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Höhe angewachsen und verursachte in Ernst ein unbehagliches I der Erregung willen, die in ihnen qult und tost; das Dramatische, Gefühl. das Temperament und die Ekstase dieser Gestalten und Geschehnisse Besorgt blidte er nach hinten. Da sah er auch schon wie ist es, was ihn dem Greco in die Arme trieb. Die Geschichte hat der Kapitän aus der Kajüte trat, in Delzeug und Südwester und gleich darauf kam das Kommando:" Kreuzoberbramfegel nieder." Gott   sei Dant, es wurde beigedreht. Ernst wartete nun, daß für ihn der Befehl kommen sollte, feinen gefährlichen Platz zu verlassen, aber nichts.- Verflucht nochmal," dachte er, die haben dich hier vorn bergeffen." Jett braßten sie die Rahen an den Wind.

Ernst überlegte. Sollte er von selbst hinuntergehen und nach Hinten laufen? Aber nein, das ging nicht, das konnte man für Feigheit halten, das tar unmöglich. Er mußte hierbleiben.

Wie hypnotisiert starrte er in die hohe wilde See, die sich mitunter steil, vor ihm erhob und im nächsten Augenblick über ihn wegstürzen mußte. Jebt tam wieder eine angerollt, aber der Bug hob sich und gleich einem stolzen Schwan wiegte sich das Schiff auf ihrem Kamme. Krampfhaft flammerte Ernst sich an das Geländer, als die Selene" wieder in die Tiefe schoß.­Nun luble das Schiff auf. Ernst sah im Dämmerlicht den Kapitän, wie er neben dem Steurer stehend, diefem die nötigen Befehle erteilte.

Er wußte genug. Man hatte ihn vergessen. Wenn das Schiff jekt gegen den Wind drehte und eine See übernahm, war er ver­loren. Noch länger hier stehen zu bleiben wäre Wahnsinn.

Mit fiebernden Händen löste er die Knoten des Taues, mit denen er sich festgelascht hatte. Er eilte der Treppe zu, um sich in Sicherheit zu bringen.

Da plöblich fühlte er fich emporgehoben, ein dumpfer Drud benahm ihm den Atem, seine Sinne verwirrten sich, er dachte an den Dandy- cake, die fleine Grete, Vater, Mutter.....

Mann über Bord!" brüllte ein Matrose, der von der Mars­rahe den Vorgang beobachtet hatte. Und Mann über Bord pflanzte sich der Schredensruf fort über das ganze Deck.

Aber niemand kann dem Unglücklichen helfen. Eine Rettungs boje wird ihm nachgeworfen, mit der stillen Hoffnung, daß sie ihn nicht erreichen möge, denn das würde nur einen verlängerten Todeskampf bedeuten.­

Rach Mitternacht hatte der Sturm fich gelegt. Hans stand auf Ausgud und dachte an seinen Freund und dessen trauriges Ende. Da fühlte er plöglich einen leichten Schlag im Gesicht; er­fajroden fährt er auf. Eine Möve, wahrscheinlich geblendet durch das grüne Licht der Steuerbordlaterne

ihre Logit und was unsere Zeit betrifft, so geschieht ihr, was Wilhelm Haufenstein in seinem ausgezeichneten Buch vom Nackten Menschen"( über das demnächst hier gesprochen werden soll) also erkennt: Die unermüdliche Dialektit der Geschichte gibt unserer Zeit den Drang zur Synthese, zu den ganz gebundenen Formen. Wie unsere Gesellschaft sich aus dem Chaos der liberalen Individualismen nach neuen sozialen Bindungen sehnt, so sehnt sie sich in der Kunst nach lapidaren Symbolen. Marées und Cézanne   gingen der neuen Bewegung wegweisend voran." Wer die Zusammenhänge des geschichtlichen Geschebens also zu sehen vermag, der weiß, daß die Wiedergeburt jenes merkwürdigen spanischen   Malers einen Sinn hat und eine Notwendigkeit war. Darum freilich sind die, die feine Sprache sprechen, noch längst keine Helden; aber sie sind Symptom. Mag Oppenheimer ist ein Wetterzeichen; es fommt ein Sturm der Synthese über diese Welt.

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Was malt nur dieser Novize? Eine Himmelfahrt, die dringend an ein Bild im Prado, dem Madrider Museum, erinnert; eine Kreuzabnahme, die nach Architektonik und Farbenmusik mit dem in Toledo   hängenden Begräbnis des Grafen Orgaz" innig verwandt ist. Was die Himmelfahrt" betrifft: die gleiche, aufammenströmende Geschlossenheit, die Figuren ineinander geballt, dazu ein Flackern und wildes Bittern, als schössen Flammen aus Erdspalten; und schließlich die purpurnen und violetten Töne des Tiepolo, ein fahles Feuer, ein dumpfes Glühen. Was die Kreuzabnahme betrifft: das gleiche Nebeneinander von düsterem Schwarz und feierlicher Bunt­heit, von Bürgerrod und priesterlichem Ornat; eine ähnliche Teilung des Bildes in ein irdisches und ein bimmlisches Gefchehen; die groteste Naivität, daß unten lebenswahre Bildnisse statt bekannter Berfonen nebeneinander stehen, während von oben aus dem Licht­geflire der Wolfen die Hände Gottes niedergreifen. Der blutende Leichnam bestimmt die Stala der Farben; das Blut dunstet und schreit in reinem Krapp.

Wiederum möchte man fragen: Was sind uns solche Drgien überhigten Mönchtums; riecht das nicht nach Inquisition   und Scheiter haufen? Tut es. Dennoch: das Eigentliche dieser Bilder, das Leidenschaftliche, dieser Heißhunger nach Synthese, das ist es, was sie Wahrzeichen der neuen Geistesart sein läßt. Der Dialekt ist seltsam, aber der Sinn, um den er sich müht, antwortet unserem Instinkt. Ohne 8weifel: bis jetzt ist bei dem, was Oppenheimer will, biel Manierismus, auch fämpft er noch mit der gelernten Afademie und wer weiß es war in den Bildnissen merkwürdigerweise mit Lenbach. Zugleich aber ist gegen ihn geflattert und dann mit einem sonderbaren Schrei, der er ein fleischernes Zeugnis für den Aufgang einer Walerei neuer wie ein Jauchgen lang, im Dunkel der Nacht verschwunden...... Geistigfeit. Wenn die Schladen   der katholischen Hysterie abgestoßen werden, wird aus solchen Wurzeln vielleicht etwas erwachen, was die künstlerische Erfüllung unserer Sehnsucht ift. El Greco  

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( Gelegentlich einer Ausstellung von Bildern des Mag Dppen heimer bei Baul Caffirer.)

Bon Robert Breuer.

Was nun diesen Greco betrifft, so wird er vielen noch un bekannt sein. Er war für längere Zeit vergessen worden; dann bat ihn Meier- Gräte auf einer spanischen Reise sozusagen wieder entdeckt und hatte um solch neuen Lieblings willen den Belasquez getötet. Das war ein wenig hißig, immerhin, es läßt sich solche unbedachte

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Der Jmpreffionismus steht im Zenith; viel mehr, als was er Berehrung begreifen. Um nun diesem Greco ein wenig näher zu in der stolzen Reihe von Manet   bis Liebermann leistete, wird er fommen, wird man jedenfalls gut tun, neben Meier- Gräfe   das nicht gewinnen fönnen. Die Kunst der reinen Malerei, der eine Büchlein zu lesen, das soeben im Münchener Delphin Verlag er Madonna nicht mehr gilt als ein Spargelbündel, scheint ihre Anti- schienen ist: August L. Mayer  , El Greco  . Man lernt das these lernen zu müssen: daß auch im Spargelbündel ein Leben Reben und die Werke diefes merkwürdigen Mannes, der höherer Art, irgend eine Geistigkeit, verborgen sein kann. Während 1547 zu Candia   auf Kreta   geboren wurde und 1614 in man sich gestern noch dagegen verwahrte, je etwas anderes zu malen Toledo   starb, einigermaßen tennen. Man trifft auch zum erstenmat als das, was es wirklich gibt, was jeder, auch der nüchternste, zu vereint in leidlichen Reproduktionen die den meisten von uns so sehen vermag, hat man sich heute schon damit abgefunden: Gesichte schwer zugänglichen Arbeiten, wie sie im Escorial, dem spanischen zu malen, wie sie bis zu ihrer Verkörperung durch den Binsel mur Königsschloß, in den Museen und Kirchen jener Halbinsel hängen. im Gehirn des Künstlers lebten. Nun ist es gewiß richtig, daß auch Im übrigen ist Mayers Buch nicht gerade genial, eher ein wenig alles das, was Liebermann malte:" Der Biergarten oder Die philiftrös. Dafür nur ein Beispiel. Mayer fagt: Was am meisten Straße aus dem Amsterdamer Judenviertel", so wie er es malte, bei den Schöpfungen Grecos Anstoß erregt, ist bekanntlich die Zeich nie zuvor gelebt hat, und ganz und völlig aus des Künstlers Hirn nung. Es gibt aber Fälle, wo man sich mit diesen Verzeichnungen" geboren wurde. Indessen, es ist doch noch eine andere Art fünft wirklich abfinden muß, ja, wo sie wirklich gefordert ericheinen. Eine lerischer Schöpfung, wenn Hodler   Greise über eine Wiefe wandern natürliche Zeichnung würde da den ganzen Charakter des Bildes läßt; diese Greise haben nie gelebt, diese hat nie geblüht, und nie stören. Bei anderen Werfen aber wirken diese Verzeichnungen doch schritten Männer also durch dies Symbol des grünenden Lebens. Solche start als Manier. Im übrigen dürfte doch etwas Nichtiges an der Andeutung genügt, um den Unterschied zu zeigen, zwischen dem, was von ärztlicher Seite wiederholt aufgestellten Behauptung sein, daß der Impressionismus wollte und dem, was die irgendwoher die Verzeichnungen namentlich des alten Greco mit einer Augen fommenden, irgendwohin gehenden Neuen begehren. Man braucht frankheit des Künstlers in Zusammenhang stünden". jekt nur noch an die Absichten des Mag Bechstein zu denken, an den Es ist sehr fatal, die Eigenart eines Künstlers aus misgearteten Farbenrausch seiner Musit, die er nach der Weise persischer Teppiche Augen erffären zu wollen. Gewiß, Greco mag pathologisch gewefen weber oder oströmischer Mofaizisten der Wirklichkeit entgegenießt, fein. Von uns aus gesehen, war er es sicherlich; er litt an der um ohne Verwundern, beinahe selbstverständlich, einer Erscheinung Kraufheit seiner Zeit, an dem Wahnsinn, der Philipp II  . die Blut­wie der des Mag Oppenheimer zu begegnen. Ob dieser Oppen- geißel über eine in Geburtswehen schauernde Erde schwingen hieß. heimer als ein starker Künstler der Nachwelt erhalten bleiben wird, läßt sich heute taum fagen, und sicherlich war es verfrüht, ihm eine ganze Monographie zu weihen, wie das in München   geschehen ist. Aber es kommt auch gar nicht so sehr darauf an, daß diefer junge Revolutionär zugleich ein Meister der Qualität sei; nur darum handelt es sich, daß er mit verzehrendem Ernst die Legenden der Heiligen, die Wunder der katholischen Kirche   malt, so wie sie einst der Fanatismus der Gegenreformation und das Jubilate des Jesuitenbarods gestaltet hat.

Kleines feuilleton.

Kulturgeschichtliches.

Der Knochenschlittschuh. Heutzutage ist der Schlittschuh

Was sind uns diese kirchlichen Mysterien; ein Nichts. Sie ein fleines technisches Wunder. Form, Größe, Befestigung sind werden auch dem Oppenheimer kaum mehr sein. Er malt sie um raffiniert ausgedacht, und Läufer oder Läuferin haben es leicht, mit