ilschlöffer Klassenausdruck waren, wie die eklen Talmipaläste deS Kursürstendamms nackte Form für die menschlich minderwertige Schicht der Schieber und Protzen sind. Die Arbcitermöbel der Messe möchten Realpolitik treiben. Kurzatmige Realpolitik kann leicht zur Fettsucht werden. Sie wurde es. Die Tischlerinnung, die mit ihren Arbeiter- ßnöbeln den Kampf gegen die Händler, speziell den gegen die Ab- gahlungsgcschäfte, führen wollte, hat sich bereits rückwärts kon- zentriert. Die Abzahlungsgeschäfte waren ärgerlich, besonders dar- über, dass ein klobiges Gegenbeispiel Abzahlungsschund, neben den Wettbewcrbsmöbcln stand. Sie erwirkten eine schleunige Verfügung zur Entfernung der sie schändenden Wahrheit. So weit sieht die Sache harmlos aus, und mau könnte die Tischlerinnung bemitleiden vb der kurzsichtigen Richter. Indessen, die Sache ist den Jnnungs- meistern gut bekommen. Sie haben sich mit dem Verband der Ab- zahlungsgeschäfte glatt versöhnt; sie werden künftighin nicht mehr Schund«chund heißen, noch Wucher kurz und redlich Wucher. Die Tischlerinnung hat 60 Exemplare ihrer Musterwohnung an den Verband der Abzahlungsgeschäfte verkauft. Die Abzahlungsgeschäfte lhaben das Gegenbeispiel zum vollen Preis zurückgenommen, sie werden für den Platz, auf dem es bisher stand, Miete zahlen, und werden auch sonst noch hier und da den Herren Meistern einige .Gefälligkeiten erweisen. Sie werden ihnen die 7V4 Prozent Zu­schlag künftighin gewähren; sie werden sich freuen, wenn die Tischlcrinnung repetierlich Wettbewerbe für Arbcitermöbel der- ianstaltet und werden sogar erwägen, die gewalttätigen Abzahlungs- Verträge zu bessern. Wahrlich, schäbiger konnte die ideale Forderung Itzes Arbeitcrmöbels nicht verhandelt werden. Was bedeuten denn die sechzig Exemplare der Jnnungs- .Wohnung in dem Meer der Muschelklamotten, die das Wesen der Slbzahlungsgeschäfte erschöpfen. Diese sechzig Exemplare sind nichts anderes, als ein den Meistern gezahlter Friedenspreis von etwa 36 Ovo bis 40 000 M. Weiter nichts. Sie werden das Niveau der iilbzahlungsmöbel auch nicht um den Bruchteil eines Grades heben. Ja, sie werden von den gerissenen Verkäufern und Andrchern wahrscheinlich als Gegenbeispiel, als arme Schlucker neben dem rcichbcsäulten Vertiko vorgeführt werden. Was aber noch viel schlimmer ist, und was handgreiflich beweist, wie wenig Ver- aatwortlichkcitsgefühl die Tischlermeister gegenüber den Kon- sumenten aufzubringen vermögen, ist die offenbare Tatsache, daß der scharfe Gegensatz zwischen den Abzahlungsgeschäften und einer soliden Vertriebsart, der sich vor aller Oeffentlichkeit zu enthüllen begann, nunmehr wieder verschüttet wurde. Die Aufmerksamkeit des Publikums wurde wieder abgelenkt von dem ökonomischen und sittlichen Schaden, den das Abzahlungsgeschäft der heute herrschenden Observanz mit sich bringt, ganz einerlei, mit welchen Formen es handelt. Dies Abzahlungsgeschäft an sich muß dem Publikum verleidet werden. Das hatten die Meister auch ganz richtig begriffen und beabsichtigt. Sie vergaßen es aber, als die Lockung kam. sechzig Exemplare zu verkaufen und noch sonstige Gewinste einzuheimsen. Das alles kann denen, die nicht um irgendwelche Vorteile, die Um Ideale, um die Wahrheit einer proletarischen Kultur kämpfen, rrnr recht sein. Wir haben eS nicht anders erwartet. Es wäre ungesund, wollten Unternehmer die Ausgebeuteten erlösen; es ist unmöglich, daß eine Schicht, die längst nicht mehr irgendeine Kultur zu verwalten hat, jungen, zur Herrschaft drängenden Elementen irgendwelchen Anteil an der neuen, kommenden Kultur vermitteln könnte. Das Proletariat muß ein Möbel, das seiner Lebensart ein Denkmal und eine Stoßkraft sein soll, aus sich selber herausschaffen. Mit Wohlwollen des Kapitals ist da wenig anzufangen, mit baucrnschlauer Diplomatie noch weniger; hier wie überall führt nur der Kampf zum Ziel. Und dieser Kampf. Her angefangen wurde, wird dauern. Auch die Kommission für vorbildliche Arbeitermöbel wird zu einer Fortsetzung das ihre tun «nd in den Ausstellungsräumen des Gewerkschaftshauses wird man auch künftighin von den Erfolgen sehen und hören können�). Und was das Abzahlungsgeschäft betrifft, das übliche, das ver- verbliche, so wird jetzt erst eigentlich die Schlacht beginnen. Die Erhebungen, die angestellt werden, die Schäden des landläufigen Abzahlungsgeschäftes nachzuweisen, haben schon heute gar nette Resultate ergeben. Wenn die Stunde geschlagen, wird selbst denen, die heute noch dem scheinbar so bequemen und liebenS- würdigen Abzahlungswucher vertrauensselig in die Arme laufe», sich ihm glauben verschreiben zu müssen, ein Licht aufgehen. Viel» leicht wird es sogar ein Scheiterhaufen werden. Es ist leicht, Arbcitermöbel als Holz zu verkaufen. Schwer «aber ist es. den Geist auch dieses Kulturkomplexes reinlich zu erhalten. Robert Breuer. *) Die Ausstellung im Gewerkschaftshause bleibt noch bis Ende Oktober geöffnet, und zwar: Mittwochs und Sonnabends von 6 9, Sonntags von 12 2 Uhr. Auch nach Abschluß der dies- jährigen Ausstellung bleibt die Kommission(die, das muß einmal gesagt sein, ihre Arbeit vollständig unentgeltlich leistet) in Tätig- Zeit; sie wird jederzeit Auskunft und Rat erteilen und selbst» verständlich auch nach wie vor den Verkauf der diesjährigen Type vermitteln. Im übrigen aber wird sie ihre Aufklärungsarbeit im Kampf gegen die Abzahlungsgeschäfte fortsetzen und neue Möbeltypen siür das kommende Jahr vorbereiten._ lverantw. Redakteur: Richard Barth . Berlin. Druck u. Verlag: kleines f einlleton. Aus dem Tierlebe». Derkzeuggebrauch bei niederen Tiere». Ick» dividuelle Werkzeug Zubereitung, Werkzeugherrichtung ist es» was den aufrcchtoehenden, seiner Hände sich frei bedienenden Menschen von der Tierwelt unterscheidet, nicht der Gebrauch von Werkzeugen. Eine Verwendung von Werkzeugen ganz ohne In» stinkt, rein individuell, gleichsam improvisiert, ist uns von den verschiedensten intelligenteren Gliedern der Säugetierfamilie be» kannt. m a. vom Elefanten, Hund, von der Katze und vor allem von den menschenähnlichen Affen. Aber auch niedere Tiere, be» sonders hochentwickelte Gliedertiere, gebrauchen in den ver- schiedensten Situationen Wertzeuge, z. B. benutzen die Weber- amcisen ihre Larven als Weberschiffchen beim Zusammenwcben von Blättern zu ihren Nestern. Doch handelt es sich hier in den meisten Fällen um angeborene, unbewußt wirkende Instinkte. Ueber zwei eigenartige Fälle von Werkzeugbenutzung, die in das Grenzgebiet zwischen instinktiver und rein individueller fallen, berichtete kürzlich Dr. W. Hoffmann im Anthropologischen Verein zu Göttingen . So geht eine Krabbcnart, dlelia Scscllata, mit einer gewissen Seeroscnart ein Verhältnis ein, das nicht als Symbiose gedeutet werden kann. Die Krabbe löst die Seerosen, die sie auf ihrem Wege trifft, kunstgerecht vom Boden los und faßt sie mit ihren Scheren um die Leibesmitte, so daß die Krone mit ihren giftigen Resselorganen nach oben steht. Das ist dann die Waffe der Krabbe; sobald sie nämlich irgendwo berührt wird. geht sie sofort in Verteidigungsstellung über, indem sie die Scheren mit den gefährlichen und besonders von den ungepanzerten Tieren gcfürchtetcn Seerosen vorstreckt. Aber auch zum bequemen Rahrungscrwcrb muß die Seerose dienen; hat sie nnt ihren Fang- armen einen Happen erwischt und verschlingt sie ihn nicht schnell genug, so führt die Krabbe sie zu ihrem Munde und entreißt ihr den Bissen. Wenn das arme Tier infolgedessen bald an Eni- kräftung zugrunde geht, läßt die Krabbe es einfach los und sucht sich Ersatz dafür. Eine ganz merkwürdige Art der Werkzeugbenutzung be- obachteten die Geschwister Peckham bei einer Raubwespe. Einsam lebende Raubwespen pflegen eine Höhle in die Erde zu scharren, in die sie eine oder mehrere Larven von Schmetterlingen. Grillen, Heuschrecken u. dgl. hineinbefördern, nachdem sie sie durch einige «tiche mit ihrem giftigen Stachel bewußtlos gemacht haben. In das betäubte Tier legen die Wespen ihre Eier ab und schließen hierauf die Höhlung, indem sie sie mit Steinchen verstopfen und alsdann Sand und Staub darübcrscharrcn und die Oberfläche mit ihrem breiten Kopf glätten. Bei einer Raubwespe beobachteten nun die beiden Forscher wiederholt, daß sie in der üblichen Weise zuerst Staubkörner herzutrug und damit das Loch ausfüllte; darauf nahm sie aber einen kleinen Stein zwischen die Kiefern und stampfte damit den Boden mit rapiden Bewegungen ihres Kopfes fest; dann wiederholte sie noch mehrmals diese famose Art der Pflasterung, bis der Boden wieder hübsch geglättet war. Mineralogisches. Ein großartiger Edelsteinkristall. Ein un» erhörter Fund ist vor einiger Zeit von einem Bergmann im brasilianischen Staat MinaS GeraeS gemacht worden und hat auch in der wissenschaftlichen Welt so großes Aufsehen erregt. Es war ein Kristall der Edelsteinart Aquamarin, die in Form und Zu- sammcnsctzung zur Familie des Beryll und Smaragd gehört, sich aber durch eine bald meergrüne, bald blaue Farbe unterscheidet. Daher hat er auch seinen lateinischen Rainen, der in der Ueber- setzung nichts anderes als Mccrwaffer bedeutet. Auch der Riesen- kristall aus Brasilien ist grünlich-blau gefärbt. Seine Form ist die eines ctlvas unregelmäßigen hexagonalen Prismas, das an beiden Enden durch Basalebenen abgeflacht ist. Seine Länge beträgt fast ein halbe» Meter, genau 48! Zentimeter, und sein Durch- meffer ist nicht viel geringer, nämlich 40 und 42 Zentimeter. Dem entspricht das verhältnismäßig ungeheure Gewicht von 110% Kilo­gramm. Dabei ist die Durchsichtigkeit des Kristalls so groß, daß man sogar in der Längsrichtung durch die ganze Masse hindurch- schauen kann. Der Schätzung nach könnten 200000 Karat an Aquamarinen verschiedener Größe und edelster Beschaffenheit aus dem Kristall herausgeschnitten werden. Hoffentlich wird das nicht geschehen, denn dieser Fund stellt ein so großes Naturwunder dar. daß es unbedingt vor der Zerstörung gerettet und für die Nachwelt aufbewahrt werden sollte. Technisches. Die selbsttätigen Blocksignale auf der Londoner Untergrund- bahn, deren etwa 1000 vorhanden find, haben sich in mehrjährigem Betrieb vorzüglich bewährt. Diese 1000 Signale haben jährlich rund 400 Millionen Bewegungen auszuführen, wobei nach den sorgfältigen Aufzeichnungen der UeberwachungSstellen nur ein Versager mit SSV 000 Signalbeweguiigen kommt. Auch bei einem Versagen deS SignaleS kann der Zug nur aufgehalten, nicht gefährdet werden. Auf der Distriltseifenbabn werden trotz verwickelter. Betriebsverhält­nisse stündlich 38 nnd auf der Hampsteadstrecke sogar 42 Züge auf jedem Gleise abgefertigt.__ vorwartsBuchdrycksrei u.VerlagSanstaltPaulSmgertEo., Berlin SA»