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Drinnen im Hof arbeiteten die Feuerwehrleute raftlos. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts unverändert blieb, lief als Einige gossen Wasser von der Spike ihrer Leitern in das Schutz der Berliner Seite der Doppelstadt im Zuge der späteren Flammenmeer hinein, andere drängten in die Häusermasse Neuen Friedrichstraße; Cölln war hinter seiner natürlichen Waffer hinein und suchten die Wohnungen ab; von Zeit zu Zeit fan grenze, dem linken Spreearm, zwischen der heutigen Waisenbrüde und dem Kupfergraben, seinerseits durch eine Mauer gesichert. ein Feuerwehrmann mit einer verkohlten Leiche zum Vor- Die dann unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von 1658 bis schein. Dann wurden die Bewohner der Arche" aus der Ab- 1674 durchgeführte Festungsanlage brachte eine Neuerung wohl Sperrung hineingerufen, um die Leiche zu erkennen. Sie in technischer Hinsicht; eine Erweiterung des geschütten Gebietes liefen weinend zwischen der Zuschauermenge herum und such- schuf fie jedoch nur durch die Einbeziehung des schmalen Streifens ten einander; es war der Polizei nicht möglich, sie zusammen- südlich und westlich des linken Spreearmes, des Werders und zuhalten und festzustellen, wie viele da drinnen geblieben Neucöllns. Diese ohne Rücksicht auf die produktive Entwidlung vorgenommenen militärischen Maßnahmen erwiesen sich bereits im Stadium der Ausführung als unzureichend. Tore waren verlegt, Straßenmündungen durch die hohe Aufmauerung der Wälle geschlossen worden. Im Norden hatte man über die alte Befestigungslinie nicht wesentlich hinausgehen dürfen, um nicht zu dicht unter die Anhöhen zu geraten, obwohl außerhalb schon seit 1670 westlich die Spandauer , seit 1680 östlich die Stralauer Vorstadt anwuchsen. Im Süden und Westen des Cöllnischen Walls waren gleichzeitig die Köpenicker und Leipziger Vorstadt sowie die Dorotheenstadt entstanden. 1688 beschloß Friedrich I. den Anbau der Friedrichstadt , die in fieben Jahren bereits mit 300 Gebäuden besiedelt war. Alle diese Vorstädte konnte die Festung nicht mehr schüßen. Die Ueberschreitung der Wälle ist baugeschichtlich der Anfang der städtischen Eigenart Berlins .
Plötzlich richteten sich aller Augen auf das Dach des Vorderhauses, wo das Feuer noch nicht so recht Herr geworden war. Dort oben stand der tolle Vinzlov und blies auf seiner Flöte; wenn die Funken des Feuers einen Augenblick gedämpft wurden, hörte man seine verrückte Musik. Hört, hört! Er spielt den Marsch!" riefen sie. Ja, er blies den Marsch, aber in sein eigenes Hirngespinst hinein verwoben; ganz wahnsinnig flang die bekannte Melodie auf Vinslövs Flöte.
Die Feuerwehrleute richteten eine Leiter auf und liefen auf das Dach hinauf, um ihn zu retten, aber er floh vor ihnen. Als er nicht mehr weiter fonnte, stürzte er sich in das Flammenmeer.
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Die mittelalterliche Stadt hatte noch keine eigene Physiognomie; ihre fargen Reste kirchlicher Baukunst weltliche kommt überbestehen den Vergleich nicht einmal mit Der Marktplatz und die Ufer der Kanäle waren mit haupt nicht in Frage Menschen angefüllt; Kopf an Kopf standen sie da und betrach anderen märkischen Kunstdenkmälern, wie sie in Brandenburg teten den üppigen Brand der„ Arche". Schmutz und Armut oder Tangermünde erhalten sind. Die Friedrichstadt erst und die mit ihr entstandenen Quartiere waren und sind für das Berlin , und Dünste von Jahrhunderten gingen dort in Flammen das als Großstadt Ruf und Ansehen gewann, im guten wie im auf. Wie es prasselte und knisterte und knackte! Die Men- üblen Sinne repräsentativ und typisch. Ernst Confentius hat schenmenge war in bester Laune über den Sieg der Arbeit; in seinem Alt- Berlin. Anno 1740."( Verlag der Gebr. über Nacht war man boch nicht zum Schlafen aufgelegt und Paetel, Berlin ) einen minutiösen Querschnitt durch diese im andies hier war ein Feuerwerk, das anhielt, eine großartige gedeuteten Sinne grundlegende Zeit gegeben. Er berichtet, borIllumination zu Ehren des Sieges der Armen. Man rief be- wiegend an der Hand von amtlichen Verordnungssammlungen und wundert Ah!, zischte, um den Laut der Raketen nachzuahmen, den damals neuen Zeitungsinseraten, wie man vor zweihundert und flatschte in die Hände, wenn die Flammen aufstiegen Jahren in Berlin baute und wohnte, aß und trant, faufte und berlaufte, wie man sich kleidete und körperlich pflegte. Mit sinnoder ein Dach zusammenstürzte. boller Absicht stellt sich neben den Ueberfluß der Helden- und Staatsgeschichte ein meines Wiffens erster Versuch, das profane und bürgerliche Leben der Zeit und hieran wiederum besonders deffen wirtschaftliche Seite aufzuzeigen. Eine zugestandene relative Unvollständigkeit bleibt so erklärlich wie entschuldbar. Unlieb samer vermißt man schon das geistige Band, das die Fülle des Nebeneinandergestellten unter gewissen Gesezen oder wenigstens Prinzipien zusammengefaßt hätte.
Belle ging in der Wienge herum und sammelte die verwirrten Bewohner der„ Arche" an der Tür des Zuchthauses, so daß wer zusammengehörte, sich finden konnte. Sie weinten und waren gar nicht zu trösten. Ach, jetzt brannte die ,, Arche", die liebe Zufluchtsstätte für so viel Berkommenheit." Wie könnt Ihr Euch das wohl so zu Herzen nehmen," sagte Belle tröstend. Ueber Nacht werdet Ihr von der Stadt untergebracht, und nachher zieht Ihr in ordentliche Wohnun gen, wo alles neu und rein ist. Und um Eure Habfeligkeiten braucht Ihr nicht zu weinen, ich will schon eine Sammlung in Gang bringen, und dann bekommt Ihr bessere Sache, als hr gehabt habt."
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( Fortsetzung folgt.)
Die territoriale Entwicklung Berlins , die Ausdehnung seines Weichbildes, war in der Hauptsache bereits vor einem halben Jahrhundert beendet. Das Anwachsen zur Millionenstadt vollzog sich ohne neuen Bodenerwerb. Ueber die alte Stadtmauer des 18. Jahrhunderts hinaus war man 1841 mit Einbeziehung der Oberen und Unteren Friedrichstadt, der südlichsten Quisenstadt, des Königsviertels, der Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt, sowie der Friedrich- Wilhelmstadt gegangen. 1861 aber wurde mit der Einberleibung von Gesundbrunnen , Wedding , Moabit , der Schöneberger und Tempelhofer Vorstadt annähernd der gegenwärtige Stand erreicht. Daran haben sich nur noch als Reste 1878 der Biehhof, 1881 der unbebaute Tiergarten mit dem Zoologischen Garten und Bellevue geschlossen, mögen noch gelegentlich kleinere Anwüchse, wie der fünftige Tierpart in der Jungfernheide folgen. Die Möglichkeit, in die selbständigen Vorortgemeinden kommunal hineinzuwachsen, ist für Berlin vorläufig unwiederbringlich geschwunden. Durch die letzte große Einverleibung von 1861 war die alte Stadtmau'r als Grenze für die städtische Mahl- und Schlachtsteuer überflüssig, ja hinderlich geworden. Dennoch fonnte sich ihrem Abbruch noch eine Reihe von Jahren das Kriegsministerium widersetzen, um für den Fall einer Wiederholung der Märztage von 1848 die Einschließung und Absperrung der Stadt dem Militär bequemer zu machen. Militärische Machtfaktoren haben durch die Jahrhunderte Berlins Entwicklung verhängnisvoll beeinflußt und gehemnú.
Berlin hat im Ganzen drei Umzirkungen besessen: die mittelalterliche Mauer, die Festungswälle und schließlich die Stadt mauer , deren Reste noch in den Baulichkeiten des Brandenburger und Potsdamer Tores bor uns stehen. Die mittelalterliche Mauer, bie vor mehr als fünfhundert Jahren schon nachgewiesen ist und
Merkantilsystem und militaristischer Absolutismus wären immer= hin als Stichworte hier wegweisend gewesen. Jenes bestimmte sozusagen das Ziel, dieser die Tattit. Die Person des Regenten, ob Friedrich Wilhelm I. oder Friedrich II. , machen darin keinen Unterschied. Die größtmöglichste Summe an industrieller Produktion wie an Bargeld bedeutete das höchste Staatswohl. Als erstes und wirksamstes Mittel dazu galt eine energische Steigerung der Bevölkerungsziffer um jeden Preis. Nicht nur wie Consentius meint, um Macht und Pracht zu des Thrones Ehren zur Schau zu stellen, wurde von Amts wegen die Baulust so wild gestachelt, die Menschenjagd so wahllos forciert. Da durfte man nicht mehr die Residenz durch den Festungsgürtel einschnüren, mußte vielmehr dem Expansionsbedürfnis der Neusiedler breitesten Raum lassen. Das neue und weitere Areal aber wiederum regulär mit Kurtinen und Bastionen zu befestigen, ging nach wenigen Jahrzehnten nicht wohl an. Die Dorotheenstadt hatte man noch an die alten Werke mit einem sogenannten Hornwerksgraben angeschlossen, der vom Festungsgraben beim späteren Opernhause durch die Behrenstraße ging und von dort gerade nach Norden westlich der Schadowstraße in die Spree fiel. Die Stadtmauer jetzt vom Anfang des 18. Jahrhunderts diente nicht mehr der Befestigung, sondern der Zollkontrolle sowie der Sicherung gegen Desertion. Nach ihren bierzehn Toren, deren Namen noch heute im Gebrauch sind, läßt sich der Lauf unschwer verfolgen: am Unterbaum( der heutigen Kronprinzenbrücke) beginnend, erreichte man auf der nördlichen Linie das Oranienburger, Hamburger, Rosenthaler, Schönhauser, Brenzlauer, Bernauer( später Königs-), Landsberger, Frankfurter und schließlich das Mühlentor am Oberbaum; jenseits, südlich der Spree seßten sie sich mit dem Wendischen( Schlesischen), Rottbuser, Halleschen, Potsdamter und Brandenburger Tor fort bis zur damaligen Tiergartenbrücke am Unterbaum. Das Gebiet, das die neue Mauer umschloß, war mindestens sechsmal so groß wie die Altstadt und Festung, deren Werke nur allmählich fielen. Sehr allmählich und wiederum ohne jede Rücksicht auf zweckmäßigen Verkehr und die lebendige Entwickelung der werktätigen Bevölkerung.
Denn die Schleifung wurde vom militärischen Gouvernement bestimmt. Das Gouvernement war aber auch die höchste Instanz für die Neubauten. Das Gouvernement sette die Baufluchtlinien fest, ohne Magistrat oder Bauräte zu hören, erteilte die Bauerlaubnis und wies den Nachbar an, wie dieser seinen Neubau im Interesse der Regelmäßigkeit zu errichten habe. Der Baustil entwidelte sich nach militärischer Vorschrift. In Potsdam existieren heut noch solche Häuser, wie sie damals in Berlin gebaut wurden, die in der Faffade hinter einer pomphaft langen Front einen