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Welt- Hilfsfprachen."
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Regeln für die Ableitung der verschiedenen Wortgattungen aus einem Wortstamm sowie die Anfügung bestimmter Vor- und Nach filben zur Wiedergabe von Begriffen, für die in den lebenden Der Gedanke, die ganze Menschheit durch eine gemeinsame Sprachen ganz verschiedene Stämme bestehen. Durch diese Maß Sprache verbunden zu wissen, liegt so nahe, daß schon in der Bibel nahme wird die vom Gedächtnis rein mechanisch zu bewältigende bersucht wurde, eine Erklärung" für das Bestehen der verschiedenen Arbeit erheblich vermindert. Dieser wesentliche Unterschied gegen Sprachen zu geben. Es ist hier nicht der Drt, um die Entstehung über lebenden Sprachen muß ebenfalls durch Beispiele erläutert der verschiedenen Spracharten und Dialekte zu untersuchen; nur der werden. So heißt demo( der Stamm Dom ist uns ja bekannt) eine Hinweis sei gestattet, daß der zunehmende Verkehr der letzten aus, dom- et- o( et ist die Verkleinerung, Diminutiv) Hütte, Jahrzehnte es wohl vermocht hat, eine Anzahl von Mundarten dom- eg- o( eg ist die Verstärkung des Begriffes) Balast; dom- ar- o zurüdzudrängen, aber auf der anderen Seite nicht hindern konnte,( ar gibt eine zusammengehörige Mehrheit an) etwa Häuser daß in verschiedenen Ländern ein lebhafter Sprachenkampf entstanden meer; dom- estr- o( estro bezeichnet den Gebieter) Hausherr. ist. Dieser hat es insbesondere der Arbeiterklasse flar gemacht, daß die Sprachenfrage eine eingehendere Betrachtung wohl verdient; nicht nur aus allgemein kulturellen Gründen, sondern auch ganz besonders der Nachteile wegen, welche den Arbeitern aller Länder aus der Unkenntnis fremder Sprachen erwächst.
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Von der Erkenntnis ausgehend, daß die Hauptschwierigkeit bei der Erlernung der Sprachen nicht sowohl die sogenannten Regeln Erlernung der Sprachen nicht sowohl die als vielmehr die zahllosen Ausnahmen bilden, muß die Hilfssprache natürlich Ausnahmen und überflüssige Abänderungen grundsäglich ausschließen; dies gilt insbesondere für die Abwandlung der Haupts Damit soll nun nicht etwa gesagt sein, daß ich die Hoffnung wörter und der Verba ( Zeitwörter), für die es natürlich mur hege, unser Klassenstaat, der auch auf dem Gebiete des Unterrichts Schon noch so viel zu wünschen übrig läßt, selbst wenn wir nur einmal eine Art der Deklination und Konjugation gibt. unsere Muttersprache ins Auge fassen, werde nun alsbald an die der Hinweis darauf, daß die Hilfssprache sich mit einem einzigen Einführung des Unterrichts in einer Welt- Hilfssprache gehen. Hilfe- Silfszeitwort begnügt, erläutert die Vereinfachung. Es gibt viele - allerdings sprachbegabte- Leute, die die ganze Grammatik des sprache natürlich, denn nur darum bemühen sich die Anhänger der Esperanto in einem Tage, ja jogar in wenigen Stunden gelernt Weltsprache", wie man fie oft furz bezeichnet; und diese Hilfs- haben. Für Arbeiter jedoch, wie für alle, die nur ihre Muttersprache sprache soll in allen Ländern die gleiche sein und einst in allen fennen, ist ein größerer Zeitraum erforderlich, weil fast allgemein Schulen gelehrt werden. Wie muß nun eine solche Sprache beschaffen sein? Ganz all- die zweite Sprache in ganz anderer Weise gelernt wird, mehr gemein gesagt, muß sie möglichst leicht zu lernen sein, das heißt, sie theoretisch, aus Büchern, unter Zuhilfenahme einer ansehnlichen Anmuß die Schwierigkeiten vermeiden, die die Erlernung anderer zahl unentbehrlicher grammatischer Begriffe, die aber erst vom lebender" Sprachen, etwa des Französischen oder Englischen für den Bernenden genau erfaßt sein müssen, ehe man Nutzen aus ihrem Deutschen bietet. Diese, wenn ich es sagen darf, demokratische Seite Gebrauch ziehen kann. des Problems wird allzu oft, natürlich unabsichtlich, vernachlässigt. Eine Grundschwierigkeit der natürlichen Sprachen ist die Lehre von der Rechtschreibung und der Aussprache; hier darf man wohl der englischen Sprache die Palme für die Regellosigkeit zu erkennen, aber auch die deutsche Sprache bietet Beispiele, wie Charakter, ich und Dach: drei verschiedene Aussprachen des Lautes " ch". Es ergibt sich aus diesen Hinweisen die Forderung, daß die Orthographie der neutralen Sprache für jedes Zeichen unter allen Umständen nur eine einzige Art der Aussprache zulassen darf. Manche Vorkämpfer des Gedankens der Einführung der WeltHilfssprache erhoffen von diesem Fortschritt auch eine Rüdwirkung auf die Rechtschreibung der lebenden Sprachen, in Letzter Linie die Durchführung des Grundsages:„ Ein Laut, ein Buchstabe und ein Buchstabe ein Laut!" Indessen ist bei den augenblicklich im Vordergrunde des Interesses stehenden Hilfssprach systemen, Esperanto und Jdo, dieser einfache und deshalb so verlockende Grundsatz nur in sehr bescheidener Weise, also noch lange nicht folgerichtig angewandt. Diese wichtige Frage muß an Bei spielen erläutert werden. Die Buchstabengruppe qu, die im Deutschen Was die Hauptfrage betrifft, die nach dem Nutzen der Einkw gesprochen wird, ist aus dem Esperanto- Alphabet beseitigt und führung einer Hilfssprache für die Arbeiterbewegung, durchweg durch kv( Aussprache kw) ersetzt; für den F- laut besteht nur fo liegen hierüber keine Anhaltspunkte vor, weil die große ein Zeichen, eben f, während v wie unser w ausgesprochen wird; das Masse der Arbeiterschaft mit Recht der Anschauung ist, daß Zeichen w, das die romanischen Sprachen nicht fennen, fehlt auch es im Augenblic wichtigere Aufgaben für sie gibt, und weil im Alphabet des Esperanto. Entsprechend ist auch das Zeichen der Kreis der Genossen, für die durch Benutzung dieses Hilfsmittels aus dem Esperanto entfernt und überall durch k und einen S- laut eine Erleichterung geschaffen werden könnte, bis jetzt kein oder nur ersetzt. Dagegen hat das jüngere Jdo sowohl qu als x wieder aufgenommen mit folgender Begründung:
Haben wir nun heute bereits eine solche fünstliche Sprache, die wir nur in allen Schulen einzuführen brauchen, um so die Menschheit nach wenigen Jahrzehnten von allen Nachteilen zu befreien, die aus der Verschiedenheit der Sprachen entstehen? Diese schwerwiegende Frage fann natürlich nur durch den Versuch, den wirklichen Gebrauch entschieden und heute vorbehaltlos nur für den täglichen Verkehr bejaht werden. Für die Zwecke des Handels kann es ebenfalls als ziemlich sicher gelten, nur wird man sich natürlich über das Wörterbuch vorher einigen müssen. Was die Wissenschaft angeht, so bestehen allerdings manche Uebersetzungen in die Hilfssprache, ins besondere auf naturwissenschaftlichem Gebiete; es werden auch schon Zeitschriften gedruckt, die aber tatsächlich mehr den Esperantisten als den Spezialisten dienen. Gerade für die Anwendung auf dem wissenschaftlichen Gebiet tobt der Kampf zwischen den Esperantisten, die die ursprüngliche Form verteidigen, und den Jdisten( ido be deutet soviel wie Ablömmling), die außer gewissen Aenderungen der Orthographie eine andere Auswahl des Wortschatzes und mit Rüdficht auf die Erfordernisse der Wissenschaft eine Vermehrung der Anhängefilben wünschen.
Stenos
platonisches Interesse dafür gezeigt hat. Dabei ist es äußerst mert würdig, daß die Genossen, die feine fremde Sprache kennen, auch In dem vorbereitendem Stadium, in welchem wir uns jetzt von der Hilfssprache nicht viel hören wollen, während andere, die befinden, kommt es vor allem darauf an, den Leuten, die bereits mehrere Sprachen beherrschen, die leichte Erlernbarkeit einer solchen Sprachen gelernt haben, es doch schon für reaktionär halten, etwa tünstlichen Sprache zu beweisen; und da diese meistens im schrift- den Gedanken einer Welt- Hilfssprache in einem Zuge mit der Stenolichen Verkehr benutzt wird, so soll man an dem äußeren Wortbilde graphie totzuschlagen. Es iſt, um dies beiläufig zu fagen, ein ganz im Augenblick noch nichts ändern, sondern etwa Erempel schreiben erheblicher Unterschied zwischen dem Problem der und( noch) nicht Eksempel. Aehnlichen Erwägungen verdankt auf der graphie und dem der internationalen Sprache: die Stenographie andern Seite eine Anzahl von Konsonanten mit einer Art Afzent müßt, im allgemeinen und sicher so lange die verschiedenen Systeme um die Palme ringen, wesentlich dem einzelnen und kann in im Esperanto ihre Entstehung; hier im Esperanto wird e wie unser vielen Fällen einigermaßen durch eine flotte Handschrift ersetzt werden. z oder ts, 6 wie tsch ausgesprochen. Ueber die zweckmäßigkeit dieser Eine Welt- Hilfssprache dagegen dient dem Verkehr mit dem AusGermanen und Romanen etwas fremd anmutenden Zeichen wurden länder und kann keineswegs durch die Entwickelung einer bereits bereits auf den ersten Esperantokongreß von maßgebender Seite bis zu einem gewissen Grade erworbenen Fähigkeit entbehrlich geZweifel geäußert. Die Schrift ist natürlich die Lateinische; jedoch
hat man die großen Buchstaben für Eigennamen und Sazanfänge macht werden.
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Wie jeder Fortschritt, so hat auch die Hilfssprache ihre all- leider noch beibehalten, obwohl man große Buchstaben weber gemeinen und besonderen Gegner: die Trägheit der Menschen, die sprechen noch telegraphieren noch stenographieren fann. Biel wichtiger als die Rechtschreibung ist jedoch die Auswahl Furcht vor dem Neuen stellen sich ja jedem Fortschritt entgegen. Die Fachgegner, um mich dieses Ausdrucs zu bedienen, sind glüc und Feststellung des Wortschatzes der internationalen Sprache. licherweise nicht alle die Philologen, die in einer gewissen KurzSo selbstverständlich der Grundsatz erscheint: man wählt den berichtigkeit befangen fürchten, daß für fie feine Tätigkeit als Lehrer breitetsten Wortstamm für jeden Begriff, so schwierig wird seine ber fremden Sprachen bliebe; nichts scheint mir aber weniger berechtigt Durchführung. Samenhof, der Erfinder oder richtiger gefagt wie diese lengstlichkeit, denn die Hilfssprache, die die Bekanntschaft mit der Entdecker des" Esperanto" genannten Entwurfes hat ein fremden Ländern erleichtert, wird nach ihrer allgemeinen Einführung Kompromiß zwischen den verschiedenen Möglichkeiten vorgeschlagen, eine Vorstufe und ein Anfporn sein, weitere Sprachen zu studieren. wogegen die„ Reformisten " oder Jdisten eine etwas konfequentere Aus- Die Nachfrage nach Hilfssprach Lehrern wird in dem Augenblick wahl getroffen zu haben glauben. Den tiefgreifendsten Unterschied gegenüber den lebenden Sprachen zeigt die Einführung ganz bestimmter ganz erheblich werden, in dem die Regierungen von den platonischen Hochachtungsbezeugungen vor dem Erfinder und den Trägern der Bewegung zur Befürwortung der praktischen Anwendung übergehen *) Am 2. Juni waren 25 Jahre verflossen, seitdem das Esperanto werden. In diesem Augenblick wird auch der Bruderzwist, der heute der Deffentlichkeit übergeben wurde. Wir bringen aus diesem An- nicht immer brüderlich geführt wird beendigt und die Bahn frei Laß diesen die allgemeinen Probleme der Welthilfssprachen erörternden werden für einen Fortschritt, dessen Bedeutung auch von ganz Artikel, ohne dessen Schlußfolgerungen im einzelnen zu übernehmen. nüchternen Beurteilern der Erfindung der Buchdruckerkunst an die Die Red. Seite gestellt wird.
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