— 1%— ftftaimt fein. Kasper spricht tatsächlich besser, als manche modernen HWHnenautoren schreiben. Aber wie steht es mit seiner Moral? Um eS ehrlich einzn- tmimen: nicht zum besten. Die Uviversalmünze, mit der er alles begleicht, heißt Prügel, Wichse, Klopje. Er prügelt seine Gläubiger. «r prügelt seine Frau, er prügelt seine Schwiegermutter, er prügelt Die Obrigkeit, er prügelt den Tod und er prügelt den Teufel. Scharfsinnigen Beobachtern ist diese handfeste Maral oder viel- mehr Unmoral denn auch keineswegs entgangen. Rabe teilt ein entzückendes Lied mit, das sich in einer alten, teils handschristlichen. teils gedruckten Sammlung finden soll und die Szenenfolge der typischen englischen Kasperkomödie„Punch und Judith' schildert: ..Scheusall" rief's, ließ Punch sich blicken: Schielend auf dem linken Aug', Buckel wachsend hoch am Rücken, Habichtnase, Hängebauch. Doch— mit Fistelstimme— schmeicheln Und den Weibern Liebe heucheln Könnt er wie kein andrer Wann: So auch Judith er gewann. Aber rohen Türken gleichend, I Hat e i n Weib ihm nicht genügt Zwanzig, ließ es sich erreichen, Hütt er gern hinzugefügt. War anch noch so schön sein Weibchen, Immer sucht er andre Täubchen. (Was? Moral?— Galt nicht die Laus!) Hielt sich stets ein Liebchen aus.-- Bei so be wandten Umständen ist es weiter nicht sonderbar, daß öngstliche Gemüter an den Kaspervorführungen den vorschrifts- mäßigen Anstoß genommen haben. Sie vergaßen nur, daß die hin- reißende Naivität, daß der offensichtliche Spaß alle unreinen Nebenwirkungen chemisch rein verbrennt. Ein Hambur - ger Schriftsteller Albert Johannsen hat ihnen einmal eine überaus treffliche Antwort erteilt. In e.iner kleinen Skizze, die beim Tode «ines bekannten Kasperdarstellers geschrieben wurde, läßt er Kasper zu Petrus an die Himmelstür kommen, wo er dem üblichen Per- Dör unterworfen wird und in die Hölle hinabgesandt werden soll. D>em guten alten Kasper fällt dabei ein. wie sündhaft er den Teufel auf Erden immer verhauen bat und er bezweifelt mit Recht, ldaß sich zwischen ihnen ein freundschaftlicher Verkehr werde her- Pellen lassen. In diesem Augenblick erscheinen gerade einige Kin- (der an der Himmelstür, die nach altem Brauch ohne weiteres her- «ingelassen werden. Sie erkennen jubelnd ihren geliebten Kasper tvieder und in Rücksicht auf die Freude, die er unzähligen Kindern Gerettet hat, läßt Petrus ihn mit den Kindern hinein. Und so konnte der gute alte Kasper schließlich doch noch in den Himmel kommen, obwohl er auf Erden alle moralischen Autor'- Wen nach Herzenslust vertobackt hatte. Kleines feuilleton Kulturgeschichtliches . Zur Geschichte der Buchdruckpresse. Man hat längere Zeit geglaubt, daß die im Leipziger Privalbesiy befindlichen, 1441 datierten Reste einer Buckdruckpresse taisäcklich von Gutenberg selbst stammen und uns somit die Kunde bringen von den allererste» An» sängen der Buchdruckkunst. Spätere Forschung hat jedoch die Eckt- Ijeit dieser Reste erfolgreich in Zweifel gezogen. Wie die ältesten Pressen aussahen, zeigen uns erst die Zeichnungen, die bis zum An- sang des XVI. Jahrhunderts zurückdatieren. Unter diesen Zeichnungen befindet sich eine Reihe von Entwürfen de? genialen Leonardo da Vinci , der als Künstler, Naturforscher und Philosoph gleich Großes leistete. Die.Zeilschrist für Bücherfreunde" lenkt nun!>ie Aufmerksamkeit auf diese aus den Jahren 1490 bis 1515 stammender Konstruktionen, die technisch und kulturgeschichtlich hoch- interessant sind. Zwei von ihnen verdienen besondere Beachtung. Die erste Konstruktion stellt eine Presse mit Links- und Rechts- Oewinde dar. Es läßt sich mit dieser Presse bei der gleichen Be- »vegung des Preßbengels doppelt soviel Hub der Preßplatte erzielen als bei einer Presse mit einfacher Schraube..Eine solche Schraube muß zwei Mutlern haben, die eine unten, die andere oben", setzt �Leonardo unter die Skizze.« Noch interessanter ist die zweite Konstniktion, die bei der Be- «vegung des Preßbengels auch den Preßlisch mittels zweier Zahn- räder und einer Rolle sich bewegen läßt. Diese Bewegungen des Preßtischcs sind so berechnet, daß einmal der Tisch nach vorne hinablänft, so daß man das bedruckte Blatt bequem abnehmen und «in frisches Blatt auflegen kann, das andere Mal eine entgegengesetzte Bewegung ausführt und unter die Preßplatte gezogen wird. Man «rlennr leicht, daß hier im Keime die Idee der Schnelldruckpresse «nthalten ist. Jedenfalls bot diese Konstruktion auch damals der Ausführung nicht die geringsten Schwierigkeiten. Ob diese jedoch versucht wurde, wissen wir nicht. Bielleicht ist »7ese Idee anfangs ck'ienso vernachlässigt worden, wie so manches, was der große Geist Leonardos vorausgeschaut hat. Wie dem auch sei, die Geschichte der Buchdruckkunst darf mit Recht die Leonardo- Scbacb. Unter Leitung von S. A l a p i n. H. Rinck. ab edefgh chch Zeichnungen zu ihren ältesten Denkmälern rechnen._______ �__ Kerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlik— Druck u. Verlag: LorwärtsBuchdruckereig.VerlagsanstcltPaulSingerchEo�BerlinLiäG� Weiß am Zuge gewinnt. Lösung: 1.161(um in der Schlußstellung Kf6 zu verwehren) 1...... sXk6(1...... bl D, 2. f7) 2. So5t, Kf5 1 (2...... Kd5 S. Sa4 oder 2...... KXd4 3. SbSf nebst Sd2) 3. Kh.5 1, bl D; 4. Lei!, DXL; 5. s4f. Kf4; 6. SdSf nebst SXD- Schachnachrichten. Am 19. Februar beginnt das inter - nationale Turnier von San Sebastian . Preise: 5000, 3000. 2000, 1500 Fr.; außerdem jeder Zähler 100 Fr. und jeder Teilnehmer 400 Fr. Kostenentschädigung. Das Gambitturnier von A b b a z i a ist beendet. Schluß- stand: Spielmann 15, Duras 13'/,. Cohn II1/» Reti 11'/» Lowtzki 11, Flamberg lO'/a, Frei mann 101/» Szekely 81/» Leonhardt S1/» Nyholm 7'/-, Roielli 7'/j, Bürbach 5'/» Schwarz hat die über- wiegende Mehrzahl(etwa 65 Proz.) sämtlicher Partien gewonnen, wodurch das von Dr. Tarrasch und anderen Glossatoren zum Zuge (1. v4. so! 2. f4) s5Xk4 gewöhnlich hinzugefügte(die Ablehnung soll angeblich besser sein) in Frage gestellt und die von uns immer vertretene entgegengesetzte Ansicht bestätigt worden ist. Auf die theoretischen Errungenschaften des Turniers werden wir noch gelegentlich zurückkommen. Einstweilen nachstehend eine Anzahl der wichtigsten Turnierpartien von Abbazia als Forschungsmaterial. .Klassische Verteidigung Weiß— Szekely, Schwarz— Freimann. 1. o4, sb:2. 14, sXk4 l; 3. 8�1—53, g7— g5 1; 4. Lfl— c4?(h4!); 4...... Lf8— g7 1(dieser Zug von Philidor wird„klassisch" genannt); 6. d2-d4, d7— d6; 6. 0—0, h7— h6; 7. c2— o3, Sg8— e7?(7...... Sf6I ist das richtige. Auf 8. g3 kann dann 8...... Lh3 folgen.) 8. g2— g3, gö— g4 (8...... fg3; 9. LXf7t, KXL; 10. SXgSf*■)». Sf3-h4, f4-f3; 10. Lei— e8, Sb8— c6(besser Sd7); 11. Sbl— d2, 0-0; 12. h2— h3, h6— h5; 13. h3Xg4, h5Xg4; 14. 862X13 I, g4Xß; 16. DdiXß, Lc8-e6(651); 16. Lo4Xe6, f7Xe6; 17. Df3-g4, ScÖ— e5(Verzweiflung; aber wie ist die Drohung Le3— h6 zu parieren?); 18. d4Xe5, 1)68—67; 19. Le3— h6, Se7— 06; 20. Lh6Xg7, Dd7Xg7; 21. DgSXeOt- Schwarz gab auf. „Muzio". Werfe— Duras, Schwarz— F l a m b e r g. 1. e4, e5; 2. k4. eX«!? 3. Sf3, g6 1; 4. Lc4?, g4?; 6. 0—0, 65; 6. LXd5(besser ed5) 6.... 06; 7. Lb8(in Betracht kommt LXk7f) 7.... gXk3; 8. DXf3. Le6; 9. LX««. vdss-; 10. Khl, fXe6; 11. vXk4. Se7; 12. 63. Sa6; 13. Sc3, Tg8; 14 vk7f-. Kd7; 15. VXtr?. Lg7; 16. Tf7, Taf8; 17. Le3(Turmtausch war besser) 17____ DXe3; 18. TXg7, Th8!: 19. TXe7t, Kd8; 20. Dg7, Tf8— g8; 21. TXb7(Auf 21. Df7 folgt 21.... Dg3 oder 21. Dk6, Th6) 21____ TXg7; 22. TXg7, DhÖ. Weiß gab auf. „Kieseritzki". Weiß— Cohn,©chtnarz— Seoft» Hardt. 1. e4, e5; 2. k4, sXk4 1; 3. 3k3, g5!; 4. b4I, g4; 5. Se5 1, Sg9-f6; 6. Lfl— o4, 67-65; 7. 04X65. Lf8-g7(Auf 7.... Ld6; 8. 64. 0-0 folgt 9. 0-0!, Sh5; 10. SXg4, DXh4; 11. Sh2 1, Sg3; 12. Tel,(3; 13. 3Xk3. Dhlf; 14. Kf2, Seif; 16. Ke3, DbOf; 16. Kd3 1, Dg6 1; 17. TXS, Lf5; 18. Sg51, To8; 19. So3 , h5 1; 20. L62. 367; 21. Df3, 3k6; 22. Tfl 2C. zugunsten von Weiß. Nicht aber 8.... 0—0; 9. LXk4? wegen 9.... Sh5: 10. g3, f6 nebst event. SXg3) 8. 62-64. Sf8-h5; 9. Sbl— o3 (Bedeutend besser ist 9. 0-0!, VXb4: 10. Del, DXDI; 11. TXV» 0—0; 12. c3 I, Te8; 13. Sa3 1, a6; 14. Ld2 nebst event. 363:c. Bf4 muß auf die Dauer fallen) 9.... 0—0: 10. 8o3— e4?(Oer- hältni«mäßig besser ist Se2) 10.... TIS— e8?(Mit 10.... De7I hätte Schwarz leicht gewinnen könne»' 11. 0— Ol, Dd8Xb4; 12. LclXf4, g4— g3; 13. Lf4Xg3, ShSXgS; 14. Se4Xg3, Dh4XgS; 16. Ddl— h5, Dg3— eBf; 16. Kgl— hl, De3— h6; 17. DXD, LXD; 18. SX17, Kg7; 19. 66 l. LeO; 20. Taell, LXL; 21. TXT, LXT; 22. dXc7, Sa6; 23. TXT, SXe7; 24. Tc8, Lf4; 25. 368, Lc4; 20. b3, Lf7; 27. SXL, KXL; 23. g4, Ke7; 29. Kg2, Kd7; 30. Th8, h6; 31. Kf3, Lg5; 32. Th7+, Kd6: 33. c4, b6; 34. Ke4, a5; 35. Tg7, SeS; 36. Tgöf, Sföf; 37. KI5, Ee7; 33. Tg7t, Kd6; 39. TXL. Schwarz gab auf.
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29 (17.2.1912) 34
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