die Durchsicht der photographischen Himmelsaufnahmen, da fich auf jeder Platte Tausende von Sternen befinden, so viel Zeit in Anspruch. daß da? Vorhandensein eines neuen Sterns oft erst festgestellt wird, wenn er bereits wieder verschwunden oder zum wenigsten weder für ein Fernrohr noch für die Photographie erreichbar ist. Immerhin haben sich die Entdeckungen neuer Sterne in den letzten Jahren, namentlich durch den Eifer weiblicher Astronomen sehr vermehrt und beschleunigt. Damit ist aber für die Aufklärung der wichtigsten Frage noch wenig erreicht, denn man will doch vor allem wissen. wie die? wunderbare plötzliche Aufleuchten von Sternen zustande kommt. Nach der Auffassung von Professor Bickerton wird das durch denZui'amnienstofi zweier Sonnen hervorgerufen. ES sind gleichsam zwei tote Sonnen, die aufeinanderprallen und unter ungeheuren Flammen« erscheinungen einer dritten Sonne das Leben geben. Der Gelehrte wagt auch anzugeben, datz diese Geburt stelS eine dreiviertel Stunde dauert, gleichviel wie groß die zusammenstoßenden Sterne sind, weil mit der Größe auch die Geschwindigkeit wächst. Zufällig können derartige Katastrophen selbstver- ständlich nicht sein, sondern sie find geregelt durch die Gesetze der Massenanziehung. Viele Jahrhunderte, bevor der Zusammenstoß erfolgt, haben die Sonnen bereits be» gönnen, gegen einander zu fallen, wobei die Geschwindigkeit dauernd wächst, je näher sie einander kommen. Es würde demnach zu bedenk- lichen Schlüssen führen, wenn vielleicht einmal auch an unserer Sonne mir Sicherheit ermittelt werden würde, daß die Geschwindig- keit, mit der sie und die ganze Planetenschar durch den Weltraum eilt, in einer stetigen Zunahme begriffen wäre. Bisher aber ist das noch nicht geschehen, und es würden sicher Jahrtausende nötig sein, um eine solche Beobachtung in zuverlässiger Weise zu machen. Treffen zwei Sonnen schließlich aufeinander, so wird die enorme Gewalt, die sich ans dem Produkt von Maffe und Geschwindigkeit ergibt, beim Zusammenstoß aufgelöst und in Hitze verwandelt. So entsteht der neue Stern, dessen Maffe sich infolge der explosionsartigen Erscheinungen binnen einer Stunde zu einem Dnrchmeffer von vielen Millionen Kilometern auswächst. Der berühmte neue Stern im P-rseus(Nova Persei) hatte bei seiner Erscheininig am Himmel einen Glanz, der unter Berücksichtigung der weiten Entfernung, den der Sonne zehntausendmal übertraf Aller- dingS war dieser Stern der hellste, der wenigstens seit dreihundert Jahren beobachtet worden ist. Aus dem Tierleben. Langlebigkeit bei den Tieren. Diese Frage, die so recht eine Domäne der naturwissenschaftlichen Märchenbildung ist und vielfach recht groteske Beantwortungen sogar in der wiffenschastlichen Literatur findet, hat kürzlich eine eingehende Untersuchung durch zwei französische Zoologen erfahren. Räch Dr. A. L e a r a n d läßt sich folgende Tabelle der Lebensdauer im Tierreiche aufstellen. Nach zu- verlässigen Beobachtungen haben gelebt: S00 Jahre Krokodil. Karpfen: 20» Jahre Walfisch, Elefant; tb» Jahre Falle; 10» Papagei, Krähe. Adler? 60 Löwe. Rhinozeros; 50 Gans, Hecht, Pelikan: 40 Hirsch. Geier; 80 Esel, Stier, Kamel; 25 Pferd. Pfau, Distelfink, Buchfink; 20 Schwein. Bär, Dam- Hirsch, Kuh, Taube, Katze, Hund, Wolf, Krebs; 18 Ochse; 15 Ente, Aal, Nachtigall, Lercke, Fuchs, Fasan; 12 Schaf, Brasse; 10 Ziege, Sperling , Schlei, Drossel, Rotkehlchen, Zeisig, Grille; 8 Kanin- chen; 7 Haje, Eichhörnchen, Spinne; 5 Hänfling; 3 Zaunkönig. Der andere Forscher L. G u e n o t verficht in seinem Buchels. genese des aspeces auimales"(Die Entstehung der Tierarten) die Anficht, daß diese Zahlen insofern zu hoch gegriffen sind, als es sich hier um Tiere handelt, die vor den schädlichen Einflüffen der Um- gebung durch den Menschen künstlich geschützt waren. Zieht man diese Einsliisic in Betracht, so bekommr man folgende Ausstellung, in der die Tiere nach der in der Zoologie üblichen Klassifikation gruppiert sind: der Elefant lebt 100 120 Jahre; das Rhinozeros 2537 Jahre; Pferd und Hirsch 40; der Weißbär 37.- der Löwe 35; der Ochse 30; da» Wildschwein 25; die Katze 1420; Schakal und Hund 1718; das Schaf 15; der Fuchs 14; der Hase 10; das Eichhöriick>en 6; weiße Ratte und Maus 2 3. Der Falke 164 Jahre, der Geier 118, der Adler mehr als 100 Jahre, die Krähe 5070, der Papagei 80100 und länger. die Eiderente 80100 und länger; Kuckuck, Elster 30; Gans, Schwan 100; Nachtigall, Amsel, Gimpel. Distelfink. Zeisig, Sperling 1225; Taube, Huhn 1030; Truthahn, Goldfasan 15. Die Schildkröte lebt bis zu 300 Jahren; die Kröte 40; der Triton 15 Jahre. Der Krebs wird bis 20 Jahre alt. Die Ameisenkönigin lebt 1015 Jahre; Bienen- und Termiten- königin 45 Jahre; die Drohnen 4 L Monate; die Arbeits­biene»Monate, die Zikaden 13 und 17 Jahre. Spinnen leben 1 2 Jahre; die Spinne Atypus piceus 7 Jahre. Schnickelschnecken erreichen 6 8 Jahre, einige Arten von Mollusken 50100 Jahre und länger; Blutegel bringen es bis zu 20 Jahre»: Regenwürmer bis zu 610 Jahren; Abtinien bis min- destenS zu 67 Jahren. t Bei Durchficht beider Tabellen, die übrigens in Hauptpunkten gut miteinander übereinstimmen, fällt es auf, daß manche nah ver- wandte Tierarten ganz gewaltige Unterschiede in der Lebensdauer aufweisen Es kann aucki keine Regelmäßigkeit konstatiert werden derart, daß höhere Arten längere Lebensdauer als die niederen be- säßen. Alle derartigen gesetzmäßigen Zusammenhänge liegen hier vorläufig noch im Dunkeln,>md die Ausgabe der Wissenschaft besteht zunächst nur darin, möglichst genaues und möglichst vollständige» Material für weitere Untersuchungen zu sammeln. Technische?. Bambuspapier. Während man noch vor einigen Jahr- zehnten in der Schule lernte, daß das Papier hauptsächlich aus Lumpen hergestellt wird, haben sich die Verhältnisse seitdem, sehr geändert. Diese Wandlung prägt sich übrigens auch darin aus, daß in den deutschen Handelsstädten Gebäude wie die alten Lumpen- speicher und Namen wie Hadergass« verschwunden, sind. Gegen» wärtig spielt der Holzbrei als Rohstoff für die Papierfabrikation die größte Rolle, und in Amerika beispielsweise hat sein Verbrauch derart zugenommen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten , die bis dahin ihren Waldreichtum für unerschöpflich gehalten hatte, strenge Maßregeln zum Schutz der Wälder ergreifen mußte, wenn diese nicht durch den Hunger der Papierfabriken in bedrohlicher Weise abnehmen sollten. Da auch in anderen Ländern, in denen eine geregelte Forstwirtschaft längst besteht, das Holz nicht in be- liebigen Mengen zur Verfugung ist, so hat man sich noch nach mancherlei anderen Stoffen umgesehen, die, zur Bereitung von Papier dienen könnten. Unter anderem, hat das Alfagras aus Nordafrika ein« zunehmende Bedeutung dafür gewonnen. Viel- leicht die beste Pflanze aber für diesen Zweck wie eins der nütz- lichste» Gewächse auf der Erde überhaupt scheint der Bambus zu sein, der von den Chinesen schon seit vielen Jahrhunderten zur Papierfabrikation gebraucht wird. Das hat man auch in Amerika eingesehen und den Plan gefaßt, zum, weiteren Schutz der Heimat- lichen Wälder den Bambus zu gebrauchen. In der neuerworbenen Zone des Panamakanals und außerdem in der tropischen Jnsek Porto Rico besitzen die Vereinigten Staaten jetzt ein Gebiet, wo jährlich mehrere Millionen des schnell wachsenden Bambusholzes erzeugt werden könnten; außerdem gedeiht' er auch in den südlichen Teilen der Union selbst recht gut. Da nun auch amerikanische Sach- verständige zu der Ueberzeugung gekommen sind, datz der Bambus in der Papierbereitung allen anderen Stoffen überlegen ist, so ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß der in Ostvfien schon seit so langer Zeit hochgeschätzte Strauch bald auch in Amerika eine stärkere Verbreitung gewinnen wird. Die Zunahme der Zentralheizung. Daß in den Großstädten die Zentralheizung während der letzten Jahre eine rasche Ausbreitung erfahren hat, davon kann man sich an den Neu- bauten und ihren Anpreisungen überzeugen. Namentlich nachdem die Mängel der Dampfheizung durch die Vervollkommnung der Warmwasserheizung aus dem Wege geräumt sind, werden jetzt Iveitaus die meisten Häuser mit Zentralheizung gebaut. In öffent- lichen Gebäuden gar ist sie schon fast allgemein geworden, während in Mietshäusern sich hier und da ein Rückschlag in die Bevorzugung der zwar umständlicheren, aber behaglicheren und angeblich in manchen Punkten auch immer noch gesünderen Ofenheizung be- merkbar gemacht hat. Immerhin steht der große Fortschritt der Zentralheizung auch in den Wohngebäuden außer Zweisel. Einen zahlenmäßigen Beleg dafür hat Dr. Richard Schröder aus CHar- lottenburg imGesundheitsingenieur" erbracht. Auch jetzt liegen erst von 15 deutschen Großstädten genaue Erhebungen vor. Danach würde Charlottenburg verhältnismäßig die meisten Woh- nungen mit Zentralheizung besitzen, nämlich rund ein Achtel der Gesamtheit, und die Zahl der Wohnungen nut Zentralheizung hat sich in einem Zeitraum von 3 Jahren um mehr als das Doppelte vermehrt. Die anderen Städte, von denen Ziffern vorliegen, stehen aber in dieser Hinficht trotz starker Zunahme weil zurück. In Schöneberg belief sie sich nach einer Statistik, die allerdings nur für das Jahr 1905 angestellt worden ist, auf 6I v. H. In Berlin selbst hatte in dem gleichen Jahr noch nicht der hundertste Teil sämtlicher Wohnungen Zentralheizung. Etwas überlegen scheinen in dieser Hinsicht Hamburg und Düsseldorf zu sein, auch kleinere Städte wie Posen, Lübeck und Altona . Diese Ziffern er- geben aber insofern kein vollständiges oder überhaupt richtiges Urteil, als die Anlage einer Zentralheizung in alten.Häusern wegen der damit, verbundenen Schwierigkeiten, und Kosten nur selten vorgcnoinlncn wird. Es kommt also wesentlich darauf an, welche Berücksichtigung die Zentralheizung bei den Neubauten findet. Die Feststellungen über diesen Punkt ergeben nun ein recht günstiges Bild. In Charlottenburg beispielsweise wurden in den letzten Jahren 61 v. H. aller Neubauten mit Zentralheizung versehen. Auch in anderen Städten, wo diese Art der Heizung noch nicht eine derartig« Aufnahme gefunden hat, ist sie wenigstens in dauerndem Fortschritt begriffen. In Essen hat sich der Anteil der Neubauten mit Zentralheizung von 4.6 v. H. im Jahre 1902, auf 14,4 v. H. im Jahre 1908 gehoben. Eine ähnliche Steigerung ist in Köln ermittelt worden. Meist sind es gerade die großen Wohnungen, die in dieser Weise ausgestattet werden. Nur in Grotz-Berlin überwiegen gerade die kleinen Wohnun�n mit Zen­tralheizung als Behausungen bequemer und zahlungsfähiger Jung- gesellen. Dr. Schröder hat seine Untersuchungen auch auf die Steigerung der Mietpreise durch die Zentralheizung ausgedehnt. Im allgemeinen scheint die Preissteigerung etwa ein Viertel zu betragen, was als viel zu hoch bezeichnet werden muß._ Kerantwartl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckereiu.VerlagSansta!tPaulSingeräCo.,BerlinLVV,