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werden. Pferde und Wagen hatte er auf Kredit genommen einen Rubel beilege, und zu guter Leht hatte sie dem Küster noch und war selbst für Zinsen und Anzahlungen aufgefommen; unter Tränen aufgetragen, ihren eigenen tiefen Rummer und der Konsul hatte nur für ihn gebürgt. Und für dieses geringe Glück wanderte er nun den Weg der Schande. Die Schritte hallten in Belles Seele wieder; er faßte nicht, wie er es er tragen sollte. Er sehnte sich nach seinem früheren Stumpffinn.
Lasse schwatte sich darüber hinweg. Für ihn war es das Schicksal, schwer und traurig, das aber nicht anders sein konnte. Das Wiedersehen hatte auch so vieles in ihm aus gelöst, er war aufgeregt. Alles, was er sah, amüsierte ihn. Wie konnte man doch nur auf den Einfall kommen, Menschen hier drüben so zusammenzustauen, wie die Heringe in einer Tonne! Und daheim auf Bornholm lagen ganze Strecken, wo kein Mensch wohnte. Sich dem Fenster zu nähern, wagte er nicht, er hielt sich vorsichtig ein Stück davon zurück im Zimmer und sah auf die Dächer hinaus. Das war ja auch ganz verrüdt! Man fonnte ebensogut die Aehren auf einem Kornfelde zählen wie die Häuser hier.
Belle rief Marie, die sich bescheiden in ihrer Stube aufgehalten hatte. Das ist meine Pflegemutter," sagte er und faßte sie um die Schulter. Und das ist Vater Lasse, den Du schon lieb host, wie Du immer sagst. Kannst Du uns jetzt etwas Frühstück besorgen?" Er gab ihr Geld.
,, Die ist hübsch, ja, das ist sie," ſagte Lasse und wühlte in seinem Sad. Sie soll was geschenkt haben. Da hast Du einen roten Apfel," sagte er zu ihr als sie zurückkam, den mußt Du essen, dann wirst Du meine Braut." Marie lächelte ernsthaft und sah Pelle an.
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( Fortsehung folgt.)
( Radbrud berboten.)
Der Zwist zwischen dem Vater und dem Sohne bestand schon Tange bald, nachdem Beter Soldat geworden, hatte er begonnen. Damals schon war der Alte dahintergekommen, daß er einen Kudud gegen ein Falten eingetauscht hatte. Wohl hatte es nach seiner Meinung dem Gesetz entsprochen, daß der jüngere, kinderlose Bruder für den älteren, der eine Familie hatte, zintrat. Akim hatte vier Kinder, Peter dagegen noch keins. Dafür war Peter ein tüchtiger Arbeiter, ganz so wie der Alte: flink und gewandt, kräftig und ausdauernd, und er war vor allem mit Lust und Liebe bei der Eachye. Nie war er ohne Arbeit. Sah er irgendwo jemanden arbeiten, dann mußte er, ganz so wie der Alte, gleich mit zugreifen nahm die Sense und mähte ein Beet herunter, lud einen Wagen voll, sägte einen Baum nieder oder zerfleinerte einen HolzHaufen. Mit schwerem Herzen sah der Alte ihn zichen, doch war eben nichts zu machen. Der Soldatendienst war wie der Tod. Wer Soldat wurde, war so gut wie verloren für die Seinen, es war zwecklos, seiner zu gedenken und ihm nachzuweinen. Nur felten, wenn einmal dem älteren Sohne ein Beispiel vorhalten wollte, gedachte der Alte Peters. Die Mutter dagegen sprach öfter von ihm und lag dem Alten schon lange, fast zwei Jahre lang schon, in den Ohren, er möchte Petrucha doch etwas Geld schicken. Aber der Alte hatte immer geschwiegen, wenn sie davon anfing.
Schmerz in recht rührenden Worten zum Ausdrud zu bringen. Petrucha, daß ich mir aus Sehnsucht nach Dir, weiß Gott , schon ,, Glaubz mir, mein inniggeliebter Sohn, mein Herzensjunge die Augen ausgeweint habe. Mein liebes, gutes Kind, warum hast Du mich nur verlassen...?" An dieser Stelle war die Alte in Tränen und Wehklagen ausgebrochen und hatte zum Küster gesagt:" Damit ist's genug" und mit diesen Worten hatte der Küster den Brief auch geschlossen.
dem Hause gegangen, noch den väterlichen Rubel, noch die letzten Aber Petrucha sollte weder die Nachricht, daß seine Frau aus Grüße seiner Mutter erhalten. Der Brief tam mit dem Gelde und der Mitteilung zurüd, daß Petrucha im Kriege als Verteidiger des Baren, des Vaterlandes und des rechten russischen Glaubens gefallen sei.
Als Petruchas alte Mutter den Brief erhielt, weinte sie eine Zeitlang und ging dann wieder an die Arbeit. Am Sonntag darauf ließ Peter in das Verzeichnis der Toten, für die regelmäßig in ging fie zur Kirche, bestellte eine Totenmesse für den Gefallenen, der Kirche gebetet wurde, eintragen und verteilte Hostienbrot unter die frommen Leute, damit sie des Knechtes Gottes Peter im Gebet gedächten."
Auch Aginia, die Soldatenfrau, weinte zine Zeitlang, als sie bom Tode ihres geliebten Mannes erfuhr, mit dem sie nur ein Jahr zusammengelebt hatte. Es tat ihr leid um ihren Mann und um sein früh vernichtetes Leben, und in ihrem Wehklagen sprach sie von Peters blonden Locken, von seiner Licbz, von dem bitteren Los, das nun ihr und ihrem fleinen verwaisten Wanjka, der inzwischen zur Welt gekommen, bevorstehe, und sie jammertz ganz herzzerreißend darüber, daß Petrucha für seinen Bruder mehr Liebe empfunden habe als für sie, die nun ihr Leben unter fremden Leuten schuß- und hilflos verbringen müsse.
Im Grunde ihrer Seele aber war Aginia ganz froh über Peters Tod. Sie erwartete ein zweites Kind von einem Markthelfer, mit dem sie zusammenlebte, und nun durfte ihr niemand mehr Vorwürfe machen, der Markthelfer aber konnte sie heiraten, wie er ihr versprochen, als sie seine Geliebte geworden war
9.
Michail Semjonowitsch Woronzow war der Sohn des russischen Gesandten in London und hatte in England seine Erziehung erhalten. Unter den russischen hohen Beamten seiner Zeit zeichnete er sich vorteilhaft durch seine umfassende europäische Bildung aus, war ein Mann von großem Ehrgeiz, freundlich und umgänglich im Verkehr mit Tieferstehenden und ein gewandter Höfling im Umgang mit Höhergestellten. Er konnte sich das Leben ohne Macht und Gewalt auf der einen und dienstwillige Unterordnung auf der anderen Seite nicht vorstellen. Er besaß alle erdenklichen hohen Würden und Orden, galt als ein ausgezeichneter Soldat und hatte sogar die Truppen Napoleons bei Craonne geschlagen. Er war im Jahre 1851 bereits ein hoher Siebziger, doch war er förperlich noch durchaus rüstig, hatte einen fräftigen, elastischen Gang und war vor allem noch immer der fluge, feine Kopf, der sich in seiner einflußreichen Stellung zu halten und seine Popularität zu bewahren wußte. Er war selbst sehr reich, hatte eine reiche Frau sie stammte aus dem gräflichen Hause Branidi und besaß als Statthalter von Kaukasien große Einkünfte. Einen beträchtlichen Teil seines Einkommens verwandte er für die Erhaltung seines Palais in Tiflis und des herrlichen Parkes, den er am Südufer der Krim angelegt hatte.
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Am Abend des 4. Dezember 1851 hielt vor seinem Palais ein mit drei Pferden bespannter Kurierpostwagen. Der von der Reise ermüdete, ganz mit Staub bedeckte Offizier, der dem StattDer Hof der Kurenfows galt als reich, und der Alte hatte halter die Meldung des Generals Koslowskij vom Uebertritt ChadschiGeld zurückgelegt, doch hätte er um nichts in der Welt seine Er- Murats zu den Russen überbrachte, stieg, die steif gewordenen sparnisse angerührt. Als sie nun den Namen des jüngeren Sohnes Beine kräftig streckend, an den Wachen vorüber die Freitreppe des so oft aus seinem Munde vernahm, entschloß sie sich, ihn zu bitten, Statthalterpalais hinan. Es war gegen sechs Uhr abends, und er möchte doch, sobald er den Hafer verkauft hätte, dem Sohne Woronzow war socben im Begriff, zu Tisch zu gehen, als ihm die wenigstens ein Rubelchen schicken. Und sie brachte ihren Gedanken Ankunft des Kuriers gemeldet wurde. Woronzow empfing diesen zur Ausführung: als das junge Volk zur Hofarbeit gegangen war sogleich und kam daher einige Minuten zu spät zum Diner. Als und sie mit dem Alten allein blieb, überredete sie ihn, von dem er den Salon betrat, wandten die etwa dreißig geladenen Tischfür den Hafer vereinnahmten Gelde einen Rubel an Petrucha gäste, die teils um die Fürstin Jelisaweta Xaverjewna herumfaßen, zu schicken. Zwölf Scheffel von dem Hafer wurden, nachdem er teils da und dort zu Gruppen zusammengetreten waren, sich sogleich geworfelt, in Säde gefüllt und auf drei Schlitten verteilt, um dem Eintretenden zu. Woronzow trug seine gewöhnliche dunkle zum Verkauf nach der Stadt gebracht zu werden. Vom Stüfter hatte Uniform, die keine Epauletten, sondern nur einfache Achselschnüre die Mutter einen Brief an Petrucha aufseßen lassen, den gab sie und als Ordenszier nur ein einziges weißes Kreuz am Halse jetzt dem Alten nit, der den Hafer selbst nach der Stadt bringen aufwies. Sein glattrasiertes Fuchsgesicht lächelte verbindlich, wollte. Er veri prach ihr, einen Rubelschein einzulegen und den während die leicht zusammengekniffenen Augen die Anwesenden Brief von der Stadt aus an den Sohn zu senden. Er legte den musterten. Mit raschen, weichen Schritten trat er ein, entschuldigte Brief in seinen Beutel, verrichtete sein Gebet, zog den neuen sich bei den Damen, daß er zu spät gekommen, begrüßte die Herren, Belz und den Kaftan drüber an und nahm auf dem vordersten traf auf die grusinische Fürstin Manania Orbeliani, eine etwa Schlitten Plaz, um nach der Stadt zu fahren. Auf dem letzten fünfundvierzigjährige, üppige, hochgewachsene Schöne von orientaSchlitten saß sein Enkel. In der Stadt ließ er sich vom Hauswart lischem Typus, zu und reichte ihr den Arm, um sie zu Tisch zu den Brief vorlesen und hörte aufmerksam, mit beifälligem Kopf- führen. Die Fürstin Jelisaveta Xaverjewna selbst nahm den Arm niden, zu. eines außerhalb in Garnison liegenden rothaarigen Generals mit In dem Briefe sandte Petruchas Mutter ihrem Sohne zunächst aufgezivirbeltem Schnurrbart. Der Fürst von Grusinien reichte ihre Segenswünsche, dann die besten Grüße von allen, gab ihm seinen Arm der Gräfin Choiseul , einer intimen Freundin der Nachricht vom Tode seines Taufpaten und teilte ihm zum Schluß Fürstin. Der Hausarzt Andrejewskij, die Adjutanten und die mit, daß Arinia, seine Frau, nicht bei ihnen habe bleiben wollen, übrigen Herren folgten teils mit, teils ohne Damen den beiden sondern bei fremden Leuten lebe. Sie betrage sich, wie man höre, Paaren. Die mit langen Livreeröden, Strümpfen und Schnallenehrbar und anständig. Sie erwähnte, daß der Vater dem Briefe schuhen ausgepußten Lakaien waren den Gästen beim Niederfiten