-

830

-

über all die stillen Hügel hingegangen war, Surch all Sas tod- 1 lenkte fich deshalb feit der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den traurige Schweigen. Dort oben wintte es ja schon, das mäch- einen Metalldraht durchfließenden elektrischen Strom. fige Friedhofskreuz, das in der Mitte der Gräberreihen stand. das weitverzweigte Fernsprechwesen der Gegenwart_entvideln Neis, der das fruchtbare Prinzip entdeckte, aus dem sich erst Ein Rabe saß auf dem Querbalken und sah wie versonnen auf fonnte, war am 7. Januar 1834 zu Gelnhausen   als Sohn eines diese wunderliche Einsamkeit herab. Wer weiß vielleicht Bädermeisters geboren. Die den Knaben unterrichtenden Volks­witterte er auch um sich. Es waren ja Leichen, die der Boden schullehrer gaben den Rat, ihn beizeiten einer seiner Begabung deckte, die Erde fraß. Und so allein war jedes, das da lag. So entsprechenden höheren Schule anzubertrauen. auch dazu bereit, starb aber vor Ausführung des Planes, und

schutzlos, so mutterjeelenallein!

-

Der Vater war

Eine Welle heißer Zärtlichkeit stieg plöglich in dem erst ein Jahr später brachten der Vormund und die Großmutter Herzen des alten Mannes empor. Er hatte ja seine Kinder des jungen Philipp ihn in die Garnierſche Unterrichts- und Ers immer geliebt, alles getan für fie- Gott wußte es. Aber ziehungsanstalt in Friedrichsdorf   bei Homburg vor der Höhe, wo er sich eine tüchtige Grundlage in modernen Sprachen erwarb. noch nie hatte er seine Annaliese so mit ganzer Seele m- Seine Neigung für Mathematik, Naturwissenschaften und me flammert, sich ihr so herzensnahe gefühlt wie heute. Nicht chanischen Fertigkeiten erwachte erst während seines Aufenthaltes anders, als riefe sie nach ihm, bang, ängstlich, mit der Stimme in dem von ihm von seinem 14. Lebensjahre an besuchten Haffel­des Kindes, die ihm noch heute im Ohr lag, riefe nach ihm, schen Institut zu Frankfurt   a. M., wo er sich an allerlei praf­aus dieser unsäglichen Einsamkeit heraus, in diese falte Ferne tifchen Erfindungen versuchte, so daß die Lehrer den Vormund hinein. dringend rieten, ihn nach Absolvierung der Mittelschule auf das Seid nur stad, der Voda kimmt schon!" Mit einem fait Polytechnikum in Karlsruhe   zu schicken. Der Vormund hatte es irren Blick sprach er es vor sich hin, aber mit einer Stimme, jedoch anders im Sinn, und Reis mußte im Alter von 16 Jahren in der alle Liebe bebte, all die Bärtlichkeit, die er immer so in einer Frankfurter   Farbwarenhandlung in die Lehre treten, wo er jebe freie Stunde dazu benutte, sich privatim in den Natur­feusch verhalten. Es war eine Empfindung, die so mächtig wissenschaften weiter auszubilden und daneben auch noch Vorträge und plöglich aus ihm herauswuchs, ihn so hinnahm, daß er zu hören. Erst das Jahr 1854, in dem er seine Lehrzeit beendete, einen Augenblick alles vergaß, was geschehen war, nur eines befreite ihn von den ihm aufgedrungenen Fesseln. Er besuchte, sah, nur eines hörte: seine Annaliese! Und dort saß sie, dort in der Absicht, sich doch noch den akademischen Studien zu widmen, oben, und rief nach ihm, Boda!" und der Wind trug es die polytechnische Vorschule in Frankfurt  , genügte dann seiner ihm entgegen, mit diesem verhauchenden Laut, der von der Militärpflicht und gedachte sodanu, nach weiterer Vorbereitung, sich an die Universität Heidelberg   zu begeben. Wiederum wurden trojtlosen Einsamkeit dort oben erzählte. feine Pläne, diesmal aber in einer für ihn durchaus günstigen seinem früheren Lehrer Garnier abstattete, machte dieser ihm den Vorschlag, als Lehrer in fein Institut einzutreten, und Reis Er richtete sich in sögerte nicht einen Augenblick, zuzugreifen. einem Nebengebäude der Anstalt ein Privatlaboratorium ein, me er zunächst mit Erfolg mit elektrischen Strahlungen, also auf dem Gebiete experimentierte, auf dem dreißig Jahre später der berühmte Physiker Heinrich Herz in Bonn   die theoretischen Grund­lagen für die drahtlose Telegraphie schuf. Einen Auffah darüber, den er an Prof. Poggendorf, den Herausgeber der Annalen der Physik und Chemie", einfandte, wurde von Boggendorf unbegreif­licherweise zurüdgewiesen. Reis, der damals dicht vor den später von Herz nachgewiesenen Fundamentaltatsachen stand, ward da durch so entmutigt, daß er von weiteren Versuchen in dieser Richtung Abstand nahm.

"

Endlich hatte Jüry die Höhe erklommen. Das Friedhofsweise, von außen her durchkreuzt. Bei einem Besuch, den er tor stand offen. Die Toten warteten ja heute auf Bejuch. Wenn nur nit schon wer oben is!" dachte der alte Mann. Er fühlte sich plötzlich so schwach werden. Ausweinen wollt er sich droben und den geliebten Namen in das Grab hinein­rufen: Der Boda is do- hörst'n Voda, Annalies'?"

Der Arm, der den Kranz trug, zitterte, seine Füße ver­fagten ihm fast den Dienst. Rechts und links von ihm hing das lange Friedhofsgras in welfen Halmen nieder- dürr, farblos, vom ersten Frost versengt. Der Nabe hockte noch immer auf dem Streuz, blinzelte mißtrauisch auf ihn herab, machte aber plöslich Kehrt und guckte nach der anderen Seite des Kreuzes. Richtig fauerte jemand auf dem granitenen Sodel starr, regungslos, wie ein zusammengejuntenes Bündel Elend,

( Fortieyung folgt.)]

fünfzig Jabre Telephon  .

Von Dr. Karl Gröber.

Aufs neue wandte er sich dem von ihm schon in seiner Frant furter Lehrlingszeit gewählten Problem zu, Töne und Worle unter Benutzung des elektrischen Stromes nach anderen Orten zu übermitteln. Der genaue Termin, wann er mit den ersten Ver­fuchen in dieser Richtung begonnen, ist, wie bei allen eine lange Reihe von Experimenten voraussehenden Erfindungen, nicht mehe zu ermitteln. In Juli 1860 war er aber schon so weit gelangt, daß er seinem Freunde Poppe auf einem allerdings noch sehr un­bollkommenen Apparat die Uebertragung des bekannten Volkss liedes Muß i denn, muß i denn zum Städtele' naus" borführen fonnte. Die Uebertragung von gesprochenen Worten gelang da­mals nur in recht ungenügender Weise, und so verging unter Der 26. Oktober dieses Jahres ist ein in der Geschichte des fortgesetzten Verbesserungsversuchen noch mehr als ein Jahr bis Weltverkehrs bedeutungsvoller Gedenktag, weil sich an ihm zum zu jenem oben erwähnten Oktobertage des Jahres 1861, an dem fünfzigsten Male die Stunde jährt, in der Philipp Reis  , der viel- Meis in Frankfurt   seine Erfindung der Oeffentlichkeit bekannt befämpfte Erfinder des elektrischen Fernsprechers, zum ersten Male gab. Wiederum sandte nun Neis eine Abhandlung über sein die Wunder der auf Reifen geschickten Stimme an einem heute Telephon an Boggendorf, dessen Autorität der Sache nur in im Berliner   Postmuseum aufbewahrten Apparate einem Fach- hohem Grade hätte förderlich sein können, und wiederum erhielt publikum vorführte. Das denkwürdige Ereignis bollzog sich in er von diesem, der die Erfindung als eine unfruchtbare Spielerei" den Räumen des Physikalischen Vereins   zu Frankfurt   a. M., wo bezeichnete, das Manuskript zurüd. Diesmal aber ließ sich Reis im großen Hörsaale die Empfangsstation eingerichtet war, nicht entmutigen, sondern arbeitete mit größtem Eifer an der während sich der Sender 100 Meter davon in einem Zimmer des Vervollkommnung feines Apparates, den er anläßlich des Frank Bürgerspitals befand, dessen Fenster und Türen sorgfältig ge- furter Fürstentages im Goethehaus am Großen Hirschgraben vor­schlossen waren. Mit Staunen folgten die Anwesenden den Er- führte. perimenten des schlichten, durch keine akademischen Grade ge- Neue Ehrungen genoß der Erfinder, als er auf der deutschen schmückten Mannes, der die Lösung eines technisch- naturwissen Naturforscherversammlung zu Gießen   am 21. September 1854 schaftlichen Problems gefunden hatte, um das sich schon mancher seinen Fernsprecher demonstrierte. Dem Telephon schienen mun bor ihm vergebens bemüht hatte und das den meisten zeitge nach menschlichem Ermessen alle Wege zur Einführung in die nöffischen Physikern doch nur als ein unerfüllbarer Sehnsuchts- Bragis gccbnet zu sein. Die mitleidsloje Wirklichkeit, die in der traum erschien. Tragödie so vieler Erfinderlose die Nolle des Fatums spicit, Wie fast alle großen Erfindungen hat auch der Fernsprecher machte aber durch die Erwartungen des Erfinders einen dicken eine längere Vorgeschichte. Schon aus dem 17. Jahrhundert sind Strich. Wenn Ludwig Werner in einer biographischen Studie Versuche bekannt, die Uebertragung der menschlichen Stimme auf über Neis meint, daß dieser an dem Neide der Akademiker ge­rein akustischem Wege vorzunehmen, der damals als der einzig scheitert sei, ist dies zwar eine in allen solchen Fällen zutreffende Robert Goolen hat schon im Jahre 1667 Wahrheit, erledigt aber die Frage nicht in vollem Umfang. gangbare erschien. einen Apparat konstruiert, der aus zwei durch einen straff ge- muß vielmehr noch hinzufügen, daß das Bedürfnis nach teic­spannten Faden miteinander verbundenen Schallplatten bestand phonischer Verständigung damals noch nicht brennend geworden und die auf die eine Schallplatte geworfenen akustischen Schwin war und daß Reis' Fernsprecher sich in seiner Leistungsfähigkeit gungen an der anderen hörbar machte. Wheatstone erfekte den immerhin nur für Gespräche auf geringe Entfernungen bewährte. Faden durch lange und dünne Stangen aus Fichtenholz, Weinhold Sein Telephon litt an dem vom Erfinder übersehenen Fehler, berband in einem Fernsprechapparat 1870 zwei elastische Resonanz- daß es nur intermittierende Batterieströme erzeugen konnte, böden oder Membraven durch einen Eisendraht. durch die sich die menschliche Stimme in ihren vielen Obertönen Für die Praxis des täglichen Verkehrs konnten die akustischen nicht genau wiedergeben ließ, und daran, daß es vollständig ber Telephone nicht genügen, weil sie nicht über größere Entfernungen sagte, wenn man zu laut in den Apparat hineinsprach. Miz wirkjam waren und nicht viel über die Leistungen von Sprech vergnügt über den geringen Erfolg seiner Erfindung, arbeitete er und Höhrrohren hinausgingen. Die Aufmerksamkeit der Erfinder fortab nur noch seltener daran, hat sich aber noch bis kurz vor

Man