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fluchtbereit. Den Berührungen der Dienstboten wich er ängstlich| mächtigen nach allen Seiten rechtwinklig begrenzten Raum, der die aus, und stahl, was ihm bisher freiwillig angeboten worden war. aus Stufenbauten zusammengesette Bühne, die Arena mit dem ver Am zögerndsten entfagte er der Neigung zu den zerlumpten Kameraden. Immer wieder wurde er im Spiel mit ihnen an­getroffen.

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Da band der Gärtner ihn zur Strafe eines Nachts zum ersten Male in der großen Hundehütte fest. Verlassen, frierend, vor Furcht und Sehnsucht fast von Sinnen, bat er unaufhörlich: Berzeiht mir doch! Ich will ja brav sein! Kommt denn niemand? Laßt mich nicht allein!" und unterbrach sein Winseln nur, um hämmernden Herzens mit aufflammender und immer neu enttäuschter Hoffnung aufzuhorchen, ob die Erlösung fich nicht nahe. Und in der nächsten Nacht derselbe Jammer.. In den Stunden der Verzweiflung reifte langsam die Ahnung von dem Weltzusammenhang in ihm. Von der Macht des Starken. Daß der Schwache rechtlos jei, und daß ihm nur eine Waffe zu Gebote stehe die Bosheit. Er veränderte sein Wejen. Das Fell­geträufel wurde glatt, die Blicke fehrten sich nach innen, die Schnauze streckte fich und gab ihm das Aussehen eines Fuchses.

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Neun Monate war er alt, als er nach dem jüngeren der Zeitungs­träger schnappte.

Das Bübchen hatte sich, in dem Verlangen nach dem lang­entbehrten Spielgefährten, bis zum Gärtnerhäuschen vorgewagt. Es hielt das Knurren Bellos, dem man streng aufgetragen hatte, niemanden in die Wohnung einzulassen, für eine der beliebten Narrenpofsen seines Freundes und überschritt die Schwelle. Da biß der Hund nach ihm über das magere Beinchen rieselte das Blut in Tropfen.

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Der Gärtner lobte seinen treuen Wächter und belohnte ihn mit einer halben Wurst.

Bellos Erziehung war vollendet.

sentten Orchester und das stufenförmige Amphitheater für die Zu­schauer umschließt. Hunderte von elektrischen, unsichtbar hinter licht­durchlässigen weißen Stoffbespannungen angebrachte Lampen erleuchten mit einem aufs feinste abtönbaren, ganz unwirklichen Licht den Raum. Und dieses Licht wird mit Berfinsterungen und Erleuchtungen das Drama der Musik und der sich bewegenden Körper zu einem mächtigen Schauspiel steigern. Da ist das gewaltige Crescendo der in der Dunkelheit aufgebenden, ekstatisch begrüßten Sonne! Da ist der Chor der sich unter dem Segen der Feen öffnenden und schließenden singenden Blumen. Da ist die aus den Bewegungen notengetreu ablesbare Fuge von Bach, dort der pantomimisch wilde Furientanz nach Gluds Orpheus" 1 Und alle diese Tänze find musikgeboren, aus übersehbaren, wiederkehrenden, rhythmischen Be wegungen zusammengesetzt, die wundervoll Ordnung und Gesetz schaffen, lebendige Gestaltungen, die unmittelbar zu uns reden, auch dort, wo die Formen noch im Werden sind. Es bleiben feine Zweifel, daß auf diesem Wege fortzuschreiten ist. Auch die Kostüm­frage wird noch zu lösen sein, denn das schwarze Rumpftrikot ist nur praktisch einwandfrei. Man sollte getrost farbige Trikots, z. B. gelbliche, versuchen, ohne befürchten zu müssen, varietéhaft au wirken. Der Geist, der hier lebendig ist, scheidet sich streng von den Similiwerten der Zeit. Wir haben zu allen, die mit Dalcroze arbeiten, das Vertrauen, daß sie dem schönen Werke berufene Helfer find. Alfred Günther, Dresden  .

Dalcroze in Hellerau  .

Pfychologische Neuerscheinungen.

Trotz der feit etwa Mitte vorigen Jahrhunderts energisch auf­tretenden Tendenz, die Erforschung des Seelenlebens durch natur­wissenschaftliche Methoden zu betreiben, genießt die Psychologie heute noch den zweifelhaften Ruhm, eine philosophische" Wissenschaft zu sein. Die Frage nach dem Wesen" der Seele spukt in ihr wie ehe mals in der Phyfit die Frage nach dem Wesen der Kraft, und selbst bei hervorragenden Psychologen der Neuzeit tönnen wir des öfteren frafiester Metaphyfit begegnen. Andererseits aber sind die Ere scheinungen des menschlichen Seelenlebens derart kompliziert, daß jede Vereinfachung der Bedingungen, wie sie zur Gewinnung funda mentaler Naturgefege stets erforderlich ist, mit größten Schwierig feiten verknüpft ist, und die Ausbeute an den allgemein anerkannten psychologischen Gesetzen ist dementsprechend bis heute noch äußerst mager.

Wer diese Sachlage im Auge behält, wird von einer populären Darstellung des Gegenstandes zunächst eine flare Abgrenzung des Forschungsgebietes, eine genaue Beschreibung der grundlegenden Tatsachen und Darstellung der wichtigsten Ergebnisse fordern. Die Diskussion der Forschungsmethoden und Erörterung der Prinzipien­streitigkeiten kommen erst in zweiter Linie in Betracht.

Seitdem es in der Gartenstadt Hellerau   bei Dresden   eine Bildungsanstalt Jacques Dalcroze" gibt, sind wir um eine praktische Erziehungsmöglichkeit von weittragender und grund­legender Bedeutung reicher. Die rhythmische Gymnaftit, die Dalcroze lehrt, ist nicht nur eine neue Methode der musikalischen und förper­lichen Schulung mehr, sondern so etwas wie eine Vorschule der Künstlerischen   und damit letzten Endes menschlichen Erziehung über­haupt. Dalcroze   stellt die Kunst als die Erzieherin unserer Sinne in den Mittelpunkt des Lebens und weist ihr die Aufgabe zu, Sinne und Gefühl in Harmonie mit dem menichlichen Willen zu der gleichen Höhe auszubilden, zu der die Wissenschaft unseren Ver­ftand emporgezüchtet hat". Es gilt zu erlernen: die Bes wegungen des Körpers nach ihrer Dauer und nach ihrer Stärke zu messen und so den metrischen und den rhyth­mischen Sinn zu einem törperlichen Erlebnis zu machen, und im Zusammenhang mit Uebungen, die das Gehör und das Tonbewußtsein entwickeln, Körper und Musik, Körper und Geist in Zwei neuerschienene Werke aus der bekannten Sammlung innigere Wechselwirkung zu sehen. Aus ursprünglichen und tiefen Wissenschaft und Bildung"( Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig  ) ver­natürlichen Elementen heraus tam Dalcroze so zum Reigen, zum suchen dieser Aufgabe auf zwei verschiedenen Wegen gerecht zu Spiel, zum Tanz, zum Drama, wie sie die Griechen besaßen, wie werden. Das Werkchen von Prof. H. Boruttau: Seele Goethe, Kleist, Wagner, Nietzsche, Dehmel sie saben. Dem Körper und Leib" will die Anfangsgründe der Psychologie im Wege der eine solche Rolle in der Erziehung und im Leben überhaupt anzu- physiologischen Betrachtungsweise farlegen, während das Büchlein weisen, heißt aber geradezu, ihn neu für uns zu entdecken, für uns, von Prof. A. Dyroff: Einführung in die Psycho­die wir noch immer nicht frei sind von jener seltsamen, unnatür- logie"( 2. Aufl.) das Hauptgewicht auf die Beschreibung und Zer­lichen Scheu vor dem eigenen Körper. Und dieses System, der gliederung der piychologischen Tatsachen legt. Kräfte seines Leibes bewußt zu werden, sie zur Wirkung und Ent- Von der allgemeinen Charakteristik der Lebenserscheinungen aus faltung zu bringen, reiht sich allen den Bestrebungen an, die Rückgehend, gibt das erstgenannte Werkchen zunächst eine leichtverständ fehr zur Einfachheit, Natürlichkeit, Wahrheit fordern. So weiten fich liche, durch flare Zeichnungen unterstützte Darstellung des mensch die mittelbaren und unmittelbaren Wirkungen der Methode Dalcroze   lichen Nervensystems in seinem Bau und seinen Funktionen. Sie ist zu hygienischer, ja psychologischer Bedeutung. Und wir dürfen die Begründung der Hellerauer Bildungsanstalt( im besonderen ein Wert Wolf Dohrns) als eine Tat begrüßen, die tausendfältig Frucht tragen wird.

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dem heutigen Stande der Forschung durchaus angepaßt und macht durch strenge Vermeidung aller Nebensächlichkeiten durch Konzen­trierung auf Hauptergebnisse einen wohltuenden Eindruck. Mit höchst inftruttiven Darlegungen über Gehirn und Intelligenz" schließt der Den Arbeiten der Schule, in der jetzt hauptsächlich Lehrer und rein physiologische Teil des Werkes. Es folgen nun die Kapitel über Lehrerinnen der Methode ausgebildet werden, gilt die wachsende Empfindungen und Vorstellungen, experimentelle und praktische Aufmerksamkeit aller führenden fünstlerischen und pädagogischen Ber- Biychologie, Schlaf und verwandte Zustände, Tierieele und Menichen sönlichkeiten. Eine begeisterte Gemeinde erwartet aus dem fleinen feele, die Seele des Kindes und über das Verhältnis des Physischen Hellerau große Dinge. Mit Beifall begrüßt sie die Vollendung des und Psychischen. Aus diesem reichhaltigen Inhalt sei das Kapitel wunderschönen Hauses, das Heinrich Tessenoto für Unterricht, über die Seele des Kindes besonders hervorgehoben wegen der zahl­Wohnungen und Berwaltung auf der Höhe mitten hinein in Korn reichen Anregungen, die es namentlich auch für proletarische Eltern felder gebaut hat. Und mit Spannung sieht sie den für Juni und enthält. Bei der Erörterung der Frage nach dem Verhältnis des Juli angekündigten Schulfesten entgegen. Aber diese Arbeiten sind Physischen und Psychischen kommt der Verfasser zum Schluß, daß nicht eine Angelegenheit, die nur die Kunst, die Musik und Psychisches und Physisches nicht Zustände zweier verschiedenen Sub­das Theater angeht, fie gehen uns alle Und wie stanzen, auch nicht zwei wirklich getrennte und selbständige Reihen die Dinge liegen, ist es lediglich eine Frage der Zeit, des Geschehens find, sondern nur eine Wirklichkeit, die sich in ver daß die Methode Dalcroze   in den Lehrplan der Bolts- schiedener Weise manifestiert. Es ist hier nicht der Ort, nachzu­schule( im Anschluß an den Turn- und Gesangsunterricht) aufge- prüfen, inwieweit diefer Standpunkt des methodischen Monismus" nommen werden wird. Ueberall wo man solche Versuche gemacht allen Anforderungen genügt. Es muß indes darauf hingewiesen hat( wie in Basel  ) sind sie völlig geglückt. Und auch was die werden, daß der Verfasser mit größter Entschiedenheit alle meta­Hellerauer Schulkinder aus dem ihnen unentgeltlich erteilten Unter- physischen Deutungen seines Standpunktes zurückweist und gegen jeden richt gewinnen, läßt das Schönste erhoffen. Die besten Beweise Versuch, den Geist von der Welt der Wirklichkeit loszulösen, energisch aber find natürlich die Erfolge an den erwachsenen Schülerinnen Stellung nimmt. und Schülern, wovon die Proben zu den Festspielen überzeugten. In einem gewissen Gegensatz zu dieser physiologischen Be Die Spiele finden in dem großen Saale der Anstalt statt, einem trachtungsweise befindet sich die von Prof. Dhroff bevorzugte

an.

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