- 432 Die entwlckclung der Metallfaden- lampen. SJie Metallfadenlampen haben in der kurzen Zeit ihrer Existenz eine sehr große EntWickelung durchge- macht, die hauptsächlich die Fabrikation des Glühsadcns betraf. Es war von Anfang an durchaus nicht leicht, aus den in Betracht kommenden Metallen also solchen, die eine möglichst hohe Temperatur vertragen können einen Draht von genügender Feinheit herzustellen, und ehe du erste Mctallfaden- lampe auf den Markt kam, waren in den Fabriklaboratorien jähre» lange Versuche vorhergegangen, um Mittel und Wege zu finden, überhaupt das schwer schmelzbare und spröde Metall zu dünnen und gleichmäßigen Drähten zu verarbeiten. Das Resultat dieser Be inühungen waren schließlich die sogenannten Pastesäden, mit denen die ersten Metallfadenlampen ausgerüstet wurden. Man mengte dem Wolfram in pulverförmigem Zustande a n Bindemittel bei Zclloidin oder etwas ähnliches, diese breiige Masse wurde aus haar- feinen Diamantdüsen gespritzt und die Fäden in geeigneter Weise auf Papiertellern aufgefangen. In besonderen Oefen wurden sie dann gebrannt und auf diese Weise das Bindemittel wieder entfernt. Das gelang allerdings nur in unzureichendem Maße, so daß eine weitere Nachbehandlung sich als erforderlich erwies. Die Fäden wurden unter den Rezipienten einer Luftpumpe gebracht und in der Luftleere von einem hindurchgcschicktcn elektrischen Strom bis zur Weißglut erhitzt. Bei diesem Prozeß scheiden dann alle Bei- mengungen aus, und es blecht ein reiner weißer Wolframfaden übrig. War aber die Erhitzung nicht genügend hoch, so kam es vor, daß Verunreinigungen fast immer in Gestalt von Kohle oder Graphit zurückblieben, die erst in der Lampe verdampften, wo- durch deren bekannte, lichtschwächcnde Jnnenschwärzung hervor gerufen wurde. DaS ist aber nicht der einzige Nachteil. Bei dem Formierungsprozesse verkürzt sich der Faden, ein ungenügend for mierter Faden, der in der Lampe noch nachformiert, wird sich also dabei weiter verkürzen, hat er dann zwischen den Aufhängeösen nicht genügend Spielraum, so reißt er ab. Dies kam im Anfang, als man über diesen Punkt noch nicht genügend Erfahrungen hatte, giemlich häufig vor, oft schon nach 200300 Brennstunden; man sagte dann, der Faden sei durchgebrannt, was natürlich, streng genommen. nicht richtig war. Die Ursache eines solch frühzeitigen Reißens war vielmehr meistens eine zu dünne Stelle, die der Faden beim For- mieren erhalten hatte, ober ungenügendes Formieren. Ein eigent liches Durchbrennen kommt bei einem guten, gleichmäßigen Faden erst nach viel längerer Brenndauer, zirka 2000 3000 Brennstunden. vor; in der Beziehung ist die Metallfadenlampe der Kohlenfadenlampe erheblich überlegen. Die Helligkeit des Fadens selbst nimmt eigent� lich überhaupt nicht ab, wie eine in derElektrotechnischen Zeib schrift" veröffentlichte Messung beweist. Eine bOkerzige Metall- fadenlampe wies nach 500 Brennstunden mit innen stark geschwärz- ter Glocke eine Helligkeit von 18 Kerzen auf. Nachdem diese Glocke entfernt und eine neue aufgeschmolzen worden war, ergab eine neue Messung, daß die ursprüngliche Helligkeit von 50 Kerzen noch voll vorhanden war, der Faden hatte also überhaupt nicht gelitten. Einen sehr störenden Fehler wies der gespritzte Faden auf. das war seine große Sprödigkeit. Man versuchte deshalb einen Draht faden herzustellen, also das Metall genau so wie bei der Draht- fabrikation zu ziehen. Dabei wird daS Wolfram, indem es beständig auf einer gewissen Temperatur gehalten wird, durch immer feiner werdende Diamantdüsen bis unter 0,05 Millimeter Dicke ausgezogen. Ein solcher Drahtfaden ist in der Tat bequem zu biegen und auch gar nicht empfindlich; trotzdeir weist er, in der Lampe verwendet, eine Reihe von Mängeln auf, die den Paste- faden als überlegen erscheinen lassen, vor allen Dingen den, daß er in ganz besonders hohem Grade die Erscheinung des Nach- formierens zeigt. DieS muß zum großen Teil von anderen Hr. fachen herrühren als beim Pastefaden. Wahrscheinlich weist der durch das Ziehen in den Diamantdüsen gereckte Faden sehr ver» schiedene Lagerungen der Moleküle auf. beim Stromdurchgang werden sie gericktet, schließen sich enger aneinander, und der Faden verkürzt sich. Das kann aber nur ein langaufgewickelter Faden vertragen; deshalb wickelt man ihn absichtlich etwas lose, um Be­schädigungen durch da» Sintern oder Nachformieren zu vermeiden. Außerdem ist aber der gezogene Drahtsaden niemals so rein als der gebrannte Pastesaden, der in sorgfältigster Weise präpariert worden ist. Und ist erst einmal das Formiren völlig beendet, so hat der Drahtfaden die gleiche molekular« Struktur wie der Pastefaden, ist also auch ebenso spröde wie dieser und sogar noch weniger haltbar, da die Herstellung weniger sorgfältig ist und viel leichter Ungleich- Mäßigkeiten in der Dicke auftreten können. An Lebensdauer ist also der Pastefaden überlegen, nur die Herstellungskosten sind beim Drahtfaden geringer. Das hat aber nicht viel zu bedeuten, da diese Kosten in den gesamten Fabriksclbstkosten eine gar zu geringe Rolle spielen. So kostet z. B. das Fadenmaterial für eine 32kerzige 110-Voltlampe nur 6 8 Pf.(Der Preissturz, der vor geringer Zeit erfolgte, rührt in der Tat auch gar nicht von der Einführung des Drahtsadens her, sondern von ganz anderen Ursachen.) ES ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß der Drahtfaden seine Rolle bald ausgespielt hat, zumal die Glühlampentechniker nicht mützig i gewesen sind und den Pastefaden wesentlich vervollkommnet haben. Es werden demnächst Apparate in Betrieb genommen werden, die es gestatten, 2000 Pastefäden gleichzeitig zu formieren, und die gleich- zeitig eine gc. iz neue Einwirkung der Wärme verwenden, wodurch die Qualität ver Fäden noch mehr gehoben werden soll. Wenn es erst gelingt, die Hauptmängel der Lampe, wozu in erster Linie die große mechanische Empfindlichkeit des Fadens gehört, zu beseitigen und gleichzeitig den Preis der Lampe herabzusetzen, wird ihr Triumph ein allgemeiner sein. kleines femlleton* Aus der Natur. Kaltes Licht(Irrlichter).Kalte? Licht' ist wohl jedem vom Phosphor bekannt, namentlich in Form des leuchtenden Strichs, den ein Phosphorzündholz beim Anstreichen erzeugt. DieS Leuchten ist au die langsame, kalte Verbrennung des Phosphors ge- Kunden. Nun ist aber festgestellt worden, daß dies keine ver- einzelteu Vorgänge find, sondern daß sehr viele, meist längst be- kannte chemische Vorgänge, namentlich Oxydationen, ohne beträchtliche Erwärmung Licht von den verschiedensten Farben erzeugen. Bei Fäulnisprozessen entstehen zahlreiche, darunter auch gaS- oder dampfförmige Substanzen, die sich an der Luft schon bei gewöhnlicher Temperatur oxydieren, aber doch so langsam, daß sie nicht mit heißer Flamme brennen. Es wäre nun ein Wunder, wenn unter diesen Fäuwisproduklen nicht auch solche wären, die bei ihrer kalten Verbrennung leuchten. Handelt eS sich um sehr verdünnte, einen größeren Raum erfüllende Dämpfe, so hat man ein unbestimmtes Leuchten, so wie über Leichen. Aber auch die eigentlichen Irrlichter mit ihrer Flammenform lassen sich ganz gut durch GaSblasen erklären, die dem Boden entsteigen und einen Stoff enthalten, der sich unter kaltem Leuchten oxydiert. Da da» den Sümpfen entsteigende GaS, meist durch hohen Gehalt an Sumpfgas (Grubengas, Methan), leichter als Lust ist, steigt e» nach oben und so erklärt sich die Flammenform auch ohne Hitze. Durch Vermischung mit der Lust werden eben die leuchtenden Stoffe nach oben allmählich verdünnter und daher daS Licht immer schwächer, bi» es infolge der Verdünnung überhaupt nicht mehr zu sehen ist. Die Dauer der Erscheinung hängt wohl davon ab, wie lange an einer bestimmten Stelle Gasblasen nacheinander auffteigen, und schwankt dementsprechend sehr stark. Auch die so wechselnde SuS- dehnung, Stärke und Farbe des Lichtes paßt ganz gut zu dieser Erklärung. Allerdings erreichen ReaktionSstraylungen und daher nach dieser Theorie auch Irrlichter niemals die Helligkeit heißer Flammen, aber in dunkler Nacht kann dem Auge auch solch schwache? Licht schon recht hell erscheinen. Aus dem Tierreiche. Insekten als Sänger. Daß die Insekten im großen Konzert der Natur al» eifrige Musikanten tätig find, weiß jeder, der einmal an einem stillen Sommerabend dem Geigen der Grillen ge» lauscht hat. Aber daß in Japan Insekten die Stelle der Kanarien- vögel vertreten und durch ihren Gesang wahres Entzücken erregen, dürfte weniger bekannt sein. Die Insekten bringen ihre Musik im allgemeinen durch das Aneinanderrerben bestimmter Teile ihres Körpers oder durch Schwingungen der Flügel während de» FlugeS hervor; jedoch musizieren auch manche Arten durch das Er- zittern einer bestimmten Membran, die durch MuSteln bewegt wird. In Tokio gibt eS zwei Firmen, die den Handel mit singenden Insekten EngroS betreiben. Sie schicken fliegende Händler durch die Straßen, die die winzigen Sänger in kleinen Bambus» käsigen mit sich führen und zum Kauf anbieten. Die fingenden Insekten kosten zwar pro Stück nicht mehr als zehn bis dreißig Pfennige, aber da die Sterblichkeit sehr groß ist, so muß der Japaner, der auf eine solche Zimmermusik nicht ver- zichten will, sehr häufig diese kleine Summe anlegen. Der große Jnsektenforscher I. Henry Fabre, der auch diesen musi- zierenden Insekten eingehende Studien gewidmet bat. bezeichnet all die gesuchtesten Jnseitenarten. die in Japan haupitächlich als Sänger dienen, die gemeine Heuschrecke, die Wanderheuschrecke, den C-llyto- tryphus rnarrnoratus, den Hornoogrythes japanicus und als den am teuersten bezahlten Star dieser kleinen Truppe, den Easa hifcari. Die Insekten werden wie Seidenwürmer aufgrzogen und mit der größten Sorgfalt behandelt. Man sammelt sie gewöhnlich im September auf den Feldern vor der Lege- zeit und schließt sie in gläserne Gefäße ein. Da» Weibchen lirbt fast sofort nach der Gefangennahme. Die Eier werden unter einer Temperatur von 30 Grad Celsius gehalten, und dann schlüpfen im März die Jungen aus. Auf hundert Eier kommt«m Verlust von 10 Proz.; die Hälfte sind Weibchen, die aber nicht weiter ge- züchtet werden, denn nur die Männchen singen. Ein solcher Insekten- länger lebt nur vier bis fünf Wochen. Auf die Grillen erstrecken die Japaner ihre Musikliebhaberei nicht, sie werden höchsten« von den Rindern gefangen, die sie mit kindlicher Grausamkeit martern und töten. verantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingertEo..Berl»nL�.