Ts ist also anzunehmen, daß wir im derart verbesierten Echwingenflieger dem Ziel einige Schritte näher kommen. ES bleibt also noch die Frage, wie die Tragfläche in der Lust alS Ganzes im Gleichgewicht zu erhalten sei. Man Hai die Erfahrung gemacht, dah bei den grohen Geschwindigkeiten, die die neuen Molore gestatten, die Stabilität in der Fahrt selbst bei ungünstigsten Luftverhältnisien vorzüglich bleibe. Bei günstigen Luttverhältnissen kommt auch in der Siegel der im Gleitflug genügend geschulte Flieger ziemlich sicher herunter. In den meisten Fällen genügt aber sichtlich die geringste Störung, der kleinste Fehler, um die Katastrophe herbeizuführen. In der Nähe der Erdoberfläche gibt es begreiflicher- weise ständig eine Zahl von Wirbeln und Strömungen, die durch' die Gebäude, Bodenformen, Wälder verursacht werden; in größerer Höhe fallen diese gefährlichen Klippen der Lustfahrt fort, und des- halb suchen die Flieger diese möglichst schnell zu erreichen. Es ist aber klar, daß bei den vielen Zufällen, von denen der regelmäßige Gang des Motors abhängt, bei solcher Höhe und mangelhafter Stabilität die Chance, heil aus einem eventuellen Swrz hervorzugehen, nicht wächst. Wie weit haben wir die Stoßform des Bogels berücksichtigt? Wie weit zogen wir die für den Austrieb und Abstieg wichtigen Lust- blasen des Bogels in Betracht, die auch der Fisch zu gleichem Zweck verwendet? Bor allem scheint man in der Verteilung der Teilgewichte noch wenig die Erfahrungen zu berücksichttgen, d«e wir im verwandten Element, dem Wasser, so sorgsam beachten. DaS Schwert des Segelboots, sein Kiel, hält als Stabilitätsgeber selbst bei dem fabel- hasten Seitendruck, dem die großen Segelflächen ausgesetzt find, das Boot im Gleichgewicht; nur in hilflosen Andeutungen finden wir es im Flugzeugbau angewandt. Der Bogel   scheint auch nicht so ausschließlich die Richtung des Fluges durch Schwanzsteuerung zu ändern, und seine scharstchnellem Wenden günstige Kopfform dürfte auch flugtechnisch von Bedeutung sein. Obleich doch eine Kopf- tragfläche nicht nur eine weitere Anklammerungsfläche in der Lust bedeutete, und obgleich die geschicktere und sichere Lenkung durch sie außer Frage stände und ein großer Prozentsatz der Stürze auf die zu hefttge Wirkung durch die großen Ruderflächen fällt, ist sie noch ganz vernachlässigt. Vielleicht wäre sie eS gerade, die nach dem Stoppen oder Ver» sagen des Motors den plötzlichen Stoß und Druck überstehen ließe. Auch die Beschränkung der Tragfähigkeit auf wenige Personen erscheint uns in Anbetracht der sonst erreichten Erfolge etwas be« schämend. Man deutet oft an, daß das Endresultat der EntWickelung der beiden Flugfahrzeugarten, der Ballons und der Rrastflieger, eine Kreuzung beider fein wird. £b nicht unser Bogel eine solche darstellt? Sind doch bei ihm die hohlen Knochen und Luftbeutel sämtlich mit erwärmter Lust ge- füllt, ist eine Tragfläche dort zum Teil mindestens ebenfalls derart gaserfüllt, und in den Schwingen und der Berstellbarkeit der Flügel und Schwingen ist auch die oben bezeichnete Kombination von Aus- triebs- und Bortriebsschraube verwendet. Sollten hier nicht noch Möglichkeiten liegen? Endlich, um nochmals auf die Mitarbeit des Volkes in solchen Dingen zurückzukommen, müssen es wirklich stets reklamebedürstige Geschäftemacher in Kaffee oder öffentlicher Meinung sein, die den Erfindergeist anregen dürfen? Die Akademien und Universitäten veröffentlichen jährlich für die Gelehrten und Studenten ihre»Preis- stagen"'. Sollte der Staat nicht, was er in seinen lVOO M.-Mord- prämien beim Versagen seiner Beamten minder sympathisch tut, auch für solche wichtigen Zwecke übrig haben? Welcher Erfinder kann heute seinen Fund seinein Boll über- geben, so lange er weiß, daß seine bcgeisterle Hingabe sicher zur Folge hat, daß andere, minder unegoistische, seinen Fund sich eiligst schützen lasten können und die Sllgemeinverwertung hintertreiben dürfen? Am schmerzhaftesten tritt in diesem AuLbeutungSprivileg einer einzigen Idee das bisherige Prinzip:»Jeder gegen alle" hervor, mit ihm geht jener ichrankenlose Egoismus, Geheimniskrämerei, Ueberteuerung der wichtigsten Erfindungen sman denke an die An- fangspreife der Zweiräder), also Erschwerung ihrer Anwendung, Hand in Hand. Wiederum ist eS die heule herrschende Brutalität und Mißachtung deS Besitzenden gegen den Besitzlosen, der auch letzteren als Erfinder zwingt, dieselben Monopolrechte sich zu sichern, damit er nicht die Macht derer vermehrt, die sie zu erhalten streben. Erst die Aviatik, die aus innigem selbstlosem Zusammenwirken aller ihrer Freunde aus allen Bollöteilen geschaffen wird, kann in kürzerer Zeit alle die Resultate ergeben, die der verhältnismäßig ge- ringen Zahl von reichen Amateuren und Untenlehmern versagt blieben. P. G. Iugenäfang anno 1794. So oft den herrschenden Klaffen das Wasser bis zum Halse steigt, fangen sie auch an. sich nach der Jugend umzusehen. Als am 21. Januar 1783 Ludwig XVl. hingerichtet worden war, da kriegten es auch alle die mit der Angst, die sich bis dahin der Revolution gegenüber noch abwartend verhalten hatten. So ging denn auch der Kandidat de» PredigamtS zu Gera   Ehristoph Gottlteb Steinbeck bin und schrieb ein»Frey»«nd GleichhettSbüchletn. Für die Jugend und den deutschen   Bürger und Bauersmann ver» fertiget." Dieses Büchlein erschien, mit einem Titelbilde, das deS Königs Entbauptung zeigt, 1794 in Leipzig   bei Fleischer und ist eine im Stile des heutigen Reichsverbandes gehaltene Ver­la sterung der Freiheit und Gleichheit und insbesondere der fran» zösischen Revolution, deren Nachahmung in Deutschland   auch Herr Kandidat Steinbeck sehr betürchtete. Er war übrigens ein tüchtiger Geschäftsmann, das beweisen seine eigenen Angaben über den Vertrieb des Buches, wie denn die Spekulation auf die deutsche Philisterangst noch niemals sehlgeschlagcn ist. Die schulentlasiene Jugend war eS hauptsächlich, die vor der Ansteckung durch die»Frey- und Gleichheit»"-Gedanken geschützt werden sollte, und io ruft der Verfasser in der Vorrede denbraven deutschen Bürgern und Landlcuten" zu:»Bittet überhaupt d. h. vor allem) Euren Herrn Schullebrer, daß er Euren erwachsenen Kindern wöchentlich einmal ein Stück aus diesem Büch- lein vorliest, und mit ihnen darüber discuriret, so werdet ihr ihnen dadurch für die Zukunft eine wahre Güte erzeigen." In Form eines Gesprächs zwischen einem aus Frankreich   ge- flohenen»Fremden" und einemWirte", der von jenem»belehr!" wird, vernichtet nun Eleinbeck die Ideale der Revolution. Er in dabei schlau genug, zuzugeben, daß manches in der We mangelhaft sei, und er selber zeigt den Leuten, w. sie es anfangen müßten, um zum Beispiel die Frone. los zu werden:»um Gottes Willen nicht durch Rebellion, weil dab� der unschuldigste und rechtschaffenste Mann, weder seines Eigentum- noch seines Lebens einen Augenblick sicher ist, weil der brav? Bürger und Bauersmann dabey allezeit zu kurz kommt, nur der Pöbel ge- winnt, und überhaupt durch Rebellion die Sache noch schlimmer ge- macht wird, als sie ist." Und diese Warnung vor der Rebellion, die der Verfasser schon im Vorwort ertönen läßt, gibt jenerFremde" dann alle zehn Seiten zum besten. Wozu auch Rebellion l Es ist viel ein» facher und besser, man wende sich mitBitten und vor- stellungen' an feinen Landesherrn. Zum Beispiel: ffo:»Durch» lauchtigster Fürst I... sein Sie so gnädig und nehmen mir die und die Beschwerde(Ffron) ab. Ich weiß zwar mehr als zu gut. daß ich Sie der und der Grundstücke wegen, von GolteS und Rechts wegen tragen muß, allein sie bringt mir den und den Schaden, und Ihnen wenig Nutzen, und will Ihnen daher ein für allemal so und so viel, oder jährlich das und das an Geldc dafür abgeben." Natürlich wird der Landesherr sich nicht sträuben, im Gegenteil:da zumahl heut zu Tage die großen Herren, viel vernünftiger und ädler denken, und den gemeinen Mann gar nicht mehr so behandeln als sonst sondern ihm gerne helfen, wo sie nur können." Ja, sagt der Wirt darauf:Wenn nun aber so ein Herr durchaus durch Vorstellungen nicht zu bewegen wäre." Und der Fremde:Je nun so würde ich halt denken, daß er seinen Bortheil noch nicht recht kenne, würde seinen Eigensinn mit Gedult ertragen, und eine andre Zeit mit meinen Bitten abwarten." Eines Tages ist derFremde" abwesend, nach seiner Rückkehr entspinnt sich ein Gespräch zwischen ihm und dem Wirt über die Gleichheit, die nämlich vonein Paar sogenannten deutsche« Advocaten  " gepredigt worden ist. Der Fremde sagt: Ich kenne diese beiden Leute nicht aber wette, daß ich sie Ihm so gut beschreiben will, als wenn ich sie kennte. Sind es nicht Leute, die gar nichts im Vermögen, auf keinen Fall etwas zu ver» lieren haben? W.: Richtig l sie find beide so reich wie Kirchenmäuse. Fr.: Sind'S nicht faule Tagediebe, die nicht arbeiten wollen? W.: Getroffen I faullenzen ist ihre Sache. Fr.: Sind sie nicht vielleicht einmal von der Obrigkeit über (wegen) irgend etwas auf die Finger geklopft, oder gar abgesetzt worden? W.: Das letztere nun wohl nicht, denn sie find nie etwas ge- Wesen, ob sie gleich alle beide gern etwas sein mögten; doch ge» straft sind sie etlichemal tüchtig worden, aber si« hatten� auch ver» dienet, der eine batte unserem GerichtSschöppen z. B. einmal die Uhr gestohlen, und der andere hatte noch schändlichere Dinge, vo» den man gar nicht gen» redet, praktiziret. Fr.: Nun sieht Er, solcheLeutesind eS. welche den gemeinen Mann, mit der Freiheit und Gleichheit der Menschen, bei der Nase herumführen Auf die Obrigkeiten sind sie aufgebracht zu Verliehren haben sie nichts nun suchen sie den gemeinen Mann aufzuhetzen, zum Aufruhr zu verleiten, un, dabei im Trikben zu fischen.... Die letzten Worte setzt der Verfasser mit großem Druck. Der Fremde" hat aber noch mehr solcher Beweise für die Verwerflichkeit der Gleichheit,Beweise", die aus einem ReichSverbandsflugblatt unserer Tage glatt abgeschrieben sein könnten. Er ködert den Wirt mit dem Hinweis auf die Ungleichheit eines Goldstücks und eines HcllerS I Vor der Gewerbefreiheit weiß er den Wirt graulich zu machen durch die Frage, was wohl aus ihm werden würde, wenn alle Ortsansässigen anfingen, Bier zr brauen und auszuschänkrn. Oder wie, wenn plötzlich alle Leute Schuhe machen wollten! Aber gleiche Rechte müßten doch alle Menschen haben? meint der Wirt. Oho I Sollen etwa andere Leute ihn beerben, statt seiner eigenen Kinder? Sollen Dummköpfe Stadffchulze werden dürfen? Natürlich nicht I Folglich ist es Torheit, gleiche Rechte»u fordern? Nur in einem sollen die Mensche«» gleich sein, darin, dag fie eftach