sich mit der Zeit ein bedeutender Nutzen für die Schätzung der Qualität und die allgemeine ästhetische Bildung ergeben. Denn die ?eschulten Verkäufer und Verkäuferinnen würden mit der Zeit ähig werden, das künstlersch Gute von dem beliebten Schund zu unterscheiden und dem Publikum auch den Unterschied klar zu machen, somit die künstlerische Erziehung in weitere Kreise zu tragen, D. B. K, Hauswirtschaft. Der Streit um die Zichorie. Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts trat, wie wir in Heft 42 desPrometheus" lesen, der Kaffee seinen Sicgeszug durch das Abendland an; die ersten Kaffeehäuser außerhalb der mohammedanischen Welt wurden 1672 in Paris   und 1685 in Wien   eröffnet. Mit seiner Einführung voll- zog sich allmählich eine Aenderung in den Ernährungsgewohnheitcn der ganzen Bevölkerung, insofern, als man beim Frühstück die Morgensuppe oder das Hafermus durch den braunen Trank ersetzte, der über das letzte Müdigkeitsgefühl hinweghalf und zur Aufnahme von anderen Stahrungsmitteln, vor allem Brot, anregte. Da aber der Kaffee für die weniger bemittelten Kreise zu teuer tvar, tauch- ten bald allerlei Zusatz- und Ersatzstoffe auf. Unter diesen Surro- gaten fand sehr rasch die Zichorienwurzel eine große Verbreitung; wogen ihrer ausgezeichneten Färbekraft hat sie sich sogar als Bei- gäbe zu anderen Surrogaten unersetzlich erwiesen. In Holland  verwendete man sie schon im Jahre 1690 als Kaffeersatz, 1765 ge- langte das Fabrikationsgeheimnis nach Frankreich  . Bald darauf fand die Zichorie auch in Deutschland   Eingang, wo in den Jahren 1790 bis 1797 in Magdeburg   bereits vierzehn Zichorienfabriken entstanden. Welch hohe wirtschaftliche Bedeutung die Zichorie heute besitzt, kann man daraus entnehmen, daß im Jahre 1907 im Deutschen   Reiche 6170 Hektar mit dieser Pflanze bebaut waren, während der Ernteertrag einen Wert von 4 100 000 M. darstellte. Die Mittelpunkte des Zichorienbaues sind in Norddcutschland die Gegend von Magdeburg  , im Süden die Städte Ludwigsburg   und Heilbronn  . Hat sich aber die Zichorie im Laufe der Jahre bald eine große Zahl von Anhängern erworben, so sind ihr andererseits schon früh- zeitig erbitterte Gegner entstanden, die warnend auf die gesund- heitsschädlichen Wirkungen des Zichorienaufgusses hinwiesen. Auch neuere Autoren sind zu ähnlichen Urteilen gelangt. Häufig tmrd dabei eines besonderen Giftes der Zichorie gedacht, für dessen Exi- stenz aber der Beweis nicht hat erbracht werden können. Indessen sind, namentlich in neuerer Zeit, der Zichorie auch Verteidiger entstanden, die sie gegen jene schlimmen Vorwürfe in Schutz nehmen. So tritt eine Veröffentlichung des Reichsgesund- heitsamtes vom Jahre 1903 für die Kaffeersatzstoffe im allgemeinen ein und sagt von der Zichorie, daß die früheren absprechenden Ur- teile eigentlich schon durch den steigenden Verbrauch des Produktes als widerlegt gelten könnten. Kürzlich hat nun auch der Hygieniker Professor Dr. Ferdinand Hueppe   in Prag   eingehend« Studien über die Zichorie angestellt, deren Ergebnisse eine glänzende Ehren- rettung für die Vielgeschmähte bedeuten. Auf Grund zahlreicher Analysen und Vergleiche mit anderen Surrogaten kommt er zu dem Urteil, daß gegen die Verwendung von Kaffeersatz- und-zusatz- Mitteln, insbesondere auch der Zichorie, Bedenken vom gesundheit- lichen Standpunkt nicht vorliegen. Geologisches. Der Uhrzeiger der Weltgeschichte. Eine große Summe von Geistesarbeit ist von den Naturforschern auf eine Lösung der Frage verwandt worden, wie lange die Erde als fester Körper bestehen mag, und namentlich wieviel Zeit seit dem ersten Erscheinen des Lebens auf der Erde vergangen ist. Die verschiedensten Wege sind benutzt worden, um zu einer Schätzung dieser Zeiträume zu gelangen, aber die Ergebnisse sind so unsicher und abweichend gewesen, daß man ihnen kein besonders großes Interesse hat ent- gegenbringen können. Der letzte ganz neuartige Weg zu diesem Ziel wurde durch die neuen Radiumforschungen geboten. Das Alter der Erde wurde danach seit Beginn der ersten Gesteinsablagerungen ans dem Wasser auf 500 Millionen Jahre veranschlagt. Nachdem man früher aus Beobachtungen der Zeitdauer, die bei Niederschlägen aus dem Wasser erforderlich ist, ein Alter der Erdkruste von höchstens 50 Millionen Jahren berausgerechnet hatte. Diese großen Unter- schiede in den Ergebnissen nähren zum Teil davon her, daß die Zusammensetzung der Erdkruste   immer noch zu wenig bekannt ist, da man höchstens etwa zwei Kilometer durch Bohrungen in ihr Inneres hinab gelangt ist. Es ist daher noch einigermaßen willkürlich, wenn der hervorragende Geologe SollaS die Dicke der Erdkruste   seit dem Beginn des Gesteinsniederschlags aus dem Wasser auf etwa 80 Kilometer angibt. Professor HolmeS ist nun in derNature" durch neue Berechnungen und Erwägungen zu dem Schluß gelangt, daß unsere Mutter Erde jetzt seit etwa 325 Millionen Jahren.steht" und lebenden Geschöpfen zum Wohnort dient. Bei dieser Berechnung hat natürlich auch berücksichtigt werden müssen, daß die Schichten immer wieder ausS neue abgetragen werden. Medizinisches. Neue Forschungen über den Krebs. Das von dem britischen Fonds für Krebsforschung unterhaltene Laboratorium hat einen bedeutungsvollen Bericht über die bisher geleistete Arbeit veröffent- licht..Zum ersten Mal kann einivandfrei bewiesen werden," Verantw Redakteur: Richard Barth  , Berlin. �ruck u. Verlag: so berichtet Dr. Bashforb,»baß dl« immer wieder auf» tauchenden Gerüchte von einer Zunahme der Krebskrankheiten unbrech» tigt sind." Das wichtigste aber ist die auf Grund von zahlreichen Ver» suchen gewonnene Erkenntnis, daß der Krebs nicht ansteckend ist. Die Forschungen führten zu der Erkenntnis, daß die meisten Krebs- leiden in der Regel auf die fortdauernde Erregung gewisser Körper» teile zurückzuführen sind. So erklären sich z.' B. die in Tibet   fast epidemieartig auftretenden Erkrankungen an Magenkrebs durch di« dort herrschende Gewohnheit, Gefäße mit glühenden Holzkohlen zu tragen, ebenso wie sich im fernen Osten die meisten Krebserkrankungen auf die Unsitte der Eingeborenen, den ganzen Tag über gewisse Nüsse zu kauen, zurückführen ließen. In China   ist besonders der Kehlkopfkrebs weit verbreitet, und zwar nur unter den Männern; dir Erklärung ist, daß die Chinesen den Reis stets sehr heiß essen. Die Frauen aber genießen diese Nahrung lau« warm oder kalt, und man findet daher unter ihnen auch keinen Kehlkopfkrebs. Experimente mit Mäusen haben ge- zeigt, daß der Brustkrebs   sich bei diesen Tieren in der Tat bisweilen vererbt, aber der Gelehrte weist ausdrücklich darauf hin, daß aus diesen Beobachtungen noch keineswegs auf eins allgemeine Erblichkeit des Krebses geschlossen werden könne. Einen lichten Ausblick in die Zukunft gewähren die Beobachtungen, nach denen bei einer ganzen Reihe von krebskranken Mäusen das Leiden durch einen natürlichen HcilungSprozeß ertötet wurde. Aehnliche Erscheinungen wurden auch bei menschlichen Kcebsleidenden sest- gestellt. Technisches. Sandstreuer für Lokomotiven. Jnk Sonitftei pflegen sich alljährlich die Eisenbahnkatastrophen zu mehren, ähn- lich wie die Unglücksfälle in den Alpen. Da kommt es denn jedertt mit verstärkter Kraft zum Bewußtsein, daß auch die kleinste Ver- besserung der bestehenden Vorrichtungen für die Sicherstellung von Zügen von unberechenbarem Wert ist. Mit der Verhütung von Entgleisungen in Kopfstationen und auf toten Gleisen ist man schon einigermaßen fertig geworden, nachdem endlich zemand das Ko- lumbusei gefunden hatte, daß man ja nur das Ende des Gleises! genügend mit Sand zu bestreuen brauchte, um unter allen Um« ständen zu verhindern, daß die Lokomotive über die Puffer hinaus« fahren könnte. Gewissermaßen eine Erweiterung dieser Einrich« tung ist ein von dem Franzosen Lambert erfundener Apparat, der für Lokomotiven etwa dasselbe bezweckt wie der Sandstreuer bei elektrischen Straßenbahnen und auch ungefähr dieselben Mittel dazu anwendet. Der Gedanke ist auch für eigentliche Eisenbahn« züge längst nicht mehr neu, vielmehr kommt eine große Zahl ver« schiedenex Konstruktionen von Sandstreuern vor, die aber, abgesehen von einem zuweilen ziemlich hohen Preis, den Fehler haben, leichß zu versagen, wenn der Sand nicht durchaus trocken gehalten wird, weil er sonst nicht schnell genug aus dem Apparat heraus auf das! Gleise fließt. Diesen Uebelstand hat Lambert, ein Ingenieur einer der größten französischen   Eisenbahngcsellschaften, durch seine Er« findung zu vermeiden gesucht. Er verzichtet von vornherein auf trockenen Sand, sondern mischt ihn gleich mit einer genügenden Menge Wassers, aber doch so, daß er eine hinreichende Brems« Wirkung hervorbringt. In Frankreich   sind bereits 350 Lokomotiven mit dem neuen Apparat ausgestattet worden, der sich durchaus be« währt hat, sogar bei Versuchen im vorigen Winter zur Zeit einess starken Frostes. Die Vorrichtung soll nicht allein die Brems« Wirkung steigern, sondern das Gleiten der Maschinen auf den Gleisen bei zu großer Glätte, namentlich bei starkem Gefälle der Strecke, verhüten. Die automatische Mitrailleuse. DaS Maschinen» gewehr, eine der furchtbarsten Waffen, die der Menschengeist bisher ze erfunden hat, erfährt noch immer weitereVervollkomm- nungen". Auch im englischen Heer ist jetzt gerade wieder eine neue Verbesserung deS Maschinengewehrs in der Ausführung begriffen, die als automatische Mitrailleuse Vickers bezeichnet wird. VickerS ist die große Firma, von der das Modell ausgearbeitet worden ist. Der hauptsächliche Mangel der bisherigen Maschinengewehre hat daran gelegen, daß sie sich bei der sehr schnellen Folge von Schüssen sehr rasch erhitzen und dadurch ihre Treffsicherheit verlieren, indem sich der Durchmesser derSeele" durch die Wärme erweitert. Man hat daher den Lauf mit einer Hülse umgeben, die mit Wasser ge- füllt ist und so eine Kühlung hervorruft, selbstverständlich aber auch nur so lange, bis das Wasser selbst bis zum Sieden erhitzt ist. Um diesen Zeitpunkt zu verzögern, muß die Wasserhülse so geräumig wie möglich gemacht werden, wodurch aber wieder das Gewicht und die Größe des Ganzen gesteigert wird. Trotzdem ist es jetzt ge- lungcn, das Gewicht des Maschinengewehrs von 31 auf nur 16 Kilo- gramm, also fast um die Hälfte zu vermindern, wobei noch die vier Liter Wasser mitgerechnet find, die in die Hülse hineingegossen werden müssen. Das Gewehr selbst ist auf einem Dreifuß mon« tiert, der 23 Kilogramm wiegt. Der Txansport wird auf 3 Leute so verteilt, daß einer das eigentliche Geschütz, der andere das Stativ und der dritte die Munition trägt. Wenn das Gestell nicht dazu gebraucht wird, um das Gewehr in eine größerer Höhe über dem Erdboden zu bringen, so dient eS als eine Unterlage, die auch auf einer unebenen Fläche einen sicheren Halt findet. Außerdem isk mit dem Gewehr eine Pumpe verbunden, durch die immer neues kaltes Wasser in das Gehäuse geschafft werden kann. So könne» 30 000 Schöffe hintereinander abgefeuert werden.__ VorwärtsBuchdruckereiu.Verlagsanstalt Paul SingertCo., Berlin   S.VV«