vleichfallS nicht» andere» al« ein eingezäunter Ort. Häufiger alsder Zaun ist der H o f in den Ortsnamen, da» Hofen erscheint inder Schweiz häufig zusammengezogen zu Sn. wie in Pfäffikon.«bermal» ein neues Wort für d.n umhegten Platz ist.Hagen'.womit zunächst die lebende Hecke, besonder» die der Hage- oder Hain-buche, gemeint ist. Neben Friedrichshagen. Stavenhagen, Stadt-Hagen usw. sind auch Orte wie Ziegenhain danach benannt, denn»Hain ist nur eine andere Form von«Hagen, und aus-Hain wirddurch Volksdeutung sogar noch.-hohen'. Der.Garten' wurde schonerwähnt, er steckt m zahlreichen slawischen Namen, die heute Ortenvon sehr verschiedener Nationalität angehören, etwa: Stargard,Graz. Königgrätz, Nowgorod svon den deutschen Hansaleuten einstNögarten genannt). Während da» so häufige«hausen(übrigensin.Husum' am reinsten erhalten) erst später aufkam, bildet in allenindogermanischen Sprachen ein anderes Wort von ähnlicher Be-deutung einen häufigen Bestandteil der Ortsnamen: unser-wich, das slawische-vss, das lateinische vicus, daSgriechische oikos(ursprünglich foikos) sind ein und das-selbe: HauS.(Die„Oekonomie' ist hier glcichtalls zu Hause.)In unserem Worte Weichbild erscheint jener Stamn, ebenso wie inBraunschweig, in Wickede, in NowaweS, in Schleswig, in Bardowiekoder in den englischen Ortsnamen auf-wich und-wick(Greenwich,Marwick), den holländischen auf-wyck und-wijk(Ryswik, Wijk aanZee). Auch die Worte Bau(Baude. Bude) und Heim haben ihreausländischen Gegenstücke in WiSbq, Derby, Birmingham. Mome uiw.Die einleitende Form von Bau ist dwt Bauer(Vogelbauer— Vogelhaus) und sie findet fich in Neuron, Büren und vielen-beuren. Dasrussische Solo— Dorf wird zu Seele gedeutet im HommerschenLiebesseele(eigentlich läpa Selo— Lindendorf). DaS Wort Dorfbedeutete den ungeordneten und zerstreuten Haufen. DaS größereDorf erwarb daS Marktrecht, daher Markt-Redwitz usw. Daher aberauch Torgau. vom slawischen torg— Markt. Das Wort.O r t'bedeutet eine Spitze(der Schuhmacher nennt die Pfrieme eine Ort);die Namen auf-ort find häufig bei Flußmündungen. Haff undHafen find eigentlich das vom Meer angefüllte Becken. DaSschottische Firth, daS norwegische Fjord und unsere Föhrde sind mitdem lateinischen xortus(Hafen) verwandt, daS natürlich auch in Ports-mouth, Port Arthur usw. vorliegt.Das römische oastrum(Lager) mit der VerkleinerungsformKastell ist in zahlreichen Sprachen vrriiert. Wir finden dieenglische Form cnstls, die französisch-! chJtel oder cMteau, wirfinden Orte wie Kastel, Bernkastel, CastreS, Ehester. Manchester,Gloucester(Gloster), Leicester(Lester), Lancaster, Chesterfield. Nichtimmer liegt aber hier eine römische Befestigung zugrunde. DieOrtsnamen mit.-kirchen' find fo häufig, daß wir nicht daraufeinzugehen brauchen. Von Klöstern erhielten viele Städte ihreNamen: Müniben ist ursprünglich die Villa Munichen(die FormMünnich für Mönch findet sich noch im IS. Jahrhundert), gleich«bedeutend mit München ist Monaco. Münster kommt vomrnonsstorium(Kloster), desgleichen das englische Minster; Axminsterliegt am Axe, die Westminster- und die Ostminster-Kathedralein London stammen schon auS dem siebenten Jahrhunderl.Auch Monastir hat denselben Ursprung, ebenso Montreux(->- Klösterle).Frankfurt heißt nach der Furt, durch die die Franken den Mainpassierten: Franconofurd ist die Form zur Zeit Karls des Großen.Erfurt ist die Furt über die Gera, wie Klagensurt die über dieKlagn oder Glan. Vielleicht allerdings ist bei' Erfurt an das Heerzu denken, wie beim westfälischen Herford und beim englischenHereford. Bei Schweinfurt handelt es fich um eine richtige Schweine-surt: Lmnvordi. Dem entsprechen Oxford, Ochsenfurt und Bosporus,die alle dasselbe bedeuten. Nach der Furt ist die Fähre(lateinischtrajootum) und erst dann die B r ü ck e im Gebraach. Utrecht isttvohl die alte Fähre(nämlich am Rhein), wie Maastricht die Maas-fähre. Unter den Orten mit„«brück' ist Osnabrück(niederdeutschOfienbrügge) ein Gegenstück zu Ochsenfurt. Buch Mühlen werdennamengebend. Moulins heißen 22 Städte in Frankreich, bei unssind die Mühlhausen und Mühlheim wohl ebenso zahlreich. Dieniederdeutsche Form ist Mölln, in England gibt es ein Millbrook(Mühlbach), in Holland ein Molenbeet. Wirtshäusern verdankenStädte wie Zabern(lateinisch tabema), Heidekrug usw. ihren Namen.(Schluß folgt.kleines feuilleron.Bildungswese».Musikalische Volksbüchereien. Genosse Hanauer-Brüssel schreibt uns: Zu den aus dem 2. Maihesl deS„Kunstwart'übernommenen Darlegungen in Nr. 102 des UnterhaltungsblatteSseien mir wenige Worte gestattet. Bibliothekar Teerig und ichhaben am 1. Dezember 1904 im Anschluß an die Freibibliothek undLeseballe in Franksurt a. M. eine auf vollständiger Unentgeltlichkeitbegründete Abteilung für Musilalien eröffnet, fast gleichzeitig mitder Münchener. die Herr Nariop ins Leben gerufen hat. Wie da«mals bin ich auch beute nock der Anschauung, daß bei dem äugen-blicklichen Stand der Dinge rationell»nr ein Anschluß an einemodern geleitete öffentliche Bibliothek in Betracht kommen kann:vielleicht könnle nian auw an eine Angliederung an eine Konser«vatoriumSbibliothek denken. Man hat schon lange in derKruppschen Bücherhalle, dann in Hamburg, ganz kürzlich in Char-lottenburg ähnliche Abteilungen begründet. Wenn die künstlerischeBeratung durch den Bibliothekar noch nicht ausgebildet ist, so istdies nur ein Teil eines weitverbreiteten Mißstandes, denn manschätzt den Wert der Bibliotheken und die Arbeit deS Bibliothekar?noch in weitesten Kreisen nicht genügend' erst in allerletzter Zeitwird dieS in Deutschland anders. Es besteht auf dem Gebiete derKunst, insbesondere der Musik nur e i n Beispiel in Deutschland fürdie unentgeltliche Erteilung von Mufikunterricht, da» ist die Würz-burger Musikschule, deren Wirken aber auf einen bevorrechtetenKrei»— die Studierenden der Universität— begrenzt ist.Dieser unentgeltliche Unterricht an Begabte muß ebenso eineSchulforderung der Partei werden, wie die Forderung derBibliotheken überhaupt.ES ist natürlich notwendig, daß die Bibliothek sich die Beratungdurch die maßgebenden Kreise sichert, und daß dementsprechendSchund, Potpourris und Spicker-AuSzüge, dies neueste Produkt derden Preissturz der Wagnerschen Opern fürchtenden Verleger,strengstens ferngehalten und, falls sie von wohlwollenden Freundengeschenkt find, dem Feuertode überantwortet werden.Astronomisches.Die Arten der Sterne. Die Annahme, daß die hellerenSterne un» näher, die schwächeren weiter entfernt sind, erscheint zu-nächst ganz willkürlich. Man sollte meinen, daß eine Sonne, diegrößer und mit stärkerer Leuchtkraft begabt ist, am Himmel für daSMenschenauge als hellerer Stern austritt im Vergleich zu eineranderen, die zwar weniger weit entfernt, aber kleiner ist. Dennochhat sich im allgemeinen jene Vermutung als zutreffend herausgestellt.Allerdings ist es bisher nur in einer immer noch verschwindendenZahl von Fällen möglich gewesen, die Entfernung der Fixsterne miteiniger Zuverlässigkeit zu messen. So weit diese Auf-gäbe zu erfüllen gewesen ist, hat sich auch eine merkwürdigeBeziehung zwischen der wirklichen Helligkeit der Fixsterneund ihrem Spektrum, also ihrer stofflichen Zusammensetzung, heraus»gestellt. Die Sterne beispielsweise, die in ihrer Zusammensetzungzu den Verwandten des Siriu» gehören, sind durchschnittlich ettvaSO mal heller al» unsere Sonne, die Sterne aus der Familie desProcyon nur etwa fünfmal heller. Noch merkwürdiger ist die Tat-fache, daß die Fixsterne, deren Spektrum dem bekannten der Sonnegleicht, auch etwa dieselbe Helligkeit haben. Es gibt aber auchFixsterne, die eine sehr viel geringere Leuchtkraft besitzen. So habendie orangefarbenen Sterne im Mittel nur ein Sechstel, die rotenSterne sogar nur ein Fünfzigstel von der Helligkeit der Sonne.Dabei darf man freilich nicht vergessen, meinte Professor Russellin einem Vortrag vor der Amerikanischen philosophischen Gesellschaft,daß es viele Sterne von größerer Helligkeit gibt, die viel zu weitentfernt sind, als daß man ihre Entfernung bisher mit annähernderZuverlässigkeit hätte bestimmen können und unter ihnen befinden sichsolche mit den verschiedensten Spektren. Man muß annehmen, daßmanche von ihnen 100- und gar 2S0mal heller sind als die Sonne.Aus sie trifft also die Unterscheidung nicht zu, indem auch die röt-lichen Sterne die Sonne an Leuchtkraft weit übertreffen, obgleichwohl die weißen Sterne auch in dieser Gruppe stets die hellerenfind.Aus dem Tierreiche.Eindecker im Jnsektenreich. Seit dem großenLeonarde hat man sich bei dem Streben nach der VerwirUichung deskünstlichen Fluges die Vögel zum Muster genommen und aus ihrerBewegung zu lernen versucht. Ein französischer NaturforscherDr. Belleme hat jetzt den Nachweis versucht, daß man von den In-selten sich noch besser über die Geheimnisse de» FlugeS unterrichtenlassen könne. Er bezeichnet die Vögel sogar als die schlechtestenVorbilder für diesen Zweck, weil ihr Körperbau viel zu verwickeltund eigenartig sei. alS daß man ihn nachahmen könnte. Für die idealenLehrmeister im Kunftflug hält Belleme die Ordnung der zwei-siügeligen Insekten, zu denen namentlich die Fliegen und Mücken ge-hören. Er vergleicht eine Fliege mit einem Blöriot-Eindecker. DieFliege aber hat außer ihren beiden ausgewachsenen Flügeln nocheinen kleinen Apparat, der als ein Ersatz für ein zweites Flügelpaarbestimmt ist. ES besteht in zwei kleinen starren, in einen Knopfendenden Stacheln, die zwischen der Brust und dem Hinterleib be-festigt sind. An manchen Fliegenarten sind sie auffälliger als an.anderen. Nach den Versuchen von Dr. Belleme dienen sie zur Er-Haltung deS Gleichgewichts. Eine Fliege, die ihrer beraubt wird, ver-lernt damit nicht die Fähigkeit des FlugeS, aber sie kann namentlichbeim Abstieg die Richtung nicht immer recht einhalten. Im Schwebe-flug aber kann es gar geschehen, daß sie sich überschlägt. Sie mußjenes Organ auf alle Fälle sehr stark vermissen, denn sie gibtdas Fliegen nacd einigen Versuchen bald ganz auf und bewegt sichfast nur noch auf ihren Beinen. Vergißt sie ihr Unglück und ver-traut sich aufs neue ihren Flügeln an, so kommt eS meist bald zugleichen Unglücksfällen. Dr. Belleme schließt aus seinen Beob-achtungen, daß es für die sichere Erhaltung deS Gleichgewichts beimFlug von größter Wichtigkeit sei. durch irgend einen Mechanismusden Schwerpunkt stets unmittelbar unter der«ufhängungsachse, dasheißt der Mittellinie der Flügel zu halten.__Lerantwortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin.— Druck u. Verlag: kiorwärtSBuchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul SingerchEo., Berlin LW.