394 reiche Kultur die wilden Araberhorden zerstampft hatten. Es schien ein reines Wunder, wenn da und dort ein paar Karuben standen, düster die dunkeln Köpfe zusammensteckend. All diese Blumen un Büsche, die die Landschaft mit ihren Farben be- lebten, gehörten zu jenen Gattungen, deren Fortkommen am deutlichsten von vernachlässigtem Boden und schlechter Land Wirtschaft spricht. Wo die Zwergpalme ihren Fächer entfaltet und der zudringliche Asfodelos seine Kerzen entzündet, da weiß man im voraus, daß der Bauer seine Sache nicht ver steht und daher nicht reich werden kann. In ihrer Gesellschaft gedeiht der blaue Rosmarin und der goldene Ginster. Der Lentiscus befindet sich wohl in ihrer Nähe. Was aber soll der Beduine mit ihnen allen? Dieselbe Frage schienen die mageren Kühe zu stellen, die vor breiten schwarzen Zelten oder niederen, ganz aus Stroh errichteten Hütten standen und die Karawane mit verhungerten Augen anglotzten. Abdallah ritt einen schneeweißen Hengst, den er oft ga loppieren ließ, um seine Reitkunst zu zeigen. Wenn er zurück kam, ritt er an die Seite des Kamels, auf dem Sultana saß und machte sich ritterlich um seine junge Frau zu schaffen. In seiner Abwesenheit Vertrieb Sultana sich meist die Zeit, indem sie mit Mabruka über die Daheimgebliebenen und das nun Kommende plauderte. Tagsüber war sie immer guten Mutes. Die Abwechslung der Reife und Mabrukas Trostworte zerstreuten die Gedanken. Gegen Abend aber wurde sie gedankenvoll und schweigsam. Es überlief sie kalt, wenn Mabruka sich entfernte. Und was Abdallah auch sagte und tat, wie sanft er redete, welche Gaben er ihr reichte Sultana weinte, wenn er eintrat. Sie bat ihn um Verzeihung und sagte, sie wisse selbst nicht, warum sie weine. Es war nichts an ihm, was sie abstieß. Ja, den ersten Morgen, als sie ihn mit zusammengebissenen Lippen seinen bäumenden Hengst zügeln sah, hatte es sie süß durchbebt, und sie hatte vor sich hingeslüstert: ich liebe ihn. Aber der Schrecken, den er ihr während ihres Ausflugs nach Kerkenna   eingeflößt,»ms als geheimnisvolle unbezwing« liche Angst in ihrem Herzen stehen geblieben. Er machte sie gegen seinen Willen, ja gegen ihren eigenen Willen nervös und ängstlich, sobald er sich bloß näherte. Vielleicht trug auch ihre wachsende Ehrfurcht dazu bei. Je weiter sie ritten, einen desto stärkeren Eindruck erhielt sie von dem Ansehen und der Macht ihres Gatten. Sie hatten bisher keine Nacht in den am Wege liegenden Fondukken verbringen müssen, deren ärmliche, von Ungeziefer wimmelnde Stuben Sultana Abscheu eingeflößt hätten. Wo­hin sie kamen, war ihnen das Gerücht vorausgeeilt, und rings- um in den Duaren wetteiferten die vornehmsten Männer um die Ehre, den Marabu und seine junge Frau zu beherbergen, deren väterlicher Name in diesen Gegenden noch guten Klang besaß. Langen Weges kamen die Beduinen herbei, um Abdallah zu begrüßen und ritten wieder fort, glücklich, den Zipfel seines Mantels geküßt zu haben. Von Sfax   aus waren sie nur von vier Kameltreibern begleitet gewesen, welche die mit Abdallahs Gepäckstücken vollbelasteten Kamele führten. Am letzten Nachmittage aber schlössen alle Beduinen, die zur Hu�igung Abdallahs er­schienen waren, sich der Karawane an. Als sie in El Gettar einritten, folgte ihnen eine ganz impwzierende Reiterschar. Nachts sollten sie unter dem Dache eines der Vornehmen des Dorfes schlafen. Aber Sultana schloß dvr Spannung kein Auge. Etwas Ungewöhnliches schien ihr bevorzustehen. Von allen Seiten war Lärm und Spektakel zu hören wie beim Zusammen- strömen großer Menschenmengen. Mabruka durfte bei Sultana bleiben, während Abdallah nicht zu sehen war. In aller Frühe störte Sultana das Glucksen und Gackern der Beduinenweiber, die herbeigekommen waren, um der Braut zu huldigen, und ihre Neugierde nicht mehr zu be- zwingen imstande schienen. Die Frauen des Hauses bewirteten sie mit schwarzem Kaffee und feinem, mit Kanel und Anis gewürztem Backwerk, während sie, offenbar von dem aufrichtigsten Neide erfüllt, unermüglich ihr Glück priesen. (Fortsetzung folgt.) I�inäerkleicler. Bon Lola Haase. Schnitt für ein 10 11 jähriges Mädchen. l 10 30 371- 45 K5_ 75 doppelt Kittelkleid für Mädchen bis 14 Jahren. Material für ein zehnjähriges Mädchen 1,50 Meter in 30 Zenti« meter breitem Stoff. Das einfache, doch sehr kleidsame Kittelchen besteht nur aus zwei gleichen Teilen, die seitlich und auf der Achsel durch Nähte verbunden werden. Die Gürtelschnur ist durch zwei auf die Seitennähte aufgesetzte Stofffpangen geleitet. Die untere Bor­düre ist im Stoff eingewebt. Am besten eignet fich für das Kleidchen einfarbiger, bordürter Wollmusselin. Er ist leicht waschbar, darf jedoch nur in lauwarmem Seifenwaffer gewaschen werden. Hell- blauer oder rosafarbener Zephir oder Batist ist ebenfalls dankbar. Das Börtchen um den HalSrand besteht aus schmalen, dunklen Hängeperlchen, die man an einem schmalen Batistbändchen in kleinen Zwischenräumen annäht, während man das Bändchen auf der Innenseite am Halsausschnitt befestigt, so datz nur die Perlen ficht- bar find. Die Borte gibt eS auch fertig zu kaufen. Kleidchen mit Unterbluse. DaS Kleidchen mit angeschnittenen Aermeln besteht auS einem Stück und wird im Bruch längs der vorderen Mittellinie zugeschnitten. Außerdem ist für den 7 10 Zentimeter breiten Randsaum Stoff zuzugeben. Vor dem Zusammennähen wird der Stoff mit schmalen Bändchen oder Soutache, wie dies das Modell zeigt, benäht. An der Rückennaht bleibt der Schlitz offen. Das Kleidchen kann auch ohne Schlitz verarbeitet werden und wird dann einfach über den Kopf gezogen. Den Ausschnitträndern muß je ein Stoffstreifen schmal gegengesteppt werden und der untere Saum wird 710 Zenttmeter umgesteppt. Die Einschnitte auf dem Vorder» und Rückenteil werden mit gegen- gesteppten Stoffstreifen sauber ge« macht. Man leitet der Abbildung gemäß die Schärpe aus etwalSZentt- meter breitem Seidenband hindurch, die rückwärts zur Schleife gebunden werden kann. Es kann aber auch ein einfacherLedergürtel durchgezogen werden. Die Unterbluse fertigt man mit rück« wärtigem Knopfschluß. Die an ihrem oberen und unteren Rand ein- gereihten Blusenärmel treten je in die doppelte Stofflage eine? S Zenti­meterbreiten BändchenS, das, gleich dem hals« freien Ausschnitt der Bluse mit eingereihten Spitzchen abschließt. Der untere Blufenrand er- hält einen Zugsaum. An Stelle der Bluse kann auch ein Sweater untergezogen werden. Soll das KitteMeidchen ohne Untcrbluse ge- tragen werden, so muß der Ausschnitt Neiner zugeschnitten werden. An Material wird gebraucht zur Bluse: 1 Meter weißer Battist und 1 Meter Spitze, 43 Zentimeter breit, zum Kleidchen: 1'/« Meter