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fegung zu willigen. Auf die Erklärung hin wurde der kon=) servative Antrag zurüdgezogen. Am Schluß der Sitzung brachte der Abg. Barth die Verfügung des Ministers gegen die amt lichen Spiritus notierungen zur Sprache. Herr Brefeld bekannte sich zu seinem Werke, erklärte aber, daß er nach Wieder­eröffnung der Produktenbörse über diese Frage weiter mit jich reden lajsen wolle. Die Debatte über das Verhalten des Ministers, den Spiritusring usw. wird wohl die nächste Sigung ausfüllen.-

Statistische Späße.

Jedesmal, wenn dem Deutschen Volte nene gewaltige Ausgaben für Rüstungszwede angefonnen werden, rechnen uns die Statistiker nach, daß wir eigentlich blutwenig mit direkten und indirekten Steuern belastet sind. So wird jetzt eine Aufstellung verbreitet, die einem Anfjazz Mag von Hedels im Januarheft der Conrad'schen Jahrbücher entnommen ist. Hedel will in diesem Artikel Beiträge zur vergleichenden Finanzstatistik europäischer Großstaaten im Jahre 1898 geben. Obwohl er mun selbst bemerkt, daß derlei statistische Arbeiten sehr große Schwächen haben, wird doch eine Tabelle will­türlich, wie sie den Zwecken der Flottenphantasten gerade pazt, heraus­gegriffen und dem kritiklojen Leser vorgesezt. Hedel vergleicht nämlich pro Ropf der Bevölkerung die Belastung mit indirekten Steuern, d. i. Zöllen und Aufwandsteuern. Er rechnet folgendes Ergebnis heraus:

Deutsches Reich

Oestreich

13,40 m. pro Kopf der Bevölkerung

Ungarn

Frankreich

21,57 13,84 34,372

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"

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19

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"

"

"

19

Großbritannien

29,56

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"

Italien

15,43 12,69

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Rußland

wind thong Welche Wonne! Deutschland steht hinsichtlich der geringen Be Tastung an zweiter Stelle. Günstiger ist es nur noch in Ruß land. Deutschland ist ein Paradies, das Reich des Zaren aber ist paradiesischer. In ihrem Wasserrausch benterken die guten Leute gar nicht, wie schwer fompromittierend dieser Vergleich für Deutschland ist. Rußland, in dem die Massen verhungern, ist noch glüdlicher als Deutschland , und auch dem zerrütteten Italien geht es, nach obiger Berechnung, beinahe so gut wie dem Deutschen Reich. Diese eine Erscheinung beweist zur Genüge, daß bei der Vergleichung folder Belastungszahlen es vor allem auf die Vergleiche der Be­Iaftungs Fähigkeit aufommt. Ueberhaupt wäre die einzige focialpolitisch vollkommene Methode, die Belastung eines Volks feit zustellen, eine allgemeine Haushaltungsbudget and Stonium Statistik das ist freilich einstweilen ein unerreichtes statistisches

Ideal.

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Jut Anschluß an diese Rede forderte die Abteilung Berlin der Deutschen Kolonialgesellschaft ", in der zu jener Zeit noch Dr. Karl Peters das große Wort führen durfte, den schnellen Ausbau der Marine. Dagegen wandten sich die von Bismard inspirierten, a m- die außerhalb ihrer Interessensphäre auf die Politik andrer Länder burger Nachrichten" scharf gegen den Begriff einer Weltpolitik, zu drücken und einzuwirken fuche". Dieser Satz zielte auf die damalige gegen England zugespitzte boerenfreundliche Politik der deutschen Regierung, die durch das Telegramm des Kaisers an Ohm Krüger gekennzeichnet wurde.

tommen, in der Erkenntnis des Segens, welchen die Einigung des Reichs ihnen selbst gebracht hat, unmöglich Wurzel gefaßt haben. Der einzige Grund für das merkivürdige Verhalten liegt zweifellos in der übertriebenen Rücksichtnahme auf die mit Hilfe der Socialdemokratie in der bayrischen Kammer all­mächtig gewordenen Patrioten". Diese Rücksicht sollte aber doch nicht so weit gehen, daß darüber Aergernis in den übrigen Bundes staaten entstehen kam."

Der einzige Grund", den die" Post" annimmt, wird natürlich von dent Blatt selbst nicht geglaubt. Näher liegt es, in der Mag­nahme einen Erfolg der marinistischen Weltpolitik zu begrüßen, die ja nach der Versicherung eines Berliner Hofblattes den Zweck ver­folgen soll, die Herzöge und Könige in dem einen Kaiser aufgehen u lassen. Wenn man sich weiter crimert, daß die Höfe der Einzel­staaten und die Bundesregierungen über die neuen Flottenpläne erst unterrichtet wurden, als die Großindustriellen längst von dem fertigen Entwurf wußten, so läßt sich am Ende die Verstimmung in Bayern

Das Londoner Cityblatt aber, die Times" bemerkten damals: Gin größeres Dentsches Reich jenseits der Meere ist ohne Zweifel der Gedanke, der wohl geeignet ist, auf die lebhafte Vor­stellungskraft des Kaisers Wilhelm zu wirken... Diese Pro: flamierung eines andren Deutschen Reichs der Zukunft muß unbedingt mus einige ernste und verfängliche Fragen nahe legen. In begreifen.- welchen bisher herrenlosen Gebieten des Erdkreises soll es

nicht. Es bleibt alles im Nebel! Nebountie

Unter Wasser gefeht.

zu stande gebracht, oder wie und wem soll es durch Ertgegenüber Zur Geschichte des Socialistengesetzes bestätigt die Frankf. oberung entriffen werden? Von wem soll es bevölkert Stg." gegenüber der Behauptung Herbert Bismarcks und Kardorffs, werden?" das Gesez sei 1890 durch ein unabsichtliches oder absichtliches Miß­Dieſe unvermeiblichen Fragen find bis heute nicht beantwortete und ebrate gegart, wonads Fürſt Bismard ſelbſt mit Fleiß verständig verständnis des Herrn v. Helldorf zum Scheitern gebracht worden, die worden. Oder soll die Eroberung( Pachtung") von Kiautschon und die Ergebnislosigkeit der Verhandlungen herbeigeführt habe. Das der teure Ankauf der Karolinen die Antwort darstellen? Doch wohl Blatt weist des näheren nach, daß die jetzige Darstellung des Sohnes des Kanzlers falsch sei und schreibt u. a.: ,, Niemand kann zweifeln, daß ver( herr von Helldorf) Riemand kann zweifelt, und die Konservativen bereit waren, auf einen Wink hin Es das abgeschwächte Gesetz zur Annahme zu bringen. ist unter diesen Umständen ganz unglaublich, daß dieser Führer der Konservativen, als er am nächsten Tage zum Fürsten Bismarc ging, um dessen Entscheidung zu holen, diese einfache Entscheidung misverstanden haben sollte. Es bleibt nur übrig anzunehmen, daß Fürst Bismard sich absichtlich nicht flar ausgedrückt hat und daß er in Wahrheit das Gesch scheitern lassen wollte. Als dann am 25. Januar die dritte Lesung stattfand, war außer andern Vertretern auch der Minister des Innern, Herr Herr furth, am Bundesratstisch. Was für Zustände müßten damals innerhalb der Regierung geherrscht haben, wenn dieser, der eigent­liche Reffortminister, nicht gewußt hätte, daß der Reichskanzler und Ministerpräsident die Annahme des abgeschivächten Gesetzes wünschte und wenn er nicht die von Herrn v. Helldorff so flar vorgezeichnete Erklärung abgegeben hätte.n

Längst ist der Freijin weiblicher Linie aus der Opposition gegen den Militarismus ausgeschieden. Herr Ridert und Herr Pachnicke haben sich von der unfruchtbaren Politik der bloßen Negation" losgesagt und erivarten von der eifrigen Unterstützung des Militarismus feit undenklichen Zeiten schmerzlich erſchute Regierungsfreundlich­feiten. Auch Herr Dr. Barth beweist schon seit geraumer Zeit seine Begabung in der Abschwörung früherer Grundsäge und in liebevoller Vertretung von einst weit zurückgewiesenen militaristischen Zumutungen.

auch

Nun aber haben die weiblichen Freisinnsleute die Genugthuung, Gefolgschaft hervorgelodt zu sehen. Die Freij. Sta." fuhr uns gar aus den Mannenreihen Eugen Richters militaristische unwillig an, als wir aus allerlei Anzeichen die Unzuverlässigkeit auch der freisinnigen Volksparteiler in der Flottenfrage feststellten. Jetzt muß Herr Richter erleben, daß in ciner Ver­sammlung des Berliner liberalen Wahlvereins am Montag Mit­glieder der freisimmigen Volkspartei, jo Rechtsanwalt Flatan, für die Flottenvermehrung eintraten. Dieser freisinnige Bolksmann bedauert, daß einzelne Führer seiner Partei über die Stimmung der Wähler so wenig unterrichtet seien", und er erklärte, auf dem selben Standpunkt in der Flottenfrage zu stehen wie Dr. Barth, der drohlicher Höhe auch für die freisinnige Volkspartei; wo Profite Referent der Versammlung. So steigt denn das Scewasser zu be­winken oder nur zu winken scheinen, da geht jeder Bourgeois­partei der Stest von lleberzeugung verloren und die Stimmung der Wähler triumphiert.

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Auch das Motiv dieses Bismarckschen Kuiffs findet die Frank­ furter Zeitung" in derselben Spekulation, anf die der Vorwärts" bereits hingedeutet hat:

" Es ist damals gleich die Ansicht aufgetaucht, und sie wird wohl anch richtig sein, daß Bismarck die Ablehnung des Gesetzes wünschte, weil er sich davon eine Wirkung auf den Kaiser ver­sprach, weil er auf einen scharfen Wahlkampf rechnete, auf ein nenes noch schärferes Socialistengesez, furz, auf eine Situation oder einen Nonflikt, in dem er unentbehrlich gewesen wäre."

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Die einfache Ueberlegung, daß Vergleiche von Steuerbelastungen ohne die Gegenüberstellung des Voltsreichtums wertlos find, beweist also schon die Nichtigkeit dieses Arguments. Dazu kommt, daß es bei der Beurteilung der Belastung mit indirekten Steuern wesentlich Die Folge hat gezeigt, daß Bismard, der geniale Mann, sich in darauf ankommt, welche Konjumartikel bestenert werden. Gerade Herr Dr. Barth hat freisinnige Volksparteiler ins Wasser ge- der eigenen Schlinge fing, daß er gerade feine Entbehrlichkeit aller Welt bewies. das Deutsche Reich verfährt in dieser Hinsicht mit einer beispiel- ogen, denn er lündete ihnen wunderiame Herrlichkeiten, die sie da Iosen Ungerechtigkeit, indem es ſeine Erträge aus den unentbehr- militarismus geredet, daß er würdig geworden ist, zu einer fünftigen sicher, daß die Roß- und Reijige- Strophe, aus der preußischen sollten. Herr Dr. Barth hat so schwungvoll für den Wasser- Die revolutionäre Nationalhymne. Es scheint nunmehr lichen Lebensmitteln der Masse zicht. England gewinnt keinen Flottenvoriage die Begründung samt Denkschrift zu verfassen. Herr Nationalhymne laut allgemeiner Anweiſung in den Schulen Pfennig aus Getreidezöllen und der Salz- und Zuckerstener, aus Dr. Barth hat sich auch keine der Verworrenheiten entgehen lassen, verboten worden ist. Man hat sie offenbar für eine blutige Satire denen das Deutsche Reich seine Haupteinnahmen preßt. Die mit denen man jetzt den Wasserwahu propagiert. indirekten Steuern Englands belasten in weit höherem Maße die Be- Gr ist auch hinaus über alle Bedenken einer Beeinträchtigung auf die bestehenden Zustände gehalten. figenden, wie es in Deutschland der Fall ist, das mit einer wahr des Budgetrechts der Boltsvertretung sowie über die Schwierigkeiten Der Flottenrabbi in Magdeburg, Dr. Rahmer, ist, wie die haften Leidenschaft von den Besitzlofen Abgaben heischt. Das ist der Kostendeckung. Scharf betonte der Reducer, jo jagt der Ver- Bolts- Zeitung" mitteilt, Mitglied der freisimmigen. Volkspartei. der zweite Grund, warum jener Vergleich nichts beweist. Trotz der ſammlungsbericht, den konstitutionellen Charakter der Das erhöht den Humor. höheren Kopfstärke iſt das Proletariat Englands im Vergleich zu Voltsvertretung herbeiführen wolle und diese in den Stand regung Erfolg haben, und ein recht schönes Kriegsschiff auf den Hoffentlich wird aber nun die Bolts- Zeitung" mit ihrer An­feiner Leistungsfähigkeit geringer mit indirekten Steuern belaffet als fete, in jedem Jahre zu bestimmen, in welchem Tempo der Plan Namen Rabbi Rahmer" das des Deutschen Reichs. jagen wir getauft werden, Endlich drittens beziehen sich die einzelnen Sumunen ausschließ gelesen, daß die Regierungsbegründung ausdrücklich hervorhebt, fie Taufe entsprechende mojaijche Handlung vornehmen. ausgeführt werden solle." Herr Barth hat offenbar garnicht Man fant ja in diesem Falle beim Stapellauf die der sonst üblichen lich auf die Steuererhebungen im Etat des Gesamtstaates. Es ist fordere deshalb die Bewilligung des gesamten, auf lange Jahre be­nicht einbegriffen, was an indirekten Steuern etwa in Gemeinden, rechneten Planes, weil dadurch der Reichstag jich zur Bereitstellung Die portofreie Agitation der oftpreußischen Regierung zu Streisen 2c. bezahlt wird. Diese lokalen" Steuern müssen aber in Be- der Mittel in den einzelnen Jahren moralisch verflichte? Warumi, Gunsten der konservativen Agitationsschrift des Volksfreunds" stand tracht gezogen werden, wenn man feststellen will, wie hoch pro Kopf Herr Dr. Barth, begnügt sich denn die Regierung nicht, alljährlich am Dienstag zur Beurteilung der Straffammer in Königsberg. die Steuerbelastung ist. In demselben Hefte der Conradschen Jahr- fieht nicht, dass die Beeinträchtigung des Budgetrechts, die jetzt dem Genosse Faber, der dem Landrat in Ragnit den Vorwurf der Porto. die ihr nötig scheinende Schiffsvermehrung zu fordern? Herr Barth Angeklagt war der Redacteur des socialdemokratischen Landboten", bücher finden sich Angaben über die Finanzverhältnijje von Reichstag angejonnen wird, noch weit schlimmer ist, als jene im hinterziehung gemacht hatte. Die Veranlassung hierzu gab ein Städten des Regierungsbezirks Kaffel. Daraus läßt sich erkennen, legten Flottengesetz, denn jest will die Regierung den Reichstag auf Cirkular, das, vom Landratsamt an die Lehrer verschickt, das Signum wie hoch bei uns auch in den Gemeinden die indirekten Steuern find, ihren Plan festlegen, sie will sich aber vorbehalten, den Plan in amtlicher Portofreiheit enthielt. In diesem Schriftstück wurden die die beispielsweise in Staffel 9,75 Mart pro Kopf betragen. Ein beliebig turzer Frist fertig zu stellen. Herrn Barths Lehrer zum Werben zahlreicher Abonnenten für den konservativen Kasselaner ist mithin wie folgt belastet: o blind Entwicklungsfähigkeit ist bewundernswert, schon erscheinen ihm Voltsfreund" aufgefordert, und die Schuldirektion verlangte über 1. als Angehöriger des Reichs mit 13,40 M. indirekter Abgaben, die konstitutionellen Grundsätze wohlgewahrt, wenn sie vernichtet den Erfolg ihrer Thätigkeit eine Berichterstattung. 2. als preußischer Staatsbürger mit 5,34 M. Direkter 3. als Einwohner von Kassel mit

19,45 9.

und mit 9,75 M. indirekter zusammen 47,94 9.

Ein Kasselaner bezahlt alfo durchschnittlich jährlich 47.94 M. an Abgaben, wovon fast genau die Hälfte indirekte Steuern sind. Und cs fehlen in diefer Rechnung noch die Kreissteuern.

Man sieht, die Abgaben summieren sich, wenn man bei uns die zwischen Reich, Staat, Kreis und Gemeinde verzettelten Stenern summiert. Welchen Wert hat es da, nur die Belastung im Reich zu vergleichen?

Wollten wir Statistik nach der Art der Flottenagitation treiben, so könnten wir aus der erwähnten Heckelschen Arbeit die Tabelle über die Ausgaben für Heer und Flotte uns sehr zu Nuze machen. Von allen Ausgaben betragen nämlich die für Marine und Flotte( 1898) im Dentschen Reich 45,82 Prozent in Frankreich

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30,46

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. Großbritannien 28,66

9

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Italien.

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22,85 sunt soldi

Rußland.. 24,15

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werden.

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Dieser Vorgang ist vielfach besprochen worden und allgemeiit Ebenso macht die Deckung der Milliarten, die die Flotte kosten der Standpunkt innegehalten, daß solche Agitation nicht zu den amt­soll, dem Wassereifer des Herrn Dr. Barth keinerlei Beschwerden. lichen Obliegenheiten des Landrats gehört, weil die Versendung der Wahrscheinlich, so meint er, werden die laufenden Reichseinnahmen Girfulare ein Porto erfordert hätte. Darijber fühlte sich min der zureichen; sollte das aber nicht der Fall sein, so solle eine weitere Landrat beleidigt und stellte die vorgesetzte Behörde Strafantrag Belastung von den schwächeren Schultern ferngehalten werden". Die gegen mehrere Blätter infrer Partei. Die erste Entscheidung ist Bolts- Beitung", ein liberales Blatt, beurteilt diese fabelhafte Leicht vom Königsberger Gericht in der Sache getroffen und hat dieses die Das Gericht fertigkeit, in der Politiker, die sich noch liberal nennen, eine so un- reisprechung des Angeklagten ausgesprochen. fonnte jia) auch nicht der Auffassung verschließen, daß diese Tätig­gemein wichtige Frage behandeln, treffend, indem sie ausführt: Ernste politische Männer müssen über solche hurraichreiende teit des Landatsamts keine dienstliche ist, mithin Portohinterziehung Oberflächlichkeit innerhalb des Freisinns ihr schmierzliches Be- vorliege. dauern aussprechen. Ein derartiges völliges Versagen des finanzpolitischen Gewissens bei Leuten, die sich für volksfreundlich halten, muß den Liberalismus notwendiger­weise aufs schwerste kompromittieren. Wie nennt man im ge­wöhnlichen Leben jemand, der für irgend einen Zwed große Auf­wendungen macht und nicht weiß, wie er die Kosten dafür auf bringen soll? Den Freifinnigen der weiblichen und männlichen Linie, die gestern um die Wette Panzer banten, ohne zu wissen, auf wen die Kosten abzuwälzen feien, überlassen wir es, hierfür den richtigen Ausdruck zu finden."

Jeder Fleischverbilligung abhold zeigt sich die preußische Regierung auch in Westdeutschland. Die Stadt Emden plante die Errichtung einer See- Quarantäne Anstalt in ihrem Hafen­gebiet. Die vichzüchtenden Landwirte haben sich aber hinter die Regierung geſtedt. Sie haben das übel beleundete Schreckgespenst einer Verseuchung durch dänisches Vieh citiert, und schleunigst hat die Regierung der Stadt Emden ihre gänzliche Abneigung gegen den wird, wie jezt verlautet, nunmehr unterbleiben zum Schaden genannten Plan zu Gemüte geführt. Die Ausführung des Plans der Bevölkerung Westdeutschlands, der damit der Aber die Höchstleistung des Herrn Dr. Barth liegt in der neu- Vorteil niedrigerer Rindfleischpreise entzogen wird. gewonnen grundsäglichen Bewertung des Militarismus. Herr Ist das nicht ein furchtbares Zeichen, wie Deutschland durch den Dr. Barth erklärt, wie die fortdauernden Vermehrungen des Land- Wo ist der Landrat? Im Kreise Grimmen ist große Not, Militarismus ausgepowert wird? Fast die Hälfte aller seiner Aus- heeres den durch Frankreich bedrohten Frieden erhalten haben, so über die man von dort schreibt: gaben werden für Rüstungszwecke aufgewendet, während in Groß- bedrohenden Eeemächten gewährleisten. Das sagt derselbe Barth, wird die Vermehrung der Flotte gleichfalls den Frieden mit feindlich britannien nur wenig mehr als ein Viertel hierfür geopfert wird. Der Mitglied internationalen Friedensgesellschaften und inter­Gewiß liegen die Verhältnisse bei uns in dieser Hinsicht schr schlimm, parlamentarischen Friedenskomitees ist, den wir noch vor etwa aber doch nicht so schlimm, wie es jene wahrhaft entsetzlichen 11/2 Jahren Seite an Seite mit Frau Bertha v. Suttner als be Prozentzahlen zu beweisen scheinen, weil ja bei uns gerade die geisterten Apostel des zarischen Friedensmani­eigentlichen Kulturaufgaben zum wesentlichen Teil von den Einzel: fest es haben auftreten sehen.d staaten bestritten werden.

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Seit dem 18. Dezember v. J. ist der Landrat unfres Kreises, Herr Osterroht, angeblich wegen, Krankheit", nach weit­verbreiteter Meinung aus andren Gründen, beurlaubt. Er soll sich in der Schweiz befinden, wohin man um diese Jahres­zeit doch keine Erholungsreisen zu machen pflegt. Nach einem im Kreise verbreiteten Gerücht jolt Herr Landrat Osterroht neuerdings zur Disposition gestellt sein, aber, wenn gleich er einer der eifrigsten Agrarierführer in unserm Kreise war, feineswegs etwa aus politischen Gründen. Man möchte im Kreise

Von diesem Friedensmanifest und der in ihm ausgesprochenen Ein ehrlicher Statistiker treibt nicht solche Späße. Unfre Flotten- Berurteilung der militärischen Wettrüstungen die zu derselben Katastrophe führen müssen, die man angeblich vermeiden will" agitatoren aber haben keinerlei Interesse an wissenschaftlicher Zu- von alledem allerdings hat Herr Barth in seiner Rede für die Grimmen gern wiſſen, ob Herr Osterroht noch Landrat desselben, verlässigkeit; sie wollen mit ihren Zahlen blenden, und darum ist Flottenvorlage vor den Liberalen Berlins kein Wort mehr gesagt. jede ihrer statistischen Beweisführungen mit dem Stempel des Herr Barth ist in Aegirs Hallen zu Gaste gegangen und mit ihm Humbugs gezeichnet.- versinken in Wasserfluten die Reste des Liberalismus. Deutsches

Reich.

Süddeutsche Stimmungen.

An dem letzten Geburtstag Wilhelms II. hatte in Bayern aptein staatliches Gebäude geflaggt. Deffentliche Gebäude, die Fahnen aufgezogen hatten, mußten sie wieder entfernen.

Aus der Geburtszeit der Weltpolitik. Den Gedanken der Weltpolitit hat Wilhelm II . zum erstenmal am 18. Januar 1896 in einem Trinkspruch deutlich ausgesprochen: Aus dem Deutschen Reich ist ein Weltreich geworden. Ueberall im fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unsrer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ocean. Nach Tausenden von Millionen be­ziffern sich die Werte, die Deutschland auf der See fahren hat. An Sie, meine Herreu, tritt die ernste Pflicht heran, mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern."

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ob auf seine Rückkehr zu rechnen oder ob bald die Ernemuung eines andern Landrats zu erwarten ist."

Das scheint ja eine sehr geheimnisvolle Krankheit" zu sein, die dem Kreise seinen Landrat entführt hat. Und der arme Kreis fann doch nun einmal nicht ohne Landrat lebeir.

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Dem Greifswalder Tageblatt" geht über die dunkle Affaire folgende Darstellung zu:

Seit September v. J. schwebt ein Strafverfahren gegen einen in unserm Streise ansässigen Großgrundbefizer, velcher beschuldigt Die Post" will in diesem Vorfall teinen verhängnisvollen ist, den fgl. Landrat Osterroht durch ein Anschreiben beleidigt Zufall" sehen, sondern meint vielmehr: zu haben. Die Denunziation war erfolgt durch die kg 1. Re " Der seltsame Vorgang läßt eine nähere Erörterung um fo gierung zu Stralsund, welche damit die Sache des Land­notwendiger erscheinen, als er nicht der einzige ist, welcher die rats zu der ihrigen machte. Am 29. Dezember vorigen Jahres Vermutung nahe legen muß, daß es in neuerer Zeit weniger das sollte vor der Strafkammer zu Greifswald verhandelt werden. Bestreben zu sein scheint, dem Bordrängen des bayrischen Parti Als einziger Belastungszeuge war der fgl. Land­fularismus Zügel anzulegen, als ihm noch Konzessionen zu machen. rat Osterroht geladen. Plöglich wurde der Termin vere In den maßgebenden bayrischen Kreisen kann die Meinung, daß tagt: der wegen Krankheit beurlaubte Herr Landrat unfres man der Sonderstellung des Landes etwas vergebe, wenn man Kreises, der Zeuge Osterroth war unbekannt verzogen". die Pflichten erfülle, welchen alle Bundesstaaten freudig nach Man wundert sich darüber, daß sogar Herr Regierungspräsident