zum Achterschiff.

het fich noch ein Teil ver früheren Kajüte, verstümmelt und gerndt, mit einem hohen Kamin­rohr schräg durch das Skylight gesteckt.

Wir hatten ein unvergleichlich schönes Ded", sage ich, aber es war auch keine kleine Arbeit, es immer in Ordnung zu halten. Jeden Morgen, den Gott werden ließ, ob im Hafen oder auf See, im Sturm oder bei gutem Wetter, wurde das Deck gespült und einmal auf jeder weiten Reise mit Steinen gescheuert. Ein nied­liches Geschäft! Die ganze Bejagung liegt in einer Reihe auf den Knien und reibt mit abgeschliffenen, mittelgroßen Steinen hin und her auf den Schiffsplanten. Dabei ist das Deck mit feinem Sande bestreut und wird immer naß gehalten, ein ordentlich feuchter Kram. Schließlich meint man, daß die Schultern aus den Gelenken gehen und die Kniescheiben springen müßten, dabei aber ist es äußerst stärkend, besonders für die Rückenmuskeln und gibt außerdem Appetit und guten Schlaf. Eine volle Woche pflegt dieses Scheuern zu dauern. Aber wenn dann schließlich aller Sand weggespült und das Deck, nachdem es wieder trocken, mehrere Male mit Leinöl eingerieben ist, bekommen die Blanken einen herrlich warmen, gelben Ton, und jede Ader im Holz kommt zum Vorschein. Es ist eine Freude zu sehen, und mir ist's immer vorgekommen, als würde der Schritt leichter auf einem solchen Dec. Sieh nur, wie elend man diesen hier behandelt!" sage ich, als der alte Schiffsrumpf, ohne daß man auch nur an einen Fender denkt, knirschend und knackend in den Kai einbiegt. Ein schwarzer Mann oben auf dem Vorderteil winkt mit der Hand: Backbord! Backbord! Und ein anderer schwarzer Geselle achteraus am Ruder dreht träge das Rad nach Backbord. Die Galle fönnte einem überlaufen bei einer solchen Tölpelhaftigkeit. Hier war doch rasches Handeln nötig! Jah hätte nur da stehen sollen Der Messingbeschlag des Rades glänzt in der Sonne. Es ist ein feines Rad, sicherlich noch ein leberrest aus besseren Tagen. Uebrigens liegt eine gewisse Vornehmheit über all dem wenigen, was sich noch vom Achterdeck findet mit seinen gedrechselten Barriereftüßen und hübschen Ornamenten. Aber es ist Vornehm­heit unter Sohlenstaub und aufgenagelten Bretterſtüdchen.

Die hat einen gehörigen Schaden weg", sage ich, vom Wagen herunterspringend und mich zu der Kette vordrängend. Durch einen eisernen Bolzen oder eine scharfe Steinfante ist die alte Huff an der Seite zerfrakt und die Farbe abgeschabt. Das weiße Holz scheint durch in einer langen, handbreiten Schramme. Aber wo die Stöße leichter gewesen find, geht die Farbe nicht gleich in den schwarzen Sohlenteer über, dort schimmert eine schöne, dunkelgrüne Farbe durch.

Ich bemerke jetzt auch an den Rüsten, daß die Hulk ihrerzeit ein Bartschiff gewesen ist. Biele vergeffene Details tauchen plöh lich vor mir auf. Die eingebaute Kajüte mit dem Niedergang an Steuerbord. Der schmale Raum zwischen Rad und Kajüte. Das Kompaßhäuschen auf dem langen Kajütendache- ein Kompaß ist nicht mehr vorhanden, aber es muß ja einer dagestanden haben. Auf der Achterseite des Rades das kleine Dedhaus mit dem Nieder­gang zur Segeltoje. Manch liebes Mal ist das ein guter Schuh gewesen während der langen Stunden, die man am Ruder stehen mußte. Wieviele Stunden mögen es sein, die ich da verbracht habe? Drei Jahre nacheinander in der Nacht zum 11. Januar schnitt ich ein Kreuz oben in die Decleiste vom Deckhause, grade über der Achse des Rades.

Welche unzähligen Erinnerungen wedt nicht schon dieser kleine Fled, gewissermaßen das einzige, was sich noch von meinem alten Fahrzeuge findet! Wie habe ich nicht hier von Hize und Qualm gelitten unter dem Aequator, und von der durchdringenden Kälte in den Schneestürmen des Eismeeres unterhalb Stap Horn! Aber auch welche stillen, wunderbaren Nachtstunden mitten zwischen den Millionen strahlender, sich spiegelnder Sterne habe ich hier ver­träumt!

Ja, fein Zweifel, es muß das alte Schiff meiner fröhlichen Matrojentage sein! Und so behandelt man dich, seit du abgenutzt bist! Da muß man erleben, daß der Rudersmann mit der Pfeife im Munde steht, ja, sogar seine Pfeife auf das Mahagoni der Stajütentappe ausleert und auf Dec spuckt! Nicht einmal deinen Namen hat man dir gelaffen! Das Ramenbrett ist abgerissen, und an seiner Stelle stehen ein paar fußhohe Buchstaben und einige Ziffern. Ein numerierter Sohlenprahm von irgendeiner Dampf­schiffgesellschaft. Welche Erniedrigung!

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Jezt hat die Kohlenhult uns passiert, und die Männer haben schon angefangen, die Brüde an ihren Blah zu winden. In einer Minute ist die Baffage frei. Aber jetzt habe ich unsere Abgangszeit und alles um mich her bergessen.

Ich folge dem alten Fahrzeuge den anal entlang.

Halloh!" rufe ich dem Manne am Ruder zu. Halloh!" Er sieht mich wohl, bemüht sich aber nicht, die Pfeife aus dem Munde zu nehmen, um zu antworten. Stapitän Halloh, Kapitän!" Das zieht.

Was gibt's?" fragt er höflich. Finden sich auf Ihrem Fahrzeuge einige Zeichen unter der Dachleiste des Dedhauses grade über der Radachje?" rufe ich. Er neigt den Kopf herunter und scheint lange zu suchen. Dann nimmt er die Pfeife aus dem Munde und sagt etwas.

Signn nichts hören!" antwortete ich mit der Hand hinter dem Ohr.

FZ

Da trilt er einen Schritt vom Nade fort und malt mit seinem Finger in die Rußschicht der Wand drei große, schräge Kreuze. " Es ist mein altes Schiff", fage ich, als ich wieder in Wagen size.

Also wirklich!" ruft meine Frau erfreut.

Sie will noch etwas sagen, schweigt aber, als sie meinem Blick begegnet.

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Dann schnalzt der Kutscher mit der Zunge, um unseren Gaut in Bewegung zu bringen, und schweigend fahren wir zum Echijt

Ein fluch Afrikas .

Vom Aberglauben im schwarzen Erdteil. Von H. Singer.

In Aequatorialafriko, vor allem auch in großen Teilen unserer neuen Grwerbungen aus dem französischen Kongolande, wütet die Schlaffrankheit, die die Eingeborenen in Massen dahinrafft und bewirkt hat, daß weite Streden besonders im Gebiet des Sanghastromes bereits zur nahezu menschenleeren Wildnis geworden sind. Die Kolonialstaaten versuchen gegen die Krankheit anzufämpfen. Die Aussichten sind zwar trübe, aber ein schließlicher Erfolg ist möglich.

Eines anderen, älteren Fluches Afrifas, der Sklavenjagden und der damit verbundenen verheerenden Begleitumstände, ist man heute schon einigermaßen Herr geworden. Einigermaßen erit, denn noch steht keineswegs jeder Winkel Afritas unter wirksamer euro­päischer Aufsicht; aber Erscheinungen wie etwa Samory, Rabeh, und Wadai, gehören doch für immer der Vergangenheit an, find die fansibaritischen Araber und die Sultane von Barnu, Bagirmi fünftig nicht mehr denkbar. In Kamerun und dem englischen Nigeria haben bis noch vor wenigen Jahren die mohammedanischen Fulbejultane alljährlich zu bestimmten Zeiten Stlavenjagden in den benachbarten jogenannten Heidenländern in Szene gesetzt; da mit ist es heute nichts mehr. Das Schlimmste bei diesen Menschen­jagden war, daß nur der geringste Teil der Ueberfallenen lebend fortgeschleppt wurde, nämlich die jungen Weiber und die Kinder. Die übrigen Gefangenen ließ man gewöhnlich über die Klinge springen. Und da die Sklavenjäger nie vergaßen, die Felder zu vernichten und das Bich wegzutreiben, so zog Hungersnot ein, und es gingen viel mehr Menschen nebenher zugrunde, als wirklicy geraubt wurden.

Nun gibt es noch einen dritten Fluch Afrikas , unter dem noch heute ungezählte seiner Bewohner dahinsinten, trotz der Kolonia fationsarbeit der Weißen. Er entgeht gewöhnlich ihrer Aufmerk­jamkeit und erscheint nur selten als Faftor in den Rechnungen der Solonialpolitiker; denn die Wirkungen treten nicht so offen zutage, wie etwa bei Silabeuraubzügen oder der Schlaffrankheit. Dieser Fluch ist der Aberglaube der schwarzen Menschheit, ein Abera glaube so finster, wie etwa der noch nicht weit zurückliegende Heren­wahn europäischer Völker. In der kolonialen Praxis herrscht heute der an sich gang vernünftige Gundjab, daß die Beamten und Offi­ziere sich der Eingriffe in die sozialen Verhältnisse, die Rechts­anschauungen und sonstigen inneren Angelegenheten der Sultanate und Häuptlingsschaften möglichst enthalten sollen, besonders dort, wo die europäische Herrschaft nur erst an der Oberfläche haftet. Es genügt in diesen Fällen, daß die Stämme mit einander Frieden halten, für Sicherheit sorgen und ihren Steuer- oder Arbeitsver­pflichtungen gegen die Stationen leidlich nachkommen. Um das, was sie sonst tun oder dulden, pflegt man sich wenig zu fümmern. Daher kommt es, daß der Aberglaube nach wie vor Berheerungen anrichtet.

Zur Erläuterung dieses beklagenswerten Zustandes mag hier auf Beobachtungen Bezug genommen werden, die ein französischer Offizier Namens Poupard teilweise gerade in den Gegenden hat sammeln können, die durch das jüngste Kongoablommen deutsch geworden sind. Man weiß, daß die Franzosen ihre Kolonie Aequa­torialafrika, aus der jene Kompensationen herausgeschnitten sind, noch sehr wenig in der Gewalt hatten, daß fie ihnen größtenteils nur auf dem Papier gehörte, und daraus erklärt es sich leicht, daß Dinge, wie sie Poupard vor drei Jahren bekannt gab, hier sogar gang in der Nähe der Militärstationen vorkommen konnten. Der Hauptträger des afrikanischen Aberglaubens ist der Fetisch­priester mit seinem Anhang. Man verabscheut ihn im Dorfe oder Stammesbezirk und zeigt ihm doch stets ein freundliches Ge­ficht. Man fürchtet ihn und überhäuft ihn doch mit Gunstbezeugun gen. Ihn schüßen eben seine Verbrechen; denn seine Schüler, die er allein fennt, würden ihn durch allmähliche Bernichtung des ganzen Dorfes rächen, wenn es jemand einfallen sollte, ihm zu schaden. Der Fetischpriester bedient fich keines Kriegshandwerks zeuges und hat doch eine wirksame Waffe, und die schlägt schnell, sicher und geräuschlos. Sie hinterläßt teine Blutflecken und sonstige Spuren. Der Betroffene selbst spürt sie faum, er leidet wenig, stirbt aber immer. Diese Waffe ist das Gift.

In der Umgegend von Libreville beobachtete Poupard beim Durchzuge durch ein Dorf eine sehr bewegte Szene, die damit schloß, daß jemand ein Getränk, das ihm gereicht wurde, zu sich nahm. Der Franzose begriff damals die Szene nicht, später wurde fie ihm erklärt. Es handelte sich einfach um die über ganz Afrika