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Schiff gehofen und einfach dort angeschraubt. Früher erforderte eine schlagene Verdeutlichung dieser musikalischen tas Ginichen ter Maschine mehrere Wochen, jetzt ist diese Arbeit erfolgt, daß man aus einem einzigen derartigen Sehen em in ebensoviel Stunden beendet. Eins von den vielen Beispielen, von der Schönheit dieser Stimmbewegung erhält, wie sie auf a wie der maschinentechnische Fortschritt dazu führt, eine ungeheure derem Wege überhaupt nicht zu versteln ist. Man würde also Arbeitsleistung in der kürzesten Zeit zu berrichten. an einem solchen Vorbereitungsabend auch etwas Derartiges zeigen

Diese Umwälzungen im Arbeitsprozeß haben auch grund- müssen. Jetzt sind die Fachbezeichnungen der verschiedenen musi legende Veränderungen in der Organisation der Arbeiter inner- talischen Formen( als da sind Ouverture, Sonate, Sinfonie, Suite) halb des Betriebes hervorgerufen. tote, oft genug irreführende Worte. Man könnte aus dem nichts­

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Neben den Schiffszimmermann sind eine große Anzahl anderer sagenden Wort Suite" zeigen, wie geschichtlich aus einer zunächst und neuartiger Arbeiterkategorien getreten( Schmiede, Schlosser, awanglosen Folge" von fleinen Stücken die größten, tiefftdringen­Maschinenbauer, Gießereiarbeiter, Mechaniker, Tischler, Maler, den Kunstformen entwidelt wurden. Man kann dabei zeigen, wie Tatler, Maurer  , Maschinisten, Handlanger, Lehrlinge, jugendliche Form zu Inhalt wird, wie der Geist auch dann noch zu beleben Arbeiter). Diese Bielseitigkeit der Berufsstände ist entstanden bermag, wenn die Form an sich tot geworden. Man kann dabei durch die Vielseitigkeit der Produktion im Werftbetrieb. Ein weiterentwideln, wie es notwendig wird, daß der Geist erstorbene Schiffbaufachmann, Prof. Laas  - Charlottenburg  , charakterisierte Formen oder auch solche, die nicht mehr Fassungskraft genug haben, gang zutreffend den Werftbetrieb: Ein Schiff ist ein Haus, ein zerstören muß, und schließlich dahin führen, daß erkannt wird, wie großes Schiff eine Stadt, daher umfaßt die Werft fast alle In- scheinbare Formlosigkeit höchste Formgerechtigkeit wird. dustriezweige und verarbeitet nahezu alle Erzeugnisse der Technik Der Erfolg dieser Veranstaltungen hängt lediglich vom Redner für ihren besonderen Zweck. In dieser Vielseitigkeit des Ma- ab. Aber auch der beste Redner wäre ohnmächtig, wenn ihm nicht terials im weitesten Sinne, bei größter Einheitlichkeit des Fabri- die Anschauungsmittel reichlich zur Verfügung ständen. Diese fats, liegt das Spezielle und die Schwierigkeiten des Werftbe- müßten derartig sein, daß solche Abende mit 8uhilfenahme bon Gesang und Instrumentalspiel fich zu Kammera musikabenden auswachsen würden. Ich glaube nicht, daß die Schwierigkeiten, dafür die künstlerischen Kräfte zusammenzubringen, so groß find, wie sie zunächst scheinen mögen. Es tommt ja nicht auf eigentlich virtuose Leistungen an. Davon abgesehen, hat man noch nie umsonst den Idealismus der Aünfiler angerufen, und ich glaube, daß vor allen Dingen jüngere Solisten in der Gewißheit der kritischen Würdigung ihrer Leistungen vor der Oeffentlichkeit sehr gern die Gelegenheit zur Mitwirtung an solchen Veranstal tungen ergreifen würden. Es ist ganz sicher, daß auf diese Weise Eindrücke zu erzielen wären, überhaupt ein Bublifum allmählich in einer Weise heranzubilden wäre, an die wir jetzt gar nicht au denken wagen.

triebes."

Auch auf die Arbeitstämpfe haben Eigenheiten des Werft­betriebes zurüdgewirkt. Die Werft als kompliziertes Produktions­gebiet hat eine differenzierte Arbeiterschaft notwendig gemacht, Deren Einzelgruppen nun leicht den ganzen Betrieb lahm legen fönnen. Wenn die Werftschmiede streiten, haben die Schiffbauer in wenigen Tagen keine Arbeit mehr. Treten die Nieter in den Ausstand, so wird nach einiger Zeit jeglicher Fortschritt an dem in Bau befindlichen Schiff gehindert. Heute aber wird, dant den technischen Fortschritten, schneller gebaut als früher. Die Produt­tionsdauer ist verkürzt, die Abhängigkeit der verschiedenen Arbei­ten boneinander dadurch vergrößert worden. Wird an einem Schiff eine Woche lang fein Niet mehr geschlagen, so hat das heute eine ganz andere Bedeutung wie früher.

Ist es nicht möglich, diesen Weg mit Doppelveranstaltungen zu gehen, so muß man für die belehrende rednerische Einführung einen Ersatz schaffen im Programmbuch. Die Ausgabe eines solchen empfiehlt sich in jedem Falle, da es ein bleibender Besit in der Hand des Konzertbesuchers ist und diesem das Mittel gibt, fich auch noch nachträglich die Eindrücke des Abends wieder zu ver­

Das hat den Auseinandersetzungen zwischen Werftkapital und Werftarbeitern sein besonderes Gepräge gegeben. Wohl sind die Werftfapitalisten Großbetriebsunternehmer erster Ordnung, aber auch die Gewerkschaften der Arbeiter sind mächtige Gebilde gevor­den und die Unternehmer müssen wohl oder übel mit ihnen rechnen. Der alte Bueck der langjährige Generalsekretär des Bentralver- gegenwärtigen. Es fonimt nur darauf an, diesem Programmbuch bandes deutscher Industrieller, hat denn auch in seiner bekannten Scharfmacherrede Dezember 1910 gerade in Erinnerung an den lebten großen Konflikt im Schiffsgewerbe in Hamburg   die Worte gebraucht, daß die bis ins fleinste und mustergültig geregelte Or­ganisation der Arbeiter sich zu einer furchtbaren Macht entwickelt hat. Mit kleinen Aussperrungen werden sie dank ihrer mächtigen Organisation fertig. Aber immerhin würde bei einer Aussperrung von 460 000 Metallarbeitern der Sieg auf unserer Seite sein. Es handelt sich um 2 Millionen Mäuler, die täglich gesättigt werden müßten. Da würden die 50 Millionen bald draufgegangen sein. Der Sieg wäre den Arbeitgebern sicher gewesen." Deshalb follen die Unternehmer zusammenhalten, um mit unerschütterlichem Willen die Gewerkschaften zu vernichten und niederzuschlagen. Die Werften werden daher mit die Gebilde sein, in denen die großen Wirtschaftskämpfe der Zukunft in den reinsten Formen durchzufämpfen find.

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R. Woldt.

Wie können Volkskonzerte

fruchtbar werden?

Die für das Verhältnis. Kunst und Volk besonders wichtige Frage der Voltskonzerte beleuchtet Dr. Karl Stord im Aprilheft des Türmers" nach allen Richtungen. Vor allem tritt er auch der weitverbreiteten Meinung entgegen, als genügte die ein­fache Beranstaltung von Volfskonzerten. Vielmehr bedürfe es, um diese wirklich fruchtbar zu machen, einer wohldurchdachten Vor­bereitung nach den verschiedensten Seiten. Wie fich der Verfasser die wichtigste, die geistige, denkt, wollen wir in seinen Worten mitteilen.

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eine so schöne Form zu geben, daß es einen Besitz darstellt. Ein loses Blatt wird leicht beiseite geworfen, ein schön ausgestattetes, mit Bildern geschmücktes Heft wird aufbewahrt, gelesen und wieder gelesen. Das Programmbuch müßte versuchen zu reden, in ein­dringlicher Weise möglichst persönliche Eindrücke zu vermitteln, gewissermaßen die Kunstwerke mit dem Instrument des Wortes zu reproduzieren. Es läßt sich keine Regel für solche Programmbücher aufstellen. Ein jedes wird anders sein, nach den aufgeführten Werken, nach den Zielen, die man sich seht. Denn darauf tommt es ja vor allem an, daß wir uns darüber klar bleiben, daß es sich nicht um eine einmalige Veranstaltung handelt, sondern um ein weitfichtiges Unternehmen, um ein Heranbilden. Wir wollen nicht zu viel auf einmal, wir wollen immer und immer wieder zusammen Kunst genießen, Kunst erobern. Kein Mittel sei uns dazu zu gering oder von vornherein wertlos. Ich kann mir denken, daß ein Gedicht, eine Phantasie, wie z. B. E. T. A. Hoffmann sie zu­weilen gegeben, eines jener aus der Tiefe aufleuchtenden Worte Robert Schumanns oft mehr gibt als eine noch so geschickte Analyse. Ein anderes Mal wird man durch die Schilderung der Persönlich­feit eines Künstlers für seine Werte besser vorbereitet, als menn man sich mit diesen selber beschäftigte. Natürlich muß das Pro­grammbuch rechtzeitig vor der Aufführung, also am besten mit den Eintrittskarten, an die Besucher gelangen, und diese müssen dahin erzogen werden, daß sie die Hefte gelesen haben, wenn fie ins Konzert fommen.

Die höchste Mühe wird aufgewendet werden müssen für die Aufstellung der Konzertprogramme felber. Die beiden Gesichtspunkte, die Goethe als die für alles menschliche Schaffen maßgebenden aufgestellt hat, müffen auch hier die leiten­den sein: Entwickelung und Persönlià, feit. Die Persönlichkeiten unserer großen Künstler dem Bolte nahebringen, das ist das eine; die Entwickelung der Kunst oder einzelner ihrer Erscheinungen ber anschaulichen das andere. Beides wirkt ohne aufdringliche Leb­haftigkeit im höchsten Maße belehrend, weil wir hingeleitet werden zu einem hohen Biele, weil bei dieser Einstellung nichts bloß Füllsel ist, nichts nur Zeitvertreib. Auch das leichte Unterhaltungs werk steht dann als unentbehrlicher Bestandteil eines großen Ganzen da, und nur für das in sich Jeberflüssige, weil niemals und zu keiner Stunde Fördernde und Bereichernde ist kein Platz. Man wird bersuchen müssen, jedes einzelne Konzert als ein ganges, in fich geschlossenes Gebilde zu gestalten. Aber es wäre verkehrt, fich nur an den einzelnen Abend zu halten. Die gesamten Veranstaltungen eines Winters müssen unter einem höheren, ein­gemacht werden sollte, da dann bereits in der Gestaltung der Pro­gramme ein starkes erzieherisches Mittel liegt. Erziehen wollen wir, nicht schulmeistern. Erziehen müssen wir, heranbilden zur Höhe, auf der der Tempel der Schönheit steht, in deffen Hallen wir die höchste Beglückung empfinden. Das Trostreiche ist, daß der Weg hinauf selber voll höchster Schönheit ist, sofern wir ihn nur mit offenen Sinnen gehen."

Als Ideal der geistigen Vorbereitung erschiene mir die Doppelberanstaltung, und zwar so, daß jede Eintritts­farte für zwei Veranstaltungen gilt, deren erste die Vorbereitung für die zweite ist und, wenn möglich, also am Vorabend veran staltet werden müßte. In dieser Vorversammlung hätte das be­lehrende Wort die wichtigste Aufgabe, sie wäre eine Ein­führung in das Programm der Hauptveranstaltung, dürfte aber nicht bloß aus einem mehr oder weniger gelehrten Vortrage be­stehen, sondern müßte die Kunst zu Hilfe nehmen, um zur Kunst zu führen. Ich spreche hier aus Erfahrung und kann deshalb fagen, daß es feineswegs sehr schwierig ist, auch großen Bolts- heitlichen Gesichtspunkte stehen, der den Besuchern auch deutlich maffen ein Gefühl für musikalische Formen beizubringen, wenn man diese Formen musizierend vor ihnen erstehen läßt. Man ent­wickelt das Werden der Form und führt sie zum Schluß als fertiges Gebilde vor. Es gibt da natürlich hundert Wege. Jeder, der z. B. den plastischen Darstellungen Bachischer Fugen durch die Schüler von Jaques- Dalcroze   beigewohnt hat, wird sofort zugeben, daß auf diese Weise durch die Körperbewegung und aus ihr heraus