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pelnden Pankier mit Komplimenten wegen seiner Klugheit und der Jugendlichkeit, mit der er seine weißen Haare trüge. Während die beiden Männer so ernste Gespräche führ. ten, verlor auch Risja nicht ihre Zeit.
Alle ihre Waren lagen ausgebreitet auf dem Fußteppich: Blusen, Boleros, Beinkleider in allen Farben, in Samt, in Atlas, mit und ohne Blumenstickereien und Goldarabesken. Ihre schwarze Dienerin hielt ein Stück nach dem anderen empor, während Nisja von einer Verzückung in die andere fiel und in Mabruka und den beiden Negerinnen einen gelehrigen Chor fand.
Nur Sultana sah, von Zeit zu Zeit noch aufschluchzend, stumm und unwillig auf all die Herrlichkeiten hin.
Risja ließ ihr zweites Bündel öffnen: Seidenhemden und Seidenunterzeug, orangefarben, mauve, olivegrün.
Sie sagte, sie seien von Zalla Djerida bestellt und bat Sultana, zu probieren, ob sie paßten und nach Geschmack feien.
Sultana ergab sich in ihr Schicksal und entkleidete sich, um eine Jacke und ein Hemd zu probieren.
Sie erkannte nicht, daß dies eine Falle war. Wenn Risja heimkam, mußte fie ja Sultanas Körper bom Scheitel bis zur Sohle in jedem Detail beschreiben können, um Abdallah zu entflammen und ihn abzuhalten, zu anderen Heiratsmaklerinnen zu gehen.
Sie bekam Aufstoßen vor innerer Befriedigung über das, was sie sah.
Abdallah hatte den Geschmack der Beduinen für die Schlanke, sehnige Kraft.
Wo in ganz Tunis fand er eine so schlanke Balme wie Sultana? War sie nicht wie Sulamith selbst?
Für ihr eigen Teil fand sie ja diesen Geschmack bäuerisch und barock,
bo prip
( Fortsetzung folgt.)
Der„ Paftor".
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Hauptmann von Hartstein von der dritten Kompagnie, der schneidigfte Kompagniechef des Regiments, war zum Major befördert
worden.
Darüber freute sich niemand mehr als die Soldaten der dritten Kompagnie selbst. Denn Hauptmann von Hartstein hatte in der Tat seine Kompagnie schneidig und mit äußerster Strenge geführt. Dienst über Dienst hatte es gegeben; morgens war die dritte die erste und abends die letzte auf den Ererzierplaze und dem Rafernenhofe gewefen. Das hatte im ganzen Regiment schon als unumstößliche Regel gegolten.
Und Strafen hatte es nur so gehagelt. Nachererzieren, Strafexerzieren und Arrest. Dafür bekanen die Musketiere der dritten auch um so weniger Urlaub.
Und trotz aller Schneidigkeit des Hauptmanns hatte die dritte Kompagnie bei der letzten Besichtigung an schlechtesten abgeschnitten. Beim Parademarsch hatten sie sogar den Tritt umgeschmissen" wie man im Regiment muntelte- abfichtlich, um sich an ihrem
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Hauptmann zu rächen.
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Mit der Führung der Kompagnie wurde als ältester Leutnant des Regiments Oberleutnant Bornberg beauftragt.
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Mit Bedauern sah die elfte Kompagnie Oberleutnant Bornberg
Und weiß Gott , gewöhnlich flappte es gleich beim ersten Male. Bei der Kompagnie standen noch zwei Leutnants und ein Fähnrich. Alle drei Sprößlinge eingebildeter, adelsstolzer Familien. Die drei fräuselten höhnisch die Lippen und spotteten weidlich über die plebejerhaften Manieren" des Kompagnieführers. dieser die aller Kasernentradition hohnsprechende humane Behandlung Durch den Fähnrich, der ein Neffe des Obersten war, erfuhr der Soldaten durch Oberleutnant Bornberg.
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Und eines Tages, als die dritte Kompagnie auf dem Ererzier plage übte, erfchien ganz zufällig der Herr Oberst. Die Meldung des Kompagnieführers nahm der Oberst entgegen mit einem furzen ,, Danke! Lassen Sie sich nicht stören!" Regimentskommandeurs auch nicht stören, sondern setzte das ErerUnd Oberleutnant Bornberg ließ sich durch die Anwesenheit des zieren in seiner ruhigen, freundlichen Weise fort: Chargiert- fertig!"
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Wie ein Blizz flogen die Gewehre von den Schultern und lagen dann Mündung in Augenhöhe fest und sicher in der linken Hand.
Ihr!"
Der Griff war gut!" lobte der Kompagnieführer. Den könnt So ging es weiter. Mal eine Belehrung und Wiederholung, dann wieder ein anerkennendes Wort aber nie das sonst übliche„ Himmeldonnerwetter!"
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Und die Musketiere nahmen sich zusammen. Ihnen ahnte, daß die Anwesenheit des Obersten nicht so ganz von ungefähr war, sondern daß man ihrem" Oberleutnant etwas am Beuge fliden
wollte.
Die Augen des Obersten wurden immer größer, und er zupfte nervös am Schnurrbart.
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man
dieser fanfte Ton des Oberleutnants fiel ihm auf die Nerven Hm- ja- die Kerls griffen nicht schlecht ins Eisen! Aber merkte ja garnicht, daß man auf dem Exerzierplatz war! Die Kompagnie machte jetzt Marschbewegungen. " In Sektionen rechts brecht geriffen das Kommando.
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ab 1" schallte scharf ab
Stramm und sicher setzte eine Sektion fich hinter die andere. Doch der Flügelmann der vierten Seftion ftrat zu lange auf der Stelle und bekam dadurch zu großen Abstand.
Ruhig belehrte der Kompagnieführer ihn und ließ die Uebung noch einmal machen. Der Oberst wurde immer nervöser und sein grauer Schnurrbart sträubte fich zornig. Als derselbe Musketier das Abbrechen wieder verdarb, platte er los: Kreuzbombenelement! Herr Oberleutnant, sperren Sie den Kerl doch drei Tage ein!"
„ Er hat's nur nicht begriffen, Herr Oberst!" antwortete der Rompapnieführer falutierend.
"
Dann soll er's bei Waffer und Brot begreifen lernen!" rie der Oberst.
Erregt gab er seinem Pferde die Sporen und galoppierte in weitem Bogen um die Kompagnie herum.
Inzwischen stieg Oberleutnant Bornberg gelassen vom Pferde, stellte sich neben den Soldaten und zeigte ihm praktisch, wie er seine Sektion hinter die voraufmarschierende zu schieben habe.
Als der Oberst wieder herangeprescht kam, Klappte das Abbrechen in Sektionen tadellos. " Jetzt hat er es begriffen!" meldete der Oberleutnant mit einem leichten Bucken der Mundwinkel. Der Oberst schnappte nach Luft. Lassen Sie rühren bitte' n Augenblid!"
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Er ritt mit dem Oberleutnant ein Stück von der Kompagnie scheiden. War er doch ein Offizier, wie es in der ganzen deutschen fort und gestikulierte heftig. Armee nur sehr wenige, vielleicht feinen zweiten mehr gibt. Ein" Das muß anders werden, Herr Oberleutnant! So lange Mann, der auch im Waffenrod. menschlich dachte und fühlte, der ich das Regiment führe, wünsche ich die alte preußische Schneidigkeit nicht sich selbst als den Angehörigen einer bevorzugten Raste und erhalten zu sehen. Nehmen Sie sich Ihren Herrn Vorgänger zum den Soldaten als verächtliches, zur Knechtschaft geborenes In- Muster!- Sie fassen die Kerls viel zu zart an Kerls verlieren dividuum betrachtete. jedes Subordinationsgefühl- Disziplin wird gelodert! Die Kerls find feine Konfirmanden- und Sie fein Bastor! Ein preußi fcher Offizier muß Schneid haben! Also mehr Schneid, Herr Obermehr Schneid! Danke!" Er tippte an die Müge und galoppierte brummend fort.
Er redete nie einen Soldaten mit Du an und brauchte nie ein Schimpfwort. Er bezechte sich allerdings auch nicht bei den Liebesmahlen im Kasino und beteiligte sich auch nicht am Jeu.
Mit Oberleutnant Bornberg zog ein ganz neuer Geist in die dritte Kompagnie ein. Die Soldaten merkten an seinem ganzen Wesen, an dem Tone, in dem er Befehle gab, die Ausführung eines Gewehrgriffes tadelte oder eine Wendung lobte, daß er in ihnen nicht niedere Geschöpfe sah, die durch geisttötenden Drill und harte Strafen zu willenlosen Maschinen umzubden waren, sondern daß er in jedem den Menschen achtete.
Unwillkürlich wurde der Blick der Soldaten freier, sie wurden Heiterer und lustiger, und der Dienst war ihnen nicht mehr so verhaßt, wie unter ihrem alten Hauptmann.
Auch die Mißhandlungen von den Unteroffizieren hörten auf. Oberleutnant Bornberg hatte diese eindringlich vor Mißhandlungen gewarnt, und sie alle hatten das Gefühl, daß er in diesem Punkte teine Nachsicht üben würde.
Beim Egerzieren pflegte der Kompagnieführer den Musketieren zuerst zu erklären, wie eine Schwentung, ein Griff oder eine Wendung gemacht werden sollte, und dann hinzuzufügen:
" So, Leute, macht's gleich gut, dann brauchen wir's nicht so oft au machen 1" 090
leutnant
"
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Der Oberst hatte zuletzt immer lauter gesprochen, und das Wort vom Paftor" war zu der Kompagnie hinübergeflogen. Seitdem nannten die Leutnauts den Kompagnieführer unter sich mit diesem Spitznamen.
Seine Exzellenz, der Divistonskommandeur, hatte eben die Besichtigung des Regiments abgehalten und ritt nun an desse Spize vom Ererzierplage.
wie schon gesagt, Herr Oberst, den besten Eindruck auf mich hat die dritte Kompagnie gemacht. Wer führt sie doch?" Oberleutnant Bornberg, Exzellenz 1"
Bon Bornberg?"
" Nein, nur Bornberg."
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" So, fo!-Trotzdem sehr tüchtiger Offizier, wie?" " Zu Befehl, Erzellena!" antwortete der Oberst. Das heißt zum Frontoffizier nicht recht geeignet zu wenig Schneidigkeit- wie soll ich sagen, humanitätsduselig! Hätte besser zum Pastor ge paßt."
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" Ja, mit Humanitätsduselei kommen wir natürlich in der Armee