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Kleines feuilleton.
einen elektrischen Strom abletten fann, und ein demisches System eben bie Fähigkeit ber Warmblüter, ihre Körpertemperatur bauernb ganz komplizierter Art ist auch die lebendige Substanz. Aber erst gleich und hoch zu erhalten. bie lebten Jahre haben uns den direkten Nachweis gebracht, daß auch der„ Nervenstrom", die Leitung im Nerben ein chemischer Vorgang ist, wie alle anderen Vorgänge in der lebendigen Subſtanz. Und heuer ist's gar ein Jubeljahr in der Geschichte der Nervenphysiologie. II.
Der Sonnenstich. In diesem Sommer hat wieder einmal ble fogenannte gemäßigte Bone über die Witterungserscheinungen zu flagen gehabt, die man jetzt auch bei uns nach amerikanischem Es war vor gerade zehn Jahren, als in den einstigen Kloster- Muster als Hizewellen zu bezeichnen sich gewöhnt hat. Ueber den var bor gerade mauern des Göttinger Physiologischen Instituts, wo eben Verworn, Sigschlag und den Sonnenstich herrschen aber noch immer ziemlich ein Meister der Forschung, mit seinen Schülern Einzug gehalten unbestimmte Borstellungen. Man muß zwischen beiden unterscheiden. hatte, ein junger Forscher, K. v. Bayer, nach mühseligen Versuchen Gin Sigilag, auch wenn er zu plöglicher Ohnmacht führt, ist die Entdeckung machte, daß die Leitung im Nerven ein chemischer gewöhnlich nicht lebensgefährlich. Der Betroffene wird schwindlig, Vorgang, ein Stoffwechselvorgang fet, der mit der Leitung des und fällt nieder, feine Haut ist feucht und fühl, sein Atem eilig elektrischen Stromes. im Draht nichts Gemeinschaftliches habe. Er aber niemals von schnarchenden Tönen begleitet, der Puls geschwächt, zeigte, daß es für die Erhaltung der Leitungsfähigkeit des Nerven die Körpertemperatur normal oder etwas zu niedrig, das Bewußtsein bes Sauerstoffs bedarf, daß der Nerv ersticht, wenn man ihn in ein meist nicht völlig aufgehoben. Bur Wiederherstellung des ErGefäß bringt, aus dem aller Sauerstoff durch einen Stickstoffftrom franften genügt in der Regel schon seine Entfernung aus der berdrängt worden ist. Soune, die Loderung seiner Kleider, das Besprengen des Kopfes mit Eine Reihe neuerer Forscher ging nun an eine tiefere Unter- faltem Basser und vielleicht noch die Behandlung der Nase mit Sala suchung des Nerven. Es wurde gezeigt, daß der Nerb, wie alle mial. Ganz anders steht es um den eigentlichen Sonnenstich. Die andere lebendige Substanz, ermüden lönne, daß man den Nerven Fachleute unterscheiden jetzt noch zwischen direktem und indirektem narfotifieren tönne, wobei er dann seine Leitungsfähigkeit für Sonnenstich. Der direkte Sonnenstich fann wieder noch in mehreren Impulse verliert, daß, mit einem Worte, die Leitungsfähigkeit des formen auftreten. Einmal befällt er Leute bei schwerer Anstrengung, Nerben ein auf dem Stoffwechsel des Nerven beruhender die an solche nicht gewöhnt sind, beispielsweise junge Soldaten bei Lebensvorgang ist, eine Summe chemischer Prozesse, anstrengenden Märschen im Sommer oder nach der Ankunft die zu ergründen die Aufgabe der Wissenschaft vom Leben ist. in einem tropischen Lande. Je feuchter die Luft ist, desto größer die Gefahr, weil die Ausdünstung der Haut da burch herabgesett wird. durch heftige Stopfschmerzen an. Der Sonnenstich fündigt sich Wenn nun nicht sofort etwas geschieht, um die Gefahr abzuwenden, fo stürzt der Betroffene bald zu Boden, aber unter ganz anderen Erscheinungen wie beim gewöhnlichen Higschlag. Der Körper bewegt sich in Strämpfen, die Bähne find fest aufeinander gebisien, die Haut ist ganz unempfind lich, die Atmung start gestört. In anderer Weise fündigt fich der Sonnenstich mit starkem Schweigergus an. Der Erkrankte wird allmählich immer bleicher und die Lippen bläulich, die Augen In jüngster Zeit hat ein Berliner Forscher( Piper) mit Hilfe fehr matt, bis der Mann zu Boden gleitet. Dabei ist das Beblutunterlaufen, die Adern geschwollen, die Atmung ruhig, aber einer sehr genauen Untersuchungsmethode die Geschwindigkeit der wußtsein meist nicht völlig Nerbenleitung beim unversehrten Menschen festgestellt( frühere herstellung auch verhältnismäßig leicht. eine Wiederaufgehoben, Messungen beim Menschen waren sehr ungenau). Er fand, daß der es um den Patienten, wenn er nur einen außergewöhnlichen Durst Ant schlimmsten steht Nerv beim Menschen den Impuls mit einer Geschwindigkeit von verspürt und dann plöglich in Ohnmacht fällt. Diese Ohnmacht 120 Metern in der Sekunde leitet. Das ist nun gegenüber dem fann bis zu anderthalb Tagen dauern und in den Tod übergehen, Frosch mit seinen 28 Metern Leitungsgeschwindigkeit ein gewaltiger ohne daß der Strante noch einmal erwacht ist. Schließlich fündigt Unterschied. der von Stunde zu Stunde heftiger wird, bis er zu einem eigent sich der Sonnenstich auch nur durch einen bohrenden Kopfschmerz an, lichen Wahnsinn führt.
Vor einigen Jahren machte ein amerikanischer Forscher( Marwell) eine Entdeckung, die mit einem Schlage die chemische Natur der Leitung in Nerben festlegte. Es ist nämlich eine in der Chemie beTannte Tatsache, daß die Geschwindigkeit chemischer Vorgänge um etwa zweimal gefteigert wird, wenn man die Temperatur der wir tenden Stoffe um 10 Grad erhöht. Mit Hilfe der oben beschriebenen Methode zeigte nun Magwell, daß auch die Geschwindigkeit der Nervenleitung um etwa das Zweifache gesteigert wird, wenn man den Versuch bei Temperaturen vornimmt, die sich um 10 Grad von einander unterscheiden.
Run besteht aber zwischen Frosch und Mensch noch ein anderer Unterschied: der Frosch ist ein Staltblüter", ein„ wechselwarmes" Tier, dessen Körpertemperatur stets der Temperatur der Umgebung gleich ist. Im Keller beträgt die Temperatur bei Fröschen zirka die Wärmestrahlen, sondern die sogenannten chemischen oder altini Am meisten Vertrauen verdient wohl die Annahme, daß nicht Grad; bringt man sie nach oben ins Laboratorium, so kann man durch schen Strahlen der Sonne, dieselben, die beispielsweise auf die fortgefeßte Temperaturmessungen beobachten, wie die Temperatur photographische Platte wirken, für den Hitzschlag und Sonnenstich ber Tiere allmählich ansteigt, bis sie schließlich die Zimmertemperatur verantwortlich zu machen sind. Angeblich ist es ein ficheres Mittel des Laboratoriums, zirka 20-22 Grad haben. Ganz anders be- gegen diese Gefahr, feine Stopfbedeckung mit einem roten Stoff auskanntlich der Mensch, die anderen Säugetiere und die Vögel: sie zukleiden, der die chemischen Sonnenstrahlen abhält. Die Erfahrungen Haben dauernd ein und dieselbe Körpertemperatur, sie sind Warm- damit sind sehr günstig gewesen. blüter", gleichwarme" Tiere. Die Temperatur z. B. beim Menschen beträgt dauernd ca. 37 Grad unabhängig davon, ob es draußen falt oder warm ist.
Wie wir oben gesehen haben, ist nun die Leitungsgeschwindigkeit des Nerven abhängig von der Temperatur. Die Leitungsgeschwindig keit des Nerven nimmt bei höherer Temperatur zu. Wenn wir jest berechnen, wie schnell der Froschnerb leiten würde, wenn wir die Störpertemperatur des Frosches( etwa der Erwärmung im Wärmeschrank oder im warmen Wasser) auf 37 Grad, also auf die Körpertemperatur des Menschen brächten, fo tämen wir bon 25 Metern in der Sekunde bei etwa 20 Grad auf ca. 120 Meter in der Sekunde bei etwa 37 Grad. Die Leitungsgeschwindigkeit des Froschnerves wäre genau fo groß wie beim Menschen.
Kulturgeschichtliches.
Die Berlin Charlottenburger Tredfuite aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. An ein Heute längst vergessenes Verkehrsmittel erinnert ein Artifel in den Mit teilungen des Vereins für die Geschichte Berline ". In Lüßen, dem alten Charlottenburg , hatte 1696 Kurfürst Friedrich III. feiner Gemahlin Sophie Charlotte das prächtige Schloß bauen lassen, das anfänglich noch Lüzenburg hieß. Damit wurde das Dorf bei dem pruntvollen Hofleben der damaligen Zeit zum Schauplatz vieler Hoffestlichkeiten, Bergnügungslokale tamen hinzu, und die Bes wohner Berlins zogen Sonntags mit Kind und Regel nach bem vorher so unbekannten Dörfchen. Zwar war Diese Tatsache zeigt uns, wie gleich organisierte lebendige dem regen Verkehr burch Verbesserung der Landstraße Substanz, die unter gleichen Bedingungen( Temperatur) in gleicher Rechnung getragen worden, aber bequemer war doch der Wasserweg, Weise beim Menschen und den Kaltblütern arbeitet, in ihrer Leistungs- die Spree. Hier richtete Friedrich I. im Jahre 1702 nach dem Vorfähigkeit in geradezu gewaltiger Weise beeinflußt wird, wenn eine bild der holländischen Fluß- und Kanalschiffahrt eine Tredschuiten diefer Bedingungen sich verändert. Und darin liegt die außerordent verbindung zwischen Berlin und Lützenburg ein. Treckschuite ist ein liche biologische Bedeutung dieser Verhältnisse. Man dente nur, was holländischer Name für ein von Pferden vom Ufer aus gezogenes im Getriebe des Lebens eine so verschiedenartige Leitungsgefchwin Schiff. Als Treidelweg wurde ein fefter Damm längs des Ulfers digkeit der Nerben bedeuten kann. Denn der gesamte Tierförper der errichtet, auf dem zwei Pferde die fönigliche Treckschuite, ein fleines, bielzelligen Tiere iſt ja, wenn man so sagen darf, ein Spielball in mit einem Werded versehenes Schiff ohne Mast und Segel, zwischen den Klauen des allgewaltigen Nervensystems. Namentlich für den den beiden Drten hin und herzogen. Täglich zweimal Ablauf der psychischen Vorgänge, wo es fich um leitende nervöse zu einer vorgeschriebenen Zeit fuhr das Schiff hin und Berbindungen in der Hirmmaffe handelt, dürfte die schnelle zurüd, ausgenommen felbstverständlich, wenn der Fluß zugefroren Leitung von Belle zu Belle, von einem Sinnesgebiet der Hirnrinde war. Die einfache Fahrt toftete zwei Groschen pro Person. Die zum anderen, von gewaltiger Bedeutung fein. Und es mag fein, Wasserfahrt muß manchmal recht luftig gewesen sein und an heutige daß die Entwickelung des Gehirnes und der Psyche auch mit aus Suree- Dampferfahrten erinnert haben; denn es wird uns berichtet, diesem Grunde bei den landlebenden Warmblütern( gleichwarmen" daß oft Musikanten mitfuhren und an Bord aufspielten. Bis ins Tieren mit dauernd gleicher Körpertemperatur) einen so großen Jahr 1720 wurde der Betrieb unter töniglicher Negie aufrecht erAuffchtung gegenüber den kaltblütigen wechselwarmen, namentlich halten; von 1720 bis 1728 führten ihn noch einige Privatunter wafferlebenden Tieren nehmen konnte. Die Forschung ist hier viel- nehmer weiter. Dann ging er vollständig ein, nachdem durch das Leicht einem Momente von gewaltiger Wichtigkeit in der Entwickelung Ende der verschwenderischen Hoffeste mit dem Tode Friedrichs L bes Geist es auf die Spur gekommen, und dieses Moment wäre auch Charlottenburg viel von seiner Anziehungskraft eingebüßt hatte. Berantw. Nedakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruderei u.Verlaysanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW