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Tuberkulose. Jede Hebung der ökonomischen Lage der Arbeiter, die durch den Mund eingeatmet wird, woraus sich der große Wert ber Eine Luft von 6 Grad wird damit Hand in hand gehende Verbesserung der Ernährung es Nafenatmung zu einem Teil erklärt. ist ja bekannt, daß 50 Proz. des Mehrverdienstes, den eine Arbeiter auf dem furzen Wege durch die Nafe auf 32 Grad erwärmt, im Das kommt daher, weil der Luftweg durch familie fich ergattert, allein für die Verbesserung der Ernährung Munde aber weniger. ausgegeben wird- und der Wohnung, der berufliche Arbeiterschuß, die Nase etwa 100, der durch den Mund aber 70 Duadratzentimeter die Verbreitung hygienischer Kenntnisse im Volte, die Pflege des Fläche besitzt. Sports, die Verkürzung der Arbeitszeit das alles sind genau so Mittel im Kampfe gegen die Tuberkulose wie der Aufwand an Des infektionsmitteln gegen den Tuberkelbazillus.

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Es ist sehr erfreulich, daß auf diesem Standpunkt nunmehr auch die besten Vertreter der medizinischen Wissenschaft stehen. Der Ber. Miner Pathologe von Hansemann hat neuerdings ein Buch veröffent­Licht, in dem er den Nachweis führt, daß man mit Bezug auf alle Krankheiten immer von den vielen Bedingungen sprechen muß, die die Krankheit machen, und nicht von der einen Ursache, wenn wir wirklich den Tatsachen über die Entstehung der Krankheiten gerecht werden wollen.( b. Hansemann, Ueber das konditionelle Denken in der Medizin und seine Bedeutung für die Praxis.)

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Kulturgeschichtliches.

Die älteste Mumie. Aegyptische Mumien, von denen sich seinerzeit jedes europäische Museum um schweres Geld einige Exemplare zu sichern suchte, stehen heute, was den Marktwert be. trifft, feineswegs mehr übermäßig hoch im Kurse, weil bei der fortschreitenden Durchstöberung der Randgebirge des Niltals immer wieder neue Exemplare in reichlicher Menge aus den Felsengräbern ans Tageslicht gezogen werden. Wenn deshalb auch heute eine sie ist selbstverständlich immer echt und min­ägyptische Mumie destens die einer Pharaonentochter oder eines Oberpriesters, wenn auch darin vielleicht nur die Seele eines armseligen Schweinehirten gewohnt hat zum eisernen Inventar jeder besseren Jahrmarkts­schaubude gehört, so geben doch gerade die Mumien aus älterer Zeit den Archäologen noch manches Rätsel zum Lösen auf, weil sich bei ihnen die Zeit, aus der sie stammen, nur schwer bestimmen läßt. Daß zahlreiche Mumiengräber bis in das 8. Jahrtausend vor Chrifti Geburt zurüdreichen, wußte man zwar schon längst. Sobald man aber eine Mumie aus jener Zeit vor der Einwande­rung der Hatu- schafu( Hyksos) aus Asien genauer untersuchen wollte, machte die Tatsache, daß der Körper und die Bandagen bei auch nur leifer Berührung in einen Haufen Staub und Plunder zerfielen, der Bestimmung des Alters ein Ende. Als älteste, in transportfähigem Zustand befindliche Mumien galten bis vor einigen Jahren die aus dem 16. Jahrhundert vor Christus, also aus der Zeit vor Vertreibung der Hytsos durch König Amasis von Theben, bis vor etlichen Jahren Flinders Petrie in einem bei seiner An­funft schon erbrochenen Grabe eine dort vergessene Mumie entdeďte, die nach seiner und des italienischen Aegyptologen Prof. Maspero Ansicht von besonders hohem Alter sein mußte. Eingehende Unter fuchungen durch Dr. George Reisner in London ergaben denn auch als Tatsache, daß diese Mumie aus der Beit der fünften Dynastie, also ungefähr aus dem Jahre 2700 bor Christus, stammt. Heute ist aber auch diese Entdedung bereits wieder überholt. Wie Prof. Andrew Whitfield in Jadsons Magazine mitteilte, gelang es ihm, auf dem Plateau von Dahschur, wo die Pharaonen der ersten Dh naftie die ältesten Pyramiden bauten, einen Mumienkörper zu entdeden, der mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Zeit um 3000 bor Chriftus stammt und demnach die älteste bisher bekannt ge= wordene Mumie ist. Die Mumie ist nach jener kostbaren Methode konserviert, von der Herodot berichtet, daß sie zu seiner Zeit, also reichlich 2500 Jahre später, mit einem Talent( 4500 M.) bezahlt zu werden pflegte. Durch einen mit Steinmesser vollzogenen Seiten. schnitt wurden die Eingeweide herausgenommen, während das Ge­hirn mittels hakenförmiger Instrumente, ähnlich den heute beim Effen von Summern gebräuchlichen, nach Durchftoßung des Sieb beins auf dem Wege durch die Nase aus der Schädelhöhle entfernt wurde. Nach Waschung des Körpers mit aromatischen Delen wurde der Leichnam mit Natron imprägniert, mit Myrrhen eingerieben und mit Harzen und anderen antiseptischen Stoffen angefüllt, worauf nach mehrmonatiger Austrodnung die Umwidlung mit Technisches.

Bon größtem Interesse ist es, dieselbe Betrachtungsweise auf ein anderes, außerordentlich wichtiges Gebiet der Medizin anzu wenden, auf die Säuglingssterblichkeit. Jedermann weiß, daß die Ernährung an der gefunden Mutterbrust dem Kinde guträglicher ist als die fünstliche Ernährung mit Kuhmilch. Die Sterblichkeit der fünftlich ernährten Säuglinge ist biel größer als die Sterblichkeit der Kinder, die an der Mutterbrust ernährt werden. Wir werden zunächst fragen, was die Ursache" davon ist. Man wird vor allem daran denken, daß die Kuhmilch eine andere zu sammensetzung hat als die Frauenmilch. Das ist richtig. Also ist dann die Zusammensetzung der Kuhmilch, die dem menschlichen Säugling nicht paßt, die Ursache" der großen Sterblichkeit der mit Kuhmilch ernährten Säuglinge. Aber da stoßen wir plöglich auf eine ganz merkwürdige Sache. Wir erfahren nämlich, daß ein und dieselbe Ursache Kuhmilch auf die Säuglinge der Armen ganz anders wirkt als auf die Säuglinge der Reichen. So steigt 8. B. die Sterblichkeit der künstlich ernährten Säuglinge bei einem Einkommen des Vaters von über 1500 m. um etwa das Doppelte gegenüber der Sterblichkeit der an der Mutterbrust ernährten Säuglinge an, bei einem Einkommen des Vaters von unter 1500 Mark aber um das Vierfache. Also allein die Kuhmilch kann nicht die Ursache" der größeren Sterblichkeit der mit Kuhmilch er nährten Säuglinge sein. Es müssen neben der Kuhmilch noch andere Bedingungen hier mit im Spiele sein. Und diese Bedin gungen find alle gegeben im proletarischen Haushalt: in der fchlechten Kuhmilch, die die Proletariermutter für ihren Säug­ling faufen muß, in dem Mangel an Zeit, deren es für die Zu­bereitung der Ruhmilch für den Säugling bedarf, an der geringeren Reinlichkeit im proletarischen Haushalt, an der Trennung von Mutter und Kind, wenn die nichtstillende Mutter in der Fabrit arbeitet usw. Neuerdings haben die Kinderärzte nachgewiesen, daß das Wohnungselend eine außerordentlich wichtige Bedingung der großen Sterblichkeit der künstlich ernährten Säuglinge ist. So ist auch bei der Säuglingssterblichkeit nicht eine Ursache die Kuh­milch ausschlaggebend, sondern wieder ein großes Bündel von Bedingungen, die alle erkannt, in ihren Einzelheiten erforscht wer­den müssen, wenn wir die Säuglingssterblichkeit wirklich mit Erfolg bekämpfen wollen. Auch hier kommen wir zu der Ueberzeugung, daß die Maßnahmen zur Befämpfung der Säuglingssterblichkeit, die darauf hinausgehen, die einzelnen Bedingungen der schädlichen Binden erfolgte. Wirkungen der Ruhmilch auszuschalten, zunächst sozialer Natur sein müssen. Je größer der Wohlstand des Arbeiterhaushalts, je besser die Wohnung und je mehr Zeit der arbeitenden Mutter zur Ver­Neue Wege der Torfgewinnung. Im nordwest fügung steht, desto weniger berheerend wird die künstliche Ernäh- lichen Deutschland , besondere in Ostfriesland und Oldenburg , rung der Säuglinge sein. Dr. A. Lipsch üb.

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Kleines feuilleton.

ist man jetzt dabei, die ausgedehnten Moore möglichst rationell auszubeuten. Spielt doch hier die Torfheizung, die dem Groß städter allerdings fremd ist, noch eine sehr wesentliche Rolle. Biz her wurde die Torfgewinnung indes nur mit der Hand betrieben: Stich für Stich grub der Arbeiter aus dem Moor heraus, um die Masse dann an die Sonne zum Trocknen zu bringen. Nun hat ein Interessent in dem oldenburgischen Ort Papenburg eine Torfftech maschine erfunden, die in der Minute nicht weniger als 800 Stüd regelmäßige Torfe aus der Erde hebt. Die Maschine, die mittelst eines Motors betrieben wird, ist sogar imstande, ihre Leistung bis auf 1000 Aushebungen in der angegebenen Zeit zu steigern. Rechnet man alle Betriebskosten ab, so wird gegenüber dem bisherigen Handbetrieb für die Besizer immer noch ein entschiedener Vorteil in der Gewinnung des Torfes bleiben, die, wie bemerkt, für die dortigen Verhältnisse von Bedeutung ist.

Eine Statistit des Atems. Von der Tüchtigkeit der Atem werkzeuge hängt für Gesundheit und Lebensdauer des einzelne Menschen unendlich viel ab. Nicht nur der Brustumfang, der einen Maßstab für die Geräumigkeit der Lunge gibt, sondern auch din ganze Bauart des Schlundes sind in dieser Hinsicht von größter Bee Seutung. Hat man doch sogar gemeint, daß Leute mit engen Nasen­Löchern im allgemeinen furzlebiger sind, als solche mit weiten Nüstern. Die Unterschiede in der Entwicklung der Atmungswerkzeuge find bei den einzelnen Menschen sehr groß. aber man fann doch ungefähr einen Durchschnitt aufstellen, der für den Menschen überhaupt gilt. Mit jedem Atemzug zieht man ungefähr 500 Kubitzentimeter Luft ein. Dieser Betrag trifft nur auf einen rubigen Atemzug zu. Bei fräftiger Arbeit oder schwerer Anstrengung kann er sich bis auf das Siebenfache steigern. Die Leistungsfähigkeit der Lunge läßt sich am besten daran veranschaulichen, daß fie insgesamt eine Oberfläche bon 30 Quadratmetern einnimmt, während der ganze Körper nur eine Oberfläche von 2 Quadratmetern besitzt. Ein Erwachsener atmet gewöhnlich in der Minute 18 mal, wenn er sich in Ruhe befindet, 25 mal bei einer regelmäßigen und bis zu 60 mal bei einer an­geftrengten förperlichen Arbeit. Außerdem steigert sich die Zahl der Atemzüge bekanntlich im Fieberzustand. Bei Lungenentzündung atmet man ungefähr 40mal in der Minute. Die eingefogene Luft wird sehr schnell und stark erwärmt, und zwar mehr, wenn sie durch die Nase als Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchbruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW

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Welche wichtige Frage die Torfgewinnung im Ostfriesischen darstellt, mag die Tatsache erhärten, daß z. B. das Elektrizitätswerk in Wißmoor, das jährlich etwa 5 Millionen Kilowattstunden Kraft herstellt, seinen Betrieb ausschließlich mit Torf aus der näheren und weiteren Umgebung befriedigt. Vor etlichen Jahren wurde auch eine Kleinbahn damit gespeist und es steht fest, daß die Torf­heizung billiger als die Kohle ist, da besonders für den Verbrauch auf dem Lande die Transportfosten nur sehr niedrige sind. Bu einem großen Teil liegt die Torfgewinnung infolge des Moor­befizes in staatlichen Händen. Sollte sich der Maschinenbetrieb be­währen, so ist mit einer Ausbreitung der Torfindustrie zu rechnen.