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Wasser herniederhängenden Aefte. Ihre Bewegungen sind wundervoll. Der Flug ist gerade und reißend schnell, falfen- oder schwalbenartig, dem anderer Papageien kaum ähnelnd, der Gang auf dem Boden verhältnismäßig gut, ihr Klettern im Gezweige wenigstens nicht ungeschickt. Im Fluge laffen sie eine freischende Stimme vernehmen; im Siben unterhalten sie sich mit kosendem Gezwitscher, das man nur deswegen nicht Gesang nennen kann, weil die einzelnen Töne der lautgebenden Vögel mit denen unzähliger anderer sich vermischen und hierdurch ein Wirrwarr von Tönen entsteht.
Strauß als Geschäftsmann anlangt, so tann man wohl die Tatsachen Vogel in ungeheueren Scharen das ganze innere Australien , und der letzten Jahre von„ Salome " bis zum„ Rosenkavalier ", die zwar hauptsächlich die mit Gras bewachsenen Ebenen bewohnt und Strauß und seine Berliner Verleger als Meister im smarten sich hier von den Samen der Gräser nährt. Geschäfts- Amerikanismus gegenüber den Theaterdirektoren zeigten, Als Gould Anfang Dezember die Ebenen des Innern besuchte, gegen den abwehrenden und reinwaschenden Verfasser ruhig ins fah er sich von Wellensittichen umgeben und beschloß, längere Zeit Treffen führen. Nein, die gerecht urteilende Zeit wird diese vier an derselben Stelle zu verweilen, um ihre Gewohnheiten zu beob äußerst modernen Richtlinien im Wesen Straußens bestätigen, zu achten. Sie erschienen in Flügen von 20 bis 100 Stück in der Nähe denen noch hinzukommen: der Dionyfiker, der Poet, der Archaist, der einer fleinen Lache, um zu trinken, und flogen von hier zu bes Bluffer. stimmten Zeiten nach den Ebenen hinaus, um dort die Grass Mit besonderem Glück ist die fürs ganze spätere Leben und fämereien, ihre ausschließliche Nahrung, aufzunehmen. Am häufig Schaffen maßgebende Münchener Periode" geschildert: Familie, erste sten tamen sie frühmorgens und abends vor dem Dunkelwerden Musiklehrer, Münchener Konzertleben, Gymnasium, Berhältnis zu zum Waffer. Während der größten Tageshize saßen sie bewegungsKlassikern, die anfängliche Abneigung gegen Wagner, die vier Men- los unter den Blättern der Gummibäume, deren Höhlungen gerade toren, erste Erfolge, dazu der spätere Münchener Freundeskreis. jekt von brütenden Paaren bewohnt wurden. Solange sie sich auf Untrennbar bom geistigen Leben Münchens ist der ganze Kampf ben Bäumen ruhig hielten, waren sie schwer zu entdecken; wenn fünstlerischer Meinungsverschiedenheiten, der die späteren Phasen von sie aber zur Tränke gehen wollten, setzten sie sich frei und in Massen Strauß Verhältnis zu einigen feiner Freunde kennzeichnet. In auf die abgestorbenen Zweige der Gummibäume oder auf die zum ihnen tritt der spezifisch süddeutsche Idealismus zutage, dem die Gewohnheiten einer abstrakten Ueberzeugung selbst über die des täglichen Lebens und des Gemütsbedürfnisses geht." Nur bei zweien von den vier Münchener Mentoren blieb dem rasch flügge werdenden Kunstjünger Enttäuschung später erspart: bei seinem alten Vater Franz Strauß , Hornbläser im Münchener Hoforchester, der des Sohnes so ganz neuartige Partituren mit Liebe und Stolz studierte und seinen bockbeinigen( gegen Wagner hat er offen frondiert!) musikalischen Konservatismus am Beispiel des großen Sohnes noch spät umtrempelte und bei seinem waderen Kontrapunktlehrer J. W. Meyer. Dagegen mußte des späteren Hans b. Bülow( unter dem der junge Strauß sich die Dirigentensporen in Meiningen berdiente) scharfer verlegender Spott ihn oft verlegen und auch sein eigentlicher Mentor, der Komponist Alexander Ritter ( der Strauß als als Erster Erster zu Berlioz , Wagner und Wagner und Liszt hingeführt hat) fonnte als schroffer Wagnerianer die tündung des freien Selbstbestimmungsrechts, die Strauß in seinem von Bund und Sagung sich lossagenden Ich Menschen" Guntram " ( Straußens erfte Oper) ausgesprochen hatte, nicht verwinden. So Löfte sich auch Strauß immer mehr von Altmünchener Satzungen los, verkündete das auftrumpfend in der Feuersnot", ging den steilen Weg seines Heldenlebens" teils allein, teils geleitet vom Schatten " Barathustras" und deutscher Sozialaristokraten wie Dehmel, Mackay, Hendell, die seine Chrit mit den edelsten Keimen befruchteten. Bis das charakterverderbende Theater auch ihn in seine Krallen zog. Als Berliner in enge bureaukratische Fesseln geschlagener Hoftapellmeister hat sich Strauß nie wohl gefühlt. Selbst nicht als Wilhelm II. ihn in die Hofloge befahl. Ein gutes Ginvernehmen zwischen dem Kaiser und seiner Hofbufenschlange"( beim Sängerwettstreit in Staffel, wo Wilhelm II. die Barole ausgab, mehr Silcher , weniger Hegar! meinte er über Strauß: Da habe ich eine schöne Schlange an meinem Busen genährt 1") war nur dadurch möglich, daß der Kaiser teine Note eigentlicher Straußmusit anhörte, außer den Militärmärschen, für die der fluge Diplomat( dieses Epitheton hat Steiniger noch vergeffen!) Strauß 10'000 m. und einen Piepmaz erhielt.
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Vers
Eine der sonderbarsten Wandlungen im Innern des Künstlers war sein Verhältnis zu Richard Wagner . Das Organ für Wagner ist ihm verhältnismäßig sehr spät aufgegangen. Am spätesten bielleicht das Verständnis für die Nibelungen. So schreibt er einmal an Thuille über Siegfried":" Gelangweilt habe ich mich wie ein Mops, ganz grauenhaft habe ich mich gelangweilt, es war scheußlich. Die Einleitung ist ein langer Baufenwirbel mit Bombardon und Fagotten, die in den tiefsten Tönen brüllen, was so dumm flingt, daß ich gerade hinaus gelacht habe. Von zusammengehörigen Melodien feine Spur. Bei Mimes Gesang wär' ein Stater frepiert und sogar Felsen wären vor Angst vor diesen scheußlichen Mißtönen zu Eierspeisen geworden. Die ganze(...) fannst Du in 100 Zatten ausdrücken, denn immer das Gleiche, und immer gleich lang weilig, scheußlich, hundemäßig pppp." Nun aus dem begeisterten 15jährigen Wagner- Saulus ist dann später ein ganz ordentlicher Wagner - Paulus geworden, und die Straußiche Auslegung des Tristan sucht heute ihresgleichen in der ganzen musikalischen Welt. Das Buch Steinigers, dessen Vorzüge bei weitem die Mängel überwiegen, darf wohl keiner mehr entbehren, der sich gründlich mit der menschlichen und künstlerischen Persönlichkeit des führenden deutschen Komponisten und mit ihrem Verhältnis zu unseren an Driginalen wirklich armen gegenwärtigen Musitperiode befaffen will.
W. M.
Auch während der Brutzeit halten sich die Wellenpapageien in Gesellschaften zusammen, obwohl die einzelnen Paare unter diefen ihrer innigen Sondergemeinschaft wegen leicht zu erkennen find. Das Nest steht in den Löchern und Spalten der Gummibäume und wird im Dezember mit 4 bis 6 Eiern von weißer Farbe und ziemlich rundlicher Gestalt belegt. Ende Dezember sind die Jungen gewöhnlich ausgeflogen und imftande, sich selbst zu versorgen. Sie sammeln sich dann in großen Flügen, die mit den ungepaarten Alten umherschweifen; denn gepaarte schreiten, wenn man nach dem Benehmen der gefangenen schließen darf, zu einer zweiten und dritten Brut. Nach Beendigung des Brutgeschäftes treten die Scharen ihre Wanderung an. Sie ziehen regelmäßig von Süden nach Norden und kehren erst wieder zu ihrem Brutorte zurück, wenn die Grassamen reif sind. Im südlichen Australien erscheinen sie im Frühling, unserem Herbst, mit gleicher Regelmäßigkeit wie unsere Bugbögel. Die Eingeborenen behaupten, sie zeigten sich zuweilen in Gegenden, in denen man sie früher nicht gesehen hatte, und dies ist bei ihrer Bewegungsfähigkeit recht wohl zu glauben. Nach Mitteilung eines Deutschen , der viele Jahre in Australien lebte, werden die Wellensittiche gegen Abend in großen Beutelneben zu Hunderten und Tausenden gefangen, in rohe Kistentäfige gesperrt und so den Händlern übermittelt. Nach Melbourne bringt man sie in unglaublicher Menge. Wenn ihrer viele auf dem Markte find, fauft man das Paar im einzelnen mit ungefähr 2,5 M. unferes Geldes, während bei Massentäufen höchstens 1,5 M. für das Pärchen gezahlt wird. Nach der Fangzeit füllt man mit ihnen alle größeren lichtvollen Räume der Schiffe, und mancher Kapitän tritt während der Heimreise von Australien nach Europa den Vögeln feine Kajüte ab.
Der Wellensittich ist zwar feine Papageiart, die aus Trauer über den Verlust ihres Gefährten dahinwelt und stirbt, verlangt aber Gesellschaft und erklärlicherweise am liebsten die des anderen Geschlechtes feiner eigenen Art. Im Notfalle findet er auch in einem anderen fleinen Papagei einen Ersak; niemals jedoch bes handelt er einen andersartigen Vogel mit jener liebenswürdigen Zärtlichkeit, die er gegen seinesgleichen an den Tag legt. Es ist beshalb nollvendig, ihn immer paarweise zu halten; erst dann entfaltet er seine ganze Liebenswürdigkeit. Sollte einer der Gatten des Paares durch irgendwelchen unglücklichen Zufall sein Leben verlieren, so ersetzt ein anderer Gefährte des betreffenden Geschlechtes den berlorenen rasch und vollständig wieder.
Ein wesentlicher Vorzug des Wellensittichs ist seine Genügsamfeit. Sein zweiter Stubenvogel verlangt so wenig Abwechselung in seinem Fuiter wie dieser fleine Papagei. Ihm genügt eine Art Nahrung jahrelang. Wir ersehen ihm die Grasfämereien Austra liens durch Hirse, Kanariensamen und Hanf: dabei befindet er sich wohl und ist zufrieden. Versuche, ihn an andere Körner zu gewöhnen, haben feinen Erfolg gehabt. Dagegen nimmt er gern saftige Pflanzenblätter zu sich, vor allem Salat, Kohl, Straut und ähnliches Grünzeug, Mäusegeschirr und dergleichen. Früchte, Zucker
Der Wellensittich in freibeit und und andere Ledereien verschmäht er anfänglich gewiß, läßt fich
Gefangenfchaft."
Shalo war der erste Naturforscher, der den Wellensittich fennen Ternte und beschrieb, Gould der erste Reisende, der uns einiges über das Freileben mitteilte. Gegenwärtig wissen wir, daß der
*) Durch das Entgegenkommen des Bibliographischen Instituts in Leipzig sind wir in der Lage, unsere Leser mit einem intereffanten Abschnitt aus Brehms Tierleben "( 3. Vogelband) bekannt zu machen, das, völlig neubearbeitet, gegenwärtig in vierter Auflage erscheint.
jedoch nach und nach daran gewöhnen. Troß seiner Liebhaberei für trodenes Futter trinkt er sehr wenig, zuweilen wochenlang nicht; dennoch darf man nicht versäumen, ihn fortwährend mit frischem Wasser zu versehen. Salz, Salf und Sand gehören zu seinen unentbehrlichen Bedürfnissen. Es springt in die Augen, daß die Leichtigkeit der Erhaltung wesentlich dazu beiträgt, den Bogel beliebt zu machen.
Aber der Wellensittich versteht es auch noch in anderer Weise, fich die Zuneigung des Menschen zu erwerben. Sein Gang ist ein geschicktes, rennendes, trotz der fleinen Schritte förderndes Laufen, fein- Klettern ein vollendetes Turnen, sein Flug ein föstliches, jeben Beobachter begeisterndes Durcheilen der Luft. Man muß gesehen