— 711—finsteren EntschiossenHeik, rtläst me?c mik bleiche» zähen Kraftdurchfechten können wie damals.Und wenn nicht, was dann?Heute war ihr zur Gewißheit geworden, daß ein solcher Kampfihrer wartete, und krampfhaft ballte sie die Fäuste, biß sie dieZähne zusammen, als wollte sie schon jetzt alle Kräfte zusammen»raffen für das neue Ringen.Die Meisterin hatte es im Leben schon erfahren, daß esMenschen gibt, die man noch lieber im Zorn als in übergroßerFreundlichkeit sieht. Sind sie voll Gift und Galle, so zeigen sieoffen ihre wahre Natur, und man weiß, wessen man sich zu der-sehen hat; ihre Freundlichkeit aber ist. nie ohne eine böse Absicht,die am liebsten überfällt, wenn man es am wenigsten vermutet.Ein solcher Mensch war auch der Joseph.Wenn es in seinen Augen listig-freundlich aufglimmte, wennsein Wesen eine katzenartige Geschmeidigkeit annahm und seinReden honigsüße Liebenswürdigkeit wurde, dann lief der Fraujedesmal ein Schauer über den Rücken, und mehr noch als sonsthüllte sie sich in eisige Zurückhaltung.Daß die rasche Wandlung aus zornigem Aerger in schnurrendeFreundlichkeit, die der Geselle heute bis zum Mittag hinter sich ge-bracht hatte, nicht ohne Ursache war, wußte die Meisterin sehr wohl,und sie wartete nur darauf, daß sie sich ihr offenbarte.Ihre Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt.Am Nachmittag kam der Winkler»Dauer aus Rätschen, umdas letzte Stück der Ausstattung seiner Tochter abzuholen. Paulbegleitete ihn, die Aufstellung der Möbel, die alle unter seinenHänden gewesen waren, zu überwachen und noch einmal bei jedemStück nachzusehen, ob alles in Ordnung sei.Joseph hatte eigentlich mit sollen, da er aber keine Anstaltendazu machte, auf Fragen auch keine rechte Antwort gab, fuhrPaul allein mit. Der Joseph sollte nur nicht etwa denken, daß erohne ihn nicht fertig werden könnte l Kaffee und Kuchen, die nachaltem Brauch im Hochzeitshause seiner warteten, würden ihm auchohne die Gesellschaft des anderen schmücken, da war er viel zu sehrein Freund solcher Süßigkeiten.Sie saßen beide in der Küche, die Meisterin und der Joseph,und tranken ihren Kaffee. Sonst hielt er die kurze Vesper immerin der Werkstatt, heute kam er herüber, weil er so ganz allein seidrüben.Die Frau nickte nur stumm und setzte den Kaffeetopf bor ihnHin. Dann hantierte sie am Herd weiter, die Brauen dicht zu-lammengezogen, die Lippen fest aufeinandergepreßt.�Fortsetzung folgt.jjtypisches im pariser Stadtbild.ILDann die Seine. Sie ist die Spree— nur etwas Kreiter,etwas lichter, anscheinend weit mehr von Fabrikabwässern verschontund in der Farbe durch das blasse Blau der Pariser Luft und dasGrün seiner die Kais und Ufer umkränzenden schönen Bäume an»genehm beeinflußt.Diese langen Kaimauern, eine sonst so öde Sache, sie find hiernicht tot, im Gegenteil mit das Amüsanteste im Stadtbild und allenFremden eine Quelle der Anregung. Wie unsere Stadtbahnbögenfind sie in kleine Parzellen geteilt und an Bücher» und Bilderhökervermietet, deren Kästen mit ihrem mirakulösen internationalen Ge-misch von alten und neuen Schmökern jedem ZerftreuungSbedürftigenoffenstehen.Von den Badem, die an den Ufem liegen, find nur wemgeSchwimmanstalten, die meisten dienen zu Warm» und Heilbädernund sind mehrstöckig ausgebaut. Im Schwimmbad aber konnte mansogar etwas von Paris gegen Berlin sehen— in den Farben. DerFußboden kräftig rot gestrichen, alle Seitenplanken zum Wasser intiefen, Grün, darüber Leinwanddächer, und der Preis, wenn mandas Augenzwinkern der GargonS zu ignorieren vermag— 25 Pf.Die Srerndampfer gehören eigentlich nicht zum Berliner Stadt»bild, da sie erst draußen an der Weichbildgrenze auftauchen; in Parishingegen sind die Seinedampfer nicht zu übersehen. Sie fallen durchsehr ichönen praktischen Bau auf— messerscharf und lang dieSchneide, breit und vielfasiend der Bauch, sehr schnell anfahrendund auffallend rasch von einer der bunten Anlegestellen zurnächsten schießend. Man zahlt immer nur seine zwei SouS beimAussteigen ohne Billet.belästigung, gleichgültig ob man nur eineStation oder alle zwanzig abfährt. Nur Sonntag« verdoppelt manden Preis, von dem Grundsatz ausgehend, für diejenigen, welche zuihrem Beruf und ständig die Boote benutzen, einen Preis zu ennöglichen,der für Sonntagsgäste, die meist die ganze Strecke bis zur Grenzevon Paris fahren, nicht gerechtfertigt wäre.ES frägt sich, ob in kleinerer Form nicht auch die Spree zurPersonenbeförderung benutzt werden könnte; aber die einzige Strecke,die wertvoll und aussichtsvoll wäre, die zwischen Bahnhos Friedrich-straße und Jannowitzbrücke. ist durch Schleusen gesperrt.Man wundert sich, eine bei uns gänzlich verlassene Form deLStraßenbahnantriebs vorherrichend zu finden: den Dampf-antrieb. Wir haben dabei die große Last der Lokomotive zu un-angenehm empfunden; hier aber hat man verstanden, sie absolut inden Wagen selbst zu verbauen, so daß fie kaum mehr Platz ein-nimmt als der Führerstand jedes einzelnen elektrischen Wagens auch.Der Kessel steht in dem Führerabteil senkrecht, die Uebertragungenund Zylinder liegen unter dem Boden des Waggons; das Anfahrengeht ichnell und die Lärmbelästigung ist nicht größer, als die durchdie Arbeit der Akkumulatoren verursachte. Merkwürdig ist uns dieForm des Waggons. Ist er ohne Verdeck, so wirkr er in seinerO-Zug-Länge sehr komfortabel; die Regel aber ist der Geschoß»wagen, bei dem unier.Verdeck" geschlossen ist. Dadurch entstehteine nahezu quadratische Form des Waggons, die in schneller Fahrtrecht unsicher wirkt. Sie wird erst durch Anhängung eines zweitenWagens auf ein erträglicheres Verhältnis gebracht. Merkwürdigberührt uns die doch bei uns unbekannte Klasseneinteilung der Straßen-bahnen wie Omnibusse in 1. und L.Klasse. Man hat ursprünglich, wie wirdies bei unseren Automobilomnibussen einführten, die unbequemenVerdeckplätze verbilligt, aus zwecklichen Gründen; hier aber sind auchdie einstöckigen Wagen sorgsam in leere und überfüllte Abteile ge»teilt, und damit die Röcke der Erstklassigen nie mit denen derZweiten in Berührung kommen, sind auf einigen Haltestellen eigensabgesperrte Wartestege für diese Fahrgäste eingerichtet. Auch dieUniergrundbahnen kennen solche Albernheiten, die um so sinnloserwirke», als es sich um eine durch selten gute Maitieren und Artigkeitausgezeichnete Bevölkerung handelt.Noch etwas gibt dem Straßenbild einen sonst nicht sehr merk-lichen südliche» Zug— der italienische oderrömische Karren, der fast aus»schließlich als Lastentransportmittel benutzt wird. Ob er praktischerist als der vierräderige, läßt sich schwer sagen— seinergrößeren Gewandtheit im Wenden und Biegen stehen dieGefahren des Ueberkippens, der geringeren Belastungsmöglichkeitentgegen; trotzdem sieht man Weinfuhren, deren Ausdehnung in derLänge bei weitem noch unsere vierräderigen Frachtwagen übertrifft.Auf alle Fälle sind fie malerisch mit de» mächtigen schweren Rädernund der italienische Eindruck wird erheblich gesteigert durch die Artder Bespannung, die ebenfalls weit eher auf enge italienische Gassen.als auf die breiten Pariser Straßen passen würde. Man schirrt diePferde fast nur hintereinander ein und geizt nicht mit ihnen. Wiealle Omnibusse, obgleich nicht größer als die Berlins, mit mindestensdreien der starken Tiere bespannt sind, so findet man in langerReihe zwei bis zehn Pferde(bei Bausteintransporten). Zu derFrage der Räderzahl mag übrigens an eine Aeußerung einerfür diese Dinge respektablen Autorität wie Leonardo da Vincierinnert sein, der sich über die Anordnung des Paaresniedriger Räder vor den höheren wundert, da doch die Hauptlastvorne ruht und die Anordnung der Räder also umgekehrt seinmüßte.Im L u x e m b o u r g. Ich sehe alle diese Schlösser und Prunk-bauten gar nicht gern, trotzdem ste nun sämtlich von den Führernder Republik bewohnt und vernünftigen Zwecken zugeführt, dochauch in liberalster Weise zugänglich gemacht sind.Sie sind es. die noch im Pöbel der Salons und der Gasse, vorallem bei den Bordell- und Hotelbesitzern, den LmüsieretablissementSrührselige goldglänzende Erinnerungen an die Herrlichkeitendes Maitressenregimes erhalten— fie sind eS. die der Republiknoch auf lange Zeit die Schaffung eigener prägnanter Ausdrucks-form im Pariser Stadtbild verwehren, die diese lebendige Stadtmit toten Stellen durchsetzen. Im Grunde find fie alle mitihren wahnsinnigen Raumbemessungen. ihrer sinnlosen Ver-goldung große Lugen, einzig gedankenlose unverantwortliche Ver-geudung von VolkSkrast und Staatsmitteln predigend; und so sorg-sam konserviert, wirken fie weiter im Sinne ihrer Schöpfer—während man nunmehr fast daS Gegenteil, Ernst und WirklichkeitS-sinn auf Schritt und Tritt zu spüren vermeint. Diese übermäßigausgedehnten Champs ElyseeS, dieser Jardin de Luxembourg mitihren Haufen von Marmorfiguren, sie wären nicht sehr bemerken?-wert, hätte sie nicht das Volk von Paris okkupiert und so sür sichzurecht gestutzt, daß sie zum heutigen Paris gehören.Die mächtigen Bassins— die Pariser Knaben lassen ihre Segel-boote darauf kreuzen. In den Laubparlien, in denen die Staats-kokotten ihre europäischen Kriege entwarfen, spielt man Tennis undlkrokett; aber im vorderen schaltigen Teil des Luxembourg bietet sichein Bild, das der Berliner gern in Berlin aufbaute.Der ganze Park ist von Generalpächtern mit leichten Stühlenund Sesseln übersät. An jedem Punkt kannst Du Dich hinsetzen undfür Deine 10 Centimes sitzen, so lange Du magst und SonneMenschen und Laubgrün genießen. Unter diesen Bäumen hat manden Rasen entfernt und täglich bilden sich unter den Hunderten vonStudenten, Künstlern. Frauen mit ihren Kindern die fesselndstenGruppen, bis spät mit dem Dunkeln der Tombourwirbel sie auslöst.Bedenkt man, daß dieser große Pak im Quartier lotin, deminnersten Stadtteil liegt, so begreift man seinen Nutzen für die Be»völkerung. Gäbe es in ihm nach Berliner Art nur die regelmäßigenBänke, so fänden statt der vielen Hunderte nur wenige eineMöglichkeit, diese Erholungsstätte auszunutzen. So wie sich, trotzaller landrätlichcn Strafmandate, die Berliner den Wannseestranderobert haben, sollten sie auch ihre öffentlichen Gärten ihrem ge-sunden Bedürfnis anzupassen suchen.Unmöglich ist cS uns, trotz der Fülle großspuriger Imitationender Kaiscrperiodcn. daS Pantheon zu übergehen. Wir erlebenhier erst, was Naschdorffs Dom für eine Note verdient— auchgerade vom Verehrer der antiken Baukunst— welch ein Unterschiedzwischen gedankenloser Spielerei mit diesen Bauelementen ia schwäch-