-
431
-
-
unter, um das neumodische Zeug anzubliden, was sich da zwischen ihren Gesandten, er solle sofort beim Bapft wegen der Freilassung ihren schönen Altertümern so laut macht. Man glaubt, dort aus dem borstellig werden. Der Gesandte präsentierte dem Papst das dämmerigen Kirchentor tönnen nur stolze Handelsberren in großen Schreiben am Montag, 31. Januar, dem Auftrag gemäß mit der Federhüten, Samtkleidern und blizenden Degen hervortreten Bitte um Freilassung. Der Papst soll erwidert haben, er habe nicht mittelalterlich buntes Getümmel. Klärchens blaue Augen, die hier geglaubt, daß diese Sache der Signorie am Herzen liegen werde, zuhause sind, spuken lachend darin umher. Zehn Kirchen besaß Hoorn daher tue es ihm leid, die Bitte nicht erfüllen zu können; denn der, einmal. Und was bezahlte man für den Plag, auf dem die latho- für den sie bäten, sei schon erledigt: er war nämlich in der Nacht, lische steht? Drei Tulpenzwiebeln Aber man staune nicht zu als der Bapst nach Rom zurüdkehrte, erdrosselt und in den Tiber früh was bezahlt heute eine englische Blumenfirma für eine neu geworfen worden." entdeckte Orchideenart? Die teuflische Mordsucht des Papstsohnes illustrieren folgende Trotz all der warmen Schönheit, wie sie das Mittelalter in diesen kurze Berichte aus dem Tagebuch: Städten uns aufbewahrt hat, fühlt man sich doch in der Einsamkeit Während das in Rom geschah, ließ Cesare in Sinigaglia den dieser ewig menschenleeren Straßen, über die höchstens mal Vitellozzo Bitelli, Paolo Orsini, Don Francesco, Herzog von Gras eine Katze scheu hinüberfligt, beklommen. Niedergeschlagen und bina und den Liberotto de Fermo gefangen nehmen, und von diesen traurig aber fann man werden, wenn man bei Enthuizen weit von innerhalb weniger Stunden Vitellozzo und Liberotto erdrosseln." der Stadt den kläglichen Rest des alten Torbaues sieht, der mitten„ Am Mittwoch, 18. Januar, wurden zu Castel della Pieva auf im Felde aufragt eine verlassene Wache, die den Weg in die Befehl Cesare Borgias der Herzog von Gravina, Boalo Orsini und Stadt zurüd verloren hat. Keine Spur von Häusern mehr zwischen der Ritter Orsini , die neulich in Sinigaglia gefangen genommen dieser Ruine und dem Drt, und doch pulsierte vor einem Jahr waren, von Michelotto und Marko Romano erdrosselt." hundert hier noch kräftiges Leben. Alles versunken, der sterbende Bolyp hat seine Arme in fich gezogen.
-
"
Am Montag, 23. Januar, hieß es in Rom , Cesare habe sich jüngst die Ortschaft Santo Quirico unterworfen, wo man nur zwei Greise und neun alte Weiber vorfand. Die Leute des Herzogs hängten fie an den Armen auf und zündeten Feuer unter ihrem Sohlen an, um fie durch die Tortur zum Geständnis zu zwingen, wo die Habe versteckt sei. Sie konnten oder wollten aber nicht ge= stehen und kamen in der Tortur um."
Wie fonnte hier noch so ein lustiges Geschichtchen passieren, wie das von dem Rathauspförtner und dem„ Ezel"? Kommt da eines Tages ein lopierluftiger Malersmann zum Bürgermeister von Enthuizen und ersucht um die Erlaubnis, eins der berühmten Bilder Ferdinand Bols, die im Rathaus hängen, abmalen zu dürfen. Es war ein ganz ungewöhnliches Ereignis für Enthuizen und der Bürgermeister Am Mittwoch, 15. Juli, wurde der Herzog Alphons von Arafand es ratsam, das große Ereignis dem Pförtner periönlich mitzu- gonien, der Gemahl der Lucretia Borgia , gegen 10 Uhr nachts auf teilen und ihm besonders anzuempfehlen, den Saal für die Ziviltrauungen, den Treppen von St. Peter überfallen und am Kopfe, am rechten in dem die Bilder hängen, ordentlich instand zu setzen. Denn es Arm und am Schenkel schwer verwundet; die Angreifer flüchteten tomme ein Maler am folgenden Tag mit seiner Staffelei, dort zu über die Treppen von St. Peter, wo sie etwa 40 Berittene er malen. Seltsamerweise aber hat die holländische Sprache für zwei warteten, mit denen sie zur Porta Pertusa hinausritten." doch ziemlich verschiedene Dinge, wie es nun ein Esel und eine Am Dienstag, 18. Auguft, wurde Alphons von Aragonien, den Staffelei find, nur ein Wort: Ezel. Dem alten Pförtner, der kaum nach seiner neulichen Verwundung in den Neuen Turm über dem wußte, was ein Maler war, von der Existenz eines Dings wie päpstlichen Keller im Hauptgarten des Vatikans gebracht und sorgeiner Staffelei aber noch weniger Ahnung hatte, wurde es ganz fältig bewacht worden war, nachmittags um 4 Uhr in seinem Bett wirr in seinem grauen Schädel. Er wagte keinen Widerspruch erdrosselt, da er an seinen Wunden nicht sterben wollte. Die Aerzte gegen die Respektsperson des Bürgermeisters von Enthuizen. des Verstorbenen und ein Budliger, der ihn gewöhnlich gepflegt Was der Bürgermeister von Enkhuizen sagte, war so gut, hatte, wurden verhaftet, in die Engelsburg transportiert und die als stände es in der Bibel. Eine Nacht lang schlug er sich untersuchung gegen sie eingeleitet; fie wurder später freigelaffen, mit dem Esel herum, der seinen Parkettboden im Trauungssaal da sie schuldlos waren, was denen, die den Haftbefehl erlassen zertrampeln sollte, dann aber rollte er am anderen Morgen hatten, sehr wohl bekannt war." turzerhand, um diesem seltsamen Paar die richtige Unterlage zu geben, einen Haufen uralter Teppiche über den herrlichen glatten Fußboden und darauf packte er in aller Behutsamkeit eine beträchtliche Schicht Stroh, damit der Esel recht warm stehe und sich nicht ertälte. Der Malersmann hatte noch nie einen so tomischen Trauungsfaal gesehen, ließ sich aber nicht beirren. Nur den um die Mittagszeit ankommenden Bärchen schien ein solcher Boden für die wichtige Aktion der Trauungszeremonie doch nicht die richtige Basis zu sein. Was für ein Gesicht aber machte diefer Ezel von Pförtner, als er das Geficht seines Bürgermeisters fah, der ihn auf die Schredenstunde hin noch bei der Reinigung dieses improvifierten Stalles betraf Trotz seiner haarsträubenden Unwissenheit in Kunstdingen soll der Wächter solcher Kunstschätze noch an Ansehen in Enthuizen zugenommen haben.
Der aus dem Elsaß gebürtige Zeremonienmeister Aleganders VI., Johann Burchard , hat ein lateinisches Tagebuch über die Vorgänge am päpstlichen Hof, in der Stadt Nom usw. geführt, das bisher fast nur den Fachleuten bekannt war. Jetzt ist es durch eine von Professor Ludwig Geiger herausgegebene gefürzte deutsche Ausgabe auch weiteren Kreisen erschlossen worden, und man muß dem Herausgeber Dank zollen, daß er dieses Wert, das ein Kenner wie Gregorovius „ eine Berühmtheit" nennt, von seinem vielen Ballast und seiner Einkleidung in ein ungenießbares Mönchslatein befreit hat.( Verlag Robert Luz in Stuttgart ; Preis gebunden 7 Mt.) Aus den trockenen Berichten des Klerikers ergibt sich ein abstoßendes, aber wahrheitsgetreues Bild davon, wie es der Papst und sein dämonischer Sohn Cesare Borgia trieben und wie es sonst in dem kirchlichen und weltlichen Rom zuging. Und das war schlimm über jeden Begriff. Dabei war Burchard nichts weniger als ein Freund von Standalgeschichten; er ist im Gegenteil von großer Burüdhaltung, was jede Seite seines Diariums von neuem beweist. Bon besonderem Interesse sind für uns die Greueltaten Cejares, zu deren willigem Helfershelfer sich sein päpstlicher Vater hergab, und die Mordtaten des Papstes selbst. Ueber eine von diesen schreibt Burchard:
" In der Nacht vom Freitag, 27. Januar 1502, wurde der Bruder des Herrn Giovanni Lorenzo von Venedig verhaftet, der, wie es hieß, eine griechische Schrift dieses Giovanni gegen den Papst und Cesare Borgia ins Latein übersetzt und nach Venedig geschickt hatte. In selbiger Nacht wurde sein ganzes Hab und Gut, auch was Giovanni zurückgelassen hatte, Bücher u. a. m. aus seiner Wohnung geschleppt und nichts darin gelassen. Das wurde unverzüglich der Signorie von Benedig gemeldet, diese schrieb zurück und beauftragte
Wie diskret sich Burchard ausdrückt! Der Mörder war nämlich Michelotto, der Henfersknecht Cesares.
Was die Feindschaft Cesares bedeutete, zeigt folgender Bericht, der auch sonst sehr lehrreich ist:
Am Mittwoch, 15. Februar, entfernte sich der Kardinal d'Efte nach dem Konsistorium, dem er noch beigewohnt hatte, aus Rom , um wieder nach Ferrara zu gehen wegen des Grolls, den Cesare Borgia auf ihn geworfen hatte, und zwar deshalb, weil er die fürstliche Schwägerin Gefares liebte und Umgang mit ihr pflog, mit der auch Cefare selbst geschlechtlich verkehrte."
Was alles an Unfittlichkeit und Schamlosigkeit damals im Batia fan möglich war, und was vor allem die päpstliche Familie fich darin leisten konnte, zeigt das folgende:
„ Am Abend des letzten Oktober 1501 veranstaltete Cesare Bor gia in seinem Gemach in Vatikan ein Gelage mit 50 ehrbaren Dirnen, Kurtisanen genannt, die nach dem Mahl mit den Dienern und den anderen Anwesenden tanzten, zuerst in ihren Kleidern, dann nackt. Nach dem Mahl wurden die Tischleuchter mit den bren nenden Kerzen auf den Boden gestellt, und rings herum Kastanien gestreut, die die nädten Dirnen auf Händen und Füßen zwischen den Leuchtern durchkriechend aufsammelten, wobei der Papst, Ce fare und seine Schwester Lucretia zuschauten. Schließlich wurden Preise ausgesetzt, seidene Ueberröcke, Schuhe, Barette u. a. für die, welche mit den Dirnen am häufigsten das Liebesspiel vollbrachten."
10
So machen der Papst und seine Kinder aus dem Sitz der Statt balterschaft Christi ein Bordell und feiern Orgien, die man vielleicht einem asiatischen Satrapen zutrauen möchte.
Wie der Papst seiner Tochter Lucretia einen Marstall vers schaffte, ersehen wir aus dem kurzen Eintrag:
Ueberdies hatte der Papst die einzelnen Kardinäle durch meinen Kollegen bitten lassen, jeder möchte zwei Pferde oder Maulesel her= leihen, und viele Bischöfe, über 20, ersucht, jeder möge einen Hengst oder eine Stute für die Begleitmannschaften Lucretias nach Fer rara zur Verfügung stellen, was sie auch taten. Doch ein paar Kardinale gaben nur ein Pferd, bezw. Maulesel, und keins der gea liehenen Tiere wurde zurückgegeben."
Fast grandios in seiner diskreten Steigerung wirkt der Bericht, wie der Papst den Kardinal Orsini vergiften ließ. Der Beremonienmeister schreibt unterm 20. Februar, wie der Papst dem gefangenen Kardinal seine Aerzte" schidt. Und nach 2 Tagen folgt die kurze Notiz:
"
„ Am Mittwoch, 22. Februar, verschied in der Engelsburg der Kardinal Orsini , dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen." So lösen die Bilder einander ab: Brunkvolle Kirchenfeste, polis tisch: Ränke und Türkenkrieg wechseln mit Ablaßbullen, den Berichten zahlloser Mordtaten, Hinrichtungen und den kurzen Notizen, aus denen die sittliche Verkommenheit des damaligen Klerus vom Bapst abwärts hervorgeht. Das Tagebuch Burchards ist ungemein lebro reich; es dect Abgründe von Ruchlosigkeit und Verderbtheit auf.