-
302
-
Wie eine Spinne Fliegen fängt, saß er da in seinem Versted und fing Gesichter. Marcel empörte eine so grobe Verhöhnung schußloser Frauen.
Er trat näher, und als der Maler nach einer kleinen Weile faltblütig sein Manöver wiederholte, stellte er sich dicht vor ihn hin und betrachtete ihn mit einem Blicke, den er selbst für niederschmetternd hielt.
wie der Maler sie durch einen kleinen Ausruf beranlaßte, fich| Schilderei des Höllenlebens und dann ein gottgefällig Chorlied. umzuwenden und blizschnell ihre erschreckten Gesichter photo- on einem roten Fähnlein, das mit Bersen eines Hymnus in graphierte, die fein Mann, nicht einmal ein Rumi zu sehen weißer Schrift bedeckt ist, fingt der Meister die erste Strophe ab, die im Chor wiederholt wird. Ein silberhaariges Männlein schlägt wagen darf. weltfern verzückt den Takt dazu mit Büchelchen und Beinlein. Nach dem so vier, fünf Strophen abgehaspelt, ergeht wieder eine Einladung an die Masse, die dumpf und stumpf bleibt wie zubor, was eine neuerliche Auffahrt schweren Höllengeschüßes nötig macht. Nebenan entwickelt ein Ausleger des Neuen Testaments aus dem innersten Afrika seine Theorien trop der vielen unangenehmen dragen seiner neugierigen Gegner. Das Antlig glänzend schwarz, die rollenden Pupillen im Augenweiß noch schwärzer. Aus dem er ihn zur Antwort auf, seine Widersacher niederzubeißen scheinen. weiten Munde blizen zwei scharfe Zahnreihen, die jedesmal, tut Stundenlang zankt sich der unermüdliche mit der Menge, ob Christus, als er aus dem Grabgewölbe gen Himmel stieg, die Türe des Gewölbes öffnen mußte, oder sie untörperlich durchschritt, ohne sie geöffnet zu haben. Die erbaulichsten Spitfindigkeiten werden aufgeboten, die ergöglichsten Argumente von beiden Seiten ins heiße Treffen geführt, ohne daß es bisher je zu einer Einigung gekommen wäre.
Der Yankee malte einige Augenblicke weiter, als fähe er ihn gar nicht; dann richtete er plötzlich seine Kamera auf ihn und bereicherte seine Sammlung um einen beleidigten, aber schönen Jüngling. Hierauf lüftete er wie zum Dank den weißen Korkhelm und griff wieder nach seinen Pinseln. Marcel wurde rot wie eine Rose und ging fort, ohne ein Wort sagen zu können.
Ein Gedanke durchblikte ihn:„ Das hätte auch Mutter fun fönnen!"
In seinem erregten Zustand verfolgte er diesen Gedankengang weiter.
-
Ihre Missionstätigkeit unter den Araberinnen wenn fie gelang, war sie nicht dieselbe Ueberrumpelung schutzlofer Frauen? Entsprang sie zuinnerst nicht derselben kaltberechnenden Sammlermanie?
-
Wieder ein Streitpunkt zwischen Mutter und Sohn. Wohl nahezu ein paar Stunden hatte Marcel auf dem ftimmungsvollen Friedhof verträumt, als er sich entschloß, seine Schritte wieder der Stadt zuzulenken.
( Fortsetzung folgt.)
So erregte Zeiten wir auch infolge des Streiks und der Suffragettes jetzt durchgemacht haben, der grüne Frühling hält fiegesbewußt seinen Einzug in Themse - Babylon und fängt an, alles zu verjüngen und mit Schönheit zu berklären. Da lockt es in den sanften friedlichen Hyde- Part, dessen wellige Rasenflächen bereits im hellen Lichte funkeln. Mitten im tosenden Verkehrswirbel ist der Riesenpark gelagert, und dennoch vermeinen wir uns in seinen stillen Gefilden meilenweit von London entfernt. Fast sollte man glauben, daß hier keine andere als eine Friedensstimmung, fein Gedanke an Zwist und Kampf aufkommen kann. Aber an einem in der Nordostede gelegenen Platz des Parkes wird fast jeden Abend, besonders seit dem Frühlingsanbruch, auf Tod und Leben getämpft. Zwar nicht mit Schwertern aus Stahl, doch mit solchen, die oft viel besser treffen: mit den Zungen!
Wir stehen an der gigantischen dreitorigen Marble Arch in Orford Street am Eingang in den Part. Tausendgestaltig wirbelt das Großstadtleben an uns vorüber. Erst, nachdem wir uns durch diesen Strudel mit heiler Haut hinübergerettet, atmen wir auf. Aber was ist das? Schwarze bewegliche Knäuel, ein Duhend und mehr noch, breiten sich vor uns aus. Es summt und surrt, schwirrt und gellt aus ihnen. Ein Ruf. Eine Lachsalve. Einen Augenblic Totenstille. Dann frommer Chorgesang. Wir treten näher. Ein Meer von Hüten, von teils frohen, teils aufgebrachten Gesichtern im fahlen elektrischen Licht. Und jedes dieser Meere umbrandet einen mit Händen und Füßen sprechenden Menschen auf fleinwinziger Tribüne, der aus besten Kräften träht, brüllt, zetert, quieft und wettert. Wir befinden uns an einem der merkwürdigsten Plätze des an Widersprüchen so reichen Weltenzentrums: an dem Blaze, wo, wie so charakteristisch an feinem zweiten der Siebenmillionen- Wohnstatt heißblütige Apostel der verschiedensten Befenntnisse unter der Sonne sich zusammenfinden, um einer seltsam zusammengewürfelten Menge ihr Evangelium mit Flammen- und Feuerzungen fundzutun. Da erst lernt man den Begriff britischer Freiheit ermessen, die es iedermann gestattet, an jedem öffentlichen Blaze, mitten auf der Stage, zu sagen, was ihm gefällt, so lange nicht der Verkehr hierdurch gestört wird, er mag mun Lloyd George , den Erzbischof von Canterbury , ja den König selbst erbittert angreifen.
Zunächst fesseln uns die Missionsgesellschaften. Halbkreisförmig um den von einem hölzernen Sockel abwechselnd wetternden und flötenden Propheten grupieren sich andächtige Jünger und Jüngerinnen, lettere auf einen Schemeln, und eine gottlos- bunte Schar aus Babylon . Hat sich der Meister heiser gepredigt, so greifen Jünger und Jüngerinnen zeiernd ein. Die fanatisch- eintönig abgeleierten Anreden gipfeln stets in der pathetisch ausgestoßenen Mahnung:" Ihr lieben Freunde und Genossen! O tommt zum Heiland diese Nacht noch! Wartet nicht auf morgen! Wer weiß, ob es nicht morgen schon zu spät ist...." Folgt eine grelle
Schräg den Boten des Heiles gegenüber wie zum Troz hat sich der greise Apostel des" humanitären Deismus" aufgepflanzt. was er gegen sie im Schilde führt, geht wohl aus seiner pompösen Ankündigung hervor, einer roten Flagge mit weißen Buchstaben, allwo es heißt:
Propaganda
des Joachim Kasparh
für den humanitären Deismus zur Bekehrung von Christen, Juden, Atheisten
und sonstigen Irrgläubigen und Sündern.
-
Das Bekenntnis des humanitären Deismus" proklamiert als erstes und höchstes Gebot:" Betretet weder eine Kirche, Synagoge, Moschee noch den Tempel Brahmas oder Buddhas dann bleibt Ihr gute Menschen. So Ihr aber eines dieser Häuser je betretet, seid Ihr verdammt! Der einzige Gott ist der Gott der Natur, den einzigen Gott trägt der Mensch in seinem eigenen Körper. Jehova, Christus, Mohammed , Brahma, Buddha was sind sie ges wesen! Was ist alle Religion von heutzutage anderes als Erzteufelanbeterei! Wahrlich ich sage Euch, der spitbübische Heuchler, der sich Erzbischof von Canterbury schimpft, er sollte sich Erzhumbug von Canterbury heißen." So geht es fort, eine Autorität nach der andern wird zerschmettert, während der Wind den Chorgefang der Gläubigen herüberweht. Freilich, wie der„ humanitäre Deismus" durch Ausrottung der Kirche uns dem tausendjährigen Reich näher bringen will, hat noch kein Sterblicher aus dem Munde seines Hohenpriesters erfahren können.
Nur ungern ziehen wir weiter: Hagere Männer, jedoch mit wallenden Locken und im Winde flatternden Graubärten in zuderhutähnlicher Kopfbedeckung, ziehen uns unwiderstehlich an. Ihr Gewand ist zerschlissen, sie tragen Sandalen und in den Händen schwingen fie langmächtige Wanderstäbe. So ausgerüstet predigen sie im Herzen der verkünsteltesten Großstadt mit Feuereifer die Rückkehr der Natur. Man schließe alle Schulen, Museen, Gemäldegalerien, Theater, Konzerthallen, vernichte alles Zeitungswesen! Man schaffe alles Maschinentum zu Wasser, Land und in den Lüften ab und benötige zur Reise von Liverpool nach New York viele Wochen, wie in der guten alten Zeit! Man zerstöre alle künstlich aufgerichteten Schranken, breche alle Autorität und lasse den Lon= doner Gemeinderat, der die Stadt am Gängelbande führt, hier im Hyde- Park samt und sonders an einem starten Seile baumeln! ", Ihr blöden, wahnwißigen Gesellen," kreischt der Evangelist, ganz außer sich gebracht durch die Opposition, wie lange noch ge= denkt Ihr es so fortzutreiben...?!"" Ein Seil für ihn und alle seine Freunde, aber prima Qualität!" gellt es aus der Schar zurück. Die zahlreichen Friedensanwälte an der Marble Arch haben es auf die Dreadnoughts und Wilhelm II. abgesehen. Abend für Abend gibt es böse Zeiten für das" Fatherland". Germany ist im Hyde- Park übel angeschrieben. Alle neuzeitlichen Friedensbestrebungen werden als eitel Lug und Trug gebrandmarkt, das moderne Rüstungswesen, die allgemeine Wehrpflicht an Hand illustrierender Bildertafeln an den Pranger gestellt.
Der Redner der nächsten Gruppe versucht, uns für die Notleidenden aus dem jüngsten Riesenstreit sympathisch zu stimmen. Hier, seiner Tribüne gegenüber, erheben sich stolz die schloßartigen Paläste der Park Lane, die fast das ganze Jahr über leerstehen; ihre aristokratischen Eigner verbringen nur die paar Wochen der Saison" in London , den übrigen Teil des Jahres jedoch reisen, jagen, spielen, lottern fie! Während ein ganzes Heer Enterbter feine Kohle zum Feuermachen, feinen Bissen Brot zum Knabbern finden kann. Freunde," ruft der Agitator, in unserem freien, reichen, in unserem üppigen Millionen- England sind Hunderttausende ärger daran als Omnibuspferde, die doch regelrecht ge= füttert werden und einen Stall haben müffen!" Eine Stimme schnarrt: Gebt dem armen Teufel was zu essen, auf daß er sich beruhigt," wird niedergezischt, und ein Herr in Schwarzrod und Bylinder entfernt sich eilends, von Schmährufen begleitet, die er feiner Antwort würdigt.
Die erregtesten Haufen jedoch sammeln sich um die„ Politiker". Wenn es sich um Politik zu drehen anfängt, verliert auch der refer