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zu kämpfen, und hatte nicht die geringste Achtung vor Prinzipien schwung der Karte bedeuteten, so hinterläßt auch heute jede Expedition oder vor der Meinung irgend eines anderen, als sich selbst. Det in wenig oder unbekannte Gebiete ihren Eindruck in Ergänzungen noch ist er Premierminister von Frankreich gewesen und hat seine oder Verbesserungen bestehender Karten.

individualistischen Gedanken im tapitalistisch- liberalen Fahrwasser Die neuere Kartographie wiederum fesselt durch ihre reich ge­gänzlich und einzig im Intereffe feiner eigenen persönlichen Er- gliederte Organisation, durch die in ihren Arbeitsmethoden zur höhung angewandt. Offenbar war dies bei seiner gänzlichen Miß- Geltung kommende Intelligenz des modernen Menschen, nicht zuletzt achtung anderer und seiner religiösen Selbstanbetung ein natür aber durch die Blüte der Herstellungstedtmit. Die Geschichte der licher Entwickelungsprozeß." neueren Kartographie wird so auch zur Geschichte der vervielfältigenden Eines der interessantesten Kapitel des Buches handelt von dem Künste. englischen konservativen Staatsmann Lord Beaconsfield Der Wunsch nach besserem Verständnis der in unseren Atlanten ( Disraeli ) und der langen Unterredung, die der Genosse Hyndman und Karten enthaltenen Arbeit allein würde das Erwachen des im Jahre 1881 mit dem Neubegründer der konservativen Partei Interesses für Kartographie noch nicht erklären; so lange ein praf­hatte. Hyndman glaubte damals, die konservative Partei für eine tischer Zwang zur Information über die Erde und ihre Teile nicht Reform der bestehenden Verhältnisse im Sinne der sozialistischen vorliegt, wird es passiv bleiben. Aber schon die Ausdehnung all­Ideen interessieren zu können. Das mag uns heute als ein etwas gemein zugänglicher Sports, wie das Radfahren, brachten den Sim fühner Gedante erscheinen, aber zu einer Zeit, als die englischen für Kartenwesen in weitere Streife. Genau wie im Anfang Konservativen die Arbeiter gegen die Liberalen, die wütende Gegner des Kartenwesens interessiert sich aber der Radfahrer, der Tourist jeder Sozialreform waren, ausspielten, lag die dee gewissermaßen nur für die Straßen, seine Karte ist in erster Linie Routenkarte, in der Luft. Daß Disraeli über diese Dinge sehr flare Gedanken wie die der Römer; erst der Flugsport zwingt uns auf hatte, beweist der Schluß der Unterredung: unieren Karten die Darstellung der Flächen, die Art der Boden­Und glauben Sie," sagte Lord Beaconsfield , daß irgend eine erhebungen, der Tiefen zu suchen und damit überhaupt das hierin Aussicht besteht, daß Sie eine derartige Politik, wie die Dinge feit langem Geleistete zu würdigen und zu beachten. heute liegen, ausführen fönnen?" Jch erwiderte, daß ich mich wenn wir die ganze Entwickelung der Karte übersehen, merken nicht ganz sicher fühle, daß ich es aber auf einen guten Berjua wir, daß es sich im ganzen stets um zwei Sorten handelt, die Art antommen lassen würde." Sie werden sie mit der konservativen der Feststellung der belaunten und zu verzeichnenden geographischen Bartei nie und nimmer ausführen können. Das ist ganz sicher. die naturgetreue Ihr Leben würde Ihnen zur Last werden. Es ist nur möglich Gegenstände( Topographie) und zweitens, um durch eine Demokratie wie die, von der Sie sprechen. Im Augen- Wiedergabe des betreffenden Teiles der Erdkugel in flachen Starten, blic, in dem Sie bersuchen würden, es auf unserer Seite zu ver- unter Wahrung der aus der Kugelform entstehenden Verhältnisse wirklichen, würden Sie sich von einer Phalang der großen Familien( Kartenprojektion). Dieie Bemühungen, das Stüd Erdkugeloberfläche annähernd umringt sehen, die Ihnen auf Schritt und Tritt entgegentreten würden- diese und ihre Weiber. Und auf der anderen( liberalen) uberlässig auf die Fläche zu zeichnen, gehen durch die ganze Ge­Seite würde es Ihnen nicht besser ergehen." Aber dieses Parteien- ichichte der Karte und geben heute noch genügend Ursache zur Auf­system," erwiderte ich, braucht nicht ewig zu dauern."" Nein, aber stellung neuer Methoden und Hilfsmittel. das Privateigentum, das Sie zu vergesellschaftlichen wünschen, uno die altbegründeten Rechte, die Sie offen bedrohen, haben noch sehr biele, die für sie eintreten. Ich sage dies nicht, um Sie zu ent­mutigen, aber Sie haben wirklich eine sehr schwere Arbeit unter­nommen, und selbst heute sind Sie fein sehr junger Mann mehr, der so viel Eifer und Begeisterung hat, wie dazu nötig sind. Dieses Land, Herr Hyndman , ist sehr schwer zu etwas zu bewegen; es ist wirklich ein sehr schwer zu bewegendes Land, in dem man mehr Enttäuschung als Erfolg erwarten muß. Aber beabsichtigen Sie, fortzufahren?" Jch jagte, ich beabsichtigte das. Dann werde ich das Bergnügen haben, Sie wiederzusehen."

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Wilhelm Liebknecht , mit dem Hyndman gut befreundet war, schildert er als einen außerordentlich liebenswerten und achtenswerten Menschen von hoher Begabung. Und nun zum Schluß sei noch ein Basus zitiert, der gerade heute, wo die Kriegsgefahr so alut geworden ist, sehr gelegen kommt:

Die Karte soll ein verkleinertes Spiegelbild der Wirklichkeit sein, danach strebt unsere Kartographie. Richt nur die Lage der Orte gegeneinander soll ihrer Lage auf der Erdkugel entsprechen, wir ver­langen auch mit einem Blick genauere Einzelheiten, über Größe des Ortes, über die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Staat, über die Bodenverhältniffe, die Bewässerung, die Bewaldung, die Höhenlage. Wir sehen heute in der Gebirgsdarstellung sogar die Abstufungen der Höhen bis zum Berlieren in die Ebene, wir sehen an den Küsten das Verlaufen des überdeckten Strandes in die Meerestiefe. Was hierzu bereits in bergangenen Zeiten geschaffen wurde, in welcher Weise heute gearbeitet wird, wird bei dem Umfang der in Frage kommenden Zeiträume und Leistungen nur in großen Linien zu geben fein.

Die Griechen leiten nicht nur die uns bekannte Kunde vom Kartenentwerfen ein, fie leisteten auch nach der wissenschaftlichen Seite bereits Erhebliches. Wir bejizen keine ihrer Karten, aber ihre Als Liebknecht und Bebel Bismards Krieg gegen Frank- Literatur enthält genug, um eine Vorstellung davon zu erlauben. reich heftig bekämpften und unverzüglich ins Gefängnis geworfen Ihr geographischer Horizont", wie man den Umfang des jeweils wurden, legten Sie bei jener Gelegenheit durch ihre Handlungs- bekannten Wissens von der Erde bezeichnet, beschränkte sich zunächst weise den Grundstein zu einer bestimmten Politik der internatio- auf die an das Mittelmeer angrenzenden Länder. Anaximander nalen Sozialdemokratie, die zu allen Zeiten und unter allen Um- von Milet soll um 600 vor Chr. die meisten Karten. entworfen ständen eine leidenschaftliche Gegnerin jeder Art Angriffstrieg ist, haben. Ditäarch von Messina ( 350-290 vor Chr.) zeichnete in und gaben ein Beispiel persönlichen Mutes und Aufführung in feine Karte die durch Alexander den Großen bekannt gewordenen diesem Sinne, dem Sozialisten anderer Nationen seitdem mit Länder ein. Er gab auch seiner Karte eine Orientierungslinie, die Stolz gefolgt sind. Von jenen Tagen bis heute ist der Kurs, den natürlich dem geringen bekannten Erdgebiet entsprechend Bebel und Liebknecht zu einer Zeit des wilden Chauvinismus in Längsachse des Mittelmeeres gleichsam als Achse der Erde ansehen Deutschland , als die Erinnerung an bergangene durch Frankreich erlittene Unbilden alle Gemüter beherrschte, einschlugen, von allen Freunden der Menschheit als eines der schönsten Beispiele der Selbstaufopferung für die Sache des Friedens betrachtet worden."

Kartenkunde.

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Er zog hierzu eine Nordjüdlinie, die seine Mittelmeerachse im rechten Winkel auf der Insel Rhodus schnitt, denn diese war das Diese wichtige und bedeutende Handelszentrum des Mittelmeers. Karte war begreiflicherweise der Lage der bekannten Mittel­meergebiete entsprechend mehr breit als lang und gab nach ihren Orientierungslinien Anlaß zu den Ausdrücken:" Geographische Länge und Breite ". Weiter hat Eratosthenes in Alexandrien einen Grundstein gelegt, da er ein aus Parallel- und Meridiankreisen zu­fammengesettes Nez von Vierecken verwendet und die erste Grad­Unter den vielen Abteilungen und Unterabteilungen, in die die messung ausführte". Diese Hilfslinien, deren Berechnung und Erkenntnisarbeit des Menschen zerlegt ist, verschwindet leicht mancher Begründung der Mathematit zufällt, bezwecken die naturgemäße Zweig, besonders wenn ein gelehrter Name ihn noch schwerer er- Lage der geographischen Gegenstände in der Karte wieder zu fennbar macht. Man dringt durch Zufall, um sich flüchtig zu in- erhalten. Hipparch teilte den. Aequator anstatt der vorher formieren, in ein derart abgelegenes Gebiet ein und findet allen üblichen 60 Teile( Grade) in 360 ein. Marinus von Thrus Grund, nicht nur flüchtig zu verweilen, vielmehr sich von merkwürdig( um 100 nach Chr.) zieht bereits ein vollständiges Gradnez, reizvollen Einzelheiten des Gebietes tiefer hineinloden zu lassen. wobei er die Kugelgestalt der Erde berücksichtigt, während bisher die Ein solches Gebiet ist die Kartographie oder Kartenfunde". Erde als eine flache Scheibe betrachtet wurde". Claudius Ptolo Das neuere Wort erinnert bielleicht eher an monotone Schul- män 3, zirfa 87-150 n. Chr. in Alexandrien als größter Mathe­stunden, in denen man mit einem Beigeitod auf jenen aufgerollten matiker und Astronom wirkend, hat bereits ein Lehrbuch der Karten ganz gleichgültige Orte und Flußläufe finden sollte. Man Geographie" verfaßt, das neben einer eingehenden Kartenentwurfs wird angenehm enttäuscht. Die Kartographie, die als Wissenschaft lehre ein Verzeichnis der damals auf Erden bekannten Ortschaften erst jetzt recht zur Geltung fommt, hat ein Janusgesicht zwei mit Angabe ihrer geographischen Länge und Breite enthielt, sowie Seiten. Beide sind zwar sehr verschieden, aber schwer weiß man, die Namen von Ländern, Flüssen und Bergen aufzählte. Die Zahl welche als interessanter zu bezeichnen wäre. der Namen umfaßt bei ihm schon 8000. Für die Höhe der damit erreichten Leistung der Griechen spricht, daß dieses Lehrbuch des Ptolomäus bis tief in das Mittelalter hinein an den Schulen als solches Geltung besaß, womit allerdings auch trefflich der Tiefstand dieser Epochen markiert wird. Diese Karten stellten auch bereits Gebirge dar, in einem Geträusel, das am ehesten den Zähnen einer Säge entspricht und darin der noch heute üblichen Gebirgsbarstellung der chinesischen Karte nahe tommt.

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Auf der einen Seite weist sie in die Vergangenheit. Auf den Geschichtsblättern des Kartenivejens stellt sie nichts geringeres dar, als die Orientierung des Menschen auf seiner Erde. Die Geschichte der Karte ist die Geschichte der Entdeckung und Eroberung der Erde. Der Unternehmungsgeist der Seefahrer hinterließ in den Starten feine Spuren, wie die Züge der großen Eroberer, und wie die Perioden der großen Entdeckungsreifen des Mittelalters einen Auf