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Das Getümmel der Akteure und Aftricen in den Niederungen der zigeunernden Schauspielerei regt fich im Urmeister weit derber und fräftiger. Es ist wirklicher Theaterroman und das Urbild der Madame Neuberin ist hier auch nicht verschminkt. Diese Szenen, die in einem grandiosen Theaterstandal gipfeln, haben urkundlichen Beit wert. Auch im Grafenschloß das gräfliche Mäzenatentum wird hier noch stark polemisch gewürdigt beherrschen die Schauspieler die Handlung und die hösischen Liebeshändel zwischen der Gräfin und Wilhelm sind auch nicht ersonnen. In den Lehrjahren dürfen fich die jungen Offiziere mit den Attricen durch die Zimmer jagen, sich verkleiden und verstecken, aber die deutliche Bemerkung des Urmeister wird gestrichen:„ Und es werden gar bald Versuche gemacht, paarweise in die Winkel zu kriechen".
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Die sozialen Zustände sind im ersten Entwurf farbiger und mit fuhr und der Nahrungsaufnahme bei dem menschlichen Organiss lebhafteren realistischen Bügen gestaltet. Wir blicken unmittelbar in mus! An diese vorbereitenden Vorgänge schließt sich dann erst die bürgerliche Welt dieser Zeit. Die Ordnung der Wohlhabenden die Reihe jener Wandlungen und Wanderungen an, die die in beruht ausschließlich auf dem Handel, der allein dem Bürgerlichen den Organismus aufgenommenen Stoffe für die Ermöglichung der den Weg zu höherer Lebensform eröffnet; über die Schönheiten der mechanischen Kraftleistungen der einzelnen Organe durchzumachen doppelten Buchführung wird ebenso lehrreich philosophiert wie über die haben. Und wie überraschend fein ist die Anwendung des Er Reize des merkantilischen Ueberseeberlehrs. Wessen genialischer Drang in nährungsprinzips auf die unablässig schwankenden Einzelbedürf dieser bürgerlichen Enge fein Genüge findet, der kann nur in das Bühnen- nisse der verschiedenen Organe! treiben sich flüchten. Aber die Kunst selbst versinkt in dem unsauber Geregelt wird das auf dieses dynamische Gleichgewicht ge genialischen Elend der Wandertruppen, die sich mit dem Understand gründete Getriebe des menschlichen Organismus von den Organen Ser Philister raufen oder auf adligen Gütern unwürdig schmarogen des Körpers selbst, im letzten Grunde von den Zellen, die den müssen. Freilich entwidelt sich in Hamburg - auch schon ein Organismus aufbauen. Die Gesamttätigkeit des Organismus ist sozial und fünstlerisch gefestigtes Theater, und mit dem Eintritt in eine Summe, die sich aus den Einzeltätigkeiten der den Organis diesen Kreis, zugleich mit der völligen Loslösung von der Gesellschaft mus aufbauenden Zellen zusammensetzt. Die einzelnen Bellen seiner Herkunft schließt der Urmeister ab. und Organe stehen im Gesamtorganismus im Verhältnis einer wechselweisen Abhängigkeit; indem sich ihre Tätigkeiten gegen ſeitig regeln, entsteht das wunderbare dynamische Gleiche gewicht des Gesamtkörpers und aller feiner Teile. Keine Belle unjeres Körpers verändert die Intensität ihrer Lebenstätigkeiten, ohne dadurch auch die Lebensäußerungen und die ihnen zugrunde liegenden physikalischen und chemischen Vorgänge zunächst in den Nachbarzellen entsprechend umzugestalten; und da alle Zellen durch die Vermittelung des Nervensystems und des Säftekreislaufs untereinander zu einer höheren Einheit verknüpft sind, so sehen wir Veränderungen in den einzelnen Zellen und Organen sofort Veränderungen in dem Gesamtverhalten des Organismus veranlassen, die regulatorische Einrichtungen in ent sprechende Tätigkeit verjeten. Indem die Belle durch Steigerung ihrer Lebensarbeit mehr Stoffe zersetzt und dadurch mehr chemische Körper hervorbringt, die Sauerstoff rasch und leicht binden, ent zieht sie dem in den Kapillargefäßen sie umströmenden Blute mehr Sauerstoff, und das Blut wird dadurch ärmer an diefem notwendigsten Lebensbedürfnis. Die Menge Sauerstoff, die das Blut enthält, kann durch einen Sauerstoffmehrverbrauch an einer Stelle des Organismus rasch beeinflußt werden. Wird dem Gesamtblut doch schon bei jedem Kreislauf unter den Verbrauchsbedingungen relativer Organruhe etwa ein Drittel seines ganzen Sauerstoffborrates entzogen. Die Zeit für die Vollendung eines einmaligen Kreislaufes des Blutes beträgt nur etwa 20 Sekunden; es genügt also eine sehr furze Zeit, um bei gesteigertem Verbrauch und gleichbleibender Aufnahme von Sauerstoff in der Atmung eine relative Berarmung des Gesamtblutes an Sauerstoff zu erzeugen. Hand in Hand damit tritt im Blute eine Vermehrung des Kohlensäuregehaltes, überhaupt des Gehaltes an Bersehungss produkten der Bellenstoffe ein, indem diese von der stärker arbeitenden Belle, von dem stärker arbeitenden Organ dem vorüberströmenden Blute in reichlicherer Menge übergeben werden. Beide Momente der chemischen Veränderung des Blutes verbinden sich, um die Lebenstätigkeiten aller Zellen des Organismus zu beein fluffen.
Alles ist im Urmeister niederländisch saftiger. Die Nachtszene Der Eifersüchtigen z. B. fiel der Veredlung zum Opfer, ebenso wie jener Theatertumult.
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In der Charakteristik Philinens ist besonders die spätere Berzierlichung deutlich. Mit zwei flappernden Bantöffelchen wird in dem Urmeister die Musik hold liederlicher Grazie noch nicht instrumentiert. Die ältere Philine drängt sich mit tüchtigen Büffen und Stößen durch ihr liebreiches Dasein. Wenn nach dem Ueberfall durch die Räuber die schlimmen Stichelreden der Geschädigten über das Stück Philinens anheben, so nimmt man im Urmeister nicht die geringste stilistische Rücksicht: Aus allerlei Anspielungen und Anzüglichkeiten fonnte man schließen, sie habe sich gleich nach der Niederlage und Plünderung gefallen lassen, einen Spaziergang mit dem Anführer der Bande in das Gebüsche zu tun, der ihr dagegen ihre Sachen wieder verschafft. Man machte sich über sittsame Gebärden und Weigerungen luftig, wodurch sie den Schnurrbart ins Feuer gefeßt und ihm einen fo hohen Preis abzunötigen gewußt." Daraus zähmten die Lehrjahre:„ Aus allerlei Anzüglichkeiten und Stichelreden hätte man schließen sollen, sie habe sich während der Blündes rung und Niederlage um die Gunst des Anführers der Bande bemüht und habe ihn, wer weiß durch welche Künste und Gefälligkeiten, vermocht, ihren Koffer frei zu geben. Man wollte sie eine ganze Weile vermißt haben.
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Wohin Goethe feinen Ur- Wilhelm führen wollte, läßt sich aus dem Fragment nicht erkennen. Kein mystischer Bund übernimmt noch die geheime Führung des irrend strebenden Jünglings eine literarische Mode am Ausgang des 18. Jahrhunderts, in dem geheime Drden und Gesellschaften die gauflerischen Anfänge eines politisch- fulturellen Parteiwesens darstellen sondern das Leben felbft treibt das Leben vorwärts, und feine Zauberflöte lodt zu Bielen einer verschleiert wirkenden Vorsehung. Das lünstlerische Er lebnis und das rüttelnde Abenteuer find die Erzieher zur Freiheit. Das innere Heldentum gestaltet fie in dem Deutschland des Urmeister borerst nur auf der Bühne. In den Lehrjahren erscheint diefe Theaterfreiheit bereits überwunden; im ersten Entwurf ist die Bühne in ihrer Vollendung noch ernstes Schicksal und Shakespeare eine Welt, in der gestaltender Bürger der Phantasie zu sein, am Ende doch für ein Menschendasein genug der Fülle ist.
A. Eisner.
Die Gesetze der Ernährung."
Von Prof. J. Ranke.
Aber namentlich fein reagieren auf die chemischen Verände rungen des Blutes gewisse Zellen und Zellengruppen in den nerbösen Bentralorganen, die die Bewegung der Lunge und des Diese geraten durch die ihnen gegenüber als Herzens regeln. Reize wirkenden Blutveränderungen in erhöhte Tätigkeit, deren Ergebnis eine Steigerung der gesamten Atemtätigkeit und eine Bes schleunigung des Gesamtblutstromes ist. Das Blut, das in dem Organ, dessen Lebenstätigkeit erhöht ist, seinen Sauerstoff rascher verliert, strömt nun in der Zeiteinheit öfter durch die Lungen, wo es seinen Sauerstoffverlust ausgleicht, und kann, dem gesteigerten Sauerstoffverbrauch in dem betreffenden Organ enta sprechend, diefem in derselben Zeit durch die Beschleunigung der Blutstromgeschwindigkeit mehr Sauerstoff zuführen. Die gleich zeitig gesteigerte Lüftung in den stärker und rascher arbeitenden Lungen scheidet die mehr aus dem Organ an das Blut abgegebene Kohlensäure aus, und ebenso arbeiten auch alle anderen Ausscheidungsdrüsen unter der gesteigerten Umlaufsgeschwindigkeit in erhöhtem Maße. So tritt ein neuer Zustand des dynamischen Gleichgewichts im Gesamtorganismus ein, der sich sofort wieder modifiziert, wenn sich die Lebensbedingungen in irgendeinem der Organe neuerdings verändern.
Der eben geschilderte Regulierungsvorgang ist nur einer Wenn es früher erlaubt war, den Menschen in bezug auf unter sehr vielen, über die der Organismus verfügt. So verfeine Wärmeerzeugung und mechanische Kraftproduktion mit einem ändern sich, um noch auf ein hier naheliegendes Beispiel hinzugeheizten Ofen zu vergleichen, wobei man die Nahrungsstoffe als weisen, die Weite und Durchlässigkeit der Blutgefäße in den arHeizmaterial bezeichnete, so genügt als Vergleichsobjekt auf dem beitenden Organen. Die Blutkapillaren erweitern sich, so daß das heutigen Standpunkt der Wissenschaft vom Leben des Menschen, arbeitende Organ nicht nur relativ durch die im allgemeinen geauch für die im Verhältnis mit den höheren animalen Funktionen steigerte Blutgeschwindigkeit, sondern auch absolut mehr Blut als doch in gewiffem Sinne so einfach erscheinenden Vorgänge der in der Ruhe erhält; und gleichzeitig kann das stärker arbeitende chemischen Stoffbewegung im lebenden Organismus, taum mehr Organ infolge einer gesteigerten Durchlässigkeit der Kapillareine jener kompliziertesten Maschinen, auf die sich die moderne wandungen, hervorgerufen durch die während der gesteigerten Technit, das Lieblingstind unseres Jahrhunderts, so viel zugute Tätigkeit des Organs eintretende chemische Umwandlung der die tut. Bei den Wärmekraftmaschinen wird in verhältnismäßig ein- Stapillaren umspülenden Organflüssigkeiten( z. B. durch Kohlenfacher Weise die im Heizmaterial aufgespeicherte Kraft durch die säureanhäufung), in der gleichen Zeit dem durchströmenden Blut Feuerung für die Maschinengtvede verwendbar gemacht. Wie mehr Stoffe entnehmen. fompliziert erscheint dagegen schon der Vorgang der Nahrungszu
*) Durch das Entgegenkommen des Bibliographischen Instituts in Leipzig sind wir in der Lage, unsere Leser mit einem inter effanten Abschnitt aus Prof. Dr. Joh. Rankes Anthropologie„ Der Mensch bekannt zu machen, deren erster Band völlig neubearbeitet seeben in dritter Auflage erschienen ist
st in unserem Körper die Regulierung des dynamischen Gleichgewichts zwischen Stoffverbrauch und Ersatz vollkommen, so zeigt sich das für unser subjektives Gefühl als der Zustand eines förperlichen Wohlbehagens. Cowie das Gleichgewicht irgendwie gestört ist, fühlen mir eine Störung dieses Behagens, wir haben dann den Verhältnissen entsprechend Lufthunger, oder Hunger nach fester Nahrung, oder Durst. Diese jub