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Stoß verfett. Sie hatten sich immer nur gerade über Waffer p Butler hatte auch die nähere Bekanntschaft des zottigen Chanefi, halten können; jett verdiente er weniger mit seiner ver- des Blutsbruders von Chadichi- Murat, gemacht. Chanefi fannte früppelten Hand. Karl wollte vorwärts und ging zum Ein- biele Lieder der Bergbewohner austvendig und trug sie sehr gut vor. Um Butler eine Freude zu bereiten, ließ Chadschi- Murat den segnungsunterricht, das kostete auch Zeit und Kleider. Peters Awaren öfters ein Lied singen, das er selbst auszuwählen pflegte. Rüdgang im Verdienst hatten sie dadurch wieder eingeholt, Chaneji besaß einen hohen Tenor und sang ungewöhnlich flar und daß sie Lasses Zimmer fündigten und sein Bett in ihre Stube ausdrudsvoll. Eins dieser Lieder gefiel Chadschi- Murat ganz be­hineinstellten. Aber sie wuchsen alle drei gut heran, es gehörte fonders und machte mit seinem feierlich- melancholischen Refrain Essen und Kleider dazu. 196 a si oju tun sit auch auf Butler einen tiefen Eindruck. Butler ließ sich durch den Shaun Peters Charakter hatte einen leinen Knads bekommen, Dolmetscher den Inhalt des Liedes übersetzen. er war nicht mehr so froh bei seiner Arbeit; ost drückte er sich davon hinweg und lungerte auf den Straßen herum, statt in die Fabrik zu gehen. Zuweilen war er des Morgens nicht aus dem Bett herauszutreiben, sondern froch unter das Feder bett und versteckte sich. Ich kann nicht mit meiner franken Hand," sagte er weinend, wenn Marie ihn herausziehen wollte, jeden Augenblick find die Messer dicht davor, mich wegzu­schnappen."

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Dann bleib nur zu Hause!" sagte Marie dann schließlich. Beforge Du das Haus, ich werde ausgehen und sehen, daß ich ein wenig verdiene. Drüben im neuen Etagenhaus in der Marktstraße fann ich Reinmacharbeiten bekommen."

Aber dann stand er auf und schlich von dannen, er wollte nicht, daß ein Frauenzimmer das Eisen für ihn verdiente.

Karl war ein frischer munterer Strolch, auf den nichts Eindruck machte. Die Straße hatte ihn erzogen, hatte ihre Schlammschicht anf sein Aeußeres abgesetzt und den unaus­löschlichen Funfen in seinen Augen entzündet. Er glich den Spaßen der Hauptstadt, die rauchgeschwärzt von der Intelli­genz der Stadt schimmern, sich unter den schweren Wagen­rädern hin und herbewegen und alles wissen. Er war jeden Tag irgendwie in der Slemme, kam aber immer mit heiler Haut davon. Das beständige Herumtrennen jaß ihm im Störper wie ein nie ruhender Impuls. Viele Auswege hatte er, um der Unsicherheit in seinem Erwerb abzuhelfen; der Kleine Hausstand beruhte hauptsächlich nur auf ihm. Aber nun hatte er es satt, seine Nahrung auf der Straße zu suchen, es war Trieb zum Vorwärtskommen in ihm, er wollte gern Kaufmann werden. Das einzige, was ihn zurüdhielt, war die Rücksicht auf das Heim.

Das Lied bezog sich auf die Blutrache, die früher zwischen Chanefi und Chadschi- Murat bestanden hatte, und sein Wortlauk war folgender: " Die Erde wird trodnen auf meinem Grabe, und du wirst mein vergessen, geliebte Mutter. Gras wird wachsen über meiner Gruft, und es wird deinen Schmerz überwuchern, mein after Bater. Die Tränen werden trodnen in den Augen meiner Schwester, und der Gram wird fliehen aus ihrem Herzen."

Du aber, mein älterer Bruder, wirst mich nicht vergessen, bevor du nicht meinen Tod gerächt hajt. Und auch du, mein zweiter Bruder, wirst mich nicht vergessen, ehe du nicht neben mir 19" insin im Grabe liegit."

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Glühend heiß bist du, o Kugel, und bringst den Tod, aber warst du nicht meine gehorsame Eflavin? Du wirst mich be­decken, o schwarze Erde, aber haben dich nicht meines Rofjes Sufe zerstampft? Du bist falt, o Tod, aber ich bin doch einmal dein Herr gewesen! Meinen Leib wird die Erde hinnehmen, meine Seele aber wird der Himmel empfangen."

Chadschi- Murat lauschte stets mit geschlossenen Augen auf dieses Lied, und wenn seine lebte, langgezogene Note vertlungen war, fagte er jedesmal zu Butler auf russisch: Schönes Lied, fluges Lied." nd

bewohner lag, machte auf Butler, feit er mit Chadschi- Murat und Die eigenartige, traftvolle Poesie, die in dem Leben der Berg­feinen Muriden befannt geworden, einen ganz besonders starken Eindrud. Er schaffte sich einen Beschmet, eine Zicherteska und Lederstrümpfe an. Er suchte sich hineinzuleben in das Denken und Fühlen dieser Menschen, in ihre Sitten und Bräuche.

Am Tage vor Chadschi- Murats Aufbruch versammelte der Majon einige Offiziere in seiner Wohnung zu einer fleinen Ab­schiedsfeier. Die Offiziere saßen teils beim Tee, den Maria Dmi­trijetna ihnen einschenkte, teils an einem zweiten Tische bei Wein, Branntwein und einem Imbiß, als Chadschi- Murat, zur Belle sah ein, daß das kleine Heim jetzt aufgelöst werden Reise gerüstet, mit raschen, weichen Schritten leicht hinkend ins mußte. Marie entwickelte sich start, es war nötig für sie, aus Bimmer trat. Alle erhoben sich und schütteten ihm zum Gruße die Hand. der Arche" herauszukommen, und wenn Karl seiner Jugend Ter Major lub ihn ein, auf dem niedrigen Diwan Blatz zu nehmen, nicht folgen durfte, sondern sich den Geschwistern opfern mußte, er dankte jedoch und setzte sich auf einen Stuhl am Fenster. Das würde er als Edensteher endigen. Sturz entschlossen, auf Schweigen, das bei seinem Eintritt herrschte, machte ihn nicht im eigene Hand zu handeln, wie er es gewohnt war, verschaffte geringsten verlegen. Er musterte mit Aufmerksamkeit die Gefichter Belle Karl die nötige Ausstattung durch einen Unterstüßungs- der Anwesenden und warf dann einen gleichgültigen Blick auf den verein und brachte ihn als Lehrling bei einem Kaufmann Tisch mit dem Samowar und dem Jmbiß. Ein redegewandter unter, für den der Junge Botendienste verrichtet hatte. erstenmal jah, fragte ihn durch Vermittelung des Tolmetschers, ob junger Offizier, Betrowskij mit Namen, den Chadschi- Murat zum smist ride dog- fi( Fortjehung folgt.) ihm Tiflis gefallen habe. Aija," antwortete Chadschi- Murat. ind chimstbird 19 Ter Cometscher sagte, es habe ihm wohl gefallen.

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ind 919( Nachdruck verboten.)

Chadfchi- Murat. Bundan

Von Leo Tolstoi .

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Und was hat ihm dort am besten gefallen?" fragte der Offi­Algier weiter. Chadschi- Murat gab Antwort, und der Dolmetscher überfrug nogion og seine Rede: am besten habe ihm das Theater gefallen. Und der Ball beim Oberstkommandierenden ai der ihm nicht gefallen?" Chadschi- Murat blidte stirnrunzelnd drein: jedes meinte er, habe seine eigenen Sitten. Bei uns fleiden sich die Frauen nicht so wie dort," sagte er und sah dabei Maria Dmitrijewna an. " Das hat ihm also nicht gefallen?"

Seit einer Woche bereits verweilte Chadschi- Murat in der Festung, als Gait des Majora Petrow. Maria Dmitrijewna hatte ihren Merger mit dem zottigem Chanefi, den Chadschi- Murat neben Eldar allein zu seiner Bedienung behalten hatte ewig stritt fie sich mit dem Awaren herum und mußte ihn einmal sogar aus der Küche hinauswerfen, weil er ihr beinahe den Hals abgeschnitten hätte. Tas hinderte sie jedoch nicht, für Chadschi- Murat ein ganz besonderes Gefühl der Hochachtung und Sympathie zu empfinden. Sie bediente ihn jcht nicht mehr bei Tische, sondern hatte dieses Am an Eldar abgegeben, doch benußte sic jede Gelegenheit, ihn zu sehen und ihm gefällig zu sein. Sie interessierte sich auch sehr Icbhaft für die Unterhandlungen, die seiner Familie wegen geführt wurden, wußte, wieviel Frauen und Kinder er hatte, und wie alt jedes von ihnen war. Sie erkundigte sich jedesmal, wenn ein Bote aus dem Gebirge bei ihm erschien, bei wem sie nur irgend konnte, wie weit die Verhandlungen gediehen wären.

Butler hatte während dieser Woche mit Chadschi- Murat die intimite Freundschaft geschlossen. Abwechselnd fam entweder Chadschi- Murat auf sein Zimmer oder er nach dem Zimmer des Gaftes. Zuweilen bedienten sie sich bei ihrer Unterhaltung eines Dolmetschers, doch mußte es öfters auch ohne einen solchen gehen, wobei ihnen allerhand Zeichen, und namentlich auch das Lächeln, als Verständigungsmittel diente. Chadschi- Murat hatte offenbar Butler liebgewonnen, was unter anderem auch aus dem Verhalten Eldars gegen diesen ersichtlich war. Sobald Butler in Chadschi­Murats Zimmer trat, begrüßte Eldar ihn mit einem freudigen Lächeln, das seine blizenden weißen Zähne zeigte, legte ihm eilig die Kissen zurecht, damit er sich sehe, und nahm ihm den Säbel ab, wenn er ihn umgeschnallt hatte. il ob

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" Es gibt bei uns ein Sprichwort," sagte er zum Dolmetscher, das lautet: der Hund bewirtet den Maulejel mit Fleisch, und der Maulesel den Hund mit Heu und so bleiben beide hungrig." Er lächelte bei diesen Worten. Jedem Volte gefällt eben seine eigene Art." Die Unterhaltung fam nicht recht vorwärts. Die Offiziere franken Tee oder aßen. Chadschi- Murat nahm das ihm angebotene Glas Tee und stellte es vor sich hin.

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Bielleicht etwas Eahne? Oder Semmel?" fragte Maria Dmitrijewna und reichte ihm beides. thin

Chadschi- Murat schüttelte den Kopf. Nun, so leb' denn wohll" sagte Butler und flopfte ihn auf das Knie. Wann sehen wir uns wieder?" bidi

Leb' wohl, leb' wohl," jagte Chadschi- Murat lächelnd auf Bijt Freund, ich guter Freund dein. Jest fort- schon russisch. Beit!" Er nidte mit dem Kopfe nach der Richtung hin, nach der er sich nun begeben müsse.

In der Tür des Zimmers erschien Eldar, irgend etwas Großes, Weißes über die Schulter und einen Säbel in der Hand tragend. Chadjahi- Murat winfte ihm, und Eldar tam mit seinen langen Echritten auf ihn zu und reichte ihm das weiße Kleidungsstück es war sein Filzmantel und den Säbel. Chadschi- Murat stand auf, nahm den Mantel über den Arm, ging damit zu Maria Emitrijemna und überreichte ihn ihr, während er einige Worte zu dem Dolmetscher sprach. Dieser überjezte Chadschi- Murats

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