nicht aus 1' meinte die Exzellenz..Aber wie kommt eS denn, daß seine Kompagnie so auf der Höhe ist?* Er gibt sich allerdings viel Mühe aber zum größten Teil ist es wohl noch das Verdienst des früheren Kompagniechefs, des jetzigen Majors von Hartstein.* So, so I Na, schicken Sie mir mal einen Bericht über den Oberleutnant ein!* Zu Befehl, Exzellenz I* Einige Wochen darauf erhielt Oberleuwant Bornberg den blauen Brief*. Die dritte Kompagnie bekam wieder einenschneidigen* Haupt- mann. UndVater Philipp" sah auch mal wieder Musketiere der dritten bei sich im Quartier. Die Unteroffiziere holten eifrig nach, was fie unter Ober- leutnant Bornberg hatten versäumen müssen, und die Ausbildung der Soldaten wurde nach dem alten Rezept mit Fluchen, Schlägen und Fußtritten betrieben. Aber bei der nächsten Vorstellung wurde an der dritten Kom- pagnie von hohen Vorgesetzten scharfe Kritik geübt. Und den Parademarsch hatte fie auch wiederversaut*. O. L. jVcue erzäblungsUteratur. Jürgen Jürgensen: Kongo-Geschichten.(Verlag der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung, Hamburg .) Jürgen Jürgensen ist ein junger Däne, der selbst 7 Jahre in Afrika gelebt hat in, Kampf um die Existenz und dort das spannende, nerven- aufpeitschende Leben in den Negerstaaten kennen lernte. Aus der Fülle seiner Eindrücke und Einblicke erwuchsen ihm seine Geschichten, die in ihrer fesselnden, knappen und anschaulichen Art beachtenswerte Beiträge zur völkergeschichtlichen Psychologie find. Die freien Söhne einer urwüchsigen Natur find hier nicht als die minderwertigen Wilden" geschildert, die den, Tierreich noch nahe stehen, der Ver- fasser, gepackt von einer begeisterten Liebe zu allem Kraftvollen, malt das Kongoleben mit seinen Grausamkeiten und Gefahren, mit seinen Abenteuern und Schrecknissen und zeigt daneben seine Menschen mit ihrem Wagemut, ihrer zähen Ausdauer. ihrerHeldenhaftigkeitim Ertragen vonSttapazen. Die ungebrochenen Triebe dieser Urwäldler im Kampf mit der mörderischen Tücke von Mensch und Natur erscheinen in ihrer Jnstintthaftigkeit nicht raubtierhafter als die Manipulationen der Kulturmenschen, wenn es bei ihnen um Existenz und Leben geht. Und in den Kolonien des Kongo geht es tagtäglich um Leben und Tod; Hunger, Durst und Fieber schassen im Verein mit kriegerischen Anfällen und den Beschwerden einer wilden Natur Tragödien, in denen die Seele der Beteiligten gleicherweise in Aufruhr gestoßen wird, wie in der verfeinerten Tragik unserer Kulturloelt. Die Ge- schichten durchzieht der heiße Aten, des Erlebten! wenn die Er- legung Anetols, des Flußpferdes, geschildert wird, einen sich Nerven- kitzel und Humor, vor allem aber blüht auS diesen orientierenden Kongoerzählungen der Hymnus an die Urwüchsigkeit, die freie Natur, die ManneSkrast. Otto AIscher: Gogan und daS Tier , Roinan.(Ver- lag von S. Fischer, Berlin .) Auch dieses Buch ist in seinem Kern ein kulturverächterischeS Dokument, obgleich eS sich anfangs nicht danach anläßt. Gogan ist daS Produkt der Umarmung einer Kom- tesse mit einem Zigeuner. Und das Blut tut feine Wirkung an dem lwaben. Er kennt seine Abstammung nicht, da er bei Förstersleuten. die zu schweigen verstehen, aufgezogen wird, indessen die BlutSerb- schaft von seinem Vater, dem Zigeuner, wächst in ihn» von Tag zu Tag. Er kämpft dagegen, er bäumt sich auf gegen diese Triebe und Instinkte seiner Natur, allein das Physiologische ist stärker alS sein bürgerlicher Wille und die Hemmungen, die er seiner Natur ent- gegensetzt, werfen ihn aus Zwiespalt in Verzweiflung. Der Tod seines Erzeugers scheint ihm Erlösung. Mit eigner Mörderhand gedenkt er den Fluch seines Lebens vom Nacken zu schütteln. Aber da vor diesem armen schlafenden Zigeuner, der ihm ein Tier schien, wird ihm die ErkennwiS, daß dieser freie Mensch eben nur seiner Natur lebt und leben mußte und schuldlos wie daS Tier ist. In einer schwereren Daseinsform bedeutete ihm alles, was Wehr und Waffe gegen die Gefahr ist, Recht. Und viel stärker und echter und besser erscheint ihm der. den er als einen Ent- arteten ansah, als er selbst mit seinen niedergedrückten Affekten. Und so haßt er jetzt nicht mehr denTiermenschen", sondern sich selbst als Entarteten, und er ahnt, daß gerade die Erbschaft und das Blut des Vaters seine beste Mitgift fürs Leben ist, aus der ihm die Kraft und das Edle erblühen wird. Das Buch leidet an einer gewissen Weitschweifigkeit, seine Ideen versteht der Autor nicht durchweg plastisch zu formen. Der antiliterarische Grundgedanke jedoch spricht für den Autor. Jack London : Wolfsblut. (Verlag von F. Fehsenfeid in Freiburg i. B.). Ueber den Kulturmenschen hinweg den primitiven Tatmenschen nur streifend, fübrt diese amerikanische Geschichte gleich zum Tiere selbst und macht einen Hund zum Helden. Schon einmal lag uns eine Hundegeschichte des Autors vor, in der er mit meister- licher Spurkraft und Kennwis der Tierseele daS Geschick eines HundeS mit feingeistigen Reflexionen verband. Wieder ist'S seine Lieblings- raffe: Der Wolfshund, der jetzt alsWolfsblut " im Mittelpunkt der Geschehnisse steht. Daneben glühen wie mit Blitzlicht beleuchtet Bilder aus dem Goldlande auf und abenteuerliche Szenen aus dem eisigen Norden, da das Wolfsrudel den Menschen verfolgt und dieser sich mit zyklopischem Widerstand wehrt. Ein Abkömmling dieses wilden Wolfsrudels ist Wolfsblut, der Held. Wir verfolgen seine Geschichte und seine Gedanken, sein Hinübergleiten in die Zähmung, bis er treuer Genosse des Renschen wird. Am Bilde dieses Tieres spiegelt sich der Mensch und wieder find eS die starken Instinkte, die in ihrer Pracht und Kraft der Dekadenz gegenübergestellt sind. Aber wie wir das Wesen des Hundes, seine Veredelung zum Kameraden des HauseS Nietzsche würde es Ver- kümmerung und Degeneration nennen miterleben, lernen wir auch das Land kennen und das Ringen seiner Menschen mit den Lasten ihres Lebens. Es gibt keine bleichen Gefühlsttagödien, überall nur ein Einsetzen und Durchsetzen von Willen. Wolfsblut, der Spielball dieser Willen, gerät endlich an den rechten verstehenden Herrn und belohnt dessen Gunst, in der er zum ersten Male die Liebe kennen lernt, mit der Gefügigkeit und Treue seiner Urwelts- natur. Das alles ist ursprünglich, ich möchte das Wort der Moderne naturisch" hier anwenden, veranschaulicht, das Unterhaltsame gc- bändigt durch Logik, Psychologie und Weltanschauung, ist ein Buch, dessen Lebensnähe auch den Leser lebendig macht. Herbert Eulenberg : Katinka, die Fliege, Roman. (Emst Rowohlt, Leipzig .) Auch dieser moderne Dichter hat sich vomMenschenpack" abgewendet und niacht ein Tier zum Gegenstand seiner Poesie. Maeterlinck beschäftigt sich mit den Bienen: wie Silvio Pellico in seinen Gefängnissen wendet sich Eulenberg einer armen Stubenfliege zu und lebt, denkt, fühlt mit ihr. Freilich ist die Art Eulcnbergs eine andere, als die PellicoS und die Londons . Dieser reflektiert gewissermaßen nur von der Hundeseele aus. Eulenberg schiebt seine eigenen Empfindungen dem Objekt seines Romans unter, es gibt da ergötzliche Stiche und An- züglichkeiien nach allen Seiten, die in einem ftischcn souveränen Humor und bizarren Sprüngen den Leser u», surren und umschwirren. Er verwahrt sich im voraus dagegen, daß sein abschweifendes und phantastisch ausschweifendes Buch eine Mischehe zwischen PseudoWissenschaft und aufgewärmter Romantik bedeute. Leute mit dem dritten Auge und Ohr werden dieses Hin» weises entbehren können. Eine Fabulierkunst von eindringlichster Dichtkrast ist hier in krausem Tanz am Werk, ein Stil von Goethe - scher Reife und Klarheit vermittelt die Ueberfülle an Gesichten, an Erfahrungen und Begebenheiten, die der Autor seine kleine Fliege Katinka erleben läßt. Aphoristische Geistesspritzer übersäen das Buch, man ist, wie sehr Eulenberg auch seiner übermütigen Phantasie die Zügel schießen läßt, überall mitten drin in unserem Leben, unserer Zeit mit ihrer betrüblichen Süjaatur. Wer es versteht, das Zimmer und das Leben der alten BauciS mir der rührenden Liebe zu ihrem Pudel in einer so innerliche» und doch von jeder Gefühlsduselei ftcien leuchtenden und poet-schen Art zu(schildern, Iver vermag, auf 370 Seiten mit der Erzählung von einer Fliege bis zur letzten Seite zu fesseln und Gegenständliches und Erträumtes mit kritischen Sen- tenzen und Satire so gestaltungskräftig ineinander schließen zu lassen, der hat seine dichterische Qualität und daß er ein Eigner. vollauf bewiesen. Otto Soyka : Die Söhne der Macht, Roman(Verlag von Albert Langen , München ). Willensstärke und Machtfaktoren spielen wiederum die Hauptrolle. Doch ist hier nicht die rohe, un- verbildete Kraft das Triebrad der Geschehnisse, hier herrscht die Ueberkultur, oder vielmehr hier ist ein Utopien au/geta», das die unbegrenzten Möglichkeiten der Menschheitsentwicklung und ihrer Technik auf der Basis des stärlsten Machtfaktors, deS Goldes, spannend und effektvoll zeigt. Die Finanzriesen bestimmen Welt- und Menschengeschicke nicht mehr nur durch ihre Geldmacht allein. sie haben Maschinen und ein Netz von Kräften in ihren Dienst ge- zogen, u», ihren Willen den, anderen zu übertragen, daß er folgen muß, wie ein Hypnotisierter. Diese Hypnose auf Grund technischer Hilfsmittel, als da sindungesunde Luft" in das Haus eines andern unmerkbar pumpen, den man krank oder tot haben möchte und dergleichen chemische oder andereZukunftS- Waffen" mehr machen für die Willensnienschen, die mit Dollars und Menscheuschicksalen spielen können, kein Ding unmöglich. Zwei solcher von Millionen GoldeS gestützte Macht- eroberer stehen sich in Sohkas Zukunftsroman gegenüber. Der eine sucht ein Verbrechen mit allen seinen modernen Waffen zu verdecken» der andere es aufzudecken, und in der Schilderung des Kräftemessens dieser beiden Geistes- und Willensmenschen, von denen der eine ein vollblütiger Verbrecher in, alten Sinne ist, arbeitet der Verfasser in eine»,Amerikanismus" von der gesteigerten, scharfgeistigen, atem- raubenden Art I. V. Jensens, in dessen Zeichen Otto Soyka auch mit der zähen Nachahmungskunst-ineS geschickten Epigonen siegt. A. M. D. G. von R a n, o n Pürez de Ayala.(Verlag von Hans Bondy, Berlin .) Das Kolleg für den Gymnasialunterricht zur unbefleckten Empfängnis trägt nahe dem Giebel in der Mitte deS Hauses die Inschrift A. M. D. G. Es wird geleitet von den Paters der Gesellschaft Jesu . Die unheilstistende Tätigkeit des Jesuitenordens, der unter der MaSke der Frömmigkeit und Güte seinen Zöglingen mit Martern und schändlichen Grausamkeiten das Leben im Gymnasium zur Hölle macht, wird voin Verfasser ge- schildert. In unserer Zeit der Zenstochauer Greuel darf man auf dieses von Mario Spiro trefflich verdeutschte Anklage- und WarnungS- buch mit einiger Berechtigung aufmerksam machen, auch wenn es weniger gut geschrieben wäre, als es diese Kapitel von der Ver- worfenheit und seelischen Roheit der Gesellschaft Jesu sind. Die