kn der Wa�l erzählender Stücke ein Redji eingeräumt. Der Verlag sollte das Varieteprogramm seinesJahrbuchs für alle Gebildeten' gründlich säub'er«. Erzäblendes. Mit sorgfältigem Wählen wird die Arbeit fortgesetzt, für alte und neue Schätze von Märchen, Sagen und anderem erzählendem Gut neue Wege ins Volk zu schaffen. Wolgast Hai aus Ander- sens Märchen zwei seiner Quellenbücher s2ö Pf.) herausgesiebt; eins nennt er:Märchen von Kindern und Dingen', das andere: Märchen von der Seele'. Diese Trennung, die einem gerade in Arbeiterkreisen oft zu hörenden Wunsche entspricht, wird der Ber- vreitung Andersens " dienen. Erfreulich ist auch die lustige Auswahl Mutschi und andere Scherzmärchen' in Schaffsteins blauen Bändchen(3l) Pf.), die ihre Ausbeute bei Grimm und aller- neuesten Märchenlcuten geholt hat. Für die erste Lesezeit ist dies kleine, mit Bildern von Ubbelobde versehene Buch bestimmt. Aus den Erzählungen E. T. A. Hoffmanns ist in den letzten Jaqren einiges durch Schaffsteins Volksbücher als Jugendlesestoff in Umlauf gesetzt worden; jetzt nimmt ein BandRomantische Märchen', den Friedrich Düsel für dieLebensbücher der Jugend'(Westermann. töraunschweig, 2,50 M.) zusammenstellte, noch einiges hinzu. Die Düselschen LebenSbiicher wollen zum Unterschied von den Grund- sähen der Jugendschriftenausschüsse der Lehrerschaft nach der Seite der ethischen, religiösen und nationalen Tendenz keine strenge Absperrung für sich gelten lassen; sie gehen aber nicht auf solche Tendenz aus und haben daS Feld bisher um einige Gaben be- reichert, für die man dankbar sein mutz: ThackleraysRose und Ring' im vorigen Jahr,Magister LauckhardS Leben und Schicksale am Ausgang des 18. Jahrhunderts' und Dickens Oliver Twist ' in diesem Jahre, je 2,50 M. mit illustrierenden Bildern. Das mit literarischer und auch pädagogischer Sachkenntnis geleitete Unternehmen ist noch in der Eni- tvickelrmg begriffen; zu raten wäre, die Einleitungen, die nicht für die jungen Leser bestimmt find, als Rachwort inS Buch zu bringen. Am Ausgeben und Weitergeben alten Märchengutes beteiligt sich auch das von Helene Sckeu-RieSz geleitete UnternehmenKonegens Kinderbücher'(Konegen, Wien , je 20 Pf.); einige der leider nicht in festem Umschlag ausgegebenen Hefte ist bereits in die sozialdemokratische Jugend- schriftenliste übergegangen, z. B. PlatensRosensohn' und Paul HeyseSMärchen von Niels mit der offenen Hand'. Der künstlerischen Leitung dieser gelben Büchlein möchten wir etwas mehr Vorsicht in der Wahl der Bilder anempfehlen, die nicht immer schlicht und verständlich genug sind. Sehr schön beginnt die Arbeit, die Otto F a l ck e n b e r g sich vorgenommen hat. Sein BuchDie Fahrt ins Wunderbare'(Möreke, München , 2,80 M.) läßt die Volksmärchen beiseite und wendet sich den Märchen unserer deutschen Dichter zu, die etwas Besonderes bedeuten,wie- wohl wir in diesen Märchendichtungen nichts anderes wiederfinden, als unser Volksmärchen in künstlerisch-individueller EntwickelungS- form'. FalckenbergS Auswahl ist geleilet von der Einsicht, dah daS Märchen zu seiner Vollendung eine dichterische Gestaltungs- kraft von ganz besonderer Art und Tiefe voraussetzt. Das Buch 468 Seiten stark hat eine sehr angenehme Form auhen und innen; die in den Text gefügten Göppingerschen Feder- zeichnungen halten sich gut in der Sphäre des Märchensinns. Wie ein Seitenstück zu dem Buche von dem kleinen Mädchen Sidsel Langröckchen mutet Hans AanrudS neue Erzählung von Sölde Solfeng, dem Sonntagskind' an(Merse- Bürger, Leipzig , 3 M.). Wieder mutz man aus dem Lärm der Zeit weit abseits gehen in die Bergstille, wo die Dinge der Welt sich nicht zu wandeln scheinen. So winzig erscheinen die Erlebniffe des kleinen verwaisten Bergjungen Sölde, aber für die Kindesseele sind sie dennoch nicht gering. Sie merkt heimlich auf und spinnt mit naiver Phantasie Deutungen, an denen sie wächst. In das seit« same Gewebe dieses pcrborgen bewegten kindlichen Lebens nistet die Erzählung den Leser ein,» und wir spüren, wie fast unmerklich die Kindheit ans dein Phantasieleben weicht und der Knabe zum Jüngling wird. Da steckt das Schöne dieses Aanrudschen Buches. Abenteuerlichen Stoffen von geschichtlicher Färbung hat sich Schaffstein-Köln in seinen Grünen und Blauen Bändchen zugewandt. Sehr willkommen ist das Bändchen E d d a sa g en. Nun find viele Wünsche nach Schilderungen der altgermanischen Götterwelt leicht fit befriedigen. Ein guter Griff istCortez Bericht über ie Eroberung von Mexiko ', dann die Zusammenstellung urkundlicher Berichte über dieZerstörung Magdeburgs 1631' und die gekürzte Darstellung der Geschichte des aben« teuerlichen Simplizissimus von Grimmelshausen . In die Zeit des dreitzigjäbrigen Krieges führt auch Wilhelm Mein- h o I d s seit einiger Zeil wieder aufmerksamer gowürdigte und eifrig verbreitete ErzählungMaria Schweidler, die Bern st einhexe', die nun inSckmffsteinS Volksbücher' ein­gereiht worden ist(1,50 M.). Die kraftvolle Erzählung, die vor siebzig Jahren geschrieben wurde, brachte keinen geringeren als Hebbel an Meinholds Seite, als die Kritik diesen verunglimpfte. In der SammlungBücher der deutschen Jugend', die der Münchner Verlag der Jugendblätter herausgibt(geb. je 1,50 M.) erschien in schöner Aus- ftatmng CooperS ErzählungDer letzte der Mohikaner", in gutes Deutsch gebracht von Otto Zimmermann, und inS Indianer- leben reicht mit drei Erzählungen der Band Gerstäckerscher Perantwortl-Nevakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: Abenteuergeschichten hinein, der den Düsestchen Leben?» bücheru beigesellt ist(Westermann , Braunschweig , 2,50 M.); auch die vortreffliche Geschichte vomSchiffszimmermann", dem kulturflücktenden englischen Matrosen, der bei Südseeinsulanern eine zweite Heimat ftiide:, sieht in diesem Bande. Ueber den Büchern, die von aben- teuerlichem Geschehen berichten, um spannend zu unterhalten, stehen zwei Veröffentlichungen über Schickiale von algierischen Fremden- legionären. In den Schaffsteinschen Volksbüchern erzählt der Schrift« setzer Kurt Poller, den lähmender Hunger den Legionswerbern in die Hände spielte,Aus dem Kamvfl eben der Fremdenlegion"(1,50 M.) und aus den bekannten Schilde- rungen des Journalisten Erwin Rosen , den moraliicher Bankrott in die Legion trieb, sind packend geschriebene Stücke in einem Grünen Bändchcn Schaffsteins(30 Pf.) mitgeteilt unter dem TitelZwei Jahre in der Fremden« l e g i o n'. Beide Bücher ergänzen sich gut. Sie geben ein sehr greifbares Bild von dem kulturverhöhnenden Dasein in der Legion, diesem Schandprodukt kolonialer Raubpolitik, das der militaristischen Barbarei erlaubt, sich zügellos zu ergehen. Ein gutes Dutzend Er- zählungen von herzhaftem persönlichen Mut hat Karl Fer« d i n a n d S in einem zweiten BaudeAus der goldenen Schmiede' aufgereiht(Alfred Hahn, Leipzig . 8 M.). Natürlich sind viel Kriegsgeschichten in dem Buche, aber auch anderes, und die ersteren sind durchaus nicht etwa der Kriegslust wegen zusammen» gebracht. DaS Buch hat den Zweck, von Geistesgegenwart im Augenblick schwerster Bedrohung deS Lebens zu erzählen, und eS lätzt gestaltungskräftige Dichter für daS Rechte sorgen. Jugenderinnerungen. Viel ttngehobene Schätze bester Jugendliteratur ruhen und warten auf ihre Stunde in den Lebenserinnerungen, die von reifen Männern und Frauen niedergeschrieben wurden. Zumal die Eindrücke auS den Kindcrjahren, die sich für ein ganzes Leben dem Geiste ein» gruben, bieten sich der Erzieherarbeit an. Die neuen Sanimlungen wohlfeiler Volksbücher haben aus diesen Schätzen geschöpft. Für 10 und 20 Pf. kann man einzelne? kaufen. Zu Hebbels, Ludwig Richters, Rietschels, StillingS, Beets, Berend Goos' Jugendennne- rungen ist so der Weg sehr bequem gemacht worden. In diesem Jahre hat Wolgast für die Ouellenbücher GoetheS Selbstbiographie ausgenutzt. Das Heft«AuS Goethes Knabenzeit'(25 Pf.) zeigt, wie schön sich aus ihrem unendlichen Reichtum wohnliche Häus- lein bauen lasten. An junge Leser vom zwölften Jahre ab hat Wolgast gedacht. Der gereifteren, nachdenklich lesenden Jugend, besonders aber den Erwachsenen jeden Alters hat dann der Leipziger Verlag von Heffe u. Becker wohlfeile, vollständige, durch biographisch bemerkenswerte Bilder und Textergänzungen bewährte Ausgaben der Jugenderinnerungen eines alten ManneS" von Wilhelm v. Kügelgen und derLebenserinnerungen eines deutschen MalerS' von Ludwig Richter her- gerichtet. Die Preise von 2,50 und 8 M. für diese sechs« und sieben- hundert Seiten starken Bände sind wahrhaft spottniedrig. Dev Wert beider Bücher als Lebensbildner ist grotz. Der kluge, goldene, wirklichkeitssichere Humor KügelgenS, die romantische, lautcre'Art Richters, der sich mit ernstem Verlangen nach festem Boden für feine Lebensarbeit aus der kleinbürgerlichen Enge in die weitere Welt hinauStastet und endlich einer von den Beglückten wird, deren Leben mit ihrer Kunst einS ist, beides bleibt immer stark in seiner Wirkung. Dazu kommt dann der intereffante geschichtliche Hintergrund dieser Jugendzeiten: die Aera der napoleonischen Macht in Deutschland , die burschenschaftliche Zeit und die der nazarenischen Romantik in der Malerei. Kügelgen war Maler wie Richter. Die Malerschaft füllte aber bei Kügelgen nicht so wie bei Richter die innerste Mitte deS Lebens aus, und das war auch der Fall bei dem jüngeren Bruder der Brüder Grimm , bestenErinnerungen aus meinem Leben" jetzt in der gleichen Art bei Heffe u. Becker herausgegeben wurden. Auch Ludwig Emil Grimm hat seine napoleonische Zeit erlebt; er war ein Dutzend Jahre älter als Kügelgen und Richter. Seine Selbstbiographte, die nicht für den Druck bestimmt war, hat fünfzig Jahre unveröffentlicht gelegen. Sie ist ein Buch für diejenigen, die den persönlichen Beziehungen der Brüder Grimm , zumal den Beziehungen zum Kreise der Brentanos nachgehen wollen. Der Jugend kann das Buch nichts von ermutigender Kraft geben. Für weitere Kreise hätte die Veröffentlichung einiger Stücke genügt, und die wird man wohl, weil fie wirklich schön und abgerundet sind,Das Idyll von Birstein',«Das Nürnberger Dürerfest von 1828" bald in den Sanimlungen wohlfeiler Volksschriftc» an» treffen. Ein vierter Maler, der mit Jugenderinnerungen aufwartet, lebt noch unter uns: der Maler Hanns F e ch n e r, der als Knabe und Jüngling die sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Berlin , der werdenden. Dörfer freffenden Riesenstadt, erlebt hat. In dem BucheSpreehannS", das er selbst mit Bildern aus- gestattet hat, ist mit allzeit gutgelauntem Geplauder von den Erlebnissen dieser Jugend berichtet. Fechner ist ein unermüdlicher Anekdoienerzähler. Seine Jugendgeschichte ist eine wohlbeleibte Sammlung drolliger Käuze geworden. An Kulturgeschichtlichen bietet fie nichts von be« sonderem Belang, auch in der Personenzeichnung tritt diese Farbe meist ganz zurück. DaS Buch ist bei F. Fontane, Berlin , er« schienen(gev. 6 M.) und soll in weiteren Bänden fortgesetzt werden. __ P. vorwartsBuchdruckerei u-PerlagSanstalt ißatzl SingertCo..Berlln LW.