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Der Wanderer von der Heimat weit, wenn alle Gründe schweigen,

der Schiffer in Meeres Einsamkeit, wenn die Stern ' aus den Fluten steigen: die beiden schauern und lesen

in stiller Nacht,

was sie nicht gedacht,

da es noch fcöhlicher Tag gewesen."

dieses Unfazli.he, das nicht durch den Kanal der Begriffe zu uns aber fein Grund vor. Vielmehr ist es wahrscheinlich, daß die tommt, nicht gerade den wertvolleren Teil des ästhetischen Erlebnisses hauptsächliche Verwendung von Spinnenseide eine andere ist und ihr aus? Sprich ein Gedicht vor dich hin, wie dieses entzüdende Gebrauch für Neke erst als eine spätere Ausnutzung der Fertig Eichendorff'sche: feit hinzugekommen ist. Darin sind sich nämlich alle Spinnen gleich, daß sie ihre Seidenfäden in der Pflege für ihre Nach­tommenschaft gebrauchen. Sie wickeln ihre Eier in Seide ein, um sie zu schützen. Daß diese Verwendung der Spinnkunst die ursprüngliche darstellt, läßt sich auch daraus schließen, daß die gleiche Fähigkeit und Gewohnheit auch sonst im Insektenreich so weit verbreitet ist. Wir finden sie bei fast allen Raupen sowohl zur Anlage von Nestern als auch beim Vorgang der Verpuppung. Daß die Spinne ihre Drüsen, aus denen sie das feine Gewebe zutage fördert, auch noch nach anderer Richtung verwerten ge­reichen Netzen, wie sie beispielsweise von der Spinne hergestellt lernt hat, ist ganz natürlich, aber das Flechten von so funste werden, ist nur ein Gebrauch von vielen. Die meisten Spinnen ziehen einen Faden hinter sich her, wohin sie auch gehen, und diese Gewohnheit ist der Verfertigung von Neben wahrscheinlich vorausgegangen. Man muß sich den Keim der Entwicklung eben so vorstellen, daß die Spinnen, wenn sie sich in einem abgegrenzten Insekten in den hin und her gezogenen Fäden fingen, und diese Raum bewegten, erst zufällig die Beobachtung machten, wie sich Erfahrung werden sie sich erst dann planvoll zunuze gemacht Aftronomisches.

haben.

Es ist ein flangliches rhythmisches Erlebnis, was du da z311 nächst hast, und, ohne auf den Sinn der Worte Bezug zu nehmen, formt sich dieses rhythmische Erlebnis, sofern du empfänglich bist, in eine seelische Stimmung in dir um; klingt geheimnisvoll in den Empfindungsschichten deines Innern nach. Nun aber suche diesen Eindruck zu verstehen; durch die Analyse seiner Ursache ihn zu er­klären. Du wirst es nicht können. Wie der philosophische Dualist Leib und Seele, die im lebendigen Wesen doch nur in der Einheit bestehen, auseinanderreißt, so zerlegst du vielleicht das kleine rhyth mische Gebilde Eichendorffs in Juhalt und Form; redest um die Dinge herum, gibst Teilwahrheiten. Aber das wirkende Phäno­men ist dadurch nicht erklärt; nicht das Letzte und Wesentlichste, das aus der Folge der Borte die bedeutungsvolle und wirkungs- Der neue Stern in den 3 willingen und seine bolle Einheit schafft. Du vermagst das Geheimnis der Form, der Vorgänger. Die Entdeckung eines Sternes von vierter Größe, Form im weiteren Sinne, die lehte Notwendigkeit der paar Verse der also für das bloße Auge sichtbar ist, hat aus mehreren Gründen nicht in Worten darzulegen. Du hast das Erlebnis; aber an der ein bedeutendes Aufsehen erregt. Einmal ist die Beobachtung Erklärung der Form, an der Enträtselung des künstlerischen Form- einer neuen Sternengeburt etwas ziemlich feltenes, und außer problems wirst du scheitern, ewig scheitern. Es ist da das Ge- dem hat sich diesmal die Himmelskunde bei einem Liebhaber­Heimnis verborgen, wodurch das echte, in sich notwendige Kunst- astronomen dafür zu bedanken. Sigurd Enebo, der Entdecker, gebilde, das immer etwas Wunderhaftes an sich hat, sich von dem ist durchaus kein Fachmann, hat sich aber schon durch viele und Produkt eines gewandter Geistes unterscheidet, der sich der dem ausgezeichnete Beobachtungen die Anerkennung der Fachleute er echten Kunstwerk abgeguckten Form wie eines Klischees bedient, worben. Als neue Sterne werden in der Himmelstunde nur wenn er seine Einfälle, Beobachtungen und Meinungen an den solche Sterne bezeichnet, von denen mit Sicherheit angenommen Mann bringen will. Beim echten Kunstwerk ist die Form nichts werden kann, daß sie vor ihrer Entdeckung überhaupt nicht vor äußerlich Angepaßtes, sondern etwas innerlich Notwendiges, orga- handen oder wenigstens nicht sichtbar waren. Bon winzigen nisch Gewachsenes. Aus dem Erlebnis, aus der inneren Ergriffen- Himmelsförpern ließen sich bei einer noch weiteren Verschärfung heit tommt dem Künstler der Anstoß zum Kunstwerk. Das Erleb- der Fernrohre jedenfalls noch unzählige der bisherigen Kenntnis nis seht die Seele des Künstlers gleichsam in rhythmische Bewegun- hinzufügen; sie aber würde man nicht mit unter den Begriff der gen, die im Kunstwert ausschavingen und zum Beschauer über- neuen Sterne einreihen. Dieser sett ein mehr oder weniger plöß­schwingen wollen. Dieser innere Rhythmus ordnet das Material, liches Aufleuchten voraus, eine gewaltige Katastrophe im Welt­burchdringt es, zwingt die Form herbei, schafft sich den Leib. Er raum, aus der eine neue Sonne geboren wird. Auch solche Er­ist die Seele des Kunstwerkes, und der Gehalt an eigener Seele in eignisse mögen sehr häufig sein, aber sie kommen nur selten zur diesem Sinne gibt dem Kunstwert seine Bedeutung. Nicht die Folge Beobachtung. Es ist wohl möglich daß ein neuer Stern, falls der schön gewählten Worte macht das Gedicht, sondern jenes Ju- er schnell wieder erlischt, der Aufmerksamkeit der. Astronomen tommensurable, das wie ein Blutstrom im Rhythmus der Worte überhaupt entgeht, wenn er selbst in der Zeit seiner größten rauscht und sie lebendig ntacht. Eine Einheit, wie Leib und Seele, Helligkeit keinen bedeutenden Glanz erreicht. bildet das künstlerische Gebilde, die man nicht zerreißen soll, son­dern als Einheit auf sich wirken lassen muß. In der Regel befolgt man das auch im Augenblick des Genusses, soweit man für fünst­Terische Eindrücke empfänglich ist. Aber es kommt die ästhetische Betrachtung hinterher gehinkt; es kommt der Kritiker herbei, und die Sezierung beginnt. Die Seele entflieht und das grausame Spiel hebt an, das mai: Kunstbetrachtung nennt und das dem Leser das Kunstwerk nahebringen soll. Das ist ein Mißstand und man fragt sich, was zu tun ist.

Jedenfalls: Kritisieren kann man das brave Handwerk. Was man aber am Kunstwerk unterscheidend sichtbar machen kann, ist gewiß nicht sein Bestes, Wesentlichstes. Das entzieht sich der Analyse, und wird nur empfangen im Erlebnis, in der Stunde Hingegebener Andacht. Sda öffnet sich die Blume freiwillig und faltet ihre Krone duftend auseinander. Wenn aber die Hand der Stritit lieblos zufassen will, ist es, als ob die Blüte ihren feinsten Duft in sich zurüdtränke. Was zu tun übrig bleibt, ist, daß man den Empfänglichen zu dem Standort der Blume weise, damit er ber Stunde der Beglückung harre, da sie ihm alle ihre Reize spenden mag. Nicht Schulmeister zu sein, sondern Vermittler, ist des Kritifers edelste Aufgabe. P. H .

Kleines Feuilleton.

Biologisches.

In den letzten 25 Jahren sind nur 6 neue Sterne entdeckt worden. Gerade vor zwei Jahrzehnten wurde das Aufleuchten eines Sternes im Gebilde des Fuhrmanns beobachtet, im Jahre Dann 1900 ein ähnliches Ereignis im Sternbild des Adlers. folgte schon im nächsten Jahre die berühmte Nova Persei, die sich zum Strahlenglanz eines Jupiter erhob. Im Jahre 1903 war zum erstenmal das Sternbild der Zwillinge der Ort eines solchen Fundes, und bis zu einem weiteren im Sternbild der Eidechse vergingen dann sieben Jahre. Mit Ausnahme der Nova Persei waren all diese Sterne für das bloße Auge gerade noch wahrnehmbar, d. h. von einer Größentiasse zwischen vier und sieben. Die meisten Gebilde dieser Art werden in neuester Zeit mit Hilfe der Photographie entdeckt, aber in der Regel erst dann auf der Platte gefunden, wenn sie am Himmel wieder verschwunden sind, weil es nicht immer möglich ist, eine photographische Himmels­aufnahme in furzer Zeit mit hinreichender Sorgfalt zu studieren. Die Nova Persei, die von dem Astronomen Anderson entdeckt wurde, war ein ganz außerordentliches Ereignis, das seit rund drei Jahrhunderten seinesgleichen nicht gehabt hatte. Man muß auf die Zeiten von Kepler zurückgehen, der im Jahre 1604 im Stern­bild des Schlangenträgers einen neuen Stern fand, der zunächst alle anderen Fixsterne überstrahlte, dann langsam schwächer wurde und nach Ablauf von noch nicht ganz zwei Jahren für die da­maligen Beobachtungsmittel gänzlich verschwand. Noch berühmter ist der Stern des Tycho Brahe , der am 11. November 1572 in der Cassiopeia auftauchte und eine Zeitlang sogar die Venus vers dunkelte, so daß er selbst am Tage ohne Anstrengung gesehen werden konnte. Das Gestirn blieb nicht ganz Jahre sichtbar. In jenen Zeiten waren die Forschungsmittel der Astronomen noch wenig entwickelt, und daher war die Nova Persei der erste neue Stern, dem man auch mit Hilfe der Spektralanalyse zu Leibe gehen fonnte. Es gelang auch, die Bewegung dieses Gestirns zu messen, und zwar stellte sich heraus, daß es mit der unvorstellbaren Ge­schwindigkeit von rund 750 Kilometern in der Sekunde nach der Erde hineilte. Inwieweit der jekt entdeckte Stern derartigen Beobachtungen gleichfalls zugänglich sein wird, läßt sich noch nicht sagen, da der Erfolg selbstverständlich von der Helligkeit des Ges

Die Entstehung eines Spinnennetes. Wozu eine Spinne ihr Neb gebraucht, davon kann man sich täglich durch unmittelbare Beobachtung überzeugen. Da der Mensch nur über­all in der Natur nach dem Zwed zu fragen pflegt, so ist die Borstellung entstanden, daß die Spinne ihre Fertigkeit in der Herstellung der seidenartigen Fäden ursprünglich dazu erhalten hat, ihre Neße zu verfert'gen, die ihr zum Fang der Beute dienen. Diese Auffassung scheint aber unrichtig zu sein. Es gibt viele Spinnenarten, die überhaupt keine Neze weben, aber doch Seide stirns abhängig ist. erzeugen können. Man könnte noch annehmen, daß sie von Arten abstammen, die Netze zu weben pflegten und diese Gewohnheit im Laufe der Zeit aufgegeben und verlernt haben. Dafür liegt

Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Druck u. Berlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW