ist sehr interessant, daß nebenan das AZerk eines Z�esselschülers gezeigt wird. R e i n hold Kiehl verwaltet mit Umsicht und kühlem Tem- pcrament jene Baugesinnun�, die mit den Elementen einer pri- mären Antike und einer reinen Gotik Ausgaben des modernen Lebens zu gestalten weiß. Er ist außerdem ein nie versagender, nie ermüdender Praktiker, der den vielfältigen Anforderungen einer stetig wachsenden Stadt die günstigsten Lösungen zu geben weih. Kiehl ist Stadtbaumeister von Rixdorf. Er hat in kurzer Zeit diesem verarbeiteten und ganz vernachlässigten Borort einen würdigen Charakter und ein schönes Antlitz beschert. Man braucht nur das neue Rathaus mit dem alten zu vergleichen oder irgendeine der früheren Rohziegelschulen mit den jetzigen Schulbauten, deren Kiehl Jahr für Jahr mehrere aufstellt, so muh man den Unterschied, den gewaltigen Fortschritt greifbar erkennen. Und man wird dann, wenn man an Seeling, den Charlottenburger, denkt, mit Freude, aber auch mit Bedauern feststellen: wel- chen Nutzen die Städte von tüchtigen Stadtbau- meistern haben können. Gleich seinem Berliner Kollegen, diesem oft folgend, dient Kiehl(man vergleiche das Krankenhaus) den lebendigen Aufgaben der Gegenwart; dabei wahrt er, dem ge- meinsamen Meister treu, wie Hoffmann, die Berlinische Tradition, die, trotz mancherlei Einschlägen aus der Gotik und der Renaissance, auf Schinkel zurückführt. Solche Feststellung ist notwendig, wenn man entschlossen ist, die Sonderausstellung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten zu besuchen. Vor Kreis und Kiehl. vor Schmitz und Brurein erfaßt man erst die ganze Torheit jenes berüchtigten, auch hier bereits ge- stäupten Erlasses, mit dem der Herr von Breitenbach seine Eni- rüstung darüber kundgab, daß die moderne Architektur mit allem Herkömmlichen roh breche. Etwas Verkehrteres zu sagen ist kaum möglich. Genau umgekehrt: von Kreis bis Kiehl und von Schmitz bis Brurein treffen wir die Erfüller der Tradition. Und drüben, bei denen, die der Minister für brav achtet, bei den Polhtechnikern, hocken die Verwüster der Ueberlieferung. Man stelle gegen irgend- einen Bau von Kreis oder von Kiehl das neue Kammergerichts- gebäude, dann hat man die Distanz. Die Freunde des Bau- Ministers kombinieren, addieren und dekorieren und bleiben dabei immer qualitätslos, schlapp und armselig. Mit der Reißschiene und der gefühllosen Dressur quälen sie die Tradition und erniedrigen sie zu einem Kadaver. Wenn das, was Herr Breitcnbach als Ueberlieferung zu schätzen scheint, keine besseren Verwalter hätte, als diese papiernen Beamten, wenn die um Wallot und Messel nicht da wären, dann allerdings wäre es um die deutsche Architektur so traurig bestellt, wie der ministerielle Erlaß(den wohl Hinckeldey schrieb) beklagen zu müssen glaubt. Im übrigen: Herr Breitcnbach hat ungehorsame Knechte; es gibt im Bautenministerium etliche Architekten, die der Tradition nach eigener und fruchtbarer Art zu dienen suchen. Dazu würden die Erbauer der neuen Bahnhöfe ohne Zweifel gehören. Die Aus- stellung zeigt nicht minder erfreuliche Resultate, die leider an be- klagenswerten Aufgaben geschahen. Wir treffen in Modellen einige Typen für Gerichtsgebäude kleinerer Städte, Gruppen aus Bauten für die Bureaus, für die Beamten und für die Gefangenen. Man mag es einen doppelzüngigen Kulturfortschritt heißen, daß den Strafanstalten eine gute Architektur zuteil wird; indessen, es ist doch erfreulich, daß auch für solche Anlagen, die bisher ein kaltes Nebeneinander waren, jetzt das Prinzip der räumlichen Gestaltung eine gewisse Milderung bringt. ' Man möchte meinen, daß die Ausstellungsleitung den Breiten- bachschen Irrtum vorgeahnt habe; durch das, was sie in einem gesonderten Kabinett aus dem Werke Schinkels zu zeigen hat, de- monstriert sie: die Folgerichtigkeit der modernen Architektur aus der Tradition. Und, um hierfür noch eine weitere Beweisführung zu empfangen, braucht man sich hier nur die zur Schau gestellten Zimmeraus den Jahren 1830 1850 anzusehen; man braucht nur zu vergleichen, wie vernünftig und wie schön die ein- zelnen Stücke in sich selber sind, und wie plump und geistlos das wurde, was Herr B i b e r f e l d aus ihnen zusammenbraute. Dann denkt man einen Augenblick an das, was wir moderne Raumkunst heißen, und weiß hinlänglich: wer die EntWickelung trägt, ob die Siulen Kopisten, die routiniert jonglieren, oder die um Van de elde und Peter Behrens . An das Schinkel-Kabinett reiht sich eine umfangreiche Re- trospektive. Sie ist interessant für den Freund der Kultur- geschichte; sie verrät uns mancherlei von dem damals hungernden und sich philiströs an Nichtigkeiten freuenden Berlin der Wacht- Paraden, der mageren Fräulein, der dicken Fischfrauen und der witzigen Eckensteher. Man bekommt Illustrationen und Panoramen, so etwas wie ein Wochenjournal der tugendlichen und galanten Welt. Es ist gar nichts dagegen zu sagen, daß eine Zeit, der die Photographie noch nicht geläufig war, durch Handbetrieb die Per- sonen und Ereignisse fixierte. Nur haben solche geschichtlichen Do- kumente nicht unbedingt etwas mit der Kunst gemein. TaS gilt ganz gewiß für die Pinseleien von Meyerheim, Begas und Henning, während Hummel mit seinem Porträt eines Eck- ladens an der Schlotzfreiheit die Schtlderei bereits zu einem künst» lerischcn Thema steigert und Gaertner besonders durch sein kleines Bildchen von der Spittelkirche eine gewisse Freudigkeit des Malprozesses andeutet. Eine eigentliche Ueberwindung des Jllustr» tiven treffen wir indes erst bei Sie ffeck und Franz Krüger . ' Freilich nicht in den großen Kompositionen, nur in der Intimität der Beobachtung des einzelnen und in der Delikatesse der noch mit der Miniatur ringenden Technik. Anders, ganz anders sind Karl Blechen und Menzel. Das ist Malerei in unserem Sinne« eine eigene Welt der Hinselstriche und der Farbflocken, die in sich' selber lebt und webt und nur noch zufällig auch Kulturelles oder Historisches derichtet. Wie Blechen(2650) die Vorstellung mensch, licher Leiber, den Traum vom Mädchenfleisch, als einen blonden! Akzent in strömendes Grün setzt; wie er ein andermal bei der Variation des Oberflächenscheines(2660) zwischen Bart und Wange! Farbe in Farbe bettet, das eben, ja das ist Malerei. Und dannz Menzel zu Krüger. Man vergleiche Krügers entzückende Studio von den drei schönen Berlinerinnen mit einem Frauenbildnis vont Menzel(2880) oder mit dem schlafenden Kind(2886). Bei Krüger herrscht die Freude am Objekt; er will die Lieblichkeit seiner Mo-< belle in Treue schildern. Das alles leistet Menzel nicht Wenigerz was ihn aber beherrscht, ist die Freude am Strich, an der Be« wegung des Bleistiftes, an der selbstcrzeugten Hieroglyphe. Gewisse das Kind schläft, wir fühlen die Hitze seiner geröteten Wangen; was Menzel aber eigentlich reizte, war: mit dem Pinsel die Schatten und Lichter abzutasten und zu einer Pastorale zusammen- klingen zu machen. Man betrachte daraufhin noch Nr. 2802: Josef Joachim spielt mit Klara Schumann . Da ist die Szene beinahg unsichtbar geworden; man erlebt nur noch das Gefühl, verdichtet« Leidenschaft, die sich entlud. Das technische Können ist nicht mehv das Wesentliche, sondern das Selbstverständliche. Wesentlich ist das Musizieren der Farben, das Flirren des Lichtes, das Zittern dev erlebenden Sinne Das achte und neunte Buch JVlolid oder der lympathilch-magifche kteusfehat� Bon Wilhelm Creme r. Der alte Mose» muß nicht nur ein großer Gesetzgeber unk» Hygieniker gewesen sein, sondern vor allem ein recht fruchtbarer Schriftsteller, denn er hat uns außer den durch die Bibel über» lieferten fünf Büchern Mosis noch vier andere hinterlassen, die ein wahre? Kompendium tiefster Geisterwissenschaft und unglaublicher Zauberkunst sind. In unserer heutigen traurigen Zeit, in der schon die Jugend durch Nick-Carter-Hefte und ähnliche Schundliteratur. durch sexuelle und politische Aufklärung verdorben wird, ist es ein erfreuliches Zeichen, daß eine Reihe geschäftS» tüchtiger Verleger mit Erfolg bemüht sind, gegen solchen Schund und geistigen Tiesstand anzukämpfen, indem sie dem deutschen Volke Bücher altersgrauer, ehrwürdiger Weisheit, die in dem Wust modernen Unglaubens fast vergessen waren, wieder dar- bieten. Da sind.Albertus Magnus bewährte und approbierte» sympathetische und natürlich ägyptische Geheimnisse für Menschen und Vieh",Anleitung zum Kartenlegen und Wahrsagen von Daniel ben Abdulla, Mufti zu Mekka ",NostrodamuS neuestes, vollständiges und größtes ägyptisches Traumbuch",Das große Buch Salomoni» aus ältesten kabbalistischen Urkunden der Hebräer",Der wahrhastige feurige Drache Herrschaft über die himmlischen und höllischen Geister und über die Mächte der Erde und Luft",Mosis magische Geisterkunst das Geheimnis aller Geheimnisse",Das sechste und siebente Buch Mosis, dreifach versiegelt". Kurz alles Bücher, deren Verfasser ein gewisses historisches Ansehen genießen und denen ge» wiß auch jener konservative Abgeordnete das Rezept vom jung» ftäulichen Ziegenbock verdankte, das bei der Beratung des Kur» Pfuschereigesetzes so wichtig wurde. Aber auch moderne Autoren finden sich:Schäfer Thomas Universalrezeptbuch für Stadt- und Landleute",Bellachinis geheimes Zauber- und Punktierbuch", Paul Kramers enthüllte Lotteriegeheimnisse hochwissenschaftlich absolut sicherer Gewinn", und schließlichDie geheimnisvollen Mächt« in der Liebe, oder wie man ein richtiger Don Juan wird." Ich muß gestehen, daß ich eigentlich alle diese Bücher nicht kenne. Ich fand ihre Titel im Anhang vom achten und neunten Buch MofiS, daS mir ein gütiges Geschick in die Hände gab. Ich kann daher auch nicht dafür garantieren, daß diese Bücher wirklich das leisten, was sie ver- sprechen aber wenn sie nur den zehntel, Teil von dem bieten, waS das achte und neunte Buch Mosis bietet, dann, lieber Leser, laß dein Geschäft, dein Amt. deine Arbeit liegen, wie sie liegen. Kauf dir die Bücher, studiere sie und sei glücklich, denn eS gibt keinen Wunsch, der sich dir nicht erfüllt. Ich persönlich kaufe mir die vielen Bücher nicht. ich bin mit dem achten und neunten Buch Mosis zufrieden, es genügt mir vollauf und befriedigt mich in allen Lebenslagen. Wenn ich bedenke, waS ich ftüher für Sorgen, Mühen und Geldausgaben gehabt habe und jetzt? Da sind die Krankheiten früher mußte man zum Doktor laufen und wie einfach ist doch die Behandlung nach dem achten und neunten Buch Mosis. Sie haben z. B. eine Geschwulst. Dreimal darauf geblasen und dabei gesprochen:Es gingen drei reine Jungfrauen, die wollten Ge­schwulst und Kranlheil beschauen; die eine sprach: es beißt, die andere sprach: es ist nicht wahr; die dritte sprach: eS ist dann nicht, so komm unser Herr Jesu Christ" und fort ist die Geschwulst Oder ein tollwütiger Hund beißt Sie, dann schreiben Sie einfach auf ein Butterbrot: Laxu Maga Baga Saga und geben es dem Hund