-

370

Gib mir nun ein Goldstüd!"

Und Samza mußte mit zwanzig Francs herausrücken, worauf Amor fich mit dem Versprechen entfernte, am nächsten Tage zur Fortsegung der Aur wiederzukommen.

Auf der Schwelle schärfte er ihm noch ein: Bergiß nicht, daß all meine Kraft umsonst ist, wenn Du Dich Bleira auch nur näherst!"

Hamza schloß sich mit seinem Unglück ein.

Amor hüllte den Becher ein und verbarg ihn unter Solsteinische Westfüfte ist, die die Horizontlinie verstärkt. Drei Meilen felnem Bernus. hätten wir hinüberzugehen, wenn eine Elbbrücke oder ein Elbtunnel fich bauen ließe. Unser Blick läuft also so weit der Horizont geht, frei über die filbergrau- grüne Wasserfläche, auf der in langer Kette Seedampfer auf Seedampfer elbeinwärts und seewärts dampfen. Die Fahrrinne ist nabe genug, daß man jedes Schiff nach Größe und Sonderheit des Baues unterscheiden fann, aber schon die Namen der Schiffe find schwer zu lesen. Große Segelschiffe und Hochsee­fischer in ihren fleinen dunklen Segeln fahren dazwischen, und immer von neuem schießt der Lotiendampfer ins Wasser, Segler drehen burtig bei, um dem Zollboot Auskunft zu geben. In der Entfernung und im Verhältnis zur umgebenden Wasserfläche erscheinen die größten Dampfer, die in Hamburg wie eine Hauswand bor uns aufragen, als unwesentlich; wir behalten die Uebersicht über das ganze Elbbild, ohne daß die Einzelteile übermächtig werden. Wie in schmalen Rinnen gleiten die Schiffe vorbei, und ohne die Fäden, die Zoll- und Lotiendampfer ständig zu ihnen spinnen, fönnte man fich auf einer abgelegenen Insel wähnen, abgeschnitten und unbeachtet. So aber ist es, als ob immer noch die adligen Seeräuber, die bon Lappe" auf dem Schlosse da hinten herrichten und auf ihren Raubfahrzeugen hervorschoffen, um den Tribut zu nehmen. Die unedlen Edellappen find aber schon seit dem 14. Jahrhundert fortgeflogen; da es nämlich den Ham­burgern zulegt einfiel, daß nicht nur der Edelmann Fäuste hat.

Große Tränen rannen über seine Wangen hinab. Das viele Geld war verschleudert. Alle süßen Hoff­nungen zerronnen. Und nun stand gar noch das Leben auf dem Spiele.

Was half es ihm übrigens, wenn er lebte? Der Jude Bembaron und alle Freier Bleiras würden vor Schadenfreude lachen. Die ganze Stadt würde hinter seinem Rücken lachen, wenn er sich zeigte.

Und das ärgste von allem: Dierida würde triumphieren. Er fühlte es wohl: von ihr war der Fluch auf Bleira gesandt worden, um ihn zu treffen.

Er rief Mabruka, fie möge ihm seine Sjerbija mit Tabak und Hasjisi bringen.

Selbst die Pfeife schien ihm einen Leichengeruch zu ver­breiten. Aber sie barg in sich ein Paradies von Vergessen­heit und lieblichen, farbenfatten Phantasien.

Er hüllte sich in seinen Bernus, und der hünenhafte Riefe flüchtete aus den Wolfen der Wirklichkeit in die schwülen Elfennebel der Träume.

( Fortsetzung folgt.)

Cuxhaven .

1016

Aus dem Wanderbuche eines Malers. " Da ist ja nichts los, was wollen Sie da?" hieß es in Ham­ burg . Der Großstädter, der auf die hohen Nümpfe der vielen Dampfer in feinem Hafen wies, auf das Durcheinanderwirbeln einer Unzahl von Schleppern, Fährdampfern, Barlassen, auf die vornehm angelegten Parkanlagen, auf eine edle, aber neuzeitliche Straßengestaltung er hatte recht.

-

In Curhaven ist nichts los; Bauli- Landungsbrüden, die Alster­cafés, bie seitens aften mit ihren Button das ist mehr.

-

B

Aber Hamburg erdrückt den Beobachter. Er ist von den Mauern der Bureauhäuser, der Kirchen, der Schiffsreederpaläste gebrüdt, die Schiffe muß er mühsam aufsuchen und er fieht fie stets ſtia auf derselben Stelle, oder ein oder langsam gebracht und bertaut. Immer liegen die La Plata Dampfer noch nebeneinander, im Segelschiffbafen sieht man den­felben Typ, auf dem Schwimmdod liegt immer noch der Aviso S. M. S. X. y." und wird wohl noch drei Wochen drin bleiben. Ist ein Hafen mit dem Flimmern der bewegten Wasser, dem ständigen Verschieben von Farben und Schiffssonnen verwirrend, so nimmt die steinerne Flut, der Verkehr der Stadt den Rest von Ueber­ficht und Ruhe.

Hamburg ist groß, aber Curhaven ist sein Prophet, es fagt furz und drastisch, was Seefahrt, Seehandel, Weltverkehr bedeuten und erfordern.

Zunächst erweckt Cuxhaven dem Feind der bureaukratischen Reiß­brettstadt einen großen Genuß. Obgleich durch Zusammenklappen einiger Ortschaften zur Stadt mit 13 000 Einwohnern geworden, läßt es ganz den Stumpffinn vermissen, der ganz Breußen in recht­winklige Quadrate zerlegt und die preußischen Städte zu Mustern bon Langeweile und Unpersönlichkeit macht. Selbst wenn schlechter Nachbargeschmack gute Anlagen verdecken könnte, segen die Verhält­nisse, der Hafen aller Schablonisierung ein Hindernis entgegen. So ist es eine an malerischen Bildern reiche Stadt.

Sie haben aber mit ihrem Kastell unserem Freilichtmuseum für Safen- und Seewesen", wie man Cughaven nennen fönnte, einen wichtigen, raren Beitrag geliefert. Man nimmt den starken Bau des Schlosses Nigebüttel für das älteste Wohngebäude Norddeutſch­lands. Tiefe Gräben umgeben es, auf den Wällen stehen eine An­zahl alter Kanonen, die wohl sonst nichts mehr zu sagen haben, da der Strand genug neue Werte mit neuen Geschüßen hat, die bei Geschüzübungen ihren Mund weit genug auftum. Ein dichter Park, dunkel und stark umschließt das alte Schloß. Er ist ganz felten romantisch und so stimmungsvoll, als wäre er für Reinhardt ent­worfen".

Gleich darauf fommen wir zur Gruppe, Watten" und Dünen". Wir geben z. B. eine Weile die starken Deichbefestigungen entlang bis zur eigentlichen Nordsee und erwarten zu dem steifen Nordost eine tobende Brandung. Es ist möglich, daß es eine solche gibt vor uns liegt aber auf weite Streden nur ein blinkender seichter Tümpel, berhundertfacht, dessen spärliche Wasserreste unaufhörlich im Winde erzittern. Weit draußen sehen wir eine dunkle Masse, über die weiße Feßen auffliegen, die See und ihre Wellentöpfe, die sich am Steindamm zerschlagen.

Zu unseren Füßen spielt es in allen Farben; ein zartes Bitronengelb neben tiefem Ultramarinblau, violett und rosa da­zwischen. Muscheln sind es, unter Fingernagelgröße. 8um, Watten­laufen" ist das Waffer noch zu falt, fonst hätten wir Gelegenheit, mit eigenen Fingern aus den zur Ebbezeit zurüdgebliebenen Tümpeln Krabben oder Quallen, auch Taschenkrebse und Seesterne zu greifen und zu studieren.

Jm Fischer- Hafen haben wir in großer Zahl die drei Arten von Fangfahrzeugen für die deutsche Seefischerei. Hier an der Fischhalle liegen zunächst die Fischdampfer. Sie sind schmal und lang und nicht sehr groß; fie fahren über Helgoland hinaus, einige auch über Jsland weg und bleiben 14 Tage bis drei Wochen draußen.

Dann sehen wir in großer Zahl die Ewer", Segelschiffe mit drei Mann Vejagung, die ebenfalls die offene See auffuchen, endlich die Küstenfischer", die man draußen an den Bänken liegen sehen tann. Sie fangen vor allem Krabben und Maifische, und man fann zusehen, wie sie nach der Rückkehr ihren Fang in Drahtkörben for­tieren und große Mengen wieder in das Wasser werfen. Es macht nicht viel Mühe, von einem der Fahrzeuge als zuschauender oder helfender Gast mitgenommen zu werden. Eben fährt ein Bursche mit seinem Karren drei Seehunde zur Stadt, die wohl der eben eingekommene Fischdampfer fing. Sie liegen wie fprach los" und ihre großen runden Augen richten sich stark auf den Hin­schauenden und quälen mit ihrer Frage.

-

Da gibt es auch in der Fischhalle vormittags einen Markt der anfäffigen Großhändler. Sicher kann der Hamburger oder Altonaer fagen, daß auch auf diesem Cuxhavener Fischmarkt nichts los ist. Kein Gebrüll von Hunderten, Tausenden, vielleicht auch nicht ein solches Angebot, aber um so übersichtlicher, berständlicher spielt fich alles Ungewöhnlich ist schon der hohe grünbewachsene Deich, den unter unseren Augen ab. Gut sortiert stehen in Reihen aneinander man, ganz unpreußisch, überall betreten kann. In dem Laub aller geschlossen die Fischkästen. Sie fassen in der Regel 100 Pfund, und Bäume stecken Dächer aller Farben, geflickt und doch sauber und auf den Rändern dieser Kästen balanzieren die Großhändler herum, frisch. Sträucher und Gebüsch flemmen sich zwischen die fleinen um dem Ausrufer ihre Gebote zuzurufen, bis das Höchstgebot er­Häuser, die jedes noch die Front nach dem Sinn des Bewohners reicht ist und der Zettel der laufenden Firma auf einem der oberen richten und höchst widerwillig sich in Reih und Glied Fischleiber lebt. Nur die riesigen Heilbuts tamen Stüd für Stück ftellen. Hohe Master steigen aus dem Sof, dem Vor- nm Verkauf. Ein großer" Cat"( Razenfisch) hatte als Käufer den garten auf, Weiß ihrer Flaggen blendet Bettel Fischfutterwerfe", er war trog seines feisten Körpers recht schön aus dem Grün hervor und verhindern die Bildung wertlos für den Fänger. des trivialen deutschen Landschaftsbildes Haus im Grünen", das Eine schrille Sirene dringt uns in die Nerven. Das ist ein noch die Holstein- Landschaft bei allen seinen Reizen etwas lang- ausfahrendes Torpedoboot. Ein Hafen ist mit ihnen überfüllt. Sie weilig schön" erscheinen läßt. Auch Zoll- und Lagergebäude sowie sehen in ihrem Hafen recht schmierig aus, und auch ihre Bemannung die Anlagequais haben nicht den Meilenumfang, der in Hamburg wäre nichts für Paradeaugen. Merkwürdig, daß jeder Matrose bei der Arbeit seine Pfeife im Munde hängen hat, ohne daß der Dienst" gulegt ermüdet. Endlich steht man an Meer, für das man die Elbemündung leidet. Ganz fehlt freilich auch das Preußische" nicht. stets nehmen muß, denn der gesamte Horizont ist mit Wasser Ein Minenleger" repräsentiert die moderne Kriegsschifform. ausgefüllt und erst langsam unterscheidet das Auge an fleinen Es liegt neben einem ausgemusterten alten Kreuzer oder Panzer­Krakelzeichen und Stricheln, daß das das andere Ufer der Elbe , die schiff, das nun wohl als Küstenschutz und befferer Anlegeplatz dient.

δας Rot und

-