kriechender Häufen Eoft eile? gierigen, grausamen Fliegen. Und jagte man sie fort es war entsetzlich so sah man zitternde, zerrissene Muskeln und längs der Ränder ich kann kaum davon sprechen! Würmer im lebendigen Fleisch. Ein grauenvoller An- blick! Wir zeigten es den Kutschern und baten sie. das arme Ge- schöpf auszuspannen, Aber sie lachten nur und zuckten die Achseln, und der Postillion sagte, mit der Hand winkend, in überlegenem Tone:Nichts, Signores, das hat nichts zu sagen gar nichts!" Irgendein Passagier war in den Wagen gestiegen, und die Kutscher setzten das Fuhrwerk mit Peitschenhieben, Zurufen und Zerren in Gang, ohne daß wir etwas tun konnten.-Nur Bill hatte aus der Brusttasche seines Uniformhcmdes sein Taschentuch ge- nommen und es um> die schlimmste Stelle oes Zugriemens ge- wunden. So schaukelte der Wagen über den Marktplatz dahin. Ich ging mit Bill und dem Bootsmannsmaat Lowley zum Kai herunter, als wir aus der uns folgenden Schar angerufen wurden. Wir wandten uns um. Alle sahen nach der anderen Seite des Platzes, wo der Wagen anhielt. Einer der Kutscher war herunter- gesprungen und steckte eben mit breitem, Grinsen Bills Tuch, das er vom Riemen genommen, in die Tasche. (Schluß folgt.) (Nachdruck vervoten.z Die Oftjahen. Von E. Fr. v. Kapherr. Im Nordwesten von Sibirien lebt das Volk der Ostjaken, ein zur Urbevölkerung Nordafiens gehöriger, mongoloider Stamm. Wie die meisten UrVölker, gehen auch die Ostjaken einem rapiden Unter- gang entgegen. Lues, Blattern und andere ansteckende Krank- Helten sowie der Branntwein beschleunigen, neben der Vermischung mit den Rklssen, ihren Niedergang. Die benachbarten, den Ostjaken stammverwandten Wogulen sind bereits bis auf wenige Köpfe aus- gestorben oder haben sich mit den Russen vermischt. Die Religion spielt hierbei die entscheidende Rolle z sie beeinflußt Sitten und Gebräuche und verwischt innerhalb kurzer Zeit die Eigenart der von den Russen abhängigen Völker. So haben sich die Ostjaken des hohen Nordens Sitten und Gebräuche ihrer Väter im wesent- lichen bewahrt. Sie sind Heiden schamanistischer Religion, Renn» tierzüchter und Nomaden, oder halbansässig und tragen im Sommer wie im Wniter ihre Nationaltracht. Die Ostjaken desSüdens" find fast ausnahmslos Fischer und Jäger, gehören zur griechisch- orthodoxen Kirche und kleiden sich wie Russen, deren Lebensgewohn- heiten sie auch großenteils angenommen haben. Natürlich leben die Sagen und der Aberglaube der Alten auch bei ihnen fort, und mancher betet um gute Jagd und reichen Fischfang lieber zum Scheitün" als zum Ehristengotte.... Uns interessieren an dieser Stelle hauptsächlich diewilden" d. h. heidnischen Ostjaken. Ihre Lebensgewohnheiten er- innern an die der Lappen und Samojeden, auch ihre Kleidung. Diese besteht zum größten Teil aus Renntierfell, obwohl bei wohl- habenden Ostjaken auch wertvolleres Pelzwerk keine Seltenheit ist. Namentlich in alter Zeit kleideten sich die Häuptlinge gern in Eisfuchs Zobel, Otter und Schwarzfuchs hatte doch damals das Pelzwerk noch keinen so hohen Wert wie heute. Damals ver- fiigten die Eingeborenen auch noch über größere Renntierherden als in unserer Zeit; tlllXK) und mehr Renntiere in der Hand eines Besitzers waren keine Seltenheit, während heute ein Stand von bOV bis 1000 Stück schon für große Wohlhabenheit gilt. Milz- ibrand und andere Seuchen haben den Renntierbestand dezimiert, und nur bei den, den Ostjaken verwandten, Syrjänen im Nord- Ural findet man noch größere Herden. Die Wohnungen der Tundra-Ostjaken werdenTschnm" ge- nannt und stellen spitze, aus Renntierhäuten hergestellte Zelte dar, wenngleich auch bei halbansässigen Eingeborenen derChod", die aus Holz gebaute Hütte, häufig zu finden ist, während der Fischer- Oftjak in Blockhäusern und Dörfern(Jurten") russischer Art lebt. Die Kleidung des Ostjaken besteht aus einem Hemde und Bein- klcidern aus Rcnntierhaut. Dazu kommen Stiefel aus demselben Material, aber ohne harte Sohle, und bei Fahrten und strenger Kälte der lange Pelz, die sogenannteGuß". Sämtliche Klei- dungSstücke werden mit den Haaren nach außen getragen und sind mit allerhand bunten Zieraten Einkantungen, Säumen und Vorstößen sowie Rändern aus Hundefell oder besserem Pelzwerk geschmückt. DieGuß" ist einfach mit einem Sack aus Renntier - haut zu vergleichen, in den ein Loch für den Kopf geschnitten ist und ein paar Acrmel angenäht sind. Dies Pelzwerk ist wohl die wärmste Bekleidung, die man sich denken kann- verhüten doch die Haare das Eindringen des Windes; keine unnötige Oeffnung bietet wie bei den Pelzen der Europäer der Kälte irgendwelchen Eingang. Hierzu kommt eine manchmal amGuß" fest angenähte Ohrenkapuze, die, besonders bei Weibcrkoftümen, aus Häuten junger Renntierkälber hergestellt ist. Ebenso wird das Hemd (Maliza") häufig aus solchem weichen und leichten Material her- gestellt, wahrend Bänder und Gürtel aus den Beinhäuten junger Rennticre bestehen. Au» gleichem Material, aber meist mit Hunde- fcll gefüttert, bestehen die Handschuhe. Am höchsten geschätzt sind fci «.Guß" aus Häuten weißer Rennticre In seinemTschum" hock! der Opjak meist wenig bekleidet oder ganz nackt, während die Weiber gewöhnlich nur den Ober- körper entblößen. Das Weib ist dem Manne Dienerin und Sklavin: sie ist seelenlos undunrein". Nie darf die Frau eS wagen, durch die Reihe angespannter Ren..tiele hindurchzuschreiten; sie muh herumgehen, es sei denn, daß sie alsSchamanin" eine besondere Stellung einnimmt. Auch darf kein Weib imTschum" des Mannes niederkommen, sondern stets nur in einem besonderen Zelte. Bevor die Frau die Behausung ihres Gatten wieder be, treten darf, muß sie sich einerReinigung", die in Räuchern, Üeber- springen eines Feuers usw. besteht, unterziehen. Im übrigen werden die Frauen aber nicht schlecht behandelt. Mit der ehelichen Treue nimmt es der Ostjak nicht allzu genau, auch gelten Liebes» Verhältnisse junger Mädchen meist nicht für schimpflich. Nuv Häuptlingsfamilien denken über sexuelle Dinge strenger, besonders� wenn der Liebhaber des Mädchens ein Fremdstammiger ist. Jeden» falls steht aber derwilde" Ostjak moralisch hoch über den christlichen Fischer-Ostjaken sowie über dem Durchschnitt der russischen Ein, Wanderer.» Der Ostjak ist ehrlich, treu und zuverlässig, hat ein kindliches Gemüt und ist, solange er nicht aufs äußerste gereizt wird sehr gutmütig und friedfertig. Durch Erfahrungen gewitzigt, ist er aber mißtrauisch geworden, scheu und ängstlich. Besonders flößen ihm die Beamten einen großen Respekt ein; er vermeidet es auf jede Weife, mit ihnen in Berührung zu kommen; denn er bildet sich ejn, die Diener des Gesetzes seien nur dazu da, ihn in die Kalalaschka"(Arresthaus) einzusperren, ein Lokal, vor dem de» Sohn der Freiheit einen heillosen Respekt hat. Die Renntiere liefern dem Ostjaken Felle, Fleisch, Sehnen zw Stricken oder zum Nähen, Knochen und Geweihe zu allerhand Ge- räten, Messergriffen usw: und Milch. Auch ist das Ren, obwohl es viel kleiner ist, als das Wildren der Waldzone, ein vortreffliches Zugtier. Gewöhnlich spannen die Ostjaken, Tungusen und Syr» jäncn drei Tiere nebeneinander. Eine Leine führt zum Geweih. Das Lenken wird aber durch Berührung mit einer Stange bemerk- stelligt. DieNarten"(Schlitten) bestehen aus leichtem Holz. Will der Ostjak nach einem Aufenthalt weiterfahren, so ruft er: Hehehehe!" Sämtliche Renntiere erheben sich alsdann. Darauf ein Pfiff durch die Zähne: die Tiere schreiten aus. Ein zweite» Pfiff: und in sausendem Trabe fliegt das Gefährk dahin. Nie verirrt sich der Sohn der Tundra (ein Instinkt verleiht' ihm Ortssinn. DieKüche" des Ostjaken ist höchst einfach. Gefrorener Fisch» gefrorenes Fleisch werden roh verspeist, ersterer mit allen Ein- geweiden. Auch gekochte Fische werden nur in den seltensten Fällen ausgenommen: derInhalt", meint der Ostjak, sei gerade das beste.... Auch der Inhalt der Rennticrmagen bildet einen Leckerbissen, und Verfasser dieser Zeilen sah einst, wiekultivierte" Fischer-Ostjaken den Pansen eines von ihm erlegten Renhirsches nur leicht ausschüttelten und dann in den Kochtopf warfen. Brrr.», NebenTrum" oderTurm", demgroßen Geiste", verehren die Ostjaken mancherlei Götzen und Gespenster, auch können dio Zauberer(Schamanen ") mit den Geistern der Verstorbenen in Verbindung treten.Trum" ist bald der Donner- und Wetter- gott, bald auchGottvater"(Bolwän"), während die kleineren Götter des WaldesScheitsn" genannt werden.Scheitan" hat bei den Ostjaken und Tungusen nicht die Bedeutung wie bei den Tataren, die mit diesem Wort lediglich den Teufel bezeichnen. Scheitan" ist auchAschuinika", der Bär. Kein heidnischer Ostjal wird einen Bären töten oder sein Lager den Jägern verraten und selbst die christlichen Eingeborenen tun dies nur sehr selten und ungern. Hat ein Russe oder Tatar aber einen Bären in de» Nähe einer Ostjakenjurte getötet, so wird der Schamane des Stammes es nur selten versäumen, eine Art Gottesdienst abzu» halten, um den Geist des beleidigtenScheiten" zu versöhnen. De» Kadaver des Bären wird mit dem Rücken nach oben hin­gelegt, Feuer werden ringsum angezündet, ein Schemel mit allerlei Eßwaren wird vor ihn hingestellt. Sodann beginnt der Schaman« seinen Tanz anfangs ein gemessenes Schreiten um den Bären und singt, indem er bald alsBär", bald alsRusse " oder Eingeborener" auftritt, den Beschwörungsgesang. Er erzählt von dem Leben des Bären, seinen Heldentaten, er lobt ihn überschweng- lich. Sodann erzählt der Sang, wie der ruchloseRusse "(jede» Christ wirdRusse " genannt, jeder Mohammedaner heißtTatar") dengroßen Herrn des Waldes" tötete und beteuert immer aufs neue, wie sehr die frommen Ostjaken den Tod des Gewaltigen de» trauern. MaSken aus Birkenrinde und allerlei Mummenschanz spielen hierbei eine große Rolle. Schließlich gerät der Schamane in Verzückung und hört erst mit Tanzen und Singen auf, wenw er gänzlich erschöpft ist. Jede Familie hat ihren Hausgeist,Kukla" genannt.Kukla" ist gewöhnlich ein Götze aus Holz, Elfenbein oder Bronze, und wird vor profanen Augen ängstlich durch Umwicklung mit Lappen, Fellen oder Tüchern verborgen. So wird er von den Schamaninnen oft um Rat befragt", indem er über Dämpfen hin- und hergeschwenkt wird, die einem heißgemachten Steine, über den ein Sud von Kräutern gegossen wird, entströmen, wobei Zauberformeln ge» murmelt werden. Bei den christlichen Ostjaken führtKukla" in irgendeinem Winkel ein verborgenes, beschauliches Dasein» wird aber trotz Taufe, Popen und Kirche noch gar ,ftbefragt",,.,