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Reiß bei der nächsten Auflage eine Vervollkommnung nach dieser| sicheren Kulturrefte stammen, treten in der Zwischenzeit zwischen ber V. Th. Richtung hin erfahren möge.

Kleines feuilleton.

Sprachwissenschaftliches.

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zweiten und der dritten Eiszeit, in der Periode der sogenannten Kulturstufe von Chelles  , die ersten kunstgerecht von Menschenhand zurechtgeschlagenen Steinwerkzeuge auf. Diese ältesten Werkzeugformen der Menschheit, die zu Chelles  , einem Drt im nordfranzöfifchen Departement Seine- et- Marne  , gefunden wurden, lassen sich unter dem Gesamtnamen des Faust teils zusammenfassen. Aus einem größeren Stück harten Geflügelte Worte, die im Büchmann   fehlen. Gesteins, am liebsten Feuersteins, wurden durch grobes Bes Die Kämpfer für ein besseres Verhältnis unseres Volkes zur Sprache hauen breite, handliche Instrumente gestaltet, die mannigfache sehen bekanntlich eine Ursache des bisherigen Elendes in Wort und Verwendung fanden. Mit diesen bald mehr mandelfern- oder Schrift in der gedankenlosen Verwendung der ersten besten Bilder Lanzettförmig, bald oval, dreieckig oder ähnlich gebildeten Keilen und Wortformen; das Eingeben auf Entstehung und Inhalt der konnte man entweder stechen und bohren oder schneiden und schaben, bekanntesten Wortbilder führt einerieits zur Betrachtung unseres auch wühlen und schlagen. Das Ende, das man in der Hand hielt, Sprachschazes und im Erkennen der Eigenbeiten zu einer gewählteren war dick und rundlich. Außer diesem plumpen Chelles- Reil gab es Ausdrucks und Schreibweise. Die Nachweisung des Ursprungs zur selben Zeit, ja sogar schon etwas früher, fleine Werkzeuge in folgender geflügelter Worte, die wir unaufhörlich anwandten, oft Gestalt von Splittern und Spänen, die beim Berhauen der Feuer ohne den einstigen Sinn zu wissen, dient so besonders der Stärkung steine entstanden und ganz rob in Gebrauch genommen wurden. des Sinnes für die Sprache. Der alte Faustkeil wird dann zuerst feiner, leichter und mannig facher gestaltet in zwei Perioden, die man nach den Hauptfundorten die Kulturstufen von St.- Acheul und von Le Moustier ges nannt hat. Es sind Produkte der letzten Eiszeit und neben diesen Faustfeilen erscheinen schon andere Werkzeugformen, namentlich leichte Handspißen und grobe Schaber aus Feuerstein  . In immer reicheren Berschiedenheiten sind nun die Justrumente gearbeitet; fie verraten feinere Hände und gesteigerte Bedürfnisse, die wohl dadurch hervor gerufen wurden, daß die große Kälte die Menschen zwang, Höhlen als Wohnstätten zu benutzen und sich kleider zu machen. E3 werden nicht mehr rohe Keile aus dem Feuerstein heraus­gehauen, sondern fleinere Spaltstücke werden abgeschlagen und an den Rändern durch sogenannte Retuschen geformt. Das Formen der Schlag- und Spaltstücke geschieht nicht nur durch Hiebe, sondern, bauptiächlich bei feineren Arbeiten, durch Druck, wobei fleinere und kleinste Teilchen von den Nändern und der Oberfläche abgesprengt werden konnten, ohne damit das Werkstück zu gefährden. Diese Technik entwickelt sich immer mehr und reicht bis zur jüngeren Steinzeit; fie gelangt schließlich zu jener funstvollen Formgebung des Feuersteins, die man an den fogenannten gemuschelten" Klingen der älteren und jüngeren Steinzeit bewundern kanu. In der Kultur­stufe von Le Moustier besitzt der primitive Mensch an neuen Stein­geräten den Hohlschaber, Kraßer und Lochbohrer, und er erlernt bereits langiam, die Hartteile der von ihm erlegten Ziere, Knochen, Zähne, Geweihe, zu Werkzeug und Schmuck zu verarbeiten.

Wie schwierig die einwandfreie Beantwortung der Herkunftfrage fein kann, beweisen die von Feldmann in der Zeitschrift für deutsche Wortforschung angegebenen Ansichten über das geflügelte Wort, Wissen, wo Barthel Most holt". Man fann Most von Moos Geld ableiten, oder den italienischen Rechtslehrer Bartolus  , der um 1350 als pfiffiger Advokat bekannt war, als geistigen Paten sezen. Andere weisen darauf hin, daß in der Gaunersprache Barthel so viel wie Brecheifen" bedeutet, was einen Sinn gibt, der nicht ganz abzuweisen wäre. Wie alt der Spruch ist, geht daraus hervor, daß in zwei Sprüchen des 16. Jahr hunderts vorkommt: résolu comme Barthole( Entschlossen, wie Bartol). Uebergehen wir die schwächlichen Almanach- Erklärungen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, die von einem Mostschenken erzählen oder vom Heiligen Bartholomäus, fo kommt dem Sinne, den wir heute mit dem Wort verbinden, wohl die Erklärung am nächsten: daß es am 24. August, eben dem Barthelstag des Kalenders noch gar keinen Most gebe, man alio damit scherzhaft einen Menschen zurechtweisen wollte, der gescheiter sein wollte als andere".

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Der durch mißverstandenen Patriotismus etwas in üblen Ruf gekommene Turnerspruch Frisch, fromm, fröhlich, frei" wird aus 1574 schon nachgewiefen. Frisch, fromm, fröhlich, frei ist aller Studenten Geschrei" heißt es in einem Handschriftlichen Liederbuch jenen Jahres. Und aus 1673 ist eine andere Anwendung

bekannt

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Frisch, frei, fröhlich, freundlich, frumb( fromm) " Ist aller Buchdrucker Reichthumb".

Damit ist allerdings das Alter der Phrase und dekorativen Lüge ebensoweit zurückzusetzen.

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Woher nehmen und nicht stehlen" stammt aus einem Trauerstück Wagners( 1776) die Kindermörderin, wo es heißt: Wo­her nehmen und nicht stehlen? Wenn Sie mich auf den Kopf stellen, so fällt kein Heller heraus."

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Leben und leben lassen", das sich bei Goethe etwa acht mal findet, scheint Wieland zum Urheber zu haben, wie aus dem Briefwechsel Belters mit Goethe hervorgeht. Leben und leben Tassen," spricht Papa Wieland; und wenn unser cinem hier zu Lande erlaubt ist, ein Wörtlein mitzusprechen, so sage ich: Schreiben Lassen und schreiben!" und später schreibt er abermals:" So sage ich( mit Wieland) leben lassen und leben."

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Der Vorschlag zur Güte" entstammt ebenfalls dem 18. Jahrhundert, ivie auch ein Uebriges tun", welche beide von Wieland benutzt werden;" Das Gewerbe leidet darunter, wenn wir nicht ein Uebriges tun, wie meine Schwaben sagen."

Aus den Augen, aus dem Sinn" wird in sehr ähnlicher Fassung bereits in den Elegien des Sertus Propertius ( um 49-15 v. Chr.) nachgewiesen. Eine Anwendung aus 1784 durch Schubart ist interessant, weil darin der Begriff des Böbels in einer recht modernen Weise ausgedehnt ist. Wohl aus den Augen, wohl aus dem Sinn, denkt der studierte, wie der unstudierte Pöbel." Der neuere Sprachgebrauch des Boltes fennt einen gebildeten reichen Böbel feit langen. Man wendet das Wort auf die oberflächliche, nur äußerlich gebildete heutige Gesellschaft an, die als Schaupöbel" 8. B. bei Fürstenbesuchen die Linden flankieren.

Kulturgeschichtliches.

In der jungpaläolithischen( jüngeren Stein-) Zeit ist die erste Kulturstufe die von Aurigna c. Der Faustkeil ist hier aufgegeben; statt dessen treten Kappen- und fielförmige Schaber auf, einfache und doppelte Hohlichaber, mit denen man Holz- und Knochenstäbe glätten fonnte, zierliche Messerchen mit stumpfem Rücken, feingespitzte Bohrer und starte Stichel. Daneben erscheinen knöcherne Nadeln, Pfriemen, Spaten und dünne Wurfspeerspizen, die zum Teil aus Stein bestehen, zum Teil bereits fuöchern sind. In der Stufe von Aurignac   findet auch schon Elfenbein in ausgedehntem Maße Verwendung; die Stoßzähne des Mammuts und Neuntierhörner find das beliebteste Material für die Schnigkunst, die rasch zu einer hohen Blüte gelangt. Hier liegen die Anfänge der primitiven Kunst, der bald eine reiche Entwickelung beschieden war. In der jüngsten Neuntiergeit, dem sogenannten Magdalénien, das seinen Namen nach den Funden in der Höhle La Madeleine bei Tursao im süd­französischen Dordogne  - Departement erhalten hat, ist eine reiche Fülle primitiver Werkzeuge ausgebildet. Die Feuersteingeräte sind von sehr feiner Arbeit; unter ihnen finden sich zahllose fleine Federmessertlingen", winzige runde Kratzer, die vielleicht reihens weise als Zähne oder Schneiden an Sägen, Speerspitzen usw. ein geiegt wurden. Sehr mannigfaltig sind die Schnitzwerkformen der Madeleinezeit; da gibt es Harpunen aus Renntierhorn, Meißel, Nähnadeln mit feinen Dehren, Stecknadeln mit Knöpfen usw.

Aus dem Pflanzenleben.

Wie man Blumen frisch erhält. Mit dem Eindringen der Warmwasserheizung in die modernen Wohnhäuser beobachtet die Hausfrau häufig, daß geschnittene Blumen, die sich früher_oft mehrere Tage lang frisch erhielten, außerordentlich schnell verivelfen. Es gibt aber ein ausgezeichnetes Mittel, die Lebensdauer ge schnittener Blumen und ihre Frische zu verlängern. Im Gegensatz zu dem bekannten Hausmittel, das einen leichten Zusatz von Salz Die ältesten Werkzeuge der Menschheit. Mit in das Wasser empfiehlt, wird darauf hingewiesen, daß das wirk besonderem Interesse wendet sich der Menschengeist den frühesten samste und am besten geeignete Mittel der Zusatz von Zucker ist: Ahnungen und Dämmerungen der Kultur zu, jenen winzigen An- in 3 uderwasser fann man die Lebensdauer der Blumen vers fängen der Urzeit, die doch die Grundlage bildeten für die givili- doppeln, ja, sogar verdreifachen. Der Buderzusag muß jedoch, um sation. Eine ganze große Wissenschaft der Prähistorie ist entstanden, voll zu wirken, ziemlich stark sein. Dabei ist es interessant, zu der es mit unendlicher Mühe gelungen ist, aus den vorgeschichtlichen beobachten, daß einzelne Blumen auf den Buder verschieden reagieren. Funden wenigstens in großen Umrissen eine Vorstellung von jenen Bei Roien ist z. B. ein Zuckerzusatz von 7-10 Broz. am wirksamsten, ersten tastenden Schritten zu gewinnen, die der Mensch zur Erobe- Goldlack fordert 14 Proz., Crysanthemen aber sogar 15-17 Broz, rung der Welt gemacht hat. In der Sammlung Göschen gibt einer bei Nelken muß der Zuckergehalt 10-15 Broz. betragen. Es zeigt der Vertreter dieser Wissenschaft, Prof. Moritz Hoernes  , in drei sich dann auch, daß die Knospen der in Buderwasser bewahrten Bänden einen lleberblick über alles das, was wir heute von Blumen sich schneller entfalten, als die in gewöhnlichem Wasser der Kultur der Urzeit wissen, er beginnt mit einer Darstellung der stehenden Bugleich aber wächst auch die Größe der aufspringenden vormetallischen" Beiten, mit den Kulturen der älteren Steingeit in Blüten. Für gewisse Blumen eignet sich jedoch der Zuckerzusab nicht. Europa  , in denen die frühesten künstlichen Werkzeuge von Menschenhand Bu ihnen gehören der Flieder, Pelargonien und Lilien, die sich in entstanden sind. Während aus der ersten und zweiten Eiszeit feine gewöhnlichem Wasser am besten erhalten.

Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstelt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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