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Aufmerksamkeit in die gegenüberstehende Wand bohrte, buch- 1 Die Adern an seinen Schläfen waren zu blauen Strängen stabierte er langsam: Alle untertänigen Arbeitsleistungen geworden, und aus den Augen, die wie brennende Kohlen in dem können auf dem Wege freiwilliger Uebereinkommen in andere Leistungen umgestaltet oder abgelöst werden." Steht denn dös auf'n Bredal seiner Kuchlwond?" fragte
der Ortsrichter mit einem erstaunten Blick.
Nan. Ober g'mirkt hob' i mir's!"
Wos jetzt denn hernocher Deine Brill'n auf?" Der Hilmer fuhr sich erstaunt an die Augen. Meiner Seel'... jo, wißt's Monna, weil i's holt so g'wohnt bin von dahoam. Und wia mein Student auf Ferien hoamkämma is, hot er a dös Blattl mit'n Hofdekret hoambrocht und auf d' Wond g'nogelt. Beim Weihbrunn is g'hängt, bis heuer, 3'Ostern. Nachher hot's die Trauerl mit'm Pemil obag'wischt, beim Onweißna."
,, Richti," rief der Ortsrichter. Und irkt follt m'r a dos ondre ein, wos din g'stond'n is. Und wos i ent domols bürg'les'n hob in der Gmoanstubn: abgelöst werden durch den Erlag eines Kapitals, durch Grundabtretung oder durch Verzichtleistung auf gegenseitige Verpflichtungen."
" Dös is do nir Neuch's!" fiel nun Süry ein. Döswonn mir so dumm sein wolleten, hätt'n ma schon längst fönna!"
3weg'n we hob'n f's denn hernacha no amol druckt?" fragte Zöllner.
3weg'n we?" Der Ortsrichter kraute sich hinter dem Ohr. Jo, richti! Weil' s a der Gmoan a neuchs Recht domit hob'n zuag'stehn woll'n. Weg'n Oblösung der Kollektivschuldigkeiten durchs Kommunalvermög'n."
,, Do Gmoan san do nit mir," lachte Zöllner pfiffig. " Dös hoaßt... mir san schon die G'moan" warf Hilmer mit einem Advokatenblick ein.„ Grod nur: Du und i fan's nit!"
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" Do soll sich nachher der Teufl drinn auskenna!" ( Fortiezung folgt.).
Die Meisterin.
( Nachdruck verboten.)
Je länger er redete und je süßlichere Töne er anschlug, uni fie zu rühren, je wütender der Schmerz sie quälte im blutenden Herzen, um so mehr bekam sie sich wieder in die Gewalt. Die Scham reckte sich auf in ihr und half, daß sie das Bittern der Finger überwand und nach einer Tätigkeit griff. Ueber die Züge ihres Gefichts legte sich die eisige Starrheit, daß der Geselle, bor dem sie schon einmal in schwachem Augenblick ihre Seele entblößt hatte, nur ja nichts davon merke, wie es in ihr aussah.
" Ich treff' n heute beim Glück- Schuster," redete der Joseph in sie dringend weiter, der hat' n derweile aufgenommen, daß er doch a Dach überm Koppe hat. Na gell, ich darf' m sagen, daß Sie wieder gut sein wollen zu' nem, daß Sie' n wieder aufnehmen wollen bei sich, na gell?"
Der Name des Schusters, ihres Todfeindes, dem sie alle Qual zu danken hatte, die sie hatte durchkosten müssen, gab ihr das Letzte der Kraft zurück, die der Schmerz ihr geraubt. Mit einem Schlage stand alle Not ihres Lebens wieder grell vor ihrer Seele und sie wußte, wenn der Tückische wieder mit im Spiel war, wie er immer mit im Spiele gewesen war, verlor sie alles, was sie an Einsah hingeben mußte: die Ruhe der wenigen Tage, die ihr noch beschieden waren, den Sohn, um den sie alles getan, was sie getan, für den fie gelitten, um den sie gerungen, dem zuliebe sie sich abgeradert hatte von früh bis spät, und damit verlor sie, was ihrem Leben Wert und Inhalt gegeben hatte, daß es nicht umsonst verflossen war aus dem Meer der Ewigkeit, in das es nun bald wieder einmünden sollte.
Der Haß gegen ihren Todfeind stand neu in ihr auf, betäubte den Schmerz, erstickte das Mitleid mit dem Armseligen, der mehr ein Opfer als ein Sünder war, und er gab ihr den rechten Widerstand gegen die weiche Nachgiebigkeit, die der Schmerz in ihr wachgerufen hatte.
Als der Joseph aufs neue in sie drang:
„ Na gell, ich darf' m sagen, daß Sie' n wieder aufnehmen werden, daß Sie' m a Bläzel gönnen wollen bei sich und' m Paule," da reckte sie sich steil auf, wie es ihre Art war, wenn sie sich zit höchster Kraftäußerung antreiben wollte, und stieß ihn mit einem fchroffen„ Nein!" von sich.
Und noch einmal, daß es ihr und ihm nur ja gewiß sei, schrie sie es fast:
Nie... nie mehr!"
Als wäre ihr unerwartetes Nein!" ein Schlag gewesen, trat der Bursche ein paar Schritte zurück, und im Augenblid verwandelte sich sein demütiges Wesen. Der fazentrumme Rüden streckte sich. das tüdische Glimmern seiner Augen, das er unter der freundlichen Maste nur halb hatte verbergen fönnen, schlug in sprühender Wutflamme auf, seine Stimme belam schrilldrohenden Klang: ' s letzte Mal tu ich Sie fragen: Wollen Sie Ihren Mann wieder aufnehmen oder nich, hä?"
"
berzerrten Gesicht standen, glühte sie der Blick des Schusters an. Da wußte fie, daß auch dieser Mensch unter seiner Gewalt geraten
und nichts weiter war, als das willenlose Werkzeug ihres Feindes.
Sie wandte ihm voll ihr hartes Gesicht zu und maß ihn lange mit faltem, ruhigem Blick:
„ Wenn der Glück- Schuster und Ihr es verlangt, dann schon gar nicht!"
Ganz nahe trat er an sie heran und zischte ihr ins Ohr: " Wir werden Dich schon zwingen, Du Satan, Du!"
Gelt, nu sein wir fertig mit'nander," fragte sie mit eisiges Berachtung im Ton. Dort ist die Tür!"
"
Wir werden Dich schon zwingen! Recht muß Recht bleiben!" Sie wies noch immer nach der Tür:
„ A bissel schnell, gelt!"
Ihr Blick zwang ihn; mit einer Geste der Wut drückte er sich, ohne noch ein Wort zu sagen, zur Tür hinaus, wie ein Raubtier, das beim Ansatz zum Sprunge vom. Blick seines Herrn gebändigt wurde. Als die Tür hinter dem Burschen zuschlug, war ihre Kraft zu Ende. Ein jäher Schmerz in der Magengrube, wie er seit Jahren schon nach Aerger und Aufregung sie immer überfiel, ließ sie plötzlich auf dem Stuhl am Küchentisch zusammenbrechen. Weit nach vorn übergebeugt, sich frümmend und windend, stöhnte sie unter den fast auf den Mund gepreßten Fäusten laut hervor. Immer häufiger quälte sie ein gallebitteres Aufstoßen, bis trampfartiges Erbrechen sie minutenlang würgte, daß die Tränen ihr stromweis über die Wangen rollten.
Als der Anfall vorüber war, hockte fie, den Kopf aufgeftübt, in bölliger Erschöpfung wieder auf ihrem Stuhle. Die fahle Farbe ihres Gesichtes, die vor Ermattung geschlossenen Augen gaben ihr das Aussehen einer Toten. Nicht einmal der brenzlige Duft, der von der Bratpfanne auf dem Herde zu ihr herüberdrang, vermochte sie aufzujagen. Wohl versuchte sie, sich zu erheben, um die Pfanne vom Feuer zu ziehen, kraftlos sant sie aber wieder auf ihren Stuhl zurüd.
Da kam der Paul in die Küche.
Was nur der Joseph wieder hat," schalt er, ohne nach der Mutter hinzusehen, ärgerlich, der haut ja in der Werkstatt das Zeug durcheinander, als wenn er
Erschrocken brach er ab; er hatte die Kranke erblidt. " Jejes, Mutter," schrie er auf, was hat's denn, was is Dir denn!"
Frau Rother hatte es bisher trefflich verstanden, ihren Sohn so wenig wie möglich von den Anfällen merken zu lassen, die nun ichon seit Jahren sie heimsuchten. Wie ihre Scham sie zwang, alle Seelischen Qualen zu tiefst im Herzen zu verbergen, so wollte sie auch niemand um ihre körperlichen Leiden wissen lassen. Schwach wehrte sie mit der Hand: ... geht. schon wieder!.
halt
.
weiste!"
Mein Magenkrampf...
Tränen im Auge, beugte er sich über sie. So hatte er die Mutter noch nie gesehen, in zitternder Sorge,
Soll ich Dir was machen, hä?" „ Nimm nimm a Braten
.. vom
sie kraftlos. Gieß... Wasser dran.. heißes... aus' m TeeFeuer," hauchte tejjel... flint!"
Hastig, mehr vom Schred als von der Hausfrauensorge der Mutter getrieben, tat er mit zitternden Händen, was sie ihm hieß. " Noch mehr Wasser... reichlich!"
um
Sie vergaß ganz die Schmerzen, die sie quälten, in der Sorge den verdorbenen Sonntagsbraten.
" Die Klößel müßten auch gefocht werden," flagte fie,.'s is ja gleich zwölfe! Wann sollt Ihr denn zum Essen kommen! Jejes, ieses, nee, nee... und ich kann nich!"
Der Paul besorgte das Kochen nach ihren Anordnungen, und das ging so vortrefflich und schnell, daß nur wenig später, als sie es sonst gewöhnt waren, das Mittagessen auf dem Tisch stand. Dann erst legte, die Krante fich zu Bett.
"
Paul, gelt, Du vergißt nich, Deine Stiefel zum NeumannSchuster zu tragen," mahnte sie noch auf der Schwelle zur Kammertür. Die Sohlen fein ganz faput, Du hast sonst nischt zum Anziehn uff die Wochentage. Sag' m, daß er sich a bissel federn tut, hörste? Den ahlen Knader muß man immer a bissel treiben, fufte friegt man nischt wieder!"
Leg Dich od, Mutter, gelt?" trieb der Sohn. Ich wer's schon besorgen!"
Der Joseph hatte dem Anschein nach seine Wut bis zum Mittageffen bereits vergessen oder doch wenigstens in sich überwunden; er lachte, schwatzte von dem und jenem und fat, als wenn nichts gewesen. wäre. Und da der Paul, dem die Sorge um die Mutter noch in Kopf und Gliedern stedte, auch nicht mehr daran dachte, schien alles wieder glatt und gut.
Nach dem Essen räumte der Paul den Tisch ab, stellte in der Küche das Abwaschgeschirr zusammen, sah noch einmal nach der Mutter und nahm dann die Stiefel unter den Arm.
Jch fumme mitte," meinte der Joseph, der, die Fleischreste aus den Zähnen stochernd, am Fenster jaz.
Ich muß auch noch zur Schmidt- Karline, daß sie kommt aufwaschen und bei der Mutter bleibt!"
Der Neumann Schuster im Niederdorfe war verreist. Zu