sind die Arbeiten'o tveit fortgeschritten, daß sie den Voranschlägen bereit» voran» sind. In jedem Jahre ist mehr geleistet worden, und so scheint e», daß man den für die Eröffnung amtlich festge- legten Termin, den I. Januar de» Jahre» 1915. wohl wird ein- halten können, wenn nicht eben die Arbeiten am Gatundamm und der Culebradurchstich noch in letzter Stunde größeren Aufenthalt verursachen. Außer den technischen Schwierigkeiten stellten sich anfänglich vor allem solche klimatischer Natur dem Fortgang der Arbeiten entgegen. Das Kanalgebiet liegt innerhalb der eigentlichen Tro- Penzone und so herrschten vielfach typische Tropenkrankheiten unter den Arbeitern. Das gelbe Fieber und die Malaria forderten furcht- bare Opfer und noch im Jahre 190S flüchteten viele Arbeiter, um dem sicheren Tode zu entgehen. Doch dann nahm sich das Gesund- heitsamt von Washington   der Sache an und ging mit scharfen Maß- regeln vor, so daß heute der gesundheitliche Zustand als befriedi- gend zu bezeichnen ist. Die Zahl der am Kanalbau beschäftigten Personen beträgt jetzt nahezu 44 000. Etwa 30000 davon sind Far­bige von den westindischen Inseln, dazu kommen 5000 europäische Arbeiter, hauptsächlich Spanier, und über 8000 Beamte, in der Mehrzahl Amerikaner, daneben Engländer, Franzosen   und Italiener  . Ueber die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Kanals läßt sich aus Raumgründen hier nur wenig sagen. Auf jeden Fall toird er in der EntWickelung der Vereinigten Staaten   eine Wen- dung bringen, wie sie Völkern in Jahrhunderten meist nur einmal beschieden ist. Ich glaube sogar, daß man um 400 Jahre in der Weltgeschichte zurückgehen muß, um ähnliche Verbältnisse zu finden. Zurück bis zur Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, durch die Venedig   von seiner Weltmachtstellung herabsank und Portugal   em- porkam. Wir zanken uns heute in der alten Welt um Elsaß-Loth- ringen, Südtirol, Bosnien  , die Herzegowina und ähnliche Kleinig- leiten, und drüben über dem Ozean streckt eine erstarkende Macht die Hände aus, um den Welthandel an sich zu reißen. Die Vhi- lippinen haben die Amerikaner schon vor Jahren zum Frühstück verzehrt, jetzt scheint Mexiko   daran zu kommen und Zentralame- rika wird, wenn der Kanal erst fertig ist, wohl auch nicht lange mehr selbständig bleiben. Die Bedeutung des Kanals für Amerika   und für uns zeigt sich am besten, wenn man ein paar Zahlen sprechen läßt, Di« Ent- sernung von New Dort nach allen Häfen der Westküste nördlich von Panama   wird gegenüber der früheren Fahrt um das Kap Horn  herum um rund 15 000 Kilometer verkürzt, während die südlich von der Kanalmündung liegenden westamerikanischen Ortschaften durchschnittlich 9000 Kilometer näher gerückt sind. Dadurch werden künstig die atlantischen Staaten der Ostküste Amerikas   viel näher liegen, als die europäischen   Häfen, und das heißt nichts anderes. als daß diesen dort eine gewaltige Konkurrenz unter außerordent- lich günstigen Bedingungen entsteht. Im Verkehr mit Oswsien und Australien   liegen die Verhältnisse nicht viel anders. Die Häfen dieser Länder können von Europa   aus durch den Suczkanal in kürzerer oder gleicher Zeit erreicht werden, wie durch den Panama- kanal  , so daß hier für Europa   keine wesentliche Aenderung herbei- geführt werden wird. Für New York   dagegen beträgt die Abkür- zung des Weges nach Schanghai   fast 3000, nach Yokohama   0700 Ki- lometer, und bei den anderen Häfen Ostasiens   haben wir die gleichen Verhältnisse, so daß also künftig die ostasiatischcn Häfen New Uork viel näher liegen werden. Die Gebiete der Südsec, also Australien  , Neuseeland   und die vielen Inseln dort unten können von New Fork aus durch den Kanal viel schneller erreicht werden, als es von den europäischen   Häfen möglich ist. Natürlich werden die Amerikaner alle Mittel in Bewegung setzen, die sich ihnen hier bietenden neuen Möglichkeiten für ihre Entwickclung auszunüben, und so wird ein wirtschastSpolitischcr Kampf auf allen Märkten des Erdballes entstehen, in dem jede Nation ihre Kräfte mit denen der anderen messen wird. Von den strategischen Vorteilen einer zentralamcrikanischen Durchfahrt für Amerika   kann ein Blick auf die Karte uns über- geugen. Im Vordergrund steht dabei, daß der Kanal beliebig für andere Flotten geschlossen und geöffnet werden kann, da der Ver- trag mit der Republik Panama   Befestigungen der Kanalmündungen Vorsicht, die denn auch kürzlich durch eine Eingabe an den Kongreß der Vereinigten Staaten   gefordert und bewilligt worden sind. Zwar hat England im Jahre 1900 durch einen entsprechenden Vertrag Garantien für die völlige Neutralität des Kanals erhalten, was aber solche Verträge im Ernstfalle bedeuten, hat man bereits mehr wie einmal erfahren. So darf man sich nicht verhehlen, daß hier nur der gute Wille der Amerikaner und die jeweiligen Machtver- Hältnisse als Faktoren in Frage kommen, von denen die übrigen fchiffahrttreibenden Nationen tatsächlich abhängig sind. Tins dem Leben des Steinadlers.   Der Steinadler bewohnt die Hochgebirge und sehr ausgedehnte Waldungen Europas   und Asiens  , streift auch, laut Hcuglin, ge° ") Durch das Entgegenkommen des Bibliographischen Institut» <n Leipzig   sind wir in der Lage, unsere Leser mit einem inter  - essanten Abschnitt ausBrehms Tierlebe n" bekannt zu machen, das, völlig neu bearbeitet, in vierter Auslage zu erscheinen beginnt, legentlich, jedoch selten, nach Nordostafrika hinüber. In unserem Vaterlande horstet er, soviel mir bekannt, gegenwärtig regelmäßig einzig und allein im bayrischen Hochgebirge. In den dreißiger. selbst in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war da» anders, da durfte man den Steinadler noch mit Bestimmtheit zu den Brutvögeln Ost-, Süd- und Mitteldeutschlands   zählen. Weit häufiger als innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches lebt der stolze Vogel in Oesterreich  -Ungarn, besonders in den Alpen Steier» marks, Tirols, Kärntens   und Krams, wo ich ihn wiederholt beob- achtet habe, ebenso und keineswegs selten in den Karpathen und in den Siebenbürger Alpen, außerdem im größten Teile Ungarns  und im ganzen Süden des KaiscrstaateS. Selbst im Böhmerwalde mag dann und wann ein Stcinadlerpaar horsten. Außerdem ist der Vogel verbreitet über die Schweiz  , Südeuropa  , die Atlasländer, Skandinavien  , ganz Rußland  , soweit es bewaldet oder felsig ist. Kleinasien  , Nordpersien und Mittelasien  , vom Ural   an bis nach China   und vom Waldgürtel Sibiriens   an bis zum Himalaja  . In Westeuropa  , zumal Frankreich   und Belgien  , tritt er viel seltener auf als im Osten und Süden; in Großbritannien   erscheint er wohl nur noch als Strichvogel; in der Schweiz   ist er auch nicht mehr häufig, im Süden Rußlands   dagegen eine regelmäßige, in den Ge- birgen Mittelasiens eine alltägliche Erscheinung. Ohne größere Waldungen zu meiden, siedelt sich der Adler doch mit entschiedener Vorliebe im Hochgebirge unv an einer schwer zu ersteigenden, am liebsten gänzlich unzugänglichen Felswand an. Das einmal erwählte Gebiet hält das vereinte Paar mit Zähigkeit fest, verläßt es, wenn der Wildreichtum der Gegend es gestattet. auch im Winter nicht, besucht um diese Zeit sogar regelmäßig die Horste, gleichsam als wolle es sein Anrecht auf sie wahren. Unge» !iwungcn wandern oder streichen wohl nur junge Vögel, und sie ind es daher auch, die bei uns zulande erlegt werden. Denn der Adler braucht viele, vielleicht 0, möglicherweise 10 Jahre und darüber, bevor er im eigentlichen Sinne des Wortes erwachsen, d. h. fortpflanzungsfähig ist, und durchstreift bis dahin die weit« Welt, wahrscheinlich viel ausgedehntere Strecken, als wir glauben. Seßhaft wird er erst, wenn er sich gepaart hat und an die Er- richtung des eigenen Horstes denkt. Auch dann noch ist fein Gebiet sehr ausgedehnt, wie es der große Nahrungsbedarf des Vogel» erfordert. Von dem Nistorte aus unternimmt das Paar täglich Streif» züge, häufig in derselben Richtung. Es verläßt den Ort der Nacht- ruhe erst längere Zeit nach Sonnenaufgang und streicht nun, in ziemlich bedeutender Höhe kreisend, durch das Gebiet, Bergzüge werden in gewissem Sinne zur Straße, über die der Adler meist verhältnismäßig niedrig dahinstreicht, wenn die Berge hoch sind, oft kaum in Flintenschußnähe über dem Boden.Ich habe," be- richtet Girtanner,den Steinadler und sein Weib oft ganze Alpengebiete so regelrecht absuchen sehen, daß ich in der Tat nicht begreifen könnte, wie diesen vier Adleraugen bei so überlegtem Vorgehen auch nur eine Feder hätte entgehen mögen. Von der Felsenkante in der Nähe des Horstes gleichzeitig abfliegend, senkt sich das Räuberpaar rasch in die Tiefe hinab, überfliegt die Tal» mulde und zieht nun an dem unteren Teile der Gehänge des gegen» überliegendcn Höhenzuges langsam in wagercchter Richtung dahin. der eine Gatte stets in einiger Entfernung vom andern, doch m gleicher Höhe, so daß das, was dem ersten entgangen, dem nach- folgenden um so sicherer zu Gesicht, und was etwa von jenem auf» gescheucht, diesem um so bestimmter in die Krallen kommen muß. Auf diese Weise am Ende des Gebietes angelangt, erheben sich beide, um 100 Meter und darüber aufsteigend, ziehen in dieser Höhe in entgegengesetzter Richtung zurück, erheben sich sodann wieder und suchen so in weiten Zickzacklinien den ganzen Gebirgsstock auf» sorgfältigste ab." Wehe dem nicht allzuschnellen Wild, das ein» der vier scharfen Augen erspäht: cS ist verloren, wenn nicht ein Zufall es rettet. Ebenso wie beide Adler gemeinschaftlich jagen, verzehren sie auch gemeinsam die erlegte Beute; bei der Mahlzeit geht es jedoch keineswegs immer friedlich her: ein leckeres Gericht kann selbst unter den zärtlichsten Adlergatten Streit hervorrufen. Die Jagd währt bis gegen Mittag; dann kehrt der Räuber in die Nähe des Horstes zurück oder wählt sich einen anderen sicheren Punkt, um auszuruhen. Regelmäßig geschieht dies, wenn er� in, Fange glücklich war. Er sitzt dann mit gefülltem Kröpfe und lässig getragnem Gefieder längere Zeit auf derselben Stelle und gibt sich der Ruhe und der Verdauung hin, ohne jedoch auch jetzt seine Sicherheit auS den Augen zu verlieren. Nach dem Ausruhen fliegt der Adler regelmäßig zur Tränke. ES ist behauptet worden, daßi ,hm das Blut seiner Schlachtopfer genüge, um seinen Durst zu stillen, aber jeder gefangene Adler beweist das Gegenteil. Er trinkt viel und bedarf des Wassers noch außerdem, um zu baden. Beb warmem Wetter geht selten ein Tag hin, an dem er es nicht tut. Nachdem er getrunken und sich gereinigt hat. tritt er«inen noch» maligen Raubzug an; gegen Abend pflegt er sich in der Luft zu vergnügen; mit Einbruch der Dämmerung erscheint er vorfichti» und ohne jedes Geschrei auf dem Schlafplätze, der stets mit größter Borsicht gewählt wird. Dies ist, mit kurzen Worten geschildert, das tägliche Leben des Vogels... Ter Adler ist nur im Sitzen und im Fliegen schön und majestätisch, im Laufen dagegen so unbehilflich und ungeschickt, daßj er zum Lachen reizt. Wenn er sich sehr langsam auf dem Boden fortbewegt, trägt er sich fast wagerccht und setzt-dann gemächlich ein Bein um das andere vor; wenn er sich aber beeilt, sei-«S, daß er. flugunfähig, entrinnen will oder sonst in Erregung gerät, hüpfi