-
€ 95
-
-
die
Der ökonomische Faltor, daß dabei variables Stapital Entlohnung des Autors gespart wird und die Uebersetzerei( oft ist sie schludrig oder gar einfach abgeschrieber) in der Regel miserabel bezahlt wird, spielt dabei eine große Rolle.
So schnell hatten die beiden Bürschchen noch nie einen Sad' ganz Berschollener), die riefig gesteigerte Uebersetertätigkeit aus den Koks gesammelt. Peter trat mit den Beinen in den neuen Müll- egotischesten Literaturen. haufen herum und gebrauchte seinen Straher, daß der Staub um ihn aufwirbelte; Rasmus füllte den Sack. Sie arbeiteten wie Hühner, und dank dem Sonntag beherrschten sie das Reich allein. Binnen einer Stunde hatten sie den Sack gefüllt; und doch blieb noch Zeit, verschiedenes mitzunehmen: ein paar Kessel, in die Vater einen neuen Boden löten und die er verlaufen konnte, ein verbogener Löffel, der sich wieder zurechtbiegen ließ, und Spielzeug namentlich Garnrollen. Jeht hatten sie genug für den Zügel, und auch Bindfadenreste waren hier genug zu finden. Aber das beste von allem war eine große rote Garnrolle, genau so eine, wie die vorige gewesen war.
-
„ Hättest Du nun die andere nicht fortgeschenkt, so hätten wir jebt zwei," jagte Peter vorwurfsvoll.
Aber daran ließ sich ja nun nichts ändern, und sie zogen mit der Beute heim.
Zu Hause war es warm und aufgeräumt; gemütlich war es, so wie es nur am Sonntag zu sein pflegte, wenn die Mutter selbst Ordnung schaffte. Der Vater saß aufrecht im Bett und hatte ein reines Hemd an; er war noch ganz rot von der Scheuerwäsche. Trine war bereits ausgeflogen.
Sobald Vater angezogen war, machten sich die drei daran, den Zügel herzustellen. Rasmus reinigte die Garnrollen, Peter knüpfte die Bindfäden aneinander und zog sie hindurch, und Vater verfertigte einen richtigen Stangenzaun aus didem Stahldraht. Jedesmal, wenn die Jungen jemand auf der Treppe hörten, horch ten sie auf und nidten dem Bater triumphierend zu; aber sie sagten nichts; denn die Mutter war ja schlechter Laune. Doch es flingelte niemand, und so machten sie sich wieder an die Arbeit jedesmal etwas entmutigter.
-
As tann den Dred nicht herausfriegen," fagte Rasmus ungeduldig und hielt die große rote Garnrolle in die Höhe. Da preßte fer Bater einen Stahlstift durch die Rolle, und ein graues zu sammengefülltes Papier tam zum Vorschein; erschrocken faltete er es auseinander es war ein Zehntronenschein. Er wollte etwas fagen, fonnte es aber nicht herausbringen, sondern fächelte nur mit dem Papiergeld und bekam vor Anstrengung einen ganz blau
roten Kopf.
1
-
3, du himmlische Güte!" wiederholte die Frau in einem fort - so verblüfft war fie. Diesmal folgte fein Sustenanfall, vielleicht half die Freude dem Vater ihn überwinden. Er atmete tief auf und sagte: Sichst Du, nun hat sich doch etwas gezeigt!"
"
Wir
Unter den vielen literarischen Erscheinungen diefer Art ist natür lich manches Wertvolle und Gute, das auch für proletarische Leier oder wenigstens für Arbeiterbibliotheken in Frage fommt. sprechen da nicht erst von den verdienstvollen Klassiterausgaben, die heutzutage in reicher Fülle und zu billigem Preise zur Verfügung steher.( Reclam , Hesse, Bong, Cottasche Weltliteratur u. a.). Auch auf die fortdauernd erweiterten Bibliotheken in der Art der Reclamichen und der Hesseschen Boltsbücherei, deren Neuerscheinungen wir regelmäßig im Büchereiulauf anfündigen, brandt hier nur hingewiefen zu werden. Unter den größeren Veranstaltungen, die in diesem Jahre zu Ende geführt wurden, sei besonders auf die Balzac ausgabe des Inselverlages hingewiesen, die in mustergültiger äußerer Form das Bleibende dieies Großmeisters des bürgerlichen Romans bietet ( 16 Bände mit einer psychologisch und auch ioziologisch eindringenden Charakteristik Balzacs durch Wilhelm Weigand ). Unsere Absicht, Balzac durch einen seiner besten Kenner und Schäßer, durch Lafarque, bei diefem Anlaß würdigen zu lassen, ist leider durch dessen Lod verhindert worden. Lafargue stellte Balzac weit über Zola. Benn uns heute zweifellos auch manche der phantastischen und romantischen Seiten in diesem allumfassenden Proteus der jugendkräftigen bürger lichen Literatur minder zusagen als jeine gewaltige Gestaltungskraft, feine scharfe Beobachtung, seine geniale Komposition eines seine ganze Zeit umfassenden Gesamtwertes, er ist und bleibt ein unerreichter Nieje, wie ihn feine andere Literatur aufzuweisen hat. Der Roman ist bei ihm zur gesellschaftlichen Analyse erhoben, in der auf 50 Bände be redneten menschlichen Komödie" wird die gesellschaftliche Strukture feiner Zeit gegeben, aber von einem Dichter und Gestalter ohne gleichen. Man könnte sein Wert das Epos des Geldes nennen, denn es steht im Mittelpunkt seiner ganzen Welt rauschend, zur Macht und zum Verbrechen führend als die wahre Herricherin feiner( und unserer) Zeit, als Gott und Schöpfer. Die Auswahl der neuüberlegten( wenn auch nicht fehlerlosen). Ausgabe ist im ganzen gut getroffen, und wir lönnen heute mit Recht von einem deutschen Balzac reden.
-
belebend und bes
Als Verlörperung einer Balzacfchen Gestalt lann Giacomo Casanova gelten, obwohl er dem 18. Jahrhundert und dem alten „ Ja, das tut es immer!" rief Beter altflug. Regime angehört. Aber es ist der gleiche unerfättliche Trieb in ihm, " Hat Bater den Dred herausgekriegt?" fragte Rasmus, der wie in den Balzacichen Abenteurer- und Eroberernaturen. Seine nicht recht folgen fonnte. Die Frau zog sich sofort an und ging Erinnerungen, die er im Alter mit meritvärdigem literarischen und mielete die Wohnung mit dem Glasdach über der Galerie. Talent abfaßte, liegen jegt in einer vollständigen llebertragung Und da wohnen sie heute noch. Der Mann hat da drinnen viel von Heinrich Conrad bor ( 6 Bände im Verlage von Georg Müller Sonne genacht; denn als ich ihn das lchtemal jah, war er so geschien bei Borngraeber in Berlin ). Conrad hat die Ausgabe vollin München ; eine in einen Band zusammengedrängte Auswahl ersund, daß er für ein Geschäft Betengänge machen fonnte.
Dies ist die Geschichte von dem Glück auf dem Abladeplat! Ihr könnt selber hingehen und dem Manne guten Tag fagen.
Alte Bücher in neuer Geftalt.
Die deutschen Verleger entfalten feit einigen Jahren eine beinahe fieberbafte Tätigteit in der Herausgebe- alter Bücher. Ihr Blid jst wesentlich rüdwärts gewendet. Es wird eine Renaissance ( Wiederbelebuna) von allem und jedem versucht. Wenn nach diefer äußeren Geschäftigfeit geurteilt werden dürfte, wäre man versucht, an ein literarisches Zeitalter zu glauben, das in allen Jahrhunderten und Klimaten zu Hause wäre. Es bedarf indeß bloß eines Blides in die Wirklichkeit, um die Dinge auf ihr richtiges Maß zurüd zuführen. Die„ Kultur des Buches" hat zweifellos an Umfang gewonnen. In der Bhaje der kapitalistischen Entwickelung, in der wir uns eben befinden, ist das ja auch weiter fein Wunder. Die Kaufe fraft für Bücher ist in manden bürgerlichen Echichten gestiegen und die Volksvermehrung produziert täglich neue Leier.
Die Achillesferie dieses Aufschwungs ist freilich nur zu sichtbar. Die ungeheure Maffe des Volfes ist iroz dem Bildungsstreben der Arbeiterschaft aus ökonomischen Gründen davon ausgeschlossen. Und dann ist ja diefe ganze Bücherüberflutung zumeist rein geschäftlicher Art. Manche diefer Neuausgaben schlagen ein( befonders wenn sie erotische Färbung haben oder wenn fie mit galanten Bildern geziert find), aber sehr viel bleibt auf dem Wege zum Käufer liegen. Dabei steigert sich der Konturrenzlampf der Verleger von Tag zu Tag, fie wetteifern, nachorudfreie Werle auf den Markt zu werfen, oder Uebersetzungen frei gewordener ausländischer Autoren neu zu veranstalten. Oft wird dasselbe Buch von zwei und drei Firmen neu herausgegeben. Der zügellofe Betrieb der kapitalistischen Warenwirtschaft macht sich heute gerade im Bücherhandel besonders bemertbar. Die ganze Produktion ist im wesentlichen unorganisch, nun sie entspricht nicht einem unmittelbaren Bedarf, fie begünstigt nicht die schöpferischen Kräfte der Gegenwart, an denen freilich dank der gefelli haftlichen Signatur der Zeit, Mangel herricht, fie begnügt sich, alte Werte neu zu beleben oder technisch nen zu gestalten. Daber die Vorliebe für die Neuausgaben, die gesammelten Werle( manchmal
ftändiger gemacht als irgend eine frühere, und er hat wirklich die überaus gut erzählende Art des Casanova vortrefflich verdeutscht. Casanova hat seinen Ruf als Erotiker, und zweifellos spielt dieses Element eine allzu große und auf die Dauer langweilige Rolle in femem Wert. Aber es wäre verfehlt, dieses nur danach einzuschägen. Dieser Abenteurer, der es von einem armen venezianischen Jungen zu einem reichen und großen Herrn bringt, der in Dürftigleit endet, ist ein Typus einer im 18. Jahrhundert verbreiteten Klasse: des gesellschaftlichen Barafiten, der als internationaler Spieler, Berführer, politischer und finanzieller Agent und Geschäftemacher an den Geder höheren Klassen teilnimmt, die er durch nüffen Talente
feine 811 unterbalten und für sich einzunehmen weiß. Als fluger Kopf und guter Beobachter weiß Casanova von dem frivolen Leben und Treiben dieser Kreise, die bis in die höchsten Hofschichten und andererseits bis in die Künstler, Hochstapler- und Prostituiertenbeairle reichen, Interessantes genug zu be richten. Er ist dabei ein besserer Gewährsmann, als im allgemeinen angenommen wird. Ans Jtalien, Frankreich , Spanien , Holland , Deutschland und Rugland gibt er eine Fülle gesellschaftlicher Einblide und padender Genrebilder. Dem Kulturhistorifer, den wir abfolut nicht mit dem Nuditätenjäger verwechselt sehen möchten, bietet er reiches Material.
Die neue Didens Ausgabe, die im Verlage von Albert Langen in München herauskommt, ist um einige Bände weiter gediehen.( Eine andere Ausgabe erscheint im Infelverlag.) In ganz anderer Weise als Balgae charakterisiert Dickens als Romanschriftsteller die bürgerliche Entwidelung. Er schildert England in einer späteren, reiferen Phase des tapitalistischen Prozesses. Er sieht seinen besten Werlen
-
in
- die Welt von unten, die Welt derer, die bei der Tafel zu spät gekommen find, die im Schatten wohnen. Dickens , der Humorist, der Mann des sozialen Mitgefühle, verdient auch heute noch seine Lefer. Die lebertragung Gustav Meyrinks, die Eduard Bernstein hier bereits anerkannte, tommt auch den neuen Bänden ( gulegt in Nikolas Nickleby ") zugute. Freilich schlackenfrei ist sie auch nicht.
Von Björnsterne Björnsons Werten fehlte bisher eine gesammelte deutsche Ausgabe. Björnson selbst wirkte noch an der Auswahl mit, und nun ist sie nach seinem Tode von Julius Elias bei S. Fischer in Berlin besorgt worden. Sie umfaßt 5 Bände und ist ein würdiges Seitenstück zu der gleichartigen Jbsenausgabe. Den ganzen Björnson wird man hier freilich vergebens suchen, mit Recht