Hm zu Helsen ! das machte die Sache nur noch schlimmer. Er sah Morien schreiend ins Wasser laufen mit allen Kleidern und das gab ihm wieder einige Kräfte. Aber dann erlahmten plötzlich seine Arme, er lag da und wühlte auf demselben Fleck herum, nur die Augen waren über dem Wasser. Pelle war im Schlaf so oft geflogen und immer war da etwas, das seine Beine festhielt und den Flug hemmte. Aber jetzt war es Wirklichkeit. Er hing oben in der blauen Luft und schwebte auf ausgebreiteten Flügeln und da oben aus der Dunkelheit vernahm er Stimmen.Pelle." riefen sie,kleiner Pelle!" Ja, Vater Lasse," antwortete er und faltete erleichtert seine müden Flügel zusammen: er sank in wirbelnder Eile. es kochte in seinen Ohren. Dann empfand er plötzlich einen heftigen Schmerz in seinem Schienbein. Die Hände griffen in wachsende Pflan- zen hinein, er stand mit einem Sprung kerzengrade, und Licht und Luft fluteten über ihn, wie aus einem neuen Da- sein. Da drinnen liefen die Jungen entsetzt herum, ein Bein in der Hose, und er stand auf einer unterseeischen Klippe, bis an die Brust im Wasser und brach Seewasser topfweise heraus. Rings um ihn her lagen die Schwimmer und plätscherten und waren mitten drin in allen möglichen Tauch- Übungen, um ihn vom Meeresgrunde heraufzuholen. Das Ganze war im Grunde ulkig, und Pelle hob die Arme hoch über den Kopf empor als Gruß an das Leben und nahm die See mit einem langen Kopfsprung. Ein gutes Stück weiter tauchte er wieder auf und kam die Wellen zerteilend daher, wie ein Tümmler in ausgelassenen Sprüngen. Aber am Strande fiel er. wie ihn Gott geschaffen hatte, in einen tiefen Schlaf. Ten einen Strumpf hatte er gerade noch über die eine große Zehe gezogen. Seit jenem Tag kannten die Jungen ihn wieder. Er hatte freilich keine Heldentat ausgeführt, aber das Schicksal hatte einen Augenblick auf seinem Haupt geruht. Das war genug! Pelle selbst steckte in Zukunft immer den Streich- stahl ein und legte ihn an das Ufer, mit der Spitze dem Lande zu. Er hatte doch noch Lust, ein wenig länger zu leben. Sonst lieh er sich nicht abschrecken, sondern ging da- raus los. lLortsetzung folgt.Z Vie Kienen2elle.*) Bon Maurice Maeterlinck ..' Die Bienen bauen viererlei Zellen. Erstens die Königinnen- zellen, von ungewöhnlicher Bauart, wie Eicheln aussehend, zweitens die geräumigen Zellen zur Aufziehung der Drohnen und zum Auf- speichern von Vorräten in der Haupttrachtzeit, ferner die kleinen Zellen, die zur Erziehung der Arbeitsbienen und als gewöhnliche Speicher dienen und unter normalen Verhältnissen acht Zehntel des Baues einnehmen, und endlich, um zwischen den großen und kleinen Zellen eine ordnungsmäßige Verbindung herzustellen, eine Zahl von Uebergangszellen. Jede dieser Zellen bildet eine sechseckige Röhre mit pyramidaler Basis, und jede Wabe besteht aus zwei Schichten dieser Röhren, die mit der Basis gegenctnander liegen, und zwar derart, daß jeder der drei Rhomben, welche die pyramidale Basis einer Zelle der Vorderseite bilden, auch drei Zellen der Rückseite zur Basis dient. In diese prismatischen Röhren wird der Honig eingetragen. Um zu vermeiden, daß er in der Zeit des Ausreifens herausfließt, was unvermeidlich eintreten würde, wenn sie, wie es den Anschein hat, genau horizontal lägen, geben die Bienen ihnen ein leichtes Gefälle von vier bis fünf Winkelgraden. Außer der Wachsersparnis," sagt Reaumur im Hinblick auf das Gesamtgefüge dieses WunderbauS,außer der Wachsersparnis, die durch die Anordnung der Zellen erreicht wird, und abgesehen davon, daß die Bienen mit Hilfe dieser Anordnung die ganzen Tafeln ausfüllen, ohne eine Lücke zu lassen, führt dieselbe auch zu einer größeren Haltbarkeit des Baues. Der Bodenwinkel jeder Zelle, die Spitze der pyramidenförmigen Vertiefung, findet ein Widerlager in der Spitze zweier Ecken des Sechsecks einer andern Zelle. Alles, was man von der Haltbarkeit jeder einzelnen Zelle verlangen könnte, wird somit durch die Form der Zelle» sowohl, wie durch die wechselseitige Anordnung derselben erreicht." *) Wir entnehmen diese Schilderung dem klassischen Buche Maeterlincks:Das Leben der Bienen", von dem eine volkstümliche Ausgabe als Bd. S der wissenschaftlichen Volksbücher für Schule und Haus(herausgegeben von Fritz Ganzberg) bei Wfred Janssen in Hamburg erscheint. Gewiß, ich glaube nicht, daß die Bienen komplizierte Berich« nungen angestellt haben, aber ich glaube ebensowenig, daß der bloße Zufall oder die Gewalt der Dinge zu so erstaunlichen Resultatel» führen. Für die Wespen, welche ebenfalls Tafeln mit sechseckigen Zellen bauen, war das Problem dasselbe, und sie haben es doch aur weit weniger sinnreiche Art gelöst. Ihre Zellen find nur einfach gelagert und besitzen somit keinen gemeinsamen Boden, wie die doppelseitige Bienenwabe. Daher besitzen sie auch weniger Halt, barkeit und Regelmäßigkeit und verursachen einen Zeit-, Raum, und Moterialverlust, der etwa ein Viertel der unerläßlichen Arbeit und ein Drittel des notwendigen Raumes darstellt. Desgleichen bauen die Trigonen und Meliponen, die wirkliche Hausbienen sind« doch auf einer niedrigeren Kulturstufe stehen, ihre Zellen nur ein Stockwerk hoch und verbinden die horizontalen, übereinctnderliegen, den Stockwerks durch unförmige, zeitraubende Wachssäulen. Jhrs Vorratszellen oderHonigtäpfe" find große, regellos nebenein, andersitzende Schläuche und werden von den Meliponen, jede? Raum- und Materialersparnis zum Trotze, zwischen die Tafeln des regulären Wachsbaues eingeschoben. Und so machen denn ihre Nester, im Vergleich zu der mathematisch gebauten Stadt unserer Hausbicnen, den Eindruck eines Marktfleckens von primitiven Hütten neben einer jener unerbittlich regelmäßigen Stadt, die das vielleicht reizlose, aber der menschlichen Logik mehr entsprechende Resultat eines immer härter gewordenen Kampfes gegen Zeit, Raum und Materie sind. Nach einer landläufigen, übrigens von Buffon wieder ans» gewärmten Theorie sollen die Bienen gar nicht die Absicht haben» sechseckige Zylinder mit pyramidaler Basis zu bauen; sie wollen nur runde Zellen in das Wachs eingraben, aber ihre Nachbarinnen und die auf der anderen Seite der Tafel Arbeitenden graben zn gleicher Zeit mit der gleichen Abficht die gleichen Zellen, und folg, lich nehmen diese an den Berührungsstellen notwendigerweise ein« sechseckige Form an. Um mich zu vergewissern, ob der sechseckige Bau der Zeilen wirklich in den Geist der Bienen eingeschrieben ist, habe ich eines Tages aus der Mitte einer Wabe, und zwar an einer Stelle, wo sich Brutzellen und Honigbau befanden, ein rundes Stück von der Größe eines Fünffrankcnftückes herausgeschnitten. Nachdem ich dieses Stück in der Mitte dnrchgeteilt hatte, wo die pyramidalen Zellenböden aneinanderstoßen, legte ich auf die Schnittfläche der einen Hälfte ein Zinnplättchen von demselben Umfange und stark genug, daß die Bienen es nicht verbiegen konnten. Dann setzte ich den Ausschnitt wieder ein. Die eine Wabenseite war also ganz normal, da der Schaden derart repariert war, die andere dagegen enthielt ein großes Loch, dessen Boden aus einer Zinnscheibe be- stand, und in dem etwa dreißig Zellen fehlten. Die Bienen waren zunächst ganz verblüffk, kamen massenhaft herbei, um den unglaub- lichen Abgrund zu prüfen und zu erforschen, und liefen mehrere Tage ratkos herum, ohne zu einem Entschluß kommen zu können. Da ich sie aber jeden Augenblick stark fütterte, kam schließlich ein Augenblick, wo sie keine Zellen mehr frei hatten, um ihre Borräte zu bergen. Wahrscheinlich erhielten die großen Baumeister, die Steinmetze und Wachszieherinnen nun Befehl, den unnützen Ab- grund nutzbar zu machen. Eine dicke Kette von Wachsbereiterinnen bildete sich um das Loch, um die nötige Wärme zu erzeugen, andere kletterten hinein und begannen die Metallschcibe mit kleinen Wachsleisten in regelmäßigen Abständen ringsherum an den Ecken der angrenzenden Zellen zu befestigen. Dann gingen sie an die Errichtung von drei oder vier Zellen in dem oberen Halbkreise der Scheibe, und zwar im Anschluß an die kleinen Leisten. Jede dieser llebergangszellen war am äußeren Rande mehr oder weniger un- regelmäßig gebaut, um sich dem ursprünglichen Bau anzuschließen, aber die untere Hälfte bildete auf der Zinnscheibe stets drei genau abgezirkelte Winkel, und es entstanden bereits drei kleine gerade Linien, welche die erste Hälfte der nächsten Zelle andeuteten. Nach achtundvierzig Stunden war die ganze Zinnschcibe mit angefangenen Zellen bedeckt, obschon höchstens drei Bienen in der engen Lesfnung bauen konnten. Die Zellen waren zwar unregelmäßiger, als bei ge- wohnlichem Bau, und die Königin hütete sich wohl, als sie dieselben untersucht hatte, sie zubestiften", denn die Brut, die daraus ent» standen wäre, würde sehr unregelmäßig ausgefallen sein. Aber sie waren alle vollständig sechseckig, ohne eine krumme Linie, eine abgerundete Ecke, wiewohl alle gewöhnliche Voraussetzungen ver- ändert waren. Es war keine Rede von wechselseitigen Wider- ständen, denn sie entstanden eine nach der anderen und ihre kleinen Anfangslinien entstanden frei auf einer Art von unbeschriebenem Blatte. Es scheint also festzustehen, daß das Sechseck nicht das Resultat mechanischen Druckes ist, sondern vielmehr der Absicht und Erfahrung, dem Verstand und Willen der Bienen entspringt. Nebenbei gesagt bcvbachtete ich auch noch einen anderen merk- würdigen Zug Ihres Scharfsinns: die auf der Metallscheibe gebauteck Zellen hatten keinön Wachsboden. Die Baumeister des Volkes hatten also augenscheinlich festgestellt, daß das Zinn stark genug war. unr Flüssigkeiten abzudämmen, und darum hatten sie es nicht für nötig erachtet, es mit Wachs zu überziehen. Doch als kurz darauf ein paar Honigtropfen in zwei dieser Zellen gebrocht wurden, bemerkten sie wahrscheinlich, daß sich der Honig bei Berührung mit dem Metall mehr oder weniger veränderte. Sie ließen sich dies also gesagt sein und überzogen die ganze Zinnfläche mit Wachs. Ich weiß nicht, ob sich jemand, der nie einen Blick in da?