»md zeigt daher einen entschiedenen Gegensatz von Breite nnd Dicke, von Oberseite und Unterseite. An der Fichte dagegen kann man diesen Unterschied nicht machen. Ihre Nadel ist ziemlich gleichmäßig dünn, vierseitig und v erkantig, und sie wird daher passendNadel" genannt, was von der Tannennadel eigentlich nicht gesagt werden kann. Die Fichtennadel endet auch in eine sehr scharfe und steife Spitze, während die breite Tannennadel oben ab- gestumpft und meist deutlich in zwei nebeneinander stehende Spitzen ausläuft. Die Farbe der Nadeln ist bei allen drei Bäumen ein tiefes Grün, bei der Tanne am dunkelsten und mehr blaugrün, auf der Unterseite sogar fast silberweiß. waZ einer Tanne, die neben einer Fichte steht, sogar einen erheblichen Farbenunterschied verleiht. Noch mehr blaugrün ist die Farbe der Kiefer, namentlich an jünge- ren Bäumen. Bei der Fichte ist sie am saftigsten und oft entschieden ins Gclbgrün ziehend. Die Tannennadel ist oben glänzend dunkelgrün, unten glänz- loS und hat jederseits neben der deutlichen Mittelrippe eine blau- Weiße Linie. Die Fichtennadcl ist meist etwas mehr gclblichgrün und zeigt auf jeder ihrer vier Seiten eine gleiche, sehr feine, nicht immer deutliche weiße Linie. Diese Farbenverschiedenhcit zusammen mit dem Kronenbau, der Aststellung und der Farbe der Rinde verleihen allen drei ein- ander so ähnlichen Bäumen einen so unterscheidenden Charakter, daß man sie leicht von weitem erkennen lernt und sie namentlich dadurch einem Landschaftsbilde ganz verschiedene Stimmungen ver. leihen: die Fichte ist die feierliche Graziöse, die Tanne die stolze Donna Diana   und die Kiefer nur zu oft die Bizarre. Zum Schluß wollen wir noch den Früchten einige Aufmerksam- keit schenken, die der provinzielle Sprachgebrauch alsTannen- zapfen" oderKienäpfel" in einen Topf zu werfen Pflegt. Fichte und Tanne haben die größten Zapfen, die nur in der allgemeinen Gestalt einander ähnlich sind, in den Schuppenverhältnissen aber sehr von einander abweichen. Die Tannenzapfen stehen nur an den äußersten Zweigen des Baumes, und zwar stets aufrecht mitten auf den Trieben, und erinnern so an die aufgesteckten Kerzen des ChristbaumeS  . Die Fichtenzapfen finden sich auch an den mittleren Zweigen und hängen abwärts an den Spitzen der Triebe. Die Kiefernzapfen sind beinahe gleichmäßig am Baume berteilt, wenn er überhaupt Zapfen trägt, und stehen immer in den Winkeln des letzten Triebquirls. Der innere Bau, die Dauer der Entwicklung, die Reife und das Abfallen der Zapfen, die Form der Samen und deren Ausfallen alles dies zeigt bei den drei Bäumen auf- fallende Verschiedenheiten und überraschende Seiten, die wir jetzt mit Stillschweigen übergehen, da wir ja Kiefer, Fichte und Tanne nur unterscheiden lernen wollten, und dazu reichten sckwn die Nadeln hin. Auch die entnadelten Zweigstückchen lassen sich genau bestimmen. Die Tannennadel hinterläßt, wenn sie abfällt, eine nicht erhöht« runde Narbe, während die Fichten- und Kiefernnadeln an den Trieben kleiite Höckerchen hinterlassen, die bei der Fichte auffallend scharf sind. Wir halten fest an diesen drei Namen, die freilich in den ver- schiedenen Teilen Deutschlands   mehrfach verwechselt werden. Die Wissenschaft, soweit sie deutsche Pflanzennamen braucht, wendet sie an wie wir. Den in Deutschland   nur vereinzelt borkommenden, ebenfalls immergrünen TaxuS dessen Nadeln den Tannennadeln sehr ähnlich, aber einspitzig und unten hellgrün sind und den kleinen Wachholderbusch übergehen wir, denn sie tragen wenig dazu bei. uns den Winter grün zu machen. Wohl aber sei des treu- losen Lärchenbaumes noch gedacht, eine» echten Nadelholzes, ber im Winter seine fichtenähnlichen Nadeln verliert; eine auf- fallende Ausnahme von der Gattungsregel. Sollte mancher Leser seine Föhre oder Forle oder Forche ver- mißt haben, so wisse er, daß dies ortsübliche Namen der Kiefer sind, ebenso wie die Fichte auch wohl Rottanne und die Tanne auch Edel- oder Weißtanne genannt wird. Me ick mir Hude   vcrfchafftc. Ruff, ruff, ruff!" Unaufhörlich geht es so. Ich lasse mir von meinen beiden Töchtern vieles gefallen. Wenn mir ihr Treiben einmal zu bunt wird und ich dazwischen fahren möchte, so brauche ich nur über die Zeitung hinweg in ihre eifrigen und fröhlichen Gesichter zu sehen, und mein Unmut sucht schnell das Weite. Ruff, ruff. ruff!" Und dazu wird auf der Erde herumgekrabbelt und getrampelt, daß ich mich innerlich lebhaft dazu beglückwünsche, daß wir trotz einiger sonstiger Bedenken parterre gezogen sind. Diese dem Leben so gut abgelauschte Szene aus dem Kinder- lcben entnehmen wir einer Sammlung von Erlebnissen und Plan- derswnden mit Kindern, die Ernst Almsloh unter dem Titel A u s m e i n n v i e r P f ä h l e n" soeben im Verlag von Kaden u. Co. in Dresden   erscheinen läßt. Das Büchlein versucht auf nach- dcnklichc Art den Kindern so manche Fragen des Lebens proletarisch zu beantwortem________ »Nun sagt mal, ihr kleinen Mätze. ivaS spielt ihr denn ßal" Schweinchen! Ruff, ruff, ruff!" Als das kleinere der beiden Schweinchen aus Versehen in meine greifbare Nähe rückt, erwische ich es und ziehe es am Nöckchen zu mir heran. Rufst ruff, ruff! Schweinchen beißt!" Ich schlinge den Arm fest um das kleine Schweincher» und drücke es an mich, so daß es mich nicht beißen kann. Höre mal, du kleiner Matz, ein Schweinchen ist aber nicht gerade sehr nachahmenswert. Du weißt doch noch, wo wir diesen Sommer die Schwcinchen gesehen haben. Da war eS fein sauber, was?" ,,J i i i h, nein! Ganz schmutzig!" Na also! Weißt Du nicht noch, wie die Schweinchen mit dem Rüssel im dicksten Schmutz herumwühlten?" Der kleine Matz nickt ungeduldig. Möchtest Du denn auch so mit dem Mäulchen" I i i i h, Vater, i i i i H! N e i n!" Aber damit ist sie mir auch schon entwischt und ehe ich sie noch wieder zu greisen vermag, liegt sie schon am anderen Ende des Zimmers am Boden und rutscht auf allen Vieren. Wauwau, wauwau, wauwau! Denn bin ich'n Hund, Vater, nicht?" Ich denke an meine arme Frau. Der herbste Schmerz bleibt ihr ja zwar erspart. Sie schafft hoch oben im fünften Stock auf dem Trockenboden, und so sieht sie nicht, wie gründlich der Fuß- boden hier unten von den vier Knien ihrer Töchter gebohnert wird. Aber sie wird den Schinerz später erleben, wenn sie die Strümpfe ansieht: Mann, sieh' doch nur! Diese großen Löcher! Und heute morgen haben sie die Strümpfe erst frisch angezogen!" Ja. ja. aber wenn die Kinder jetzt im Winter nicht nach draußen können--" Dann können sie im Zimmer auf den Knien laufem statt auf den Füßen, was? Schöne Grundsätze! Du brauchst freilich die Strümpfe nicht zu flicken!" Nein, liebes Weib.. Wauwau! Wauwauwauwauwau!" Erschreckt fahre ich zusammen. Ich glaubte schon, meine Frau wäre ins Zimmer getreten und würde von den beiden zweibeinigen Hündchen freudig begrüßt. Aber die Hunde zanken sich nur untereinander. Sie bellen sich an und ahmen so täuschend die Bewegungen und Gesichter wütender Hunde nach, daß ich laut auflachen muß. Aber dieses Signal hat gerade noch gefehlt! Jetzt wird erst gebellt! Ich greife zu einer Kriegslist. In aller Eile raffe ich meine zoologischen Kenntnisse zusammen. Welche? Tier ist denn stumm? Kinder, jetzt spielt mal Fische!" Schwapp, liegen sie beide glatt auf dem Boden und rudern und schwimmen mit Händen und Beinen� so daß sich mir die Haare sträuben bei dem Gedanken, es könnte gerade in diesem Augenblick das Verhängnis meine arme Frau in die Stube führen. Vor allen Dingen müssen die Kinder vom Boden auf. Eine neue Kriegslist: Und nun spielt mal Vögel!" Aber ich hatte mich getäuscht, wenn ich etwa geglaubt hatte. ich könnte durch den raschen Wechsel meine beiden hoffnungsvollen Mädchen aus der Rolle bringen. Einen Moment liegen sie still. Dann aber ist die Große auf den Beinen, und mit ausgebreiteten Armen, beide auf und ab be- wegcnd, tänzelt sie durchs Zimmer. Piep piep piep piep!" Und der kleine Matz hinterdrein: Piep piep piep piep!" Und von lärmender Fröhlichkeit, von lachender Ausgelassenheit dröhnt das Zimmer. Wie gut, daß wir parterre wohnen! Jetzt greife ich zum äußersten Mittel. Scheinbar achtlos nehme ich das Märchenbuch in die Hand und blättere darin herum. Im selben Augenblick klettern beide an meinen Beinen herum» und ihre kleinen Arme schlingen sich um-meinen Hals, so daß ich kaum Atem holen kann, und wie auS einem Munde kommt es: Vorlesen, lieber Vater, bitte, bitte!" Und ich beginne zu lesen: ES war einmal-- Und es ist ruhig im Zimmer, ganz ruhig! Wenn meine Stimme schweigt, kann man die Spinn« an ihrem Netz spinnen hören. Es ist aber keine Spinne die duldet die Mutter nicht im Zimmer es ist das Märchen, das seine bunten, schönen. Bilder spinnt. Und vier wcitgcöffnete blaue Kindcraugen hängen andachtsvoll an meinem Munde. Es kostet mich fürwahr nicht die kleinste Ucberwindung ln meinem Leben, wenn ich mich jetzt nicht im Vorlesen unterbreche und die lieben kleinen Mäulchen küsse. Und aus diesen zarten Mündchen kam noch bor wenigen Mi» nuten ein so ohrenbetäubender Lärm? Ruff, ruff... wauwau... piep piep! Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckereiu.BerlagsanitaltPaulSlngerä:Co..BerllnL>V.