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fing erst an, als 1899 ein ungeheures Delbeden, das reichte der Welt, im Südende des San Joaquin- Tals entdeckt wurde. Volle 1600 Kilometer erstreckt sich Kalifornien   vom Norden nach dem Süden. Den weitaus größten Teil dieser Länge füllt die riesige Talmulde, die sich zwischen der hohen, mit ewigem Schnee und Gletschern bedeckten Sierra Nevada und dem niedrigen Küsten­gebirge hinzieht. Nur an einem Punkt, am Goldenen Tor, dort, wo die aus dem Norden und Süden kommenden Wassermengen sich bereint ins Meer wälzen, ist die Wand der Mulde burchbrochen. Die südliche Muldenhälfte bildet das Tal des San Joaquin- Flusses, und in dessen äußerster Ede, wo das Küstengebirge mit der Sierra verschmilzt, liegen die großen Delbeden.

in ein Fünfundzwanzigörestüd ausgeschnitten werden sollte.] und Brunneneigentümer zwang, fich Ertrageldtaschen in die Hosen Morten sollte ihn als Schlipsnadel haben. zu nähen. Kalifornien   hatte Del geleckt, doch hatte es jetzt erst Die Unterhaltung drehte sich um das Wetter und wie einen Vorgeschmack im Munde. Der eigentliche Betroleumrausch gut es sei, daß der Frost noch nicht da war und die große Hafenarbeit hemmte. Dann glitten sie wie von selbst auf die Kraft" über, und von ihm zum verrückten Anker und tamen weiter auf die Armut und die Unzufriedenheit zu sprechen. Die Sozialdemokraten da drüben hatten schon lange alle Gemüter beschäftigt. Den ganzen Sommer waren be­unruhigende Mitteilungen herübergedrungen; es war ganz flar, daß es vorwärts ging mit ihnen. Aber was bezwedten fie eigentlich? Etwas Gutes war es auf alle Fälle nicht. Es sollen die Allerärmsten sein, die sich auflehnen," sagte Holz­bein- Larsen. Ihre Zahl muß also groß sein!" Es war, als hörte man das Dröhnen von irgendetwas draußen am Horizont und wußte nicht, was da vor sich ging. Ganz ver­zerrt gelangte das Echo von der. Erhebung der unteren Klassen bis hierher; man verstand gerade soviel, daß die Untersten Gottes gefeßmäßige Ordnung auf den Kopf stellen und versuchen wollten, selbst nach oben zu gelangen; unwillkür. lich schielte man zu den Armen hier in der Stadt hinüber. Aber die gingen in ihrem gewöhnlichen Halbschlaf einher, arbeiteten, wenn Arbeit da war, und beruhigten sich sonst dabei. Das fehlte auch noch," sagte Jeppe, hier, wo wir ein so gut geordnetes Armenwesen haben!"

Bäcker Jörgen war der Eifrigste. Jeden Tag fam er und hatte etwas Neues zu berichten. Jetzt hatten sie das Leben des Königs selbst bedroht, und nun war das Militär ausgerüdt.

Das Militär!" Der junge Meister machte eine höhnische Bewegung. Das soll wohl helfen! Wenn sie bloß eine Handvoll Dynamit zwischen die Soldaten werfen, so bleibt auch nicht ein Hosenknopf heil. Nein, nun werden sie die Hauptstadt wohl erobern." Seine Wangen glühten, er sah die Begebenheit schon im Geist vor sich. a, und was dann? Dann plünderten sie wohl die königliche Münze!"

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Ja, nein, dann kommen sie hier herüber die ganze Gesellschaft!"

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Hier herüber? Nein, zum Teufel auch! Wir bieten die ganze Bürgerwehr auf und schießen sie vom Strande aus nieder. Ich habe mein Gewehr schon in Ordnung gebracht!" ( Fortiesung folgt.).

Das fchwarzflüffige Gold.

Von Walter BW. Wöhlke, Sancta Monica  ( Kalifornien  ). Im Frühjahr 1894 war der Anstreicher Doheny eifrig mit dem Graben eines Brunnens hinter seinem Hause in Los Angeles   be­schäftigt. Die Wassersteuer schien ihm zu hoch zu sein, und er hoffte, der Abgabe zu entgehen, wenn er einen eigenen Brunnen hatte. Wochenlang brachte er jede freie Stunde in dem Loch zu, doch Wasser fand er nicht. Statt des Wassers sammelte sich auf dem Boden des fünfzig Meter tiefen Schachtes eine schwarze, didflüssige Masse an, die nicht gerade wie Veilchen duftete und an der Luft alle mählich zu Asphalt verhärtete. Es war Petroleum  .

Der Anstreicher, der nicht auf den Kopf gefallen war, hielt den Mund. In aller Stille pachtete er jedes Grundstück, jeden Morgen Land, dessen er in der Nachbarschaft habhaft werden konnte, pumpte seine Freunde an, faufte sich eine alte Bobrausrüstung mit einer Heinen Dampfmaschine und fing an, einen Betroleumbrunnen nach dem andern auf dem gepachteten Lande anzulegen. So begann die Kalifornische Erdölindustrie. Heute, nach fiebzehn Jahren, ist der ehemalige Anstreicher ein dreißigfacher Dollarmillionär, und das junge falifornische Petroleumgebiet hat alle anderen Delfelder der Welt an Bedeutung übertroffen.

Ehe Dohenh das Erdöl in Los Angeles   entdeckte, brannte gang Kalifornien   teure Kohlen, die vom Often um Kap Horn   herum oder von Australien   her nach der Westküste, die teine Kohlen hatte, geschafft werden mußten. Die Entdeckung des Steinöls machte dem Kohlenhandel ein schnelles Ende. Zum Raffinieren, zur Herstellung von Brennöl, Benzin und Schmiere eignet sich das kalifornische Roh­petroleum zwar nicht, da es zuviel Asphalt enthielt, aber als Ersatz für die fehlenden Kohlen, als Brennmaterial für die Kessel der Lokomotiven und Dampfschiffe, für Kraft- und Gaswerke, Schmelz­öfen und Fabriken war es von größter wirtschaftlicher Bedeutung, und das erkannte man schnell genug. Ganz Los Angeles   machte fich ans Bohren. Innerhalb eines Jahres waren 2000 Brunnen in die ölhaltigen Schichten getrieben, und nach allen Seiten hin weitete fich das Petroleumgebiet. Sogar am Meeresstrande wurden Röhren durchs Wasser tief in den Boden der See getrieben. Und dennoch fonnten die Brunnen richt genug Rohpetroleum für den stetig wachsenden Bedarf liefern, ein Zustand, der die glücklichen Land­

Eine Region der schärfsten Gegensäße ist dieses Tal, das sich flach wie ein Tisch 150 Kilometer zwischen den Bergzügen hinzieht. Auf der Ostseite, wo zahlreiche Gebirgsbäche singend und plätschernd von den Gletschern der Sierra kommen und dem San Joaquin zu eilen, liegen in den Bergen die weltberühmten Goldgruben, reden die Riesenbäume, die Sequoien, ihre ehrwürdigen, zerfetzten Häupter gen Himmel. Am Fuße der Sierra liegt ein blühendes Städtchen neben dem andern. Ungeheure Weizenfelder dehnen sich bis an den Horizont, Tausende von Obsthainen und Weinbergen leuchten grün in der hellen Sonne, kreuz und quer laufen die Be­wässerungsgräben, und nach allen Richtungen durchziehen Dampf­und elektrische Bahnen das reiche Land.

Anders sieht es auf der Westseite aus. Keine Städte und Dörfer, feine Gehöfte gibt es da. Felder, Haine   und Weinberge sind nicht vorhanden. Kein Baum, fein Strauch ist viele Tagereisen weit zu finden. Kein Laut stört die Stille dieses verwunschenen Landes, denn hier, auf einer Strede von faft 500 Kilometer, fließt fein Tropfen Wasser aus den toten Hügeln in den San Joaquin. Baumlos, schattenlos, wasserlos, lautlos liegt das Land zwischen dem grünen Streifen des Flusses und den knochenharten Bergen, und die grauen Klumpen des bitteren Salbeibusches bededen es wie mit einem trügerischen seidenen Teppich, ber eintönig in der Sonne schillert. Nackt, kahl, gelblich erheben sich die Bergzüge dahinter. Auf sie herab brennt die sengende Sonne, bis sie weißlich zu glühen scheinen, bis die tiefblauen Schatten in ihren Schluchten in der Glut zittern und beben. Wellen heißer Luft steigen aus dem sandigen Boden zwischen den grauen Büschen empor, so daß die öde Land­schaft vor den Augen flimmert. Hier und dort tanzen hohe, ge­spenstige, spindelförmige Staubtrichter wie tolle Derwische. Und weit drüben im Osten funkelt der ferne, grüne Spiegel eines großen Sees wie die Fata Morgana, dem durstigen Wanderer hohnlächelnd unerreichbare Labung weisend.

In diese wasserlose Einöde ergoß sich vor zehn Jahren ein gieriger Menschenstrom, zu Fuß, zu Pferd und zu Wagen, um fich ein Stüd des bisher verachteten Bodens anzueignen. Tief unter der beißenden Oberfläche war Erdöl   gefunden worden, flüssiges, schwarzes Gold, dessen übler Geruch die Menschen anzog, wie der Kadaver des verdursteten Tieres die Geier lodt. Ueberall in der grimmigen Wildnis erhoben sich die skelettähnlichen Gerüste der Bohrtürme. Σαβ und Nacht teuchten und summten die Lokomobilen, die die Bohreisen tief in die Erde trieben. Jeden Tag quoll mehr Petroleum aus der Tiefe, jeden Tag stiegen die Hoff­nungen der Spekulanten. Ueber Nacht wurden arme Leute reich, und über Nacht verloren sie den schnell erworbenen Reichtum wieder. Ganz plößlich tam der Krach. Die Eisenbahnen konnten die stetig steigende Delflut nicht bewältigen. Es fehlte an Transportmitteln und Abnehmern, und auf einmal fiel der Preis von einem Dollar pro Faß( 1,7 Hektoliter) auf zehn Cents. Zur selben Zeit bezahlte man das Faß Trinkwasser im Oelgebiet mit dreißig Cents.

Sieben magere Jahre folgten. Hunderte von Aktiengesell schaften, deren Gold in teuren Bohrlöchern oder in den Taschen der Gründer angelegt war, machten bankerott, und der Menschenstrom verlief sich wieder. Erst als der Rohpetroleumpreis neuerdings stieg, als die Brunnen kaum genug liefern konnten, tam allmählich wieder Leben in das Petroleumgebiet, und mit dem steigenden Preis wuchsen auch wieder neue Bohrtürme aus dem Boden.

Im Frühjahr 1908 tamen zwei Zimmerleute, Barrett und Dunn, in die Delregion, die Arbeit suchten. Geld hatten sie nicht, aber viele Kinder, deretwegen sie in der Gluthibe des Tals manchen Tropfen Schweiß beim Bau der Bohrtürme vergoffen. Das Pe= troleumfieber erfaßte sie. In ihrer freien Zeit wanderten sie viele Meilen durch die grauen Salbeibüsche und suchten sich aufs Gerate­wohl hier und da große Stüde   Regierungsland aus. Petroleum  war nirgends zu sehen, doch hofften die beiden, es würde sich viel­leicht ein reicher Engel finden, der das nötige Geld liefern sollte, um auf einem dieser Landstüde ein Bohrloch in die bermuteten Delschichten treiben zu können.

Für

Der Mann mit dem Geld fand sich denn auch ein. Eine Par zelle Regierungsland, auf dem man während des ersten Petroleum­rausches ein 200 Meter tiefes Loch gebohrt hatte, ohne Del zu finden, gefiel ihm trotz des ersten Fehlschlags am besten. 60 000 Mt. wurde eine Bohrausrüstung gekauft, und dann fing man die Arbeit an. Immer tiefer wurde das Loch im Boden, aber auch das im Beutel des Geldmannes. Ein ganzes Jahr wurde gebohrt, und Bohren ist in Kalifornien  , wo die Bohr­arbeiter 25 Mt. Lohn für acht Stunden erhalten, durchaus nicht billig. Das Loch war 700 Meter tief und hatte über 100 000 m.