- 660- «nbohren mag. wo man will, so trieft'S von Blut', rühmt die »Wunden-würmelrin" des Heilands. Wie erklärt sich nun ZinzendorfS Sprache? Durch die Pfister schen Untersuchungen ist erwiesen, daß in dem Grafen sadistische und masochistische, homosexuell gerichtete Begierden schlummerten. Durch die Erziehung wurden diese Neigungen in der Jugend zu nächst durch die Gestalt Jesu verdrängt und die kindliche Liebe auf ihn übertragen. Doch ist es auch wohl niöglich, dag Z. sexuell nor- mal veranlägt war. Dadurch aber, daß das Ziel der 5kindesliebe, die Eltern, ihm fehlte, daß JesuS vor und nach der Pubertät der Gegenstand innigster Verehrung wurde, ist der homosexuelle Charakter erst künstlich durch die Richtung der sexuellen Energien auf Jesus hervorgerufen worden. Auch die Schmerzwollust braucht bei Z. nicht angeboren zu sein! bei dem natürlicher Liebe fremden Grafen wurde die Freude an Qualen durch die pielistisch gerichtete Um- gebung erst künstlich geweckt und ivar selbst dann nubt mehr zu überwinden, als die natürliche Befriedigung durch die Ehe eintrat. Die ärgste Periode lvon 17411749) trat allerdings dann auf. als der Graf durch Reisen und Krankheiten von seiner Gattin gelrennt war. Die sexuellen Neigungen ZinzendorsS waren so stark, daß ihm ihre einfache Verdrängung durch die Vergegeuwärtigung von Jesu Gestalt nicht gelang. Auch die Sublimierung(Verflüchtigung) der weltlichen Triebe in rein geistige Vorstellungen konnte nicht das ganze sexuelle Ge- danken- und Triebleben absorbieren. Die sexuellen Begierden des Grafen bedurften solcher Lösung, daß Christus einfach als Ziel dieser Neigungen auftrat, daß die Wünsche auf ihn überwogen und direkt sexuelle Merkmale an Jesu Gestalt geknüpft wurden. Der Beweis ist leicht aus einer ihstematisckien Zusaminenstellung der Zinzendorfschen Dogmatil und Ethik zu führen. Bon einer Ethik ist allerdings schwer zu reden: den» jegliche ethische Beziehung ver» schwindet hinter dein Martcrkult. Auf die Frage: wie hat Zinzendorf die Ideologie deS Christen- tum? benutzt? antwortet derPfa rr er Pfister:.Wie jammervoll hat Z. diesen grandiosen Aufbau(der christlichen Weltanschauung) ge- schändet I Indem er die primäre Sexualität ächtet, fällt er in Angst, Wellverachtuug, Ucberschätzung der Zeremonien, Entwertung deS Ethos zurück. Statt die Primärerotil in den Dienst des sittlichen Ideals zn stellen und damit zu heiligen, treibt er ihre niedrigsten Komponenten, die sadistischen und masochistischen Gelüste, die homosexuellen Begierden, die poly- morph perversen, die Sinnesorgane einzeln reizenden Triebe usw. ins Innerste der Religion und feiert in Form übelbetouter Phan­tasien die unschönsten Orgien'(S. 115116). Als Soziologen interessiert uns noch die Tatsache, daß Zinzen- dorfS Frömmigkeit nicht eine Einzelerscheinung jener Zeit darstellt. Spener und Francke, die Gräfinnen Witlgciisteiu, Teellinck(f- 1629). Labadie(1674). Weigel(1588), Gichtel <1710). G. Arnold(1714), Heermann(1647), Rist(1667). Fritsch(1701) zeigen ähnliche Züge der Askese und der Wundenanbelung. Allerdings steigern sich ihre Andachten nie zu den perversen Ergiisieii des Grafen. Aber in der Brüdergemeinde selbst fand Zinzendorf begeisterte Anhänger, die in seinem Geiste das religiöse Leben der Gemeine gestalteten, bis einzelne Köpfe gegen das extravagante Treiben Protest erhoben und ihre Kirche von den Schwarmgeistern befretlen. so daß Zinzendorf selbst sich einschränken mußte. F. Jüngst(Pie- listen; RcligionSgeschichtliche Volksbücher; 4 Reihe, Heft 1) schildert die Schwannzeit solgendennaßen:.Bei einem Gehabe von gesucht unnatürlicher.Natürlichkeit' und mit kindischer .Kindlichkeit' redete und schrieb man nur noch in Verkleineruugs- sonnen wie Närrchen, Herzchen, Hühnchen, Würmlein usw. Man Wieb mit abgeschmackten Festen, Dekorationen, Transparenten und Illuminationen, in läppischen Redewendungen und Liedern einen rührseligen Kultus mit Jesu Wunden, besonder» mit dem .Seitenhöhlchcn'. in das man»ewig vernarrt und vergafft bleiben, sollte'. Dieses wurde statt Christi zum selb- ständigen Anbetungsgegenstand.... Gott trat hinter Christus völlig zurück. Gott selbst blieb nur eine Art.Groß- vater oder Schwiegervater', und der hl. Geist wurde zur.Mutter' in der als.Familie' aufgefaßten Dreieinigkeit: Gott Papa, der hl. Geist als Mama, und ihr Flämmlein, Bruder Lämmlein. ... Die Torheiten hatten leider auch eine sittlich nicht unbedenNiche Seite. Man hob die strenge Zucht auf. Der alte Vergleich von Christi Ehe mit der Seele wurde in Reden und Liedern bi» zur Schmutzigkeit durchgeführt. Sogar da» hl. Abendmahl hieß.Um- armung de» Manne »'.... Die Ehe wurde nur Berus für Christi Zwecke und«in.Sakrament', das fleischliche Lust und daher auch die Scham ausschließe. Daher wurde ihre Eingehung bis auf die geheimsten Vorgänge der Aufsicht der Gemeindepfleger unterworfen.' Mit Hilfe von Transparenten und selbst von lebenden Bildern wurde dargestellt, wie der Mensch in der.Seitenhöhle' Zuflucht findet. In den Wohnstuben fand sich eine mit rotem Tuche ausgeschlagene Nische, in die mau zu Zeiten die Kinder als in das »Höblchen" legte. Den Neuvermählten wurden erfahrene Eheleute beigegeben, um sie wegen ihrer.Jnhabilität' mit den ehelichen Verrichtungen be- könnt zu machen. Die Braulnächte wurden in besonders eingerichtetem blauen Kabinett gefeiert, wobei sich Zinzendorf. geschmacklos, un- verschämt cinmifchle'. Wohl kaum einem frommen Kirchengänger, der Zinzcndorssche Berse singt, ist bewußt, welcher Geist eigentlich in den Worten steckt. verantw. Redakteur: Richard Barth » Berlin . �Drück u. Verlag: Aber selbst wenn er eS wüßte, würde er sich wahrscheinlich nicht daran stoßen. Sind doch gerade die rohen, unkünstlcriichen Bilder wundertätig; ein wirkliches Kunstwerk vermag zwar Gebildete zu erheben, aber nie ärztlicher Kunst Konkurrenz zu machen. Sckach. Unter Leitung von S. Alapin. abodefgh Weiß zieht und gewinnt. Schachnachrichten. Das Karlsbader Turnier, da? am 21. August begonnen bat, weist von allen bisherigen Turnieren die größte Beteiligung auf. Gespielt wird täglich mit Ausnahme von Mittwoch und Sonntag. Die Zahlen in den Klammern bei den nachstehenden Namen stellen den Stand des betreffenden Spielers nach der dritten Runde vor. 1. I o h n e r(1). 2. Spielmann(1). 3. L ö w e n f i s cb(2). 4.Jaffe. 5. Chajes('/»). 6. Per- l i S(1'/z>. 7. Du,(1). 8. Kosticz(1). 9. Slekhin 19. F a h r n i(6). 11. R a b i n o w i t s<h(>/z). 12. R o t I e v t(!'/*). 13. D u r a s(2). 14. Leonhardt(V.). 15. R u b i n st e i n(2l/2). 16. E. Cohn(2). 17. Niemzowitsch(2). 18. V i d m a r(l'/s). 19. M a r s h a l l(2). 20. Tartakower(1). 21. Burn(l'lz). 22. Schlechter(3). 23. S ü ch t i n g(2»/$)- 24. Salwe(!«/»). 25. Alapin(1). 26. T e i ch m a n n(2). Nachstehend einige Partien deS Turniers. Rabinowitfch(Weiß), Vidmar(Schwarz). Spanisch. 1.«2 s4, e7; 2. Sgl f3, Sb8 c8; 3. Lfl b5, a7-a6; 4. Lb5-a4, Sg8-f6; 5. 6264, 05X64; 6. e4-D5, 85604; 7. 00, Lf8 e7; 8. Tfl el, So4 c5; 9. La4Xc6, 67Xc6; 10. 853X64. 0-0; 11. Sbl c3, T58-e8; 12. b2 b3, Lc7 58; 13. Lei b2, D68 g5: 14. Toi e3, LcS g4 (14.... TXe5? 15. 853?c.) 15. D61 el, Ta8 68; 16. Sc3 e2, So5 e6; 17. S64Xe6, Lg4Xe6; 18. Se2 g3, Le6 55(Um Se4 zu verhindern); 19. Dol c3, L55 g6; 20. Tal 51, Dg5 54 (Droht Lb4); 21. a2 -a3, Td8-65; 22. Sg3-o2, D54 h4; 23. b3 b4, To3 68; 24. g2-g3, Dh4 g4: 25, Se2-54, T65 61 (25.... T62?; 26. 06 1, TXo2; 27. e7 jc.); 26. 0606. 57Xe6; 27. S54Xe6, TdlXflf: 28. KglXfL Dg4-h3t; 29. Kkl el, T68-67; 30. 806X58. KeSXfS; 31. Dc3 c5t, K58 g8; 32. Te3 o7. Lg6-f7 1; 33. Dc5-e5, Td7Xe7; 34. Do5Xe7, Dh3 eöf; 35. D67Xe6, Lf7Xo6; Remis. Rubinstcin(Weiß). Dura?(Schwarz):.Sizilianisch in der Vorderhand'. 1. o2 e4, e? e5; 2. Sbl c3, Sg6 56; 3. g2 g3, Lf8-b4; 4. L51 g2, 0-0; 5. Sgl 53, T58 e3; 6. 0-0, Sb8-c6; 7. Sc3 65, Lb4 58; 8. 62-63, h7-h6; 9. b2 b3, 6766; 10. Lei b2, 856X65; 11. o4X65. Sc6 e7; 12. 02-04, c7 c5; 13. d5Xc6, 807Xo6; 14. 63-64, LcS g4; 16. 6465, 806-0?; 16. 1)61-63. D68 67; 17. 853-62, Lg4 h3; 18. a2 -a4, Lh3Xg2; 19. KglXg2. ToS-bS; 20. Sd2-c4, b7; 21. a4Xb5, D67Xb5; 22. Tal-a3, Se7-g6; 23. T51-al. a7 a6; 24. Lb2 cl, Tb8-b7; 25. Lei©3, 5758; 26. 5253, 806-0?: 27. 063-51, So7 c8; 28. Sc4 62, Dbß b4; 29. D51 c4, Db4Xc4; 30. 862X°4. Ta8�b8; 81. Sc4-62, Tb7 o7; 32. Ta3Xa6, Tc7 o2; 33. Ta6 a2, Tc2Xa2, 34. TalXa2, L58-e7; 85 Kgl-f2, Kg8 57; 36.«5202. «57-68; 37. Ke2-d3, Ke8-d7; 88. K63-c3,«07-68; 39. 86204(man beachte die Tätigkeit diese» Springer» während der ganzen Partie), 39...... Ld8 c7; 40. g2 g4, Lc7 68, 41. Ta2-a6, L68-c7; 42. h2-h4, Lc7 68; 43. h4 h5, L68 c7(Scbwarz hat die ganze Partie hindurch wegen der un» günstigen Eröffnung eine gedrückte Stellung; er kann nichts unter« nehmen): 44. b3 b4, Tb8-b7; 45. Ta6-a8,«08-68; 46. KcSbS, Tb7 bS; 47. Ta8Xb8, Lo7Xb8: 48. b4-b5, 808-0?; 49. b6, 57-55(Verzweiflung 1); 50. g4X55, Se7-g8; 51. Le3-52,«6808; 52. L52 hl. Schwarz gibt auf, denn er gebt an Zugzwang zu Grunde; z. B.: 52...... Kb7; 53. Ka4, Ka6; 54. Kb4, 856; 55. LXS, gX56; 50. Ka4, Kb?; 57. Kb5, KcS; 58. Kc6,«68; 59. Kb7 sc. Eine gediegene, wenn auch wenig lebhafte Partie von Rnbinstciti(der Favorit in diesem Türmer) ist mustergültig auf llmzingeliuig gespielt._ A_ vorwärlsBuchdruckereiu.Berlagsaujtalt.Paui>s>nger>dCo.»Beriln8VV»