das sogar stellenweise recht viel Solchen theoretischen Versuchen wird freilich stets das fehlen, Unfug angerichtet hat. Es ist eine Tatsache, daß zeitweise ganze was erst den Klatsch zum Klatsch macht: Das persönliche Epidemien von Aethermißbrauch vorgekommen find. Gewöhnlich Interesse an dem Inhalt des Gerüchts. Und diefes waren es gerade Badfische, die sich den leicht erhältlichen Nether Interesse, wollen wir gleich hinzufügen, braucht nicht immer ein besorgten, ihn auf die Taschentücher taten und sich dann irgendwo egoistisches Intereffe im engeren Sinne des Wortes zu sein. Gerade an einem verschwiegenen Ort den Annehmlichkeiten des dadurch er die Gerüchte, die im sozialen und politischen Leben die wichtigste zeugten Rausches überließen. Eine andere Anwendung, die in Rolle spielen, entspringen nicht dem individuellen Interesse einer Berfon, sondern vielmehr den geistigen Dispofitionen, die sie als Erbteil ihrer sozialen Schicht schon fertig vorfindet. Das Gerücht als Produkt der Klaffenpsychologie- wäre das nicht en verlodendes Thema für die psychologische Forschung?

Hygienisches.

ihrem gwed start im Gegensatz zu dieser durchaus bedenklichen Be­nußung fleht, hat der Wether dann erst in verhältnismäßig später Beit in der Chirurgie gefunden. Während frither bas Chloroform faft die Alleinherrschaft unter den bei Operatiouen berwerteten Betäubungsmitteln einnahm, hat der Aether jetzt ein gutes Teil dieser Aufgabe übernommen. Das Chloroform hat nicht nur den Nachteil großer Unannehmlichkeiten sowohl vor wie nach Die Hygiene des Korsetts. Um das Mieder ist jetzt der Narkose für den Kranken, sondern bringt auch geradezu Gefahren Sin Frankreich, dem Heimatlande der Mode und ihrer Torheiten, mit sich, die zwar verhältnismäßig fehr selten eintreten, aber doch ein heißer Kampf entbrannt. Die Liga der Familienmütter" schon manches Menschenleben gefordert haben. Der Aetherrausch wird Bieht mit rüdsichtslofer Schärfe gegen die gesundheitsverwüstenden fegt häufiger verwandt, de er zum mindesten nicht größere Gefahren Folgen des Korfettragens zu Felde. Diese Bewegung gibt dem in fich birgt als die Chloroformmarkofe, dagegen den Patienten die Bariser Hygienifer Dr. Toulouse Veranlassung, in einem Aufsatz durch jene meist bedingten Dualen erspart. Ein amerikanischer Arzt, bes Excelsior" das Für und Wider dieser Frage zu erörtern. Wie Prof. Coughlin, der die Verwendung von Wether bei Operationen in Der Pariser Arzt an der Spike feiner Philippika betont, ist das Deutschland   an verschiedenen Stellen studiert hatte, hat später eine Storfett trob vieler gegenteiliger Behauptungen zweifellos gefehr reiche Erfahrung mit diesem Verfahren gesammelt und darüber sundheitsschädlich. Zunächst wird durch sein Tragen die jest Auskunft gegeben. Diese lautet recht günstig und der Forscher Atmung unterbunden oder doch nicht in der natürlichen Weise er- nennt die Benutzung von Wether einen großen Segen für die Mensch möglicht. Der Zwerchfellnustel, der die Brusthesie unten ab- heit, weil dadurch manche leinere Operation, zu denen sich der schließt und der, sich zusammenziehend, die Lungen ausdehnt, Batient sonst nicht entschließt, deren Vornahme aber doch wichtig ist, funktioniert unter dem Korsett nicht ordnungsmäßig. Infolge zur Ausführung gelangt. Widerraten wird der Aetherrausch nur nac beffen wird die Luft nicht mehr in genügender Menge eingeatmet. chronischer Luftröhrenentzündung, ausgesprochener Aderverfallung und Die Frau, die sich schnürt, vermag beim Atmen nur den oberen im allgemeinen bei Erkrankungen der Lunge und des Herzens. Berantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Verlin SW.