doch selbst Axthieben widersteht. Die Wände vestehenau? drei Lagen, mit wasserdichten Zwischenlagen. DaSGewicht schwankt zwischen 22V, und 27 Kilogramm. So entsteht allerdings die Zahl von 2500 Kisten, während Amundsen fürseine Gjöab-Expedition mir 105 Kisten im Gewichte von allerdings130—200 Kilogramm mitführte. Wie wir sehen werden, spielen dieseKisten eine grohe Rolle. War die Ausladung für die.Nimrod', daSSchiff der britischen Expedition, einfach, so war damit die Sache nichterledigt. Man war in eine Bucht mit geschloffener Eismasse geraten,und diese Eismaffe. auf die die Kisten und Fultersäcke entladen waren.begann sich aufzulösen, zu zerbröckeln und davon zu fahren. Mitungeheuren Strapazen und Mühen gelang es, die ganzen Vorräteauf festen Boden zu bringen.Die Kisten und Ballen werden zum Bau der Stationsgebäudebenutzt, indem man sie derartig aufschichtet, daß sie Wände bilden,die dann überdeckt werden. Die leeren, zum Fundament benutztenKisten füllt man mit Steinen oder Erde; erst die Scklittencxpeditionengreifen zu der Bautechnik der Eskimos, Eisblöcke zu brechen undzu schichten und mit einem Mörtel aus Schnee und Eis zu binden.Auch Hilfsgebäude, Beobachlungsstationen, Stallungen werden ausdiesen Kisten und Fulterballen errichtet. Die Bretter zu ihnenwerden schon vorher für ihre spätere Bestimmung vorgerichtet. Zueinem Dache für Stallgebäude der Ponys wurden einfach Hänge-matten zusammengenäht; das war die Konstruktion. Darüberkamendie Segeltücher. Ein Sturm aber bewies, daß das Dach nicht festwar. Da packten sie einfach alle Schlitten darauf, Schnee und Eislegte sich hinauf und das gab eine dicke warme Dachdecke.Heute bringen die großen Exveditionen Dachpappe und Filz-einlagen mit, komplizierte und sinnige Ofenanlagcn, Eisschmelzen,eine Azetylengasanstalt wird aufgebaut und diese blendenden Licht-quellen beleuchten ein Stationsleben, das nicht viel unbequemer istals daS in den Hochalpen.Die Hütte wird in Quartiere geteilt; für je zwei Personen, jenach Art der Schlaffäcke, besteht ein eigener Raum, wenn man dieTrennung durch Stricke als„Wände' betrachtet. Man baut sich ausBambusstäben und Kistenholz auch Betten und andere Möbel, undjede Partei stattet ihre„Wohnung' nach ihrem besonderen GeschmackauS. So wurde eine Abteilung in ShackletonS Station wegen desKomforts»Park Lane Nr. 1", nacb einer der vornehmsten Straßenvon London W., genannt;—„Pfandleihe" aber das Abieil desProfessors, wegen des Durcheinanders von wissenschaftlichen In-strumenten, gemachten Funden und den Ausrüstungsstücken. Einerverwandle Petroleumkincn zum Bettbau, ohne den Geruch als bc-sonders lästig zu empfinden. Ein Grammophon fehlte io wenig.wie eine Nähmaschine. Die Deutschen haben sogar einKlavier und Schreibmaschine mitgenommen. Die EngländerVertrieben sich die Langeweile der Polarnacht durch eine kleineDruckerei; sie legten ihre Eindrücke in einem Buch nieder, das sieselbst setzten und mit eigenen Illustrationen versahen. Mit Kohlenund Petroleum ausgerüstet, vermissen die Stationsmitglieder wenig.Ihre Nahrung ist vielseitig und nahezu lururiös. ES ist fast ermüdend, die lange Speisekarte der Shackleton-Expedition abzuschreiben,die sicher von der unserer deutschen noch an Gediegenheit übertroffenwird.Nur die abgehärteten, strengen Nordländer, Schweden und Nor-wegen sind anspruchsloser. Wir finden also unter anderem neben denGrundlagen, Weizenmehl, Büchsenfleisch, Speck. Butter usw.,auch Ochsen- und Kälberzungen. präparierte Fische in Büchsen,gebratene Puten, Huhn- und Schinkenpasteten, Plum-PuddingS,mannigfache Marmeladen, getrocknete Früchte. Gemüse aller Art,Material für Eierkreme, Biskuits, Kakao usw. Mit Schmerzenberichtet eS die Expedinonsleitung, daß ein Sturm eine Reihe Kistenin Schnee begrub, wobei leider die Bierkiste unentleert zur voraus-fichtlich ewigen Grabesruhe vergletschert wurde. Einige Zahlengeben immerhin eine Anschauung von dem Proviant, der für eineExpedition mitgeschleppt werden muß. Für die zioölf Mann derStationstruppe waren für vorausgesehene zwei Jahre Aufenthaltfolgende Nahrungsmengen bereit: 3048 Kilogramm Weizenmehl.1633 Kilogramm Reis, Graupe. Erbsen. Linsen usw.. 1270 Kilo-gramm getrocknete Gemüse, 1000 Kilogramm Zucker, 1600 Kilo-gramm Fettarten. 1000 Kilogramm Biskuits, 1160 Flaschen Obst usw.Dazu kommt die Beute der Jäger, die noch auf lauge hinaus dieSpeisekarte bereichert, obgleich weder Eisfuchs noch Schneebuhn, nochSeehundfleisch in diesem Stadium der Expedition.beliebt" wird.Ebensowenig bemerkenswert ist zunächst die Bekleidung. Siestellt vorerst noch eine Kreuzung von solider Unterleibswattierungund vorsichtig angewandtem Grönländermaterial dar.Man wird sich leicht vorstellen können, auf welche Weise alleKörperteile in Wolle, Seehundsell und Tuch gewickelt werden können,wenn kein Körperteil Schaden uehinrn soll. Erst bei der Schlitten»expedition besteht die Zweckmäßigkeit der mitgeführten BelleidungS-stücke ihre Hauptprobe.Mus Roald Hmundfena Leben.Im vergangenen Herbst kam ganz plötzlich und unerwartet|jie Nachricht, daß Amundsen, der eine Nordpolarexpcdiiion ange-treten hatte, sich nach dem Gegenpol gewendet habe und mit seinemExpeditionsschiff, der berühmten alten„Fram", sich bereits aufiSerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.— Druck u. Verlag:dem 16 000 Meilen Betten Wege nach dem südlichen Eismeer be-finde. In seinem Bekenntnis, das er an Nansen richtete, gabAmundsen Aufklärung über diese überraschende Aenderung seinerPläne. Sein eigentliches Ziel war es ja, eine weitere Reise durchdas nördliche Polarbecken, in dem er schon so Großartiges voll»bracht, zum Zweck ausgedehnter wissenschaftlicher topographischerAufnahmen zu wagen. Aber daS Jntersse für den Nordpol war.siachdem Peary hier das Sternenbanner aufgepflanzt hatte, ab-geflaut; der Südpol war gerade in Mode, und so entschloß sich dennder Forscher ganz im geheimen, damit nicht der oder jener seinerGönner, die Geld für die Erforschung des Nordpols beigesteuerthatten, sich dagegen wenden könne, zuerst einen Vorstoß nach demSüdpol zu machen. Gelang es ihm, wie er hoffte, die englischeExpedition unter Kapitän Scott zu schlagen und als erster denSüdpol zu betreten, dann glaubte er, eine zugkräftige Parole ge»funden zu haben, um die alte Begeisterung für sein Lieblingsfeld,die Nordpolarzone, zu entflammen und genügende Mittel zu einerarktischen Expedition aufzubringen. Als seine Erklärung erschien,da hatte die„Fram" schon ihr Winterquartier in der Walfischbayim Roßmcer bezogen.Diese kühne und eigenartige Idee ist nun von Amundsen soausgeführt worden, wie er sie sich vorgenommen hatte. Die Er-oberung des Südpols, die ihm nur Mittel zum Zweck war, ist ihmgeglückt, und als gefeierter Held des TageS wird es ihm jetzt leichtwerden, die nötigen Summen zur Durchführung seiner Lieblings-Pläne aufzubringen. Das ganze Abenteuer aber ist bezeichnendfür den Mann selbst, diesen ernsten entschlossenen Forscher, dernicht den eigenen Ruhm sucht, sondern nur die Förderung derWissenschaft, der sich nur ungern und gezwungen zu dem Vorstoßauf das beißersehnte Ziel so vieler anderer Erpeditionen entschloßuno der gleichsam„im Vorbeigehen" den Südpol entdeckte. Amund-sen hat sich seine Sporen als Polarforscher bei einer Südpol-expedition, der belgischen unter Adrien de Gerlache(1897/1893)verdient, aber all seine Leidenschaft und Sehnsucht galt doch stetsdem arktischen Gebiet,, wo er oenn auch bisher seine größten Er«folge errungen hatte. Die von Amundsen 1903 ausgerüstete Expe-dition ist so recht ein Beweis dafür, daß es stets hohe wissen«schaftliche Gesichtspunkte gewesen sind, die ihn zuseinen Forschungsfahrten antrieben. Das wichtigste Problem, daSer sich damals zu lösen vorgenommen hatte, bestand in der Neu»bestimmung des magnetischen Nordpols, die seitRotz nicht mehr ausgeführt worden war. Da die Magnetpole keinefesten Punkte sind, sondern hin- und herwandern, so war es vonhöchster Bedeutung, die Lage des magnetischen Nordpols und seineVerschiebungsrichtung neu zu ermitteln. Bei seiner Erforschungvon Nordost-Grönland(ISO!) hatte Amundsen diesen Entschluß ge-faßt und sich auf der deutschen Seewarte in Hamburg und amMagnetischen Observatorium in Potsdam in gründlichem Studiumfür sein auf fünf Jahre berechnetes Unternehmen wissenschaftlichvorbereitet. Aber dem Glücklichen fiel auch auf dieser zu s»nüchternen Beobachtungen unternommenen Reise ein großartiges,Aufsehen erregendes Resultat gleichsam in den Schoß: was durchJahrhunderte das Ziel so vieler kühner Seefghrer war, woran nochkurz vorher die unglückliche Franklin-Expedition gescheitert war,das gelang ihm: die Vollendung der N o r d w e stp a s sa g e, dienordwestliche Durchfahrt um Amerika.In einem großen Werke,„Die Nord-West-Passage" betitelt,hat er in seiner stillen, sachlichen Art diese Expedition seinesSchiffes„Gzöa" geschildert, die zu den hervorragendsten Polar-forschungen gehört und großartige Forschungsergebnisse zeitigte.Die ganze Persönlichkeit Amundsens entfaltet sich in diesem Werk,das ohne eigentlichen schriftstellerischen Schmuck doch eine anschau»liche Lebendigkeit der Vorstellung erweckt durch die Schärfe derBeobachtung, die absolut zuverlässige Sicherheit der Angaben unddie schlichte Gemütswärme eines ernsten stolzen Menschen. Wieer auch bei seiner Südpqjarreise mit möglichst geringer Belastungauszukommen suchte und viel leichter und beweglicher war alsScott mit seinen Motorschlitten und Ponies, so hatte er schon da-mals in der„Gjöa" eines der kleinsten Schiffe gewählt, das je-mals im Dienste der Polarforschung zur Verwendung gekommenist. Tie leichte, bewegliche Eismecrjacht erwies sich denn auch alstrefflich geeignet, um in den engen, von Treibeis erfüllten Sun-den des nordamerikanischen Polararchipels zu manöverieren, undgelangte sicher längs der Westküste von Boothia bis zum Südost»gestade von King Williamsland, wo im Schutze des GjöahafcnsAmundsen sein Winterlager errichtete, in dem 19 Mcmatc lang diemagnetischen und anderen wissenschaftlichen Bcobachtungcit aus-geführt wurden. Nachdem die Lage des magnetischen Pols genaubestimmt war und Amundsen einen zweiten Winter in der Arktisverbracht hatte, unternahm vom 13. August 1905 an die„Gjöa" dienordwestliche Durchfahrt, die vorher noch niemandem gelungenwar. Obwohl die offenen Wässer zwischen dem Eis oft nicht vielbreiter als das Schiff waren, obwohl der Kiel fast den Bodenstreifte, drang daS Schiff doch glücklich zwischen dem King Wil-liams- und Viktorialand einerseits und dem nordamerikanischen■Festland andererseits durch. Wegen unerwarteter Eishindernissemußten die Forscher dann noch eine dritte Ueberwinterung imPolargebiet durchmachen, und erst im Oktober 1906 kehrten siezurück.t u.VerlagsanstaltPauiStngerscEo.,BerltnLW.