fttöfce erhalten, in der einst die klirrenden Rüstungen der(ihn st- lichen Ritter blitzten und funkelten, noch künden einige alte Kirchen. die längst zu Moscheen umgewandelt sind, von den Zeiten, da das mittelalterliche RhoduS als ein kriegerischer Hort des Christentums daS Aegäische Meer beherrschte und als trutzige Zwingburg vor den Toren des OsmanenreicheS daS Kreuzesbanner flattern ließ. Aber nur einige Schritte weiter, ein kleiner Rundgang durch die Seiten- straßen, und die Erinnerung an die Vergangenheit verblaßt vor der Armut und dem Elend der Gegenwart. AuS dem meerebeherrschen­den Rhodus des Altertums ist längst eine arme, verschlafene Land- ftadt geworden; vor dem Schmutz und der Verwahrlosung, in den Gassen, in denen Griechen, Türken und Juden Hausen , haben die Europäer sich längst in den Vorort Neochori zurückgezogen, und selbst unten im Hafen, wo die kleinen Segelboote die Früchte dieses von der Natur so ungewöhnlich gesegneten Eilandes verfrachten, rollt das Leben nur in gemeffencr orientalischer Lästigkeit dahin und läßt nicht ahnen, daß dieses Rhodus das gleiche ist, das einmal die bedeutendste Stadt Griechenlands war. Kühne, wagemutige Phönizier hatten zuerst das paradiesische Eiland entdeckt, Kolonien errichtet und Städte erbaut, aber langsam mußten sie zurückweichen, als im ersten vorchristlichen Jahrtausend die Darier einwanderten und hellenischer Geist die Insel rasch zu Macht und Blüte emporführte. Im vierten und dritten Jahrhun- dert v. Chr. ist Rhodus bereits die Beherrscherin des Mittelmeeres; über ein Jahr lang trotzte die wohlbewehrte Stadt siegreich dem Ansturm des Städteerobcrers Demetrius: der Handel von Rhodus zählte längst zu den wichtigsten und umfangreichsten, die Handels- schiffe erschienen in allen Häfen und ihre Kriegsflotte beherrschte das Meer. Damals war RhoduS nicht nur Kriegs, und Handels- stadt; eine mächtige Industrie war aufgeblüht, in mächtigen Werf- ten wurde rastlos gearbeitet und stolze Schiffe verkündeten den Ruhm der Schifssbaumeister von Rhodus in ollen Ländern des Mittelmeeres. Die Stadt wird zu einem Hort hellenischer Kultur, mächtig blüht das Geistesleben auf, Aeschines eröffnet hier seine Rednerschule, die von weither wißbegierige Jünglinge anlockt, und noch zur Zeit der römischen Weltherrschaft war RhoduS der Ort, wo die ehrgeizige Jugend die Kunst der Rede erlernte. Damals erstand auch am Eingang zum Hafen das siebente Weltwunder, der Koloß vonRhodus. 300 Talente, also eine Summe von rund �300 000 Mark, wandte man für den Bau dieses Riesenstandbildes des Helios auf, das nach seiner Vollendung 32 Meter hoch war und damit die mächtigsten Kolostalstatuen des Altertums überwog. Die Treue gegen Rom , die Treue zu Julius Cäsar , sollte der Insel zum Ver- hängnis werden und ihrer Blüte auf einige Zeit, ihrer politischen Wacht aber für immer ein Ende machen. Man ergriff für Julius Cäsar gegen Pompejus Partei, nach der Ermordung Cäsars kam Cassius, um Rache zu nehmen, überwand die Flotte von Rhodus , eroberte die Stadt, ließ alle Führer der feindlichen Partei crmor- iden, raubte alle öffentlichen Gelder und verschonte sogar die Tempel nicht, deren Schätze man fortfichrte. Ganz hat sich Rhodus von diesem Schlage nie mehr erholen können: die politische Macht war gebrochen, aber ihr Ruhm als einer Pflegstätte der Wissenschaft und des Geistes und als einer prächtigen, rasch wieder emporblühenden Stadt dauerte fort. Die Insel bildet das Hauptziel reisender- mer, Horaz nennt sie dasherrliche Rhodus" und nach Strabo kann sich keine andere griechische Stadt mit ihr vergleichen. Selbst daS furchtbare Erdbeben, das im zweiten Jahrhundert die Stadt in Trümmer legt, vermag ihrem Ruhm und ihrer Blüte nichts anzu- haben. Die Straßen waren damals breit und gerade, die Bauart so gleichmäßig, daß das ganze Rhodus nur ein einziger Bau zu sein schien, die überaus starken Mauern und deren hohe, prächtige Türme erregten die Bewunderung aller Römer, und in den Tempeln und Heiligtümern prangte ein unvergleichlicher Schmuck von Statuen und Gemälden. LiciniuS Muci-rnuS gibt die Zahl der in Rhodus stehenden Bildwerke auf über 3000 an. Und als Nero, Agrip- pina trotzend, mit dem Gedanken spielt, die Regierung niederzu- legen, nennt er Rhodus als seine künftige Heimat. Mit dem Verfall Roms endet auch die Glanzzeit der viclnm» ftrittenen Insel. Sie teilt das Schicksal des byzantinischen Reiche?: noch einmal scheint, mit dem Einzug der Johanniter, die sich nach ihrem neuen Heim Rhodiserritter nannten, eine neue Zeit der Blüte anzubrechen: aber es wird nur eine Zeit kriegerischer Kämpfe. Soliman holt im Jahre kö22 endgültig das Banner der Johanniter von den Zinnen der befestigten Stadt und pflanzt an seine Stelle die rote Fahne mit dem Halbmond der Osmanen. Jene Belage- rung von Rhodus blieb eine der größten Taten der Kriegs- geschichte des. Jahrhunderts. Mit seiner ganzen Macht kämpfte der große Sultan um den Besitz dieses Bollwerkes und alle ver- zweifelten Bemühungen des helzenhaften Großmeisters Villiers de vJsle Adam scheitern an der kriegerischen Tatkraft der türkischen Belagerer. Fünf Monate lang wurde unter den Mauern von Rho- dus gekämpft, aber keine Besatzung der Welt hätte der Ingenieur- kunst der Türken getrotzt, die damals in Europa unumschränkte Meister in der Kunst der Belagerung waren und die beste Artillerie der Welt besaßen. Selbst Soliman erkannte jedoch die heldenmütige Verteidigung von Rhodus an und gewährt tür die tapferen Ritter «inen ehrenvollen Abzug mit Waffen und Eigentum. Den Bewoh- uern von Rhodus gewährte der Sultan unbeschränkte Religions- sreiheit, und sogar die Wappen und Kreuze der Johanniter an den Häusern durften auf seinen Befehl nicht entfernt werden. Seitdem -ist die Stadt und die Insel in türkischem Besitze geblieben. Im Laufe der Jahrhunderte sank die Bedeutung dls See- und Handel»- stadt immer mehr. Das heute von den Italienern besetzte Rhodu» zählt kaum elftausend Einwohner, vorwiegend Griechen, die sich durch Obstbau und Handel ernähren. Liemes Feuilleton. Kulturgeschichtliches. Kulturgeschichtliches von der Gurke. Die Gurke, die aus den Treibhäusern zurzeit in beträchtlichen Mengen auf den Markt kommt, gehört zu den zahlreichen Kulturgewächscn, die erst verhältnismäßig spät aus dem fernen Asien zu uns gelangten. Die homerischen Griechen kannten sie ebenso wenig wie die Aeghpter deS älteren Reiches, obwohl auch in Afrika einige Gurken­arten von jeher oder wenigstens schon in vorgeschichtlicher Zeit heimisch gewesen zu sein scheinen. Die Griechen übernahmen die Gurkenzucht im 7. Jahrhundert vor Christus von Kleinafien her, wohin das begehrte Gewächs vor rund 3000 Jahren aus Vorder- indien eingeführt wurde. Es ist jedoch zweifelhaft, ob hier die Urheimat der Gurken zu suchen ist: es sprechen manche Gründe dafür, daß auch Vorderindien die Gurken wieder vom Auslande und zwar aus dem Gebiet der heutigen Malaienstaaten bezogen hat. Bei den Römern waren die Gurken so beliebt, daß sie gerade >0 wie heute in jeder Jahreszeit in den Gärtnereien gezogen wurden, und Kaiser Tiberius mochte sie so wenig entbehren, daß jedesmal, wenn er auf Reisen ging, kleine fahrbare Gnrkenbeete mitgenommen wurden, deren Scheiben aus Glimmer(MarirnglaS) bestanden. Während das südliche und westliche Deutschland die Gurlenkultur durch Kaiser Karl den Großen erhielt, war sie im deutschen Osten schon erheblich früher durch Vermittelung der siawischen Völkerschaften heimisch geworden, die sie ihrerseits von den Hunnen und Tataren überkommen hatten. Schon damals säuerten die Wenden in der Mark Brandenburg und Pommern die frühtragende Walzengurke ein, die aus China stammt, und sehr bezeichnend ist es, daß die sauren Gurken, die sich ja heut überall eingebürgert haben, noch vor 200 Jahren eigentlich nur in den Teilen Deutschlands beliebt waren, in denen früher flawische Bevölke- rungen gesesien hatten. Es ist zwar richtig, daß die Gurke wegen ihres großen Wassergehaltes von etwa 97 Proz. nur einen geringen Nährwert besitzt und deswegen mehr Genuß- und Reiz- als Rahrungsmittel ist. Die Verachtung, in der sie deswegen hier und da steht, ist aber nicht gerechtfertigt, weil sie einige dem menschlichen Körper unentbehrliche Stoffe, nämlich im Mark das lösliche Pflanzeneisen und im Samen Phosphorsäure in so reich- lichen Mengen enthält, daß man sie sogar in der Medizin an- wendete. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Gurkenkuren zur HeUung der Tuberkulose sehr häufig gebraucht, und auch heute ist man wieder auf dem besten Wege dazu, seitdem man weiß, daß der SäuerungS- und Salzungsprozeß bei den Gurken zur Bildung von Milchsäure führt, die namentlich den Diabetikern (Zuckerkranken) so heilsam ist. Aus dem Pflanzenleben. Pflanzenschädigungen durch Wind und Kälte. Gerade im Frühjahr sind die empfindlichsten Stellen der Pflanzen, die zarten Knospen, am meisten durch äußere Einflüsse, besonders die des Klimas, gefährdet. Der Wind und die bis Mitte Mai noch oft sehr kalten Rächte sind die ärgsten Feinde des keimenden Pflanzenlebens. Namentlich der W i n d wirkt in mehrfacher Hinsicht schädigend, einmal durch die übergroße Austrocknung der Pflanze und des Bodens, dann aber auch mechanisch durch die fortwährende heftige Erschütterung der dem Winde ausgesetzten Zweige: dazu kommt noch seine auskühlende Wirkung. Die durch den Wind hervor- gerufene Bodentrockenheit vermindert natürlich den Zuwachs der Pflanze infolge andauernder Abnahme der chemischen und Physikali- schen Bodengüte. Der Pflanzenzuwachs verhält sich, selbst bei bestem feuchten Boden, bei Windstärken von 0 Meter: 5 Meter: 10 Meter wie 3:2:1, nimmt also intensiver ab, als die Windstärke zu- nimmt. In gewiffem Sinne kann man sich gegen die Aus- trocknung durch den Wind, die bei zehn Meter Sekunden- geschwindigkeit daS drei- bis vierfache der AuStrocknung deS ge- schützten BodenS beträgt, durch Ablenkungen der Luftströmungen mittels künstlicher Windschutzmittel, wie Hecken und Mauern, oder durch Bewaldung vorgelagerter Höhen bewahren. Am Widerstands- fähigsten gegen Windschädigungen find die Kätzchenbäume, die Weiden , sowie die Bäume, deren Blätter im Spätherbste am längsten an den Zweigen sitzen bleiben. WaS das Erfrieren der Pflanzen bettifft, so find hierzu keineswegs Temperaturen unter dem Null­punkt erforderlich: ftürbispflanzen z. B. erfrieren schon bei Tempe- rawren unter vier Grad Wärme. Der Grund ist in den durch die niedere Temperatur hervorgerufenen Stoffwechselstörungen der Pflanze zu suchen. Bemerkenswert ist, daß beim Auftauen die verschiedenen Pflanzenarten sich verschieden verhalten, indem die einen, namentlich bei schnellem Auftauen, absterben, die andern nicht. ES ist anzunehmen, daß Unterschiede im chemischen Aufbau des Pflanzenplasmas, der flüssigen Grundsubstanz der Pflanzenzellen. die Ursache hierfür bilden.__ Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul SingertCo., Berlin