feine Schüler Sachsen   an ihm herauf. Kardor.ff SirL immer besser; Gabler entwickelt sich sichtbar, selbst Oppler kommt vorwärts. Diesmal sind seine dunklen Blätter, das Theater, das Konzert, recht interessant und temperamentvoll. Wir treffen dann hier noch I s a a k I s r a ö l s; ein wenig violett und im üblen Sinne pariserisch. S i g n a c zu sehen, ist immer den Augen eine Heiterkeit; das feuerwerkt in sonnigen Funken. Spasiig wirkt ber Manierismus des Walther Klemm  ; seitdem er den Breughel entdeckte, macht er aus Menschlein artig groteske Zickzacke und läßt sie wie ausgeschnittene Piippchen über die Fläche tanzen. Der langgestreckte Saal nebenan enthält ein Epos, das Hans Baluschek   der Maschine weihte. Bierundzwanzig Kartons mit der Kohle gezeichnet, eine würdige und wertvolle Arbeit. Allein die Beherrschung des Stoffes forderte die Hingabe eines ganzen Menschen; wie aber auf einzelnen der Tafeln das Gegenständliche zur Form erhöht wird, das zeigt, wie Baluschek   immer mehr dazu kommt, aus einem Chronisten ein Epiker zu werden. Eine seit- same Erscheinung ist Gallen K a l le la, ein Finnländer; er hat etwas Tölpelhaftes, Holzgeschnitzes, zugleich etwas Raffi- niertes. Paul Bach   müht sich, die Menzeltradition fortzusetzen; Giebelhausen bewährt sich abermals als ein starker Zeichner, feine Strasienszenen wurden mit gesunden Augen gesehen und freihändig niedergeschrieben. Artur Knauer gibt mit krau- sen, der bewegten Form nachgehenden Strichen ziehende Pferde sehr überzeugend. Durch eine Reihe hockender Akte überrascht Käthe Kollwitz  ; sie fühlt die Weichheit des Fleisches über dem Gerüst der Knochen. Auf andern Blättern drängt sie das Gesicht eines Kindes an das der Mutter; dabei nutzt sie das Lockere des Kohlestriches, alles Feste in sanfte Dämmerung zu lösen. Im Nebenraum hängen diverse Z i l l e s, Kaschemmen und sonstige Nachtorte. Mit der Zeit wird die Sache eintönig; also, wir glauben jetzt, daß rhachitische Kinder krumme Beine haben und die Mädchen zuweilen rote Unterröcke tragen. Vor langen Jahren hat Zille der Natur näher gestanden; warum befreit er sich nicht noch heute aus einer karikaturistischen Manier, die einmal, meinet- wegen zehnmal belustigt, vielleicht auch mahnt, schließlich aber ver- pufft. Und nun etwas Ungehöriges, wofür man mich strafen dürste: Ludwig von Hofmann   leidet an der gleichen Schwäche wie Zille. Auch ihm entwich die Natur; vielmehr: sein arkadisches Schema verleitete ihn, aus Menschen und Bäumen Linienführungen zu machen. So kommt es, daß man von einigen seiner Blätter annimmt, sie seien gar nicht um ihrer selbst willen da, vielmehr Vorlagen für Tapisserien oder Webereien. Hofmann möchte die Natur in Musik auflösen; er wird lernen müssen, daß in einem einzigen, richtig angesehenen Stück Wiese unendlich mehr an tönenkchm Rhythmus schwingt, als in die starre Formel einer Gewöhnung einzusaugen geht. Nun kommen wir in den Raum der Radierungen. Willi Geiger   verblüfft auf den ersten Blick, auf den zweiten enttäuscht er.. Sein Stierkampf hat Wucht; man möchteDonnerwetter" sagen. Aber: die"Aufregung wirkt gemimt;-man sehnt sich nach Goya  . Und dann: die Technik ist unklar; einerlei, ob das hier Kaltnadelarbeiten oder Aetzungcn sind, die großfignrigen Blätter sind eigentlich als Holzschnitt gedacht. Fritz Lederer   zeigt einige sehr fein empfundene und mit sicherer Hand in die Platte gezeichnete Bildnisse. Er weiß mit wenigen Mitteln die Kontraste zu organisieren und einen Typus zur Hieroglyphe zu dichten. Da- für ist der Kopf deS Schauspielers Wcgner(562) ein treffliches Beispiel. Bei seinen Landschaften liebt Ledcrer weite Blicke. Hans Meid   ist mit einem Tthellozyklus aus Florenz   zurück- gekehrt; eine stolze Leistung. Die Szenen sind geschickt erdacht, sie wurden effektvoll gestaltet. Meid läßt das Licht sprühen, flackern, rieseln, er zeigt die Menschen in allen Graden der Bewegung. In diesen Blättern steckt viel von der Leidenschaft des Othello; aber mehr von jener, die Basscrmann auf die Bretter stellte, als von der großen, ewigen, wie sie Shakespeare   formte. Die Gefahren der Bühne lauern auf Meid. Indessen, Blätter wie die vom Korso in Florenz   lassen uns hoffen, daß der gute Geist Frankreichs   den dramatischen Deutschen   vor dem Pathos bewahren wird. In dem folgenden Raum treffen wir noch andere Radierer. Slevogt mit einigen graziösen, prickelnden Lichtspielen, C o r i n t h mit geschmackvollen Derbheiten. Vom alten toten Israels   gibt es eine Gedächtnisausstellung, die uns noch einmal zeigt, wie der holländische Meister das Erbe Rembrandts   als ein Seher der Gegenwart verwaltete. Durch seine Motive ist der Eng- ländcr I. Pennel nicht uninteressant; er gibt die Stätten der Industrie, Hochöfen, Häfen, Cithhäuser, mit Geschick, aber ohne eindringende Urkraft. Die findet sich schon eher bei M u i r h e a d B o n e, auch einem Londoner  . Die Eisenhallen, die er mit klarem Gefühl für das Konstruktive in festen, farbig lebendigen Strichen aufbaut, sind erfüllt vom Atem der Arbeit und von der Kraft aller feurigen Elemente, Im großen Mittelsaal stehen Plastiken; meist sind es Gipse. Wenn die seit langem in Aussicht gestellte, große Plastikausstellung der Sezession einmal kommt, dann müssen Stein und Bronze über- wiegen. Die Büstcn von Alexander Oppler   sind redlich und gekonnt. Fritz Klimsch   ist gar zu produktiv; er schwankt zwischen nervöser Rastlosigkeit und dem Repräsentativen der Hoch- renaissancc. Das Porträt des Grafen Posadowski kommt auf dem direktesten Wege von römischen Papstbüstcn her. Der Torso eines Jrauenkörpers(1655) zeigt durch die weiche Verschiebung der Achsen eine Auflösung des Statuarischen: Schatten tveben, dem Plastischen wird durch das Malerische geholfen. Wir denken daran, daß Bernini  . mit dem die Hochrenaissance ausging, auch die Schatten spielen ließ. Wir fragen: ob Klimsch   vielleicht eine Nachfrucht des Barock. Von Minne, dem geistvollen Belgier, sehen wir einen Männerkopf, zerfurcht, zerknittert wie aus Perga» ment. Hall er formt einen Jüngling, schlank und gereckt, eine Vermittelung der Antike zur Gotik. Die weibliche Grabfigur ist eine Fortsetzung des plastischen Problems, das den Künstler seit langem beschäftigt: die regungslose Bewegung, die Befreiung des Steines von der Erdenschwere. Dem verwandt ist E n g e l m a n n, der leider diesmal nur einige Studien kleinsten Formates aus- stellt. Sie haben die Reize einer psychologisch gereiften Tanagra« figur; sie verheißen die große Form, an die der Künstler dachte, als er die Miniaturen sich selber zum Antrieb schuf. Kling er ist wie immer nicht ganz eindeutig; man weiß nicht, was ihm mehr Spaß machte, das kostbare Material der Sockel zu finden, oder die geistreichen Köpfe seiner Modells in Masken zu prägen. Gaul befriedigt wenig durch das Modell für einen großen Wisent; ihm ist durchaus die Kleinplastik als Grenze gerichtet. Seine Esel- chen sind amüsant und in sich reis. Das schönste Stück der ganzen Ausstellung ist der Kopf, den R o d i n von Gustav Maler   machte. Nein: in Bronze zu einem neuen und höheren Leben erweckte. Allein der Mund, der die zartesten Züge der Individualität, jede Muskelspannung, jede Vibration der Lippen fühlen läßt, reicht hin, um dieses Antlib. dies Gefäß des Lebens, immer und immer wieder den trunkenen Augen zu reichen. Eine andere Arbeit des fran- zösischen Bildbauers ist eine überaus interessante Kreuzung zwi- scheu der Gotik und Michelangelo  . Die Faust der Nerven preßte ein Weib auf sein Minimum, zugleich auf sein plastisches Maximum. Ein Klumpen rekelt sich: ein ganzes Meer plastischen Lebens tut sich auf._ Robert Breuer. KleinesFeuilletons Literarisches. Emil Rosenows dicvteriia, es Vermächtnis. Am 7. Februar werden acht Jahre verflossen sein, seit Emil R o s e n o iv von uns' geschieden ist. Teiu historisches WerkPfaffen- Herrschaft" ist ja in viel tausend Exemplaren unter den Arbeiter- lesern verbreitet. Daß aber seine Slärte aui dichterischem Gebiete zn suchen war, hat erst seine er�gebirgleril'ch-sächsische Dorfkomödie Kater Lampe" gezeigt. Allerorlö, wo dies prachtvolle Werk gegeben worden ist und wird, ist man zu der Einsicht gekommen, daßKaler Lampe" cu den besten Dramen komischer Gattung gehöre, die die moderne Bühnendichlimg auszuweisen habe. Ja, man hat es noch über Hauptmanns DiebskomödleDer �Biberpelz" gestellt, weil es dieser an reinem, goldigem Humor und un- befangenem Spotte überlegen sei. Ewig bleibt zu beklagen, daß der Dichter in dem Augenblicke, da seine Erfolgs- stcrne aufgingen, der Welt entrissen wurde. Es läge nun so nahe, müssige BeUachauige» anznitellen darüber, was Rosenow  wohl bei längerem Leben noch hätte leiste» können. Daß er aber bereits fein ihm von der Natur verliehenes Talent fleißig ge- nützt hatte, wußten nur ein paar Näherstehende. Jetzt wird cS aller Welt ossenbar werden. Soeben zwar spät, doch nicht zu spät! ist nämlich(im Eigenverlag bei Hermann Eisig, Berlin  ) ein 25 Druckbogen starkes Buch erschienen, belitctt: Gesammelte Dramen von Emil Rosenow  . Beigegeben ist ein Jngendbildnis dcö damals erst zweiundzwanzigjäbrigcn Dichters; und dem Bande vorangestelll eine verständig gehaltene Schilderung seines Lebens, seiner emsigen Täiigkeit inmitten- unserer Partei und seines dichterischen Sckasscns von Dr. Christian G a e h d e. Nicht weniger als vier vollendete Bühnenwerke und zwei Fragmente find da beisammen. Daheim", ein Einakter, war Rosenows erste Gabe. Es muß heute befremden, warum damals die Freie Volksbühne sich das Siück entgehen lassen konnte. Ihre Ausgabe wäre es an erster Stelle gewesen, ein so kräftig aufstrebendes Talent zu fördern, stall es abzuweisen. Selbst mil der K a l e r L a»i p e"- Komödie war Rosenow   gezwungen gewesen, sich nach auswärts zu wenden. Alfred Halm  , der jetzige Seiler des Nene» Schauspielhauses am Nollendorfplatz unternabm das Wagnis, das vorgenanule Werk zu- nächst am 2. August 1892 in Breslau  , sodann ein Jahr später am Berliner   Thealer einzuführen. Der große Erfolg war für das Schickial deSKater Lampe" entscheidend. Gleich meisterhaft im Aufiatt erscheint die leider unvollendet hinterlassene Tragikomödie:Die Hoffnung des Vaganten", in der Rosenow   es unternommen hat, das Volt der Fahrenden, der Gaukler, Zigeuner, Hansicrer und Zirkusleute, wie er's, wieder im sächsischen   Erzgebirge   kennen gelernt, in wundervoll echt umrissenen Gestalten auf die Breiter zu bringen. Urkrästige Bodenständigkeit durchweht das vieraktige Arbeiterdrama au? dem rheinisch- westfätischen Jildustricrevier:Die im Schatten leben". Mau muß schon HauptmannsWeber" undFuhrmann Henschel" in Parallele setzen, um seine Vedeutung zu kennzeichnen. Aber der Dichter starb, ohne die? Drama von der Bühne herab erblicken zu könncii. Es ist bisher«naufgeführt geblieben; desgleichen das aristokratische StandeSschäuspiel:»Der balzende Auerhah n". Rosenow   wurde aus seinem Schaff«