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ausgewählt wurden; fe verbesserten beständig das Fabrifat fie direkifte betrachteten die anfäffigen Geschäftsleute eben nur und der Absatz wuchs im Inlande wie im Auslande. Die als Flidichuster". Aber wehe, wenn so ein fleiner Kaufmann oder Arbeiter wurden allmählich so geübt in der neuen Speziali- Handwerksmeister sich ihre Ungnade zuzog- da ließ sich lein tät, daß die Fabrik sich gezwungen fah, den Afford herabzu- Soldatenknopf mehr bei ihnen sehen, geschweige denn die Großgrund befizer der Umgegend. setzen, da sie sonst zu viel verdienten. Dies war zweimal Das Offizierkorps des Regiments, das sich vornehmer dinkte im Laufe der Jahre geschehen, mit dem Hinweis darauf, daß als das irgend eines Garderegiments- lauter Uradel-, war man ja auf dem Weltmarkt konkurrieren müsse. Gleichzeitig zum Liebesmahle, wie die Zechgelage der Offiziere genannt stiegen aber die Zentrifugen der Fabrik beständig im Preise werden, im Kasino versammelt.
auf Grund der großen Nachfrage, die nach ihnen herrschte. Die Einrichtung des Kasinos war ein Muster der berühmten Die Arbeiter hatten sich in die Herabſegung, als etwas un- altpreußischen Einfachheit". Vor den Fenstern schwere seidene Vorvermeidliches, gefunden und sich bemüht, ihre Geschicklichkeit hänge, auf dem Fußboden weiche Teppiche, im Rauch- und Spielnoch weiter zu steigern, so daß sie jetzt wieder einen einiger- zimmer schwellende Diwans und Fauteuils und bequeme Korbfeffet, an den Wänden kostbare Spiegel und Delgemälde. Der Speisesaal maßen guten Verdienst erreicht hatten. mit den dunkel gebeizten eichenen Ledermöbeln strahlte in elet trischem Lichte, die Tafel war überladen mit schwerem Silber und geschliffenem Kristall.
Jekt gleich nach dem Winterschlaf fingen an Gerüchte umherzuschwirren, daß die Fabrik wieder den Akkord herabseßen wolle. Aber jetzt hatten sie nicht die Absicht, sich dareinzufinden. Der Groll über die Ungerechtigkeit in diesem Vorgehen stieg ihnen zu Kopf; sie waren kurz davor, auf das bloße Gerücht hin zu demonstrieren. Belle gelang es jedoch, sie zu der Einsicht zu bringen, daß ja nichts weiter vorlag als dummes Gerede, für das niemand Verantwortung hätte. Hinterher als der Schrecken überstanden war, alles wieder seinen täglichen Gang ging, famen sie zu ihm und dankten ihm.
Aber am nächsten Zahltag war da ein Bescheid vom Kontor, daß der geltende Tarif nicht zeitentsprechend sei, er solle verbessert werden. Das klang ia recht unschuldig, aber jeder wußte, was dahinter steďte.
Diefer„ altpreußischen Einfachheit entsprach es auch, daß das Offizierforps sich einen„ Chef de cuisine" hielt, den es monatlich mit 500 Mark bezablte.
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Bornehm reserviert und militärisch steif ging es anfangs zu. Lautlos reichten die Drbonnanzen beileibe nicht in Uniform, son dern altpreußischer Einfachheit" gemäß in Livreen mit filbernen Knöpfen und Kniehosen- die filbernen Blatten herum.
Der Oberst, der oben an der Schmalfeite der Tafel präsidierte, war ein ziemlich griesgrämiger Herr, da ihn bereits die Gicht zu plagen begann.
Der dide Major v. 3., der rechts vom Obersten saß, sprach beim Effen überhaupt nie- er faute bloß, und fonnte sich faum auf eine Bemerkung des Kommandeurs ein" Jawohl, Herr Oberst!" oder " Sehr richtig, Herr Oberst!" entreißen.
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Major Graf H., der dem dicen v. 8. gegenüber saß, war Es war an einem der ersten Frühlingstage, die Sonne alter Junggeselle und Hypochonder. Er ärgerte fich allemal furchtschien in den großen Fabrikraum und zog mächtige Licht- bar über den unmäßigen Appetit seines Gegenübers, den er im balken hindurch, und drinnen in dem blauen Sonnennebel stillen plebejerhafte Gefräßigkeit" nannte. Im übrigen war er Tiefen die Gurten und Scheiben. Die Arbeiter standen da der Hilter der traditionellen Bornehmheit" des Offizierkorps, und und pfiffen zu dem Ton der vielen Räder und des singenden wenn es mal unten bei den Leutnants etwas lauter wurde, schoßs Metalles. Der Lärm übertäubte alles andere, aber man geschlossenen Augen zu ihnen hinüber. sofort ein mißbilligender, mahnender Blick aus seinen halb fonnte ihren Gesichtern ansehen, daß sie pfiffen und sangen. Sie glichen einer Schar Vögel, die eben an bekannten Küsten gelandet sind und den Frühling begrüßen.
Belle trug Rohmaterial herbei, als die Nachricht fam und alle Freude auslöschte. Sie wanderte auf einem Zettel von Mann zu Mann, kurz und harthändig: die Fabrikleitung wollte nichts mit der Organisation zu schaffen haben, sondern umging fie schweigend. Jedermann hat 14 Tage Frist, um den neu basierten Tarif zu unterschreiben. Keine Verhandlung, Unterschrift, bitte schön- oder fertig!" Als der Zettel 31 Belle fam, waren alle Augen auf ihn gerichtet, als erwarte man ein Signal; das Werkzeug ruhte, die Maschinen lärmten eine Weile auf eigene Rechnung. Pelle las den Zettel und beugte sich dann über seine Arbeit nieder.
haben.
( Fortsetzung folgt.)
Das Liebesmabl.
Stizze von D.£.
Ein pommersches Städtchen genoß die ganz unschäzbare Ehre, feit altersher ein urfeudales Kavallerieregiment in Garnison zu Daß diese Ehre auch Verpflichtungen auferlegte, wurde den Bürgern der Stadt und insbesondere ihrem Oberhaupte bei jeder passenden und nicht passenden Gelegenheit eindringlich zu Gemüte geführt.
Die Verwaltung des Städtchens richtete sich nicht zum wenigsten nach den Bedürfnissen und Wünschen des Regiments, und im Grunde war nicht der Bürgermeister, sondern der Regimentskommandeur der Stadtregent.
Bevor der Bürgermeister irgendeine Vorlage bei seinem fleinstädtischen Parlament einbrachte, vergewisserte er sich erst, ob er damit nicht etwa„ oben" anstieß, und auf einen Wink" hin, der gewöhnlich recht deutlich gegeben wurde und fast einem Befehl glich, modelte er die Vorlage entsprechend. um.
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Erhob mal einer der würdigen Stadtvertreter schilchtern Wider spruch, fiel ihm der Stadtgewaltige sofort in die Rede: Ja, meine Herren, das Regiment" wünscht das aber so!" Allsogleich duckten die Spießer sich ängstlich, und jede Oppofition war im Steime erstickt.
Mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen, und man hatte in der Geschichte des Städtchens etliche Beispiele, wie die Herren bom Regiment" mit denen umsprangen, die sich ihnen nicht willen los beugten.
Die Uniformen und Toiletten bestellten die Offiziere und ihre Damen natürlich in Berlin , und die Weine und Zigarren bezogen
Na, überhaupt Jarde," sagte dort der Regimentsadjutant auf eine Bemerkung des Fähnrichs, daß er zuerst die Absicht gehabt habe, bei einem Garderegiment einzutreten, fich mun aber doch freue, diesem bevorzugten Regimente angehören zu dürfen.
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" Jewiß, der Kern der Offizierkorps wenigstens bei der Jardelavallerie- is juter alter Adel, aber unfere Kameraden müssen sich da doch' ne gemischte Gesellschaft gefallen lassen Jungens reich gewordener, frisch geadelter Bankiers oder sonst welcher empor gekommener Plebejer. Man ist da eben nicht mehr unter fich!" Sämtliche Leutnants zudten feudal- exklusiv die Achseln.
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Und unserm Re'ment hat man noch feenen Konzessions- Schulze zu bieten gewagt!" fiel ein anderer Leutnant ein.
Und was das standesgemäße Leben betraf, hatten die Kameraden von der Jarde ja keenen blassen Schimmer, wie sie hier in dem pommerschen Refte lebten eben als echte Grandseigneurs! Hier in Bommern waren und blieben fie allein die Herren.
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Mit stillvergnügtem, mitleidigem Lächeln hörten die Leutnants zu, wie der Adjutant dem Fähnrich die Geschichte mit dem Sohne des Grafen von D., des Flügeladjutanten S. M., erzählte. Der ließ seinen Sohn, weil er bei den Jardehusaren zu flott gelebt hatte, zu ihrem Regiment verseßen, um ihn zu rangieren". Der alte Herr mußte sich wohl von ihrem Regiment eine ähnliche Borftellung gemacht haben wie von einem gbeliebigen bürgerlichen Infanterieregiment.
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Adjutant, und drüben übern froßen Teichhe, he, he- und „ Na, in vier Wochen war der junge Jraf fertig," schloß der an Schulden mußte der alte Herr für ihn mehr bezahlen, als er ihm bei den Jardehusaren das ganze Jahr Zulage gegeben hatte!" billigenden Blicke des Traditions- Nachtwächters übten auf die Allmählich wurde es an der Tafel lebhafter und die mißanimierten Leutnants feine Wirkung mehr aus.
Nachdem die offiziellen Hochs auf S. M., das Regiment, den Kommandeur usw. ausgebracht waren, verabschiedete sich zur Freude aller Leutnants der Oberst. Ihm folgte gleich Graf H., der den Ton nicht mehr vornehm genug fand. Auch der dide Major v. 3. mußte bald den häuslichen Penaten zustreben, da er sich wie gewöhnlich den Magen überladen hatte. Ein paar Rittmeister und ältere Leutnants zogen sich in das Spielzimmer zurüd, um einen„ Tempel zu bauen".
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So nun sind wir die Gouvernanten los 1" rief der hünenhafte Rittmeister b. K. und übernahm den Borjih. Dr'nanzen Heidsied mit Burgunder!"
In großen Kristallkannen wurde das schwere Getränk auf den Tisch gebracht.
Buerst stiegen ein paar Rundgefänge, dann wurden saftige Couplets vorgetragen und tolle Weibergeschichten erzählt, bis schließ lich der traditionelle vornehme Ton" vollends in die Brüche ging und die ganze halbtrunkene Tafelrunde die zotigsten Gassenhauer brüllte.
Unten an der Tafel erhob sich ein lauter Disput, ob der lange Leutnant v. B. noch nüchtern sei oder nicht.