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hin und her schob, übertönte ihre lehten Worte und auch ihr| Afrikas   zur selbständigen Provincia Tripolitana. Römische Kultus weiteres Greinen: nahm ihren Einzug, Straßen wurden gebaut, Ansiedlungen gegrün

Und wie's grade heute bei uns aussieht, nee, nee! Und die det. Septimius Severus   verlieh seiner Heimatproving italisches Rothern, die sieht all's, die sieht auch a jedes Stäubel."

Unruhig tastete fie, so weit ihre gesunde Hand reichen konnte, als wollte sie schnell noch ein bißchen Ordnung machen, und dabei sah es so blibsauber in der Stube aus, daß auch die Beinlichste nichts gefunden haben würde, worüber sie hätte die Nase rümpfen dürfen. Das wußte auch das Mädchen; mit einem zufriedenen Lächeln in dem von der Ofenwärme geröteten Geficht übersah es die von hellem Schneelicht bis in die hintersten Winkel erfüllte Stube. Die Dielen waren blikblank, daß man hätte davon effen fönnen, und mit feinem Silbersand bestreut, die Vorhänge an den Fenstern blütenweiß, die Messingklinken geputzt, und auf den wenigen Möbeln: dem Tisch und den Fensterbänken, auf dem Schrank und dem Uhrkasten wäre auch nicht ein Stäubchen zu finden gewesen. Freilich fehlte dem Raum das Behagliche, etwas Nüchternes, Kahles war darüber gebreitet, aber davon merkte die Haustochter nichts, weil dieselbe Nüchternheit auch in ihrem Wesen war.

Der Besuch hatte inzwischen vor dem Hause schon sich den Schnee von den Schuhen getreten und im Flur die Schuhe auf der Strohmatte forglich gesäubert; nun flopfte er hart an die Tür. " Herein!" rief die Alte ein wenig zu früh und verriet damit der Eintretenden, daß ihr Kommen schon bemerkt worden war; trotzdem schlug die Bäuerin die Hände zusammen, sich wundernd: Nee, nee, Ihr Leute! Das is ju gar a rarer Besuch!" Knapp und ernst, wie das ihre Art war, grüßte die Meisterin erst die alte Frau, dann auch das Mädchen; als fie deffen Hand hielt, sah sie ihm einen Augenblic forschend in das Gesicht: Die Anna, na gell?" fragte fie, und als die Dirne nickte, fügte sie noch hinzu:" A hübsches Mädel sind Sie geworden, seit ich Sie nich mehr gesehen hab'!"

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Flüchtiges Rot überhuschte die unregelmäßigen, stillen Züge des Mädchens und ließ die bräunlichen Sommersproffen, die in wenigen fleinen Trüppchen darüber verteilt waren, stärker hervor.

treten.

Dann wandte die Meisterin sich der Alten im Krankenstuhl zu: " Ich hätt was zu reden mit Dir, Krimfen, wenns Dir recht is!" Die Anna verstand sie und ging zur Tür, wandte sich aber im Rahmen noch einmal nach der Rother- Tischlern um, und die Blide der beiden begegneten sich Die Frau merkte wohl den gespannt fragenden Ausdrud in den ernsten grauen Augen der Haustochter; aber nichts in ihren ruhigen, festen Mienen antwortet e dem Mädchen.

So hübsch wie die Grete ist sie nicht, dachte die Meisterin, indem sie in Gedanken den schlanken, schmiegsamen Leib der Schusterstochter mit der edigen Gestalt verglich, die eben hinaus gegangen war. und die Gesichter der beiden sich vorstellte; aber es war etwas in den Augen und dem Wesen des Mädchens, das ihr gefiel.

( Fortsetzung folgt.)

Recht und manche andere Privilegien. Die Proving lieferte dafür große Mengen Olivenöl nach Rom  . Der Bodenbau stand in Blüte, die Fruchtbarkeit wurde durch künstliche Bewässerung gehoben. Den Ruinen römischer Bewässerungsanlagen, Delpressen und Lands häuser begegnet man noch jetzt im Innern häufig. Zur Römer­zeit tamen viele Juden nach Tripolitanien  . Ihre Nachkommen leben jeht in den Städten, aber es gibt auch alte jüdische Kolonien auf dem Lande, so in den Gharianbergen, wo sie in Höhlen wohnen und unterirdische Synagogen haben. Ferner hatte das Christentum seinen Einzug gehalten; es blühte im ganzen römischen Nordafrika  .

Mit dem Niedergang des römischen Reiches hielt der kultu relle Niedergang Tripolitaniens   gleichen Schritt. Die Gren zen fonnten gegen die Einfälle der räuberischen Wüst en stämme nicht mehr geschützt werden. Ein Augoriani genannter Nomaden ftamm eroberte bereits 366 n. Chr. die Küstenstadt Leptis  ; sie find möglicherweise die Vorfahren der heutigen Asger- Tuareg, unter deren Einfluß jetzt noch Teile des Südens und Südwestens von Fessan   stehen. Unter solchen Umständen verfielen und berödeten die Siedlungen, Felder, Palmen- und Fruchtgärten, und die Wüste nahm diese Stätten wieder in Besitz, da es nicht mehr genügend Menschen gab, die durch fleißigen Bodenbau ihren Angriffen wehren fonnten. Auf diese Borgänge ist der mit den alten Berich ten im Widerspruch stehende Wüstencharakter Tripolitaniens zu rückzuführen, nicht auf eine Aenderung, d. h. Verschlechterung des Klimas seit dem Altertum.

Nach 440 erschienen die Bondalen in der Provinz, und fie bereinigten sie mit ihrem Reiche. Nach dessen Vernichtung durch Belifar, 533, wurde sie oströmische Provinz, aber das Innere blieb mit Ausnahme einiger fester Punkte sich selbst überlassen, wie schon zur Bandalenzeit. Im Jahre 647 famen zum ersten Male die Araber: des Kalifen Otman General Abdallah bedrohte die Stadt Tripolis  . 622 erfolgte ein neuer arabischer Angriff; die Ofth römer erlagen in der Schlacht bei Suja, und Tripolitanien   wurde eine Provinz des Kalifenreiches. Das Christentum wurde ausge rottet, wenn auch erst nach heftigen Kämpfen mit den damals meist chriftlichen Berberstämmen, die sich schließlich unterwarfen, den Jelam und arabische Sprache und Sitten annahmen. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts war diese politische und religiöse Umwandlung beendet. So ist Tripolitaniens   Bewohnerschaft seit zwölf Jahr­hunderten mohammedanisch, aber der Islam   sitt besonders bei den Berbern nur an der Oberfläche, und religiöser fanatismus ist ihnen fremd.

Anfangs zum Kalifat der Abaffiden gehörig, stand nach dessen Zerfall Tripolitanien   das 9. Jahrhundert über unter der Herrschaft der Aglabiden von Tunis  , dann abwechselnd unter der von anderen alifenfamilien. Durch Seeraub im Mittelmeer   betätigten fich diese Herrscher nach außen, was zu Konflikten mit den Abends ländern führte. Der Normannenfönig Roger von Sizilien   eroberte 1146 Tripolis  , aber ein Jahrzehnt später ging es wieder an die Mohammedaner verloren. Im 14. Jahrhundert war Tripolitanien bon neuem mit dem benachbarten Seeräuberstaat Tunis   vereinigt. 1510 erstürmten die Spanier unter Beter von Navarra   Tripolis  , und die Einwohner wurden in die Sllaverei gefchleppt. Karl V.

Aus der Gefchichte Tripolitaniens  . gab ihnen die Erlaubnis zur Rudtebr; sie bauten die Stadt wieder

Von H. Singer.

Das Gebiet des heutigen Tripolitanien   rüdt zur Zeit der pho nizischen Koloniengründungen in Nordafrika   ins Licht der Geschichte. Etwa gleichzeitig mit Karthago   oder noch früher. um das Jahr 1000 v. Chr., entstanden an der Küste zwischen Großer und Kleiner Shrte mehrere phönizische Handelsorte, von denen Wahat( Dea), Sabrata und Leptis   die wichtigsten waren. Nach ihnen benannten die Griechen das Gebiet Tripolis  ", Dreistädte­land. Es bildete später den Often des farthagischen Landbefizes. Wahrscheinlich bestanden schon in früher Karthagerzeit Handels verbindungen quer durch die Sahara   mit dem Sudan  , dieselben Karawanenwege, die heute, wenn auch sehr verödet, von Tripolis  über Murfut nach Kano, Bornu und Wadai führen; denn punische und andere Spuren des mittelländischen Kulturkreises find im Su­ dan   an verschiedenen Stellen nachgewiefen Näheres wiffen wir indessen nicht über diese weitreichenden Berbindungen: die Kar­thager waren als Huge Staufleute nicht gerade mitteiljam über die Quellen, aus denen ihr Wohlstand floß, und so fam es, daß die Kenntnis der griechischen und römischen Schriftsteller über das heutige Feffan, den Süden der türkischen   Provinz Tripolitanien  , binnenwärts faum hinausreichten.

Nach dem zweiten punifchen Kriege, 201 v. Chr.. übergaben die Römer, Karthagos Befieger, diesen öftlichen Teil des farthagischen Gebietes ihrem Bunt zsgenossen Majiniffa. dem König Numidiens. der sich im Hinterlande der unter Karthagos Herrschaft stehenden Rüften ein großes Reich gegründet hatte. Er bejah nun auch die Küste mit Ausnahme der lägyptischen) Chrenaika. Aber das numi. dische Reich ging 46 v. Chr. mit der Schlacht von Thapius zugrunde und der tripolitanische Teil wurde mit der römischen Provinz Afrika  vereinigt. Das alte Banat   nannten die Römer Cea, es lag an der Stätte der heutigen Hauptstadt Tripolis  . Kaijer Septimius Sebe­rus, selber ein Sohn der Proving, erhob um 200 n. Chr. diesen Teil

auf, mußten fie aber unbefestigt lassen, worauf 1530 der Mal­leserorden mit ihr belehnt wurde. Die Malteserherrschaft dauerte aber nur bis 1551. als fie durch die Türtenherra fchaft abgelöst wurde: der türkische   Admiral Sinan, ein italie nischer Renegat, der als Kind in türkische Gefangenschaft ges raten war, eroberte sie. Seitdem. also seit 360 Jahren, ist Tripoli. tanien mit Ausnahme des Eudens, dessen Städte und Stämme im allgemeinen unabhängig blieben, teils tatsächlich, teils nominell türlich gewesen.

Während der arabischen Beriode hallen trob aller Kriege die Handelsbeziehungen zwischen Tripolitanien   und den Christen be­fenders den italienischen Republiken, niemals aufgehört: in deren Händen lag zeitweise der ganze Handel. Im 15. Jahrhundert hatten die Venezianer gewisse Zollerleichterungen, in Tripolis   einen Konsul und eme Warenniederlage. Sie beuteten auch Salzminen aus Außer Salz exportierten sie Wolle, Leder und Del, die Ein­fuhr umfaßte Eijen, Gold: und Eilberwaren. Dieses Berhältnis nahm auch mit dem Beginn der Türkenherrschaft noch nicht völlig sein Ende, aber Tripolis   geriet wegen jeiner Biraterei immer häu figer mit den seefahrenden Rationen in Konflikt. Dazu tamen häufige Aufstände der Berg- und Wüstenstämme. England und Frankreich   hatten sich gegen die Eeeräuberei durch Verträge zu sichern versucht, aber die wurden von Tripolis   nicht selten verletzt. 1655 entsandte Cromwell den Admiral Blate nach Tripolis  , um Genugtuung für solche Vertragsverletzungen zu erlangen, und 1663 fam es zu einem neuen Vertrage mit England. Auch der wurde wenig beachtet, worauf der Admiral Narborough die Stadt bom­bardierte. Aus demselben Grunde vernichtete 1683 der französische  Admiral Duquesne zahlreiche Biratenschiffe vor Tripolis  .

Im Jahre 1714 bollzog sich in Tripolis   ein blutiges Ereignis, das die unm.ttelbare Herrschaft der Türfen für länger als ein Jahrhundert unterbrach. Ein Araberhäuptling nan.ns Hammed Karamanli, der gleichzeitig auch Oberst eines türlichen Reiters regiments war, ließ sämtliche türkische   Offiziere und Beamte, über